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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Montag 10. Juni 2019

Video killed the Radical Star

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Robert Misik

Einerseits wunderbar, dass Österreich die Kurz-Strache-Regierung der Herzensrohheit los ist. Andererseits: Man weiß nicht, wo all das endet.

Bis 2008 ging der Neoliberalismus mit dem Versprechen hausieren, alles bleibe im Grunde gleich, würde nur sukzessive besser. Seither ist die Botschaft, mit der er daherkommt: Alles bleibe in etwa gleich, es werde nur immer schlechter. An dieser Pointe ist etwas dran – ich habe sie aus Paul Masons neuem Buch „Klare, lichte Zukunft“ geklaut.

War die erste Botschaft gelogen, aber immerhin beruhigend, ist die zweite schon näher dran an der Wahrheit, aber nicht gerade erbaulich. Bei den einen löst sie Panik aus, bei den anderen einfach Frustration, und bei den Dritten wieder eine Kampfesstimmung à la „Alle gegen alle“. Wenn man sich um die Krümel raufen muss, dann will man in dieser Rauferei wenigstens der Gewinner sein, kann man gut verstehen.

Neoliberale Subjektivierung – das „neoliberale Selbst“ ist ja in aller Munde – heißt Winner-Mentalität, Kult des Erfolges, Anbetung irgendwelcher Alphamenschen.

Neoliberale Subjektivierung gibt es aber auch ganz unten, dort, wo die Gemeinschaften zerbröseln. Hier gibt es eine Art „resignativer Neoliberalisierung“. Verdichtet ist das in dem traurigen Satz: „Ich kümmere mich nur um mich selbst.“ Diese Antwort – und die Variationen, die man zu hören bekommt –, drückt keine stolze Unabhängigkeit aus, sondern ein Gefühl der Resignation und der Enttäuschung. Individualisierung unten heißt egozentrischer Kampf ums Überleben und kein Blick nach links und rechts.

Zack, zack, zack weiter

Gesellschaftlichkeit, die nach und nach zusammenbricht. Währenddessen bricht auch das gewohnte politische System zusammen. Bei mir daheim ist die Zusammenbruchsspirale gerade in der nächsten, beschleunigten Drehung angelangt. Der Zusammenbruch des Gesellschaftlichen hat uns zunächst eine zunehmende populistische Verschärfung eingebrockt, einen Aufstieg des Rechtsextremismus, dann eine nach rechts gewendete Christdemokratie, die die harten Rechten kopierte, und danach 17 Monate „Herrschaft der Niedertracht“.

File:Matthias Laurenz Gräff - "Liebende Eltern".jpg

Bis dieses Rechts-rechts-Bündnis aus Partnern, die sich wechselseitig in Fiesheit nur mehr zu überbieten trachteten, in einem großen Knall zerbrach. Video killed the Radical Star. Gefühlt geht’s so jetzt täglich zack, zack, zack weiter. Nach dem Regierungskollaps der erste Misstrauensantrag gegen einen Regierungschef, der eine Mehrheit findet.

Regierungssturz, ein Caretaker-Government muss übernehmen, das fast so wie eine „Regierung der nationalen Einheit“ zusammengesetzt ist. Solche Regierungen gibt’s ja üblicherweise eher nach Revolutionen, verlorenen Kriegen oder nach einer Staatspleite.

Quelle        :           TAZ          >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen        :

Oben    —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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