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Der rote Faden

Erstellt von Redaktion am Sonntag 7. Mai 2017

Wir schütteln Euch zu Tode

Kev Gad Cannes 2016.jpg

Autor : Daniel Schulz

Wer Händeschütteln zur Leitkultur machen will, der verhilft den Ossis endgültig zum Sieg über den Westen. Das Manöver ist bald vorbei.

Die Wiedervereinigung war ein kompliziertes Manöver, an dessen Abschluss nun endlich die Übernahme des dekadent vor sich hin faulenden Westens durch den asketisch marschierenden Osten steht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel war der Anfang, dann kam Bundespräsident Joachim Gauck (zwischenzeitlich ersetzt durch Frank-Walter Steinmeier, damit es nicht so auffällt, aber selbst der braucht dafür einen Zweitwohnsitz im Osten) und nun hat Thomas de Maizière (von 1990 bis 2005 Staatsdiener für ein Kessel Buntes in McPomm und Sachsen) geschrieben, ordentliche Deutsche müssten sich die Hand geben.

Siiiiiiiieg!!!!!!

Kaum jemand mag sich heute noch erinnern, wie übel angesehen der Handschlag noch kurz nach dem Mauerfall war. Unzählige von Palmolive und Philosophie zarte Generationgolfhände verfingen sich in den meterlangen Flüchten der vom Kampf gegen den Kapitalismus gestählten Arbeiter und Bauern von jenseits des antifaschistischen Schutzwalls. Krachend umschlossen die fünffingrigen Schaufeln des Proletariats um Gnade winselndes Westfleisch.

„Röchöchöchör“, lachten wir über das Zappeln unserer schwächlichen Brüder und Schwestern, die irgendwo da unten auf Höhe unserer Hüften etwas Ähnliches wie „Gnuuu…tn…ag“ hervorpressten.

„Das heißt: Guten Tag!“, werden wir in der verheißungsvollen Zukunft brüllen, die euch in Handburg und Garmisch-Prankenkirchen bevorsteht, „und deinen Namen musst du beim Begrüßen auch noch sagen!!!“

Im Osten nur Fleischermanieren

Wie konnten die Westler vergessen, wes Geistes Kind der Handschlag ist? Hinter dem Limes kultivierten sie 40 Jahre lang ihre Sitten, entdeckten trockene Rotweine, Brioche und Stäbchen. Draußen heulten die Barbaren vom Stamme Rosenthaler Kadarka. Dann vereintes Land, zerbrochene Hände. Deren Anhängsel wussten sich nur zu wehren, indem sie erzählten, der Ostdeutsche mit seinem ewigen Händedruck sei ein ­distanzloser Trampel, sein Gehabe kulturlos und unfein, er sei ein Troll mit Fleischermanieren.

Heute finden sich davon ­allenfalls noch Artefakte. Auf der Webseite des von der Europäischen Union geförderten Projektes „Interkulturelle medizinische Kommunikation in Europa“ heißt es etwa: „In Ostdeutschland, also im Gebiet der früheren DDR, schüttelt man sich häufiger die Hände als in Westdeutschland.“

Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle :  Kev Adams et Gad Elmaleh au festival de Cannes

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