DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

DIE RAF DER USA

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 17. Juli 2013

Robert Redford: Aus dem Untergrund auf die Leinwand

File:Robert Redford 2006.png

[youtube IM0dwpVdlBw]

Autor: U. Gellermann

Rationalgalerie

Datum: 16. Juli 2013

Aus der Pressevorführung kommend erblicken die blassen Gesichter junger Kritiker das Tageslicht: Ein Politthriller, na schön, von Robert Redford, wird auch älter, was? Die Geschichte von „Die Akte Grand“ hat einen wahren Hintergrund? Echt? Ja. Es waren die 70er. Die Truppen der USA marodierten in Vietnam. Jahrgang für Jahrgang junger Männer wurde eingezogen, nahm am Völkermord teil, kam nicht mehr nach Hause, oder eben doch: Mal ohne Beine, mal ohne Seele. Eine ganze Generation junger Amerikaner wurde so verheizt. Überall auf der Welt erhoben zumeist junge Leute ihre Stimme gegen das Mörderland und seine Truppen. Auch und gerade in den USA. Und die Staatsmacht war bei der Niederschlagung der Proteste nirgendwo zimperlich. Auch und gerade nicht in den USA. Aus dem amerikanischen SDS (Studenten für einen Demokratische Gesellschaft) spaltete sich die radikale Gruppe der „Weathermen“ ab, sie begriffen sich als eine „revolutionäre Organisation kommunistischer Männer und Frauen“. Als einer ihrer Verbündeten, ein Black-Panther-Aktivist von der Polizei regelrecht hingerichtet wurde, gingen die Weathermen in den Untergrund und erklärten dem Staatsapparat den Krieg. Soweit der reale Hintergrund für den Film.

Jahrzehnte später, erzählt der Film, längst haben sich jene Weathermen, die man nicht hatte fassen können, scheinbar legalisiert. Falsche Namen, falsche Biographien, aber eben richtige Menschen. Einer von Ihnen ist der angesehene Anwalt Jim Grant (Robert Redford). Es ist ein kluger Schachzug, mit dem die Regie (Robert Redford) die Zuschauer für den Protagonisten einnimmt: Er erzieht seine zwölfjährige Tochter (Jackie Evancho) allein, und schon die ersten Dialoge der beiden strahlen jene familiäre Liebe ab, die dem Hollywood-Film so gut steht. Doch in die Idylle platzt ein junger ehrgeiziger Journalist (Shia Labeouf), der den Illegalen auf der Spur ist. Jim Grant weiß, dass, wenn man ihn erwischt, er wegen eines Mordes sitzen wird, den er nicht begangen hat. Und er weiß auch, wer aus seiner Vergangenheit bezeugen könnte, dass er unschuldig ist. Jetzt beginnt jene Flucht, jene Jagd quer durch die USA, die den Film zurecht als Thriller ausweisen. Schon auf dieser Oberfläche – der Film ist mit Susan Sarandon, Julie Christie und Nick Nolte über die Zentralfiguren hinaus gnadenlos gut besetzt – ist die Regiearbeit von Redford als intelligente Unterhaltung zu lesen. Doch Redford will offenkundig mehr.

In eine der Einstiegs-Szenen wird in in einem furiosen Dialog zwischen Susan Sarandon, die eine der Weatherpeople war und nun aufgeflogen ist, und dem als Journalisten figurierenden Shia Labeouf jene Frage aufgeworfen, die von ewiger Gültigkeit ist: Darf man sich gegen Gewalt mit Gewalt zu Wehr setzen? Nicht, dass der Film eine gültige Antwort bereit hielte. Aber dass er sie aufwirft, dass er die Möglichkeit zulässt über heutige Gewalt nachzudenken, über Drohnen und Rohstoffkriege, über die Abhorchgewalt und die Gewalt des Hungers und der Demütigung, das führt den Film weit über die Spannungserzählung hinaus. Abgefragt wird auch die persönliche Verantwortung des Einzelnen: Ja, die Weathermen waren Terroristen, ja, sie warfen Bomben auf militärische Einrichtungen. Aber sie wehrten sich gegen ein System, das Menschenleben vernichtet. Und nein, die persönliche Verantwortung des Einzelnen macht nicht vor der eigenen Tür halt. Bis heute muss jeder überlegen, wie weit er für das, was sein Land, seine Armee, seine Polizei im eigenen und anderer Leute Länder anrichtet, geradestehen muss. Dass diese Lektion in Staatsbürgerkunde so leicht daher kommt, dass diese bittere Pille gegen Anpassung und Passivität so gut geschluckt werden kann, das ist dem Besten zu verdanken, was amerikanisches Kino vermag. Wenn doch das Land eine annähernd so gute Politik machen würde wie es Filme fertigt.

Der Film kommt am 25. 7. 2013 in die Kinos.

——————————————————————————————————————————–

Grafikquelle   :

Source Flickr
Author Global X

Licensing

w:en:Creative Commons
attribution
This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Ein Kommentar zu “DIE RAF DER USA”

  1. wettermann sagt:

    Das ist so eine Sache mit der RAF. Aus deren Sicht war deren Handlungsweise O.K.

    Und gegen das heutige Monstrum von Staat kann man auch etwas haben: von links und von rechts. Die „christliche“ Politik der IM ‚Angela‘ provoziert das, die Politik, die vom Putin-Freund und einem frueher links-gruenen Karrierepolitiker, der beim dummen Volk heute noch ansehen geniesst, eingestielt wurde, besonders im sozialen bereich.

    Dumm das Volk, weil es sich heute wie gestern verarschen laesst. Das Volk sollte einmal das Grundgesetz lesen, besonders 20/4 und 146.
    Und dann sollte das Deutsche Volk voelkerrechtlich handeln und Friedensvertraege schliessen.
    Wie dumm das Volk wirklich ist, laesst sich jeden Monat am Politbarometer ermessen, auf dem „DDR“-Koryphae-en wie Pfarrer und Pfarrerstoechter, die eine Seelenverwandtschaft mit der Stasi aufwiesen, gute Werte erzielen.
    Die Kluegsten unter den Dummen im Lande scheinen die SPD-Waehler zu sein. Die haben ‚ihre‘ Partei der Volksverkaeufer auf eine 23 % Minderheit zurueckgestutzt.

Kommentar schreiben

XHTML: Sie können diese Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>