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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Sonntag 23. Dezember 2018

Das Kleinkind schreit, der Kanzler schweigt

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Saskia Hödl

Die besinnliche Zeit des Jahres. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen aussieht, aber hier brüllt das 15 Monate alte Kind, weil es irgendwas nicht haben kann, was es aber haben will, und uns bleibt nur übrig, zu rätseln, was es denn nun ist, das es jetzt für sein Kleinkinderglück sofort haben muss oder tun will. Der Topf? Brüll. Der Löffel? Brüll. Das Stück Brot? Brüll. Die Flasche? Der Hund? Das Ohr? Du willst dem Hund die Flasche ins Ohr stecken? Nein, das geht nicht. Doppelbrüll.

Was für ein enormes Privileg es ist, seine Gedanken und Wünsche präzise ausdrücken zu können, wird einem erst klar, wenn man so einen Stöpsel zu Hause hat, der genau in jenem Übergangsalter ist, in dem er zwar schon so ziemlich alles verstehen kann, aber im Gegenzug trotzdem nur einen Bruchteil dessen ausdrücken kann, was in seinem Kopf an Gedanken umherschwirrt.

Ständig diese Frage: Was will er denn nun? Dieser Zustand muss so dermaßen frustrierend sein, dass es wohl ein Geschenk der Natur ist, dass wir diese Zeit der kindlichen Sprachbarriere später auch wieder vergessen.

Eine Zeit, die ich meinetwegen auch gerne wieder vergessen könnte, ist das vergangene politische Jahr in Österreich. Seit einem Jahr ist diese Regierung aus ÖVP und FPÖ nun an der Macht, und wenn man einen Jahresrückblick darauf erstellen müsste, er wäre gespickt mit den typischen ausladenden, Eloquenz vorgaukelnden Handbewegungen des Bundeskanzlers Sebastian Kurz, begleitet von aneinandergereihten Floskeln und konservativen Buzzwords.

Die Inhalte, mit denen die FPÖ in diesem Jahr vor allem auffiel, waren Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Sexismus, Nationalismus und ein bisschen Beschränkung der Pressefreiheit zum Darüberstreuen.

File:Federica Mogherini Sebastian Kurz (14111810261).jpg

„Sah ein Knab‘  ein Röslein  steh’n ….“

Aber was will dieser Kanzler nun eigentlich? Wer ist er und wofür steht er? Fragen, die auch nach einem Jahr Rechtswalzer mit der FPÖ noch weitgehend offen sind. Heute ist es wohl wahrscheinlicher, von einem der zwölf Pferde der neuen Wiener Ponyzei – die von Innenminister Kickl (FPÖ) gegen allen Spott geplante Reiterstaffel der Wiener Polizei – eine fundierte politische Stellungnahme zu den Fehltritten der FPÖ und zur Ausrichtung der Regierung zu bekommen, als vom werten Kanzler selbst.

In Anlehnung an den früheren Kanzler Wolfgang Schüssel – auch er ein ÖVP-Politiker, auch er hat mit der FPÖ regiert und auch er hat sich der rechtsnationalen Partei gegenüber maßgeblich durch Wurschtigkeit ausgezeichnet – wird Kurz seit einiger Zeit als „Schweigekanzler“ betitelt. Das Wort wurde nun auch österreichisches Wort des Jahres 2018 – Ponyzei hat es gegen jede Erwartung leider nur auf Platz vier geschafft. Und während „Schweigekanzler“ mal sicher keine durchweg positive Zuschreibung ist, ist sie doch ein bisschen zahm. Ein bisschen zu nett.

Quelle         :     TAZ           >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen           :

Oben   —       Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

Unten                 Ministerkomitee des Europarates. Außenminister Sebastian Kurz trifft die italienische Außenministerin Federica Mogherini. 05.05.2014, Foto: Dragan Tatic

Source AM Italien
Author Bundesministerium für Europa, Integration und Äusseres
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This image was originally posted to Flickr by Österreichisches Außenministerium at https://www.flickr.com/photos/88775815@N04/14111810261. It was reviewed on by FlickreviewR and was confirmed to be licensed under the terms of the cc-by-2.0.

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