DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Dienstag 14. April 2020
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Leben in Zeiten von Corona: Zivildienst war ’ne geile Sache. Der Spargel ist systemrelevant, Bankräuber werden plötzlich höflich und selbst für die Bundesliga gibt’s Ersatz. Manches aber bleibt unverändert. Die Bauern suchen Vollprofis und finden Julia Klöckner so: Hold my Spargel!
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Ausflugsziele und Radwanderwege proppenvoll.
Und was wird besser in dieser?
Corona im Winter wär schlimmer.
Am vergangenen Dienstag wurde der 15-jährige Arkan Hussein Kh. im niedersächsischen Celle von einem 29-jährigen Deutschen erstochen. Die Ermittlungen hätten „in keiner Hinsicht Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche oder politisch motivierte Tat“ geliefert, teilte die Polizei mit. An dieser Bewertung gibt es Kritik. Wie ist Ihre Einschätzung?
Zeit Online berichtet, drei Social-Media-Konten seien nach Angaben der Polizei dem Tatverdächtigen Daniel S. zuzuordnen. Dort sei er mit Neonazis, Rechtsradikalen, doch auch Kurden und Türken „befreundet“. Er folge Seiten zu Verschwörungstheorien, Reichsbürgertum und Antisemitismus. Im günstigsten Fall hat die Zeit besser recherchiert, als die Polizei ermittelt; im ungünstigsten auch. So schroff Polizei und Staatsanwaltschaft politische Motive abweisen, so großzügig löffeln sie schon mal Beruhigungsmittel aus: „verwirrt“ sei der Täter und „möglicherweise psychisch erkrankt“. Hüben überkorrekt, drüben vorzeitiger Dramenerguss: Das klappt nur, solange man nicht ins Auge fasst, dass man zugleich rechtsextrem und verrückt sein kann. Sollte aber möglich sein.
Fachleute zweifeln an der Aussagekraft der sogenannten Heinsberg-Studie zur Ausbreitung des Coronavirus. Zudem gibt es Verbindungen zwischen dem Studienleiter und einem PR-Unternehmen. Kann denn nicht mal irgendwas einfach richtig und sauber sein?
Wer vermisst Dortmund – Schalke, wenn’s täglich Drosen – Streeck gibt? Der Showdown der Virengurus beginnt zwischen „Lockdown muss und ’ne App wäre auch gut“–Drosten und „Türklinke kann uns nix und bald sind wir alle immun“–Streeck. Letzterer bekam unverhofft ein PR-Angebot von seinem alten Kumpel Michael Mronz. Der Witwer von Guido Westerwelle gründete mit dem Bild-Überlebenden Diekmann und Philipp Jessen eine Agentur, die grundsätzlich nicht über Kunden redet. Außer Streeck. Jessen outete inzwischen auch die Sponsoren des Deals: Deutsche Glasfaser und Gries Deco Company. Wer also ganz sichergehen möchte, dass eine wissenschaftliche Studie in der Luft zerrissen, dafür aber wirklich alle Namen genannt werden, sollte sich „Storymachine“ merken.
Am Donnerstag landeten die ersten Saisonarbeitskräfte aus Rumänien für die Spargelernte im Badischen. 40.000 von ihnen dürfen trotz Pandemie einreisen. „Sehr zeitnah“ werden auch bis zu 50 Minderjährige von den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln erwartet. Ist das eine unerlaubte Parallelisierung? Und haben Sie noch Appetit auf Spargel?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
————————————————————————
Grafikquelle : Bearbeitung durch User:Denis_Apel – Lizenz “Creative Commons“ „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“
Urheber | Unbekannt |