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Deutsche Bank

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 8. Oktober 2008

Die gefährlichste Bank Deutschlands

Die Deutsche Bank hat die Krise der einheimischen Kreditwirtschaft mutwillig verschärft.

Von Jürgen Elsässer
Der Zusammenbruch der Industriekreditbank und das Scheitern der Rettung für Hypo Real Estate wurden von der Deutschen Bank provoziert.
»Deutschlands dümmste Bank« titelte die »Bild«-Zeitung, nachdem die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) der bereits bankrotten US-Investmentbank Lehman Brothers noch 350 Millionen Euro überwiesen hatte. Bald sollte sich herausstellen, dass auch andere staatsnahe Finanzinstitute wie etwa die WestLB und die BayernLB durch den Zusammenbruch des US-Geldhauses zusammen über eine Milliarde Euro verloren hatten. Doch die berechtigte Kritik am katastrophalen Management der öffentlich-rechtlichen Finanzierer darf nicht vergessen machen, dass die eigentlich Schuldigen bei den Privatbanken zu suchen sind.
Ein Beispiel ist der Absturz der Industriekreditbank (IKB) im August 2007, die erste Schockwelle für den deutschen Finanzmarkt. Zwar ist es richtig, dass das Mutterhaus KfW die waghalsigen Spekulationen seiner Tochter IKB auf dem US-Immobilienmarkt nicht verhindert hat. Aber der Anstifter ist in Mainhattan zu finden: »Es war die Deutsche Bank, die der IKB half, jene Zweckgesellschaften aufzubauen, die der Düsseldorfer Bank zum Verhängnis wurden«, bilanzierte die »FAZ« am 4. September 2007. Als die von den Frankfurtern empfohlenen Subprime-Papiere im Sommer 2007 immer stärker abstürzten, kam die Deutsche Bank der von ihr so schlecht beratenen IKB nicht nur nicht reuig zu Hilfe, sondern tat das Gegenteil: Sie sperrte dem früheren Mittelstandsfinanzierer die Kreditlinie. Damit war sein Schicksal besiegelt.

Ähnlich agierte die von Josef Ackermann geleitete Mega-Bank im Falle des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE). Nach einer dramatischen Aktion schnürten Bundesregierung und Banken am 29. September ein Absicherungspaket in Höhe von 35 Milliarden Euro, zu dem die Privatinstitute aber nur einen kleinen Teil in Höhe von 6,9 Milliarden Euro beitragen wollten. Offensichtlich war der Deutschen Bank aber auch diese Summe zu hoch, denn am vergangenen Sonnabend lancierte sie aus heiterem Himmel über die Springer-Presse die Meldung, dass nun ein weiteres Finanzloch bei der HRE aufgetaucht sei.

Eine unabhängige Bestätigung für diese Entdeckung gab es nicht, und es nützte der HRE auch nicht, dass sie den Anwurf sofort dementierte: In Zeiten der allgemeinen Glaubwürdigkeitskrise auf den Geldmärkten genügt es, wenn ein Big Player ein solches Gerücht streut, um ein vergleichsweise kleineres Institut zu treffen. Spätestens als Ackermann und seine Privatbanker-Freunde die bereits zugesagten 6,9 Milliarden Euro für die HRE stornierten, lag die mühsam erneuerte Glaubwürdigkeit der Hypothekenbank zum zweiten Mal bei Null.

Dass die Deutsche Bank damit jede Rettung für die HRE verweigerte, ist doppelt skandalös. Zum einen hatte sie, wie im Falle der IKB, »als federführendes Institut intime Kenntnisse über die HRE und ihre Tochter Depfa« (»Handelsblatt«), war also von Anfang an im Bilde, wenn nicht sogar initiativ. Zum zweiten ist das angeblich neue Finanzloch bei der HRE durchaus nicht erwiesen. Das Institut hatte nämlich zusätzlich zu der ursprünglich zugesagten Risikoabschirmung in Höhe von 35 Milliarden Euro immerhin auch selbst noch 42 Milliarden eigener Forderungen an Dritte im Portefeuille. Hätten Staat und Banken ihre Zusagen einlösen müssen, wären ihnen im Gegenzug von der HRE diese »erstklassige Darlehen, die vor allem an Staatsschuldner vergeben worden seien« (»Handelsblatt«), abgetreten worden.

Der Verursacher des HRE-Krachs wird jetzt auch noch belohnt: Nach dem Rücktritt des bisherigen HRE-Vorstandsbosses Georg Funke soll dessen Posten der Deutsche-Bank-Manager Axel Wienandt übernehmen. Wienandt gilt »als hervorragend vernetzt in der Bankenszene und als Zögling von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann«, meldete dpa.

»Entdeutschung«

Die Deutsche Bank, das einstige Flaggschiff des deutschen Kapitalismus, finanzierte dessen größte Verbrechen, die Weltkriege und den Nazismus. Mittlerweile ist aus der groß-deutschen eher eine anti-deutsche Bank geworden, die global statt national agiert. Nachdem der Schweizer Josef Ackermann 1996 in den Vorstand des Geldhauses rückte, wurde zunächst der Vorstand entmachtet und ein quasidiktatorisches Führungsgremium, das Group Executive Committee, installiert. Dann verschob Ackermann die Machtbalance von Frankfurt am Main nach London und machte das Investmentbanking zum neuen Schwerpunkt – die Finanzierung weltweiter Übernahmen und das Outsourcing des Heimatgeschäftes. Das Meisterstück der neuen Mannschaft war der Verkauf von Mannesmann an die britische Vodafone im Jahr 2000, dabei sollen 57 Millionen Euro Schmiergelder hinterzogen worden sein. »Degermanizing« nennt das Ackermanns kosmopolitische Truppe in London –

Entdeutschung.

Jürgen Elsässer

Quelle : ND >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Frank Vincentz

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