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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Dienstag 14. Mai 2019

Woher weißt du, dass es Liebe ist?

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Durch die Woche mit Ebru Taşdemir

Herrlich, die Geburt des kleinen Archie flippte als Eilmeldung aufs Handy! Ist doch nur ein Kind aus einer Mama gekommen, denken sich mürrische Zeitgenossen vielleicht. Aber Leute wie die Pushnachrichtenredaktion von GMX und ich, wir mögen Kinder halt. Und freuen uns bei jedem Kind mit.

Während die halbe Welt mit den Eltern jubiliert, ist derweil bereits das erste Opfa zu beklagen. Opfas sind Menschen, die denken, dass sie voll nett sind. Sie haben es nie so gemeint. Sie sind witzig, solange der Witz nicht auf ihre Kosten geht. Und sie sind Opfas der „Die Pointe wird man ja wohl noch bringen dürfen“-Idee. Wie der britische Radiomoderator Danny Baker, der das Bild des Babys von Prinz Harry und Meghan Markle am Donnerstag mit dem eines kostümierten Affenbabys gleichsetzte. Bezeichnenderweise auf Twitter. Jener Plattform also, von der man sich manchmal wünscht, dass die Menschen dort nicht jeden Gedankenrülpser auf 280 Zeichen verkünden.

Auf jeden Fall las die Arbeitgeberin des Radiomoderators, die BBC, mit und kündigte Baker. Rassismus ist zum Glück keine Einbahnstraße, mit Gegenverkehr ist zu rechnen. Der Moderator entschuldigte sich sinnigerweise noch damit, dass er das Bild lustig finde. Hat aber als Brite nicht bedacht, dass mit den Royals nicht zu spaßen ist.

Dass Schwarze Menschen mit Affen verglichen werden, kennt man sonst nur aus Fußballstadien, wo Schwarze Fußballspieler mit Affenlauten begrüßt werden. Oder auch aus dem Opfa-Zoo Dresden, wo vor zehn Jahren ein frisch geborenes Affenbaby den Namen „Obama“ erhielt.

Am Sonntag werde ich den Reißverschluss meiner Filterblase bis ganz nach oben zuziehen und den Muttertag feiern. Mit allem Krawumms. Die Kinder decken den Frühstückstisch, ich wünsche mir dazu Blumen und frische Brötchen, so wie in der Rama-Werbung, und schicke meiner Mutter und allen Müttern in meiner Mütterfilterblase bunte Blumenbilder per WhatsApp. Danach geht es ab in den Zoo oder in den Wildtierpark, und überall werden wir Mütter einen weiteren Muttertag gemütlich rumkriegen. Wir werden uns verschwörerisch im Streichelzoo anlächeln und Futter aus dem Automaten für die Mutter- und Babyziegen ziehen.

Wir werden das Ideal der Mutter in die Welt hinaustragen und für einen Tag feiern, dass wir mit den Früchten unserer Eierstöcke die Rentenkassen aufbessern. Vielleicht gelingt uns noch der Abstecher in ein schönes Café, und ich werde fragen, ob die Bedienung Kinder hat und warum sie ausgerechnet heute arbeiten muss.

Quelle       :          TAZ            >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben    —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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