Deshalb heißt sie doch SPD
Erstellt von Redaktion am Samstag 15. August 2020
„Ich kann den Unmut verstehen“
Weder Nieten noch Versager – Scholz macht jetzt den Kassenschlager. Da fragt niemand mehr wie denn die Kuhscheiße auf das Dach gekommen ist ?
Das Interview führten Anna Lehmann und Stefan Reinecke
Saskia Esken hat Olaf Scholz zum SPD-Kanzlerkandidaten gemacht. Und vertraut ihm vollständig. Ein Gespräch über die Vorzüge der Großen Koalition und darüber, warum die Republik dennoch eine andere, progressive Regierung braucht.
taz am wochenende: Frau Esken, Teile Ihrer linken Anhängerschaft fühlen sich vor den Kopf gestoßen, weil Sie Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten gemacht haben. Zu Recht?
Saskia Esken: Olaf Scholz war nach der Wahl von Norbert Walter-Borjans und mir zum Parteivorsitz unser erster Gesprächspartner. Wir arbeiten nicht erst seit der Coronakrise mit ihm und Rolf Mützenich sehr eng und sehr erfolgreich zusammen. Wir haben die Koalition verändert. Das wollen vielleicht nicht alle sehen.
SPD-Linke wie Andrea Yspilanti waren fassungslos.
Wer die Qualität und den Spirit unserer Zusammenarbeit mit Olaf Scholz in den letzten Monaten verfolgt hat, insbesondere bei den Koalitionsausschüssen, den kann unsere Entscheidung nicht überraschen. Ich kann Unmut verstehen, aber den hätte es bei jeder anderen Entscheidung auch gegeben.
Sie sind im Dezember 2019 Parteichefin geworden, weil Sie für eine linkere SPD standen. Olaf Scholz hat verloren, weil er für Kontinuität stand. Wer hat sich mehr bewegt: Sie oder Scholz?
Wir haben uns beide aufeinander zubewegt. Nicht nur wir haben uns verändert, auch die Zeiten haben sich verändert. Die Beschlüsse des Parteitags im Dezember 2019 – das Sozialstaatskonzept, das Finanz- und Steuerkonzept – sind wegweisend für eine neue, einige SPD in einer neuen Zeit.
Die SPD ist in der Koalition erkennbarer und linker geworden?
Die SPD kann ihre Konzepte deutlicher machen und durchsetzen. Nehmen Sie die Austeritätspolitik in Europa, die von einer neuen Solidarität abgelöst wurde. Dank der Initiative von Deutschland und Frankreich haben wir ein Rettungspaket, das deutlich anders ist als das, was 2008/09 gemacht wurde. Das wird als Merkel-Macron-Pakt verkauft, müsste aber eigentlich Scholz-Le-Maire-Pakt heißen. Die haben es entwickelt.
Sehen Sie Olaf Scholz anders als vor neun Monaten?
Ich bin ja an der Spitze der SPD Quereinsteigerin oder Queraufsteigerin. Insofern hatte ich vorher keinen engen Kontakt zu Olaf Scholz.
Aber Sie hatten ein Bild von ihm.
Das war eher ein mediales Bild, hat sich aus der Entfernung gespeist. Nicht aus der Nähe, die wir jetzt zueinander haben.
Kommt er Ihnen aus der Nähe sympathischer vor?
Wir haben Vertrauen zueinander entwickelt. Das hat schon bei den Regionalkonferenzen angefangen. Klar ging es da um Wettbewerb, aber wir haben in unseren Präsentationen nicht gegeneinander geworben, sondern für uns und unsere Ideen. Viele Besucher der Regionalkonferenzen haben gesagt: Wir gehen beseelt nach Hause, weil man das Gefühl hat: „Wir sind alle Sozialdemokraten.“ Manche haben sogar gesagt: Könnt Ihr das nicht alle zusammen machen?
Das war Basisdemokratie und Transparenz. Die Scholz-Kür war ein Hinterzimmerdeal ohne Basisbeteiligung, so wie früher.
Norbert Walter-Borjans und ich wurden von unseren Mitgliedern basisdemokratisch gewählt. Mit dieser Wahl haben wir auch das Mandat erhalten, einen Vorschlag für die Kanzlerkandidatur zu unterbreiten. Dazu wurden wir von den Mitgliedern beauftragt, und das haben wir getan. Wir sind in den letzten Wahlkämpfen, 2013 und 2017, in Kandidaturen reingestolpert. Das ist diesmal anders.
Ist es Ihnen schwergefallen, Scholz zu nominieren?
Nein.
Sie sind ganz und gar einverstanden damit?
Ja, ich bin ganz und gar einverstanden.
Wäre es nicht endlich mal Zeit für eine Frau gewesen? Die Situation ist günstig. Merkel tritt ab, die Union mit einem Mann an. Warum nicht jetzt die erste SPD-Kanzlerkandidatin?
Wir sind davon überzeugt, dass Olaf Scholz der richtige Kandidat für diese Aufgabe ist und dass er die besten Chancen hat, mit uns gemeinsam die SPD zum Erfolg zu führen.
Hat die SPD keine fähigen Frauen?
Er wird diesen Erfolg nicht allein einfahren, wir machen das als Team. In diesem Team gibt es eine Menge fähiger Frauen.
Sie haben früh gesagt, dass Sie nicht wollen. Warum?
Die Führung der SPD ist eine große Aufgabe. Wir wollen uns voll auf diese Arbeit konzentrieren.
In der Union liegen Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur in einer Hand.
Nicht nur in dieser Hinsicht sind wir nicht die Union.
Olaf Scholz ist machtbewusst. Haben Sie und Norbert Walter-Borjans sich nun selbst entmachtet?
Der Einfluss von Norbert Walter-Borjans und mir war in den letzten Monaten erkennbar. Das wird auch so bleiben. Wir haben gezeigt, dass wir als Team funktionieren. Eine Kanzlerkandidatur und ein Bundestagswahlkampf müssen von der Partei getragen sein. Wir können es nur gemeinsam machen.
Wie wird die Aufgabenverteilung im Wahlkampf sein?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Team Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans bei der SPD Regionalkonferenz zur Wahl des SPD-Vorsitzes am 10. September 2019 in Nieder-Olm.…
- CC BY-SA 3.0 de
- File:2019-09-10 SPD Regionalkonferenz Team Esken Walter-Borjans by OlafKosinsky MG 0453.jpg
- Erstellt: 2019-09-10 18:00:40
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Unten — Foto einer Attac Aktion 2003 an der SPD Zentrale in Berlin. Aktivist seilt sich vom Haus ab. Symbolisch: SPD erhängt den Sozialstaat.…
Samstag 15. August 2020 um 23:30
Die S P D sollte nicht in Richtung Ulrich Schneider den Blinker zu setzen und in Richtung Gerhard Schröder abbiegen.
Mit konsequenter, stringenter sozialer Haltung in der Bundespolitik wie dem Sozialgesetzen, Arbeitsrecht die Abschaffung der Agenda 2010 mit den unbeliebten Hartz IV Gesetzen durch einen zeitgemäßen Ersatz dafür usw. haben politische Parteien wie Bündnis 90 / Die Grünen, die S P D das Potential sich erfolgreicher zu entwickeln als es bisher der Fall ist. Dazu bedarf es im Bundestag den Mut zur Räson. Am besten ist es, das die Parteien im Bundestag die politischen Inhalte in den Vordergrund zu stellen. Dafür entsprechende Mehrheiten bilden. Auch mit Die Linke. Bei Fragen wie der Legalisierung des Cannabis gerne auch mit der F D P. Oder der Stärkung von demokratischen Werten und der politischen Bekämpfung der „A F D P“, andere rechtsextreme Organisationen juristisch flankiert wie durch bundesweite Anklagen nach § 129 StGB.
Ganz progressiv ist es wenn politische Parteien sich den außerparlamentarischen Bewegungen annehmen. F F F zum Beispiel oder B L M. Das funktioniert auch in Verbindung mit den jeweiligen politischen Jugendorganisationen. Diese junge Generation ist technisch, organisatorisch gut vernetzt. Sie können schnell Mobilisieren.
Themen wird es für die jungen, außerparlamentarische Bewegungen genügend geben. So ist zu erwarten das beispielsweise in der Europäischen Union die Geodaten wie Temperatur, UV Index, Luftfeuchtigkeit weiter nach oben steigen werden.