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Die Freiheit des Islam

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 24. März 2011

Die Freiheit des Islam

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Sehitlik1_Moschee_Berlin.JPG

Einen interessanten Einblick in den Islam versucht uns hier Charlotte Wiedemann zu vermitteln. Wir sollten aber nicht den großen Fehler vieler anderer machen und den Islam verallgemeinern. Es gibt nicht den Islam: Der Islam ist eine sehr urbane, mystische Religion und sehr stark von der Umgebung abhängig in der die praktizierenden Gläubigen leben. So sehen  wir große Unterschiede zwischen Afrika, Asien oder zum Beispiel der Türkei sowie auch Arabien. Besonders in Asien und Afrika spielen bei allen Religionen immer noch die Natur Religionen eine sehr große, stark beeinflussende Rolle. IE

Wo rührt das her, diese Bereitschaft zum Umsturz? Dieses jähe Außerkraftsetzen von Angst, Hemmungen und lang eingeübter Demut? Die Befähigung zur Revolte wurde Muslimen nicht zugetraut, gelten sie doch als Gefangene einer religiösen Gefühls- und Geisteswelt, die mit Unterdrückung besser harmoniere als mit Freiheitsdrang. Die Regime, die nun stürzen, passten zum herkömmlichen Bild des Islam weitaus besser als die Umstürzler. Auch der dumpfe bewaffnete Dschihadismus fügte sich in dieses Raster: eine reaktionäre Revolte, extrem patriarchalisch. Und nun ein geradezu anti-autoritärer arabischer Bildersturm. Passen Islam und Emanzipation womöglich doch zusammen?

Ein befriedigtes „Allahu Akbar“ beim Anblick einer brennenden Polizeiwache – Religion ist bei den jüngsten Erhebungen immer dabei, als Triebkraft, Ermunterung, Rückversicherung.(1) Doch sie definiert nicht das Ziel der Erhebungen. Damit haben sich die neuen Bewegungen von der Dominanz des islamistischen Diskurses befreit – und doch sind sie in einem entscheidenden Punkt seine Kinder: in ihrem unbedingten, fast skrupellosen Verlangen nach Gerechtigkeit. Die Aufständischen haben die Gewissheit, dass Gott, der Islam und seine Werte auf ihrer Seite stehen beim Sturz eines Präsidenten – das versteht sich für Muslime, zumal für sunnitische, keineswegs von selbst.

Über Jahrhunderte haben sich sunnitische Rechtsgelehrte den Kopf zerbrochen über die Frage, ob einem ungerechten Herrscher zu gehorchen sei. Sie blieben, wie öfter, auf komplizierte Weise uneins. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hat sich unter dem Einfluss populärer islamistischer Prediger ein radikalerer Konsens herausgebildet, nicht in den Gelehrtenstuben, sondern auf der Straße und vor den Fernsehschirmen: Ungerechte Herrschaft müsse von keinem Muslim anerkannt werden. Diese wirkmächtige Prämisse macht nun für konservative Bevölkerungsteile all jene sozialen Tabubrüche verzeihlich, die von den Jungen, Vorpreschenden im Moment der Revolte begangen werden. „Allah hat uns den Rap gegeben, damit wir uns von Unrecht befreien können“, sagt der 22-jährige tunesische Rapstar Hamada Ben-Amor („El Général“). Natürlich weiß er, dass er seine Stücke selber schreibt. Aber so erklärt er die Akzeptanz durch seine religiöse Familie.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle :  Die Şehitlik-Moschee in Berlin wird hauptsächlich von türkischstämmigen Muslimen besucht

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