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RENTENANGST

DIE * WOCHE

Erstellt von Redaktion am Montag 25. Mai 2020

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

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Kolumne von Friedrich Küppersbusch.

Vom  Totalschaden bei VW, Flügekgelügel bei der AfD  und der Segensbeute aus der Pandemie.  Schröders „Agenda“ brachte Arbeitern Leid, Kalbitz‘ Rausschmiss der AfD Streit und ein rassistisches Video brachte VW einen Shitstorm ein.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Söder zieht Forderung „Kabinettsumbildung mit Jahresmitte“ zurück.

Und was wird besser in dieser?

Scheuer und Seehofer müssen Rücktritt fachlich begründen.

In mehreren Schlachthöfen hat es Corona-Ausbrüche gegeben, das Bundeskabinett hat deshalb strengere Regeln für die Fleischindustrie beschlossen. Dass Arbeiter:innen – nicht nur in der Fleischbranche – ausgebeutet werden, ist seit Jahren bekannt. Brauchte es eine Pandemie, damit die Regierung handelt?

Es braucht Fantasie, sich Akkord am Spargel oder serielle Hackepeterei im Schlachthaus als „Werk“ vorzustellen. Ein Bauteil, eine Dienstleistung, ein Buch mag eines sein – am Fließband und in der Furche war es schon immer geradeaus gelogen. Das ist befehlsgebundene, lohnabhängige Arbeit. Heils Mentor Gerhard Schröder hatte mit der „Agenda“ das Elend der Leiharbeit über die Branchen gebracht, bis Arbeitsgerichte gleichen Lohn erzwangen. Da verfiel man auf die Maximaldehnung des Begriffs „Werkvertrag“. So pustefix die GroKo den Schwindel jetzt wegbläst, so klar wird, dass alle davon wussten.

Ein Werbefilm des Autoherstellers VW wurde als rassistisch kritisiert und bekam einen Shitstorm im Netz. Zu sehen ist ein kleiner Schwarzer Mann, der von einer überdimensionierten „weißen“ Hand durchs Bild geschnippt wird. Das Unternehmen hat das Instagramvideo gelöscht und sich entschuldigt. Ist das glaubhaft?

Es war ein weiter Weg von „Er läuft und läuft und läuft“ hin zu einer weltweiten Kampagne mit „400 assets“ in „kanalspezifischen Geschichten“. Die verzapft eine „customized agency“, VW hat sich beim Branchenriesen DDB/Omnicon eine eigene Agentur ausbedungen. Die heißt – für einen Verbrennerkonzern naheliegend – Voltage und hat Werbeproduktion „automatisiert und standardisiert“. Scheint toll zu klappen. Im Clip fanden aufmerksame Zuschauer auch eine notorische „White Power“-Geste, im Einzelbild springt beim Claim „Der neue Golf“ zuerst das N-Wort ein, ein „Cafe Colon“ wird mit „Siedler“ oder „Darm“ übersetzt. In der B-Note für den künstlerischen Eindruck erfrischt der Spot mit bemerkenswert schlechtem Trick, fehlerhaftem Lichtanschluss, desillusionierender Unschärfe. Der neue Golf – Totalschaden in zehn Sekunden. Drollig: Auch um alle genannten Fehler bereinigt würde der Clip immer noch keinen Sinn machen: „Kauf den neuen Golf, weil jemand Leute schnippst.“ Freuen wir uns auf „VW – weil meine Katze Durchfall hat“ oder „Volkswagen – sie zahlen, wir koksen“.

FDP-Chef Christian Lindner umarmte einen belarussischen Honorarkonsul, ohne Abstand und Maske. Corona ist das eine, die politischen Verhältnisse in Weißrussland das andere. Trotzdem: War die Umarmung die Tinte der Berichterstattenden wert?

Quelle       :       TAZ           >>>>>           weiterlesen

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Grafikquelle       :        Bearbeitung durch User:Denis_Apel – Lizenz “Creative Commons“ „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“

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