DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 21. Februar 2019

Wie die Kids,
die vor lauter Coolness nicht tanzen können

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mitAriane Lemme

Es ist mal wieder Berlinale, und niemand geht hin. Na ja, nicht niemand, aber niemand, den ich kenne. Ich selbst sowieso nicht, das bin ich schon in den vergangenen fünfzehn Jahren, die ich in Berlin lebe, immer nur unter Zwang (jemand halbwegs vertrauenswürdiges hat mir Karten geschenkt, und ich hatte nichts Besseres vor).

Warum? Liest man das Programm, geht’s um das Immerselbe: zerfallende Familien, DDR und Migration und natürlich die übliche „Israelkritik“, diesmal in Form von Yuval Adlers Film „The Operative“, der den Mossad als die verruchte Verschwörertruppe darstellt, als die ihn Verschwörungs­theo­re­tiker und Antisemiten gern sehen wollen.

Das ganze Dilemma mit der Berlinale am besten auf den Punkt gebracht hat es das geniale Quiz eines Kollegen hier in der taz am wochenende. Neun kurze Beschreibungen von sperriger Larmoyanz, welche davon ist tatsächlich ein Berlinale-Beitrag, welche ausgedacht? Unmöglich zu erraten, schon bei Nummer zwei war ich in ein Koma aus Langeweile gefallen.

Wobei diese gewollte, gekünstelte Gewichtigkeit, mit der – immer schön eins zu eins, immer schön nah dran am tristen Alltag des normalen Lebens – schwere Themen beackert werden, keine Spezialität der Berlinale ist. Auch die Festivals im Super-Kunstjahr 2017 (documenta 14, Bien­nale von Venedig) trieften schon davon. In ihrem politischem Über-Bewusstsein erinnerten sie an die Kids im Club, die vor lauter Coolness nicht tanzen können. Man könnte sich ja blamieren. Kann die Kunst nicht mehr mehr als das Offensichtliche erklären, oder kann ich sie einfach nicht mehr verstehen? Oder gilt es schon als Eskapismus, wenn man hofft, dass die Kunst höhere Zusammenhänge besser erklärt, als es Nachrichten und Reportagen tun?

Aber ich will nicht ungerecht sein, es gibt sie bestimmt, die absurden, spielerischen, abwegigen Filme, solche, die leichtfüßig und urkomisch vom ganz Großen erzählen. Auch auf der Berlinale. Um das herauszufinden, müsste ich natürlich hingehen.

Zeit hätte ich gehabt, ich wohne ja nicht mehr in Bayern und konnte also auch nicht ausziehen, die Bienen zu retten. Das haben die im Rest des Landes so verhassten Bayern aber eh allein hinbekommen. Jeden zehnten Wahlberechtigten bei Wind und Wetter zum Gang ins Rathaus zu bewegen, sei keine Kleinigkeit, heißt es. Ja mei. Die meisten dürften mit dem BMW vorgefahren sein. Vermutlich derselbe, mit dem sie hinterher über die Autobahn nach Lenggries oder Garmisch gebrettert sind zum Skifahren.

Quelle     :      TAZ        >>>>>        weiterlesen

—————————————————————–

Grafikquellen       :

Oben    —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

Kommentar schreiben

XHTML: Sie können diese Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>