Stunde der Killer-Clowns
Erstellt von Redaktion am Montag 5. August 2019
Der Nationalstaat ist Förderer und Last zugleich
George Monbiot | The Guardian
Kapitalismus Das Kapital setzt heute nicht mehr auf Technokraten und Managertypen, sondern auf autoritäre Witzfiguren wie Trump, Johnson oder Bolsonaro. Wie lässt sich das erklären?
Vor sieben Jahren beschwerte sich der Imitator Rory Bremner, Politiker seien so langweilig geworden, dass nur wenige von ihnen es wert seien, nachgemacht zu werden: „Heutzutage sind alle recht homogen und langweilig … Es ist, als würde Originalität heute als Belastung angesehen.“ Mittlerweile hat sein Berufsstand das entgegengesetzte Problem: Egal, wie extrem die Satire auch wird, hat sie es schwer, mit der Realität Schritt zu halten. Die politische Sphäre, die vor ein paar Jahren noch so grau und langweilig war, wird heute von geradezu grotesken Exhibitionisten bevölkert.
Dieser Trend beschränkt sich nicht auf Großbritannien – die Killer-Clowns übernehmen überall das Kommando. Boris Johnson, Nigel Farage, Donald Trump, Narendra Modi, Jair Bolsonaro, Scott Morrison, Rodrigo Duterte, Matteo Salvini, Recep Tayyip Erdoğan, Viktor Orbán und eine ganze Reihe weiterer lächerlicher starker Männer – oder besser schwacher Männer, denn als solche erweisen sie sich allzu oft – sitzen in Ländern an der Regierung, deren Bürger sie früher einmal von der Bühne gelacht hätten. Die Frage lautet warum? Warum weichen die Technokraten, die noch vor ein paar Jahren überall an der Regierung waren, extravaganten Witzfiguren?
Social Media, ein Inkubator der Absurdität, ist sicherlich ein Teil der Geschichte. Aber während es viele gute Arbeiten gibt, die die Mittel untersuchen, findet sich über die Ziele überraschend wenig. Warum stecken die Super-Reichen, die ihr Geld und ihre Zeitungen bis vor kurzem darauf verwendet haben, uncharismatische Politiker zu fördern, es heute in diesen Zirkus? Warum sollte das Kapital im einen Augenblick vom mittleren Management und im nächsten von Narren vertreten werden wollen?
Das Wesen des Kapitalismus hat sich verändert
Der Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass sich das Wesen des Kapitalismus verändert hat. In den Neunzigern und frühen Zweitausendern verlangte die Macht der Konzerne technokratische Regierungen. Das Kapital wollte Leute, die einen Staatsapparat sicher und kompetent leiten und die Profite vor demokratischen Veränderungen beschützen konnten. 2012, als Bremner seine Klage äußerte, war die Verlagerung bereits im Gange, nur dass die Politiker diese Entwicklung noch nicht vollzogen hatten und hinterherhinkten.
Die Politik, die die Unternehmen fördern sollte – für die Reichen die Steuern senken, staatliche Schutzmaßnahmen einreißen und die Gewerkschaften zerstören –, setzte eine gewaltige Spirale der Vermögensbildung durch Vererbung in Gang. Das größte Vermögen wird heute nicht durch unternehmerische Brillanz erzielt, sondern eben durch Erbschaft, Monopolbildung und Rendite: Man sichert sich die exklusive Kontrolle über entscheidende Vermögenswerte wie Land, Gebäude, privatisierte Versorgungsunternehmen und geistiges Eigentum und führt Dienstleistungsmonopole wie Verkaufs-, Software- und Social-Media-Plattformen zusammen, um dann von den Nutzern Gebühren zu verlangen, die weit über den Produktions- und Vertriebskosten liegen. In Russland nennt man Leute, die sich auf diese Weise bereichern, Oligarchen. Doch es handelt sich dabei um ein weltweites Problem. Heute wird die Macht der Unternehmen von der Macht der Oligarchen überlagert – und mutiert zu ihr.
Die Oligarchen wollen etwas anderes als die alten Unternehmen. In den Worten ihres Lieblingstheoretikers, Steve Bannon, arbeiten sie an der „Zerstörung des administrativen Staates“. Im Katastrophenkapitalismus, von dem die neuen Oligarchen leben, vervielfältigt das Chaos den Gewinn. Jeder Umbruch wird dazu genutzt, sich mehr von den Gütern unter den Nagel zu reißen, von denen unser Leben abhängt. Das Chaos eines nicht lieferbaren Brexit, die wiederholten Shutdowns unter Trump: das ist die Art von Zerstörung, die Bannon vorhergesagt hat. Während Institutionen, Regeln und demokratische Kontrolle zusammenbrechen, erweitern die Oligarchen auf unsere Kosten ihr Vermögen und ihre Macht.
Großes Theater als Ablenkung
Quelle : Der Freitag >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — A derivate of File:Donald Trump at Aston, PA September 17th Cropped.jpg and File:Bonnet de noel.png…
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2.) von Oben — Alexander Boris de Pfeffel Johnson, aka Boris Johnson, is now the Prime Minister of the United Kingdom and Leader of the Conservative Party. This caricature of Boris Johnson was adapted from a Creative Commons licensed photo from Foreign and Commonwealth Office’s Flickr photostream.…
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Unten — Bolsonaro mit Donald Trump in Washington, D.C. im Frühjahr 2019…