DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

Der offene Machtkampf

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 1. Dezember 2011

Die Bewerbung für den Parteivorsitz in der Partei die LINKE war noch nicht einmal zu Ende geschrieben, da beginnt der Machtkampf um die Positionen auch schon. Auffällig hierbei das es Vordergründig noch nicht einmal so sehr um die Wahrnehmung oder Positionierung der eigenen Interessen geht sondern nur darum entsprechende Seilschaften in den Vordergrund zu rücken.

So wurde denn gestern eine Stellungnahme in Form eines „Offenen Briefes“ im Internet verteilt in welchem es der mitteilenden Person, mit oder ohne Auftrag, anscheinend nur darauf ankam die Kandidatur des Dietmar Bartsch zu beschmutzen. Dabei wurden alte Zerwürfnisse zwar nicht direkt angesprochen, aber ein jeder, welcher sich auch nur einigermaßen im inneren Machtzirkel der Partei auskennt, weiß den Hintergrund zu deuten.

Das Schema des Angriffs ist bekannt da immer dasselbe, vom Norden bis tief in den Süden der Republik. Bekannt zumindest denen welche schon einmal mit den in der Linken in Masse vorkommenden Parteiausschlüssen involviert waren:

Da ist irgend jemand, irgend jemanden im Weg, sei es bei einen Platz an der Futterkrippe oder in der Auslegung der Meinungshoheit, es finden sich immer willige Personen welche sich mit Diffamierungen, Beschimpfungen, Verleumdungen oder den sprichwörtlich an den Haaren herbeigezogenen Argumentationen auf den Weg machen, die miss leidige Person aus dem Weg zu räumen. Dieses Vorgehen hat System, weist auf eine gründliche Schulung hin und ist belegbar.

Hier sollte damit die Kommentierung auch beendet sein und jeder möge aus diesen Brief seine eigenen Schlüsse ziehen.

Liebe Genossinnen und Genossen,

Dietmar Bartsch hat auf seiner heutigen Pressekonferenz seine Kandidatur für den Parteivorsitz im Falle eines Mitgliederentscheids begründet. Sie ist nachzulesen auf seiner persönlichen Webseite.

Meine Meinung dazu:

-Dietmar Bartsch fordert einen Aufbruch für DIE LINKE: Hat er nicht mitbekommen, dass DIE LINKE gerade mit überwältigender Mehrheit ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet hat und dass in Reaktion darauf, Umfragewerte und Mitgliedszahlen steigen? Warum fragt er sich nicht, ob er mit seiner Ankündigung, diesen Aufbruch tatsächlich weiter unterstützt oder nicht vielmehr verhindert, weil Personaldebatten und Selbstbeschäftigung das sind, womit DIE LINKE in der Öffentlichkeit am wenigsten punkten kann?

– Dietmar Bartsch stellt fest, dass DIE LINKE „vielfach die politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland durcheinander gebracht“ hat. Das ist richtig. Doch was hat er dazu beigetragen? Der Erfolg bei den Bundestagswahlen 2005 und 2013 ist maßgeblich der von Oskar Lafontaine geprägten Parteistrategie zu verdanken, die offensiv auf Alleinstellungsmerkmale der LINKEN setzt und zu Protest und Widerstand auffordert, anstatt sich anzubiedern und anzupassen.

– Dietmar Bartsch kritisiert, dass wir viele unserer Wahlziele 2011 nicht erreicht haben und dass insbesondere die nächsten notwendigen Schritte zu einer stabilen und erfolgreichen Partei nicht angegangen wurden. „Viel Kärrnerarbeit blieb liegen“. Der Ehrlichkeit halber müsste er ergänzen, dass die neue Parteiführung seit ihrer Wahl 2010 fast ständig im Beschuss der Medien stand, was insbesondere aus dem Reformerlager der Partei heraus munitioniert wurde. Er verschweigt auch, dass diese Kärrnerarbeit im Parteivorstand trotz dieser Widrigkeiten schon längst in Bearbeitung ist. Eben erst hat beispielsweise die eingesetzte Projektgruppe LINKE 2020 ihren Abschlussbericht vorgelegt und konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfähige LINKE vorgeschlagen. Schon vor der Debatte im Parteivorstand äußerte daran aber unter anderem Dietmars Landesverband Kritik: zu sehr würde sich der Bund damit in die Angelegenheiten der Landesverbände einmischen …

– Dietmar Bartsch äußert Zustimmung für das neu verabschiedete Grundsatzprogramm und wirbt um Unterstützung dafür beim laufenden Mitgliederentscheid. In den langen Prozess der Erarbeitung des Programms hat er sich innerparteilich jedoch kaum eingebracht. Auf dem Erfurter Parteitag ist er gar nicht aufgetreten. Von einem zukünftigen Vorsitzenden sollte man aber erwarten, dass er sich in diese zentrale Debatte der Partei einschaltet und diese mitgestaltet anstatt nur oberschlau von außen zu kommentieren. Zumal seine Äußerungen von außen in der Programmdebatte quer zu den Grundaussagen zum jetzt verabschiedeten Grundsatzprogramm lagen. So bezeichnete er den Programmentwurf noch im April im Interview mit der FR als ein „diskussionswürdiges Dokument, bei dem es auf dem Parteitag sicher Veränderungen geben wird“. Und im November letzten Jahres forderte er in der FAS, dass die Partei ihre Position zu UN-Militäreinsätzen neu diskutieren müsse Von seiner jetzt geheuchelten großen Zustimmung für die mit großer Mehrheit beschlossene Position der Ablehnung von Auslandseinsätzen findet sich dort nichts wieder.

– Dietmar Bartsch fordert dazu auf, jetzt die politische Strategie der nächsten Jahre für die Partei zu entwickeln. Er übersieht, dass wir bis 2009 eine erfolgreiche Strategie hatten und alles Gerede von einem notwendigen Strategiewechsel, etwa weil sich die SPD nun auch wieder in der Opposition befindet, gerade angesichts der verschärften Finanzkrise haltlos ist. Denn DIE LINKE ist nach wie vor die einzige Partei im Bundestag, die konsequent für die sozialen Interessen der Bevölkerung eintritt. Nicht nur CDU/CSU und FDP, sondern ganz genau so SPD und Grüne stimmen regelmäßig für die Interessen der Finanzmafia. In der Friedenspolitik zeigt sich das gleiche Bild: Nur DIE LINKE lehnt Auslandseinsätze der Bundeswehr konsequent ab! Nicht eine fehlende neue politische Strategie, sondern sie Abweichungen von der erfolgreichen Strategie bis 2009, die das Profil der LINKEN aufgeweicht und verschwommen gemacht haben, sind das Problem.

– Dietmar Bartsch unterstützt den Vorschlag, über die Parteivorsitzenden einen Mitgliederentscheid durchzuführen, weil die Mitglieder entscheiden sollen und Parteivorsitzende starken Rückhalt haben müssen. Als Mitglied dieser Partei überzeugt mich dieses Argument nicht: Ich möchte nicht, dass die Partei in den nächsten Monaten sich vorrangig auf Regionalkonferenzen über ihr zukünftiges Führungspersonal unterhält. Ich möchte, dass sie sich stattdessen mit aller Kraft auf die Verschärfungen in der Finanzkrise fokussiert und ihre inhaltlichen Alternativen in die Öffentlichkeit bringt.

– Dietmar Bartsch fordert dazu auf, jetzt den Beschluss zu einem Mitgliederentscheid zu fassen, weil Personaldebatten nicht per Beschluss beendet werden können, „sondern nur dadurch, dass sie mit konkreten Kandidaturen für konkrete Ämter verbunden und in überschaubarer Zeit entschieden werden“. Regulär gewählt werden soll die Parteispitze allerdings erst in gut einem halben Jahr. Betrachtet man sich die Berichterstattung über DIE LINKE in den letzten Monaten, so wird deutlich, dass es eine kleine Handvoll von Funktionären war, die die Personaldebatte ständig auf die Tagesordnung gesetzt hat. Davon sollte man sich nicht erpressen lassen. Aus gutem Grund hat der Bundesausschuss am letzten Wochenende dem vom Bundesparteitag überwiesenen Antrag „Fair Play – Mannschaftsspiel statt Medienmacht“ verabschiedet. Das ist ein deutliches Zeichen, dass zahlreiche Genossinnen und Genossen die ständigen Personaldebatten der letzten Monate leid sind. Mit seiner heutigen Pressekonferenz beendet Bartsch diese Personaldebatten nicht, sondern entfacht sie neu.

– Dietmar Bartsch formuliert drei zentrale Punkte für die nächsten Schritte in der Partei.

Erstens nicht nur bessere Sozialdemokratie sein, sondern eigenständige Positionen vertreten „entlang der Interessen und Erwartungen ihrer Wählerschaft“. Doch gerade auch in der scharfen Auseinandersetzung mit der SPD und mit den anderen Parteien schärft DIE LINKE ihr eigenes Profil. Zudem darf es gerade nicht nur darum gehen, sich an der bisherigen Wählerschaft zu orientieren. Oskar Lafontaine hat DIE LINKE als demokratische Erneuerungsbewegung charakterisiert: Es muss uns darum gehen, auch gerade diejenigen für uns zu gewinnen, die nicht mehr wählen gehen, weil sie sich von keiner Partei mehr irgend etwas erwarten.

Bartsch relativiert sein eigenes Plädoyer für die Eigenständigkeit der LINKEN darüber hinaus sofort wieder, indem er fordert, dass DIE LINKE für 2013 „bündnisfähig“ werden muss. Bartsch hat recht, dass man Veränderungen nicht alleine hinbekommt. Sein Fehler ist jedoch, dass er dabei implizit nur auf Koalitionen im Parlament schielt, anstatt auf Bewegung und Bündnisse auf der Straße und in den Betrieben.

Zweitens schlägt Bartsch zwei reichlich beliebig gewählte Themen – Rückgewinnung des Öffentlichen und Verbot von Parteispenden – als neue Schwerpunkte der LINKEN vor. Kein Wort verliert er dabei über die Zuspitzung der Krise. Dabei wird dies das zentrale Thema in den nächsten Monaten sein. Hier sind Antworten der LINKEN gefragt.

Drittens spricht sich Bartsch für eine Mitgliederpartei aus. Was er darunter jedoch fasst, ist eine Mogelpackung. Denn Mitgliederpartei heißt für ihn offensichtlich nicht, zu einer aktiven Partei zu kommen, die auf der Straße und in den Betrieben präsent ist und gesellschaftlichen Widerstand mobilisiert, sondern er fokussiert vorrangig darauf, die Mitgliedschaft an Abstimmungen – etwa auch über die Besetzung auf Landeslisten – zu beteiligen. Unterstützt werden soll die Kommunikation in der Partei durch einen Internetanschluss für jeden. Um wirklich alle Genossinnen und Genossen in die konkrete Parteiarbeit einzubeziehen, braucht es deutlich mehr als das. Gefragt ist hierfür die konkrete Arbeit vor Ort, die eben gerade durch solche Aktionen wie Bartsch sie mit seinem Befeuern der Personaldebatte tut, erschwert wird.

– Dietmar Bartsch beendet seine Erklärung ausgerechnet mit einem Zitat des italienischen „Links“Politikers Nichi Vendola. Mit Nichi Vendola wurde in Italien gerade erst die undemokratische Einsetzung des Bankers Mario Monti beschlossen, der für die nächsten Monate einen rigiden und unsozialen Sparkurs verkündet. Wenn das die Perspektive von Dietmar Bartsch für DIE LINKE ist, dann ist das verheerend.

Solidarische Grüße,
Nele Hirsch

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Grafikquelle    :    Das Karl-Liebknecht-Haus vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin 2011

7 Kommentare zu “Der offene Machtkampf”

  1. HaraldNiewtor sagt:

    Die Wahl von Hirsch in den Parteivorstand DIE LINKE war scheinbar ein Fehlgriff.
    Laut neuer Bundessatzung liegt die Macht bei den Kreisvorständen. Arbeit vor Ort….. hahaha
    Wie sehr zeigt u.a. die Aussage: Gefragt ist hierfür die konkrete Arbeit vor Ort, die eben gerade durch solche Aktionen wie Bartsch sie mit seinem Befeuern der Personaldebatte tut, erschwert wird.

  2. Thomas A. Bolle sagt:

    Wenn Bartsch seine Kandidatur auf dem Parteitag bekannt gegeben hätte wäre folgendes passiert. Selbige Person hätte sich darüber beschwert das damit von der Sacharbeit abgelenkt würde. Man hätte Bartsch vorgeworfen den Parteitag wegen seines Medieninteresses zu seinem Vorteil genutzt zu haben.
    Sie drehen es so wie sie es wollen. Wenn man ein Haar finden will und hat keins wird eines erfunden. Diese Art von Briefen und e-Mails zeugen nur von der Angst vor persönlicher Konfrontation mit den parteiinternen Kritikern oder Konkurrenzkandidaten.

  3. Tante Emma sagt:

    @ 2 Thomas A. Bolle

    Zitat: „Diese Art von Briefen und e-Mails zeugen nur von der Angst vor persönlicher Konfrontation mit den parteiinternen Kritikern oder Konkurrenzkandidaten.“

    Richtig! Kann Dich nur unterstützen.
    Da kommt ein vielleicht guter Politiker, ein Denker, ein logisch analysierender, sogar sehr intelligenter Mensch, der in einer Partei etwas bewegen will. Der sich sogar wagt, aufzulehnen gegen einen, der für seinen Heimatkreis parteimäßig überhaupt nichts übrig hat, von den anderen Heimatkreisen ganz zu schweigen.
    Da kommt ein Dietmar Bartsch, der den Durchblick hat und somit der Einzigste im Moment wäre, der diese Dilemmapartei vielleicht mit Unterstützung wieder nach Vorne bringen kann.

    Dann schreibt ein gewisse Nele Hirsch (nie gehört) schon einen „offenen Brief“. Dieser Brief ist mir viel zu lang und meine Sichtweise ist eine vollkommen andere. Die Bürger wollen endlich keine Zerrederei oder Riesenmeinungen von Einzelnen. Die Bürger wollen Fakten, wie die Politik verändert werden kann. DIE LINKE. hat im Westen der Bundesrepublik nur, aber auch nur gestritten. Dann streitet mal schön weiter und REDET alles kaputt.

    Macht es doch einfach besser. Stellt Euch als Führung der Partei. Dann kann Dietmar Bartsch wenigstens im Hintergrund arbeiten und braucht sich nicht aufregen. Auf, Frau Nele Hirsch, meine Stimme bekommen Sie nie. Die bekommt Dietmar Bartsch!

  4. Gilbert Kallenborn sagt:

    Nele Hirsch,
    du hast, weit weg von echten procedere des Oskar Lafontaine, keine Ahnung von den verheerenden Details des politiischen Mobbing des Wegbeissens-der Jungen. Und der DDR-Methoden, dem Psycho-Terror, den Wahlfälschungen.
    Bartsch ist ein junger Linker, Lafontaine ein alter Linker und Gysi sitzt nun zwischen allen Stühlen.
    Die Wagenknecht will er nicht, den aufsteigenden Kometen Bartsch hat e r noch nicht richtig begriffen, aber all das, was hier gegen Bartsch geschrieben wurde, ist nicht einmal ansatzweise Grund, den Mann abzulehnen und dafür die alte Lafontaine-DDR -Clique zu bevorzugen.
    Richtig: Lafontaine hat massenhaft Stimmen eingefahren.
    Aber das hat Helmut Kohl in seiner Glanzzeit auch und Zahlen verblassen, wenn Politiker älter werden und nur noch den Egomanen hervorkehren, Kohl blockte und verhinderte die Denker Norbert Blüm, Heiner Geissler, Rita Waschbüsch (in Grenzen), jeden Nichtkohl.
    Die Wahlfälschungen, die Kassenmanipulationen, die Mitgliederzahl-Karteileichen Betrüge an der Saar, die könnt ihr euch gar nicht vorstellen -wir müssen damit leben, denn diese Parteiführung beseitigt das Unrecht nicht, sie profitiert davon.
    Ich kenne, studiere; Lafontaine seit 40 Jahren, seit er aufsteigender Juso war. Ich war ein glühender Lafontaine Fan. Jahrzehnte.
    Aber es STERBEN Menschen für das Recht auf freie geheime Wahlen, und wem dies nichts wert ist der ist selber unwert Parteiführer zu sein.
    Bartsch ist die neue Linke.
    Lafontaine derer Vergangenheit.
    Gilbert Kallenborn GV Die Linke 66798 Wallerfangen /Saar am 1.12.2011-

  5. HaraldNiewtor sagt:

    Wenn die Linke nicht zu einer Gewerkschaftspartei verkommen will, müssen 2012 die Weichen gestellt werden.
    FDP-Verhältnisse will niemand.
    Gewerkschaftsfunktionäre mit autoritärem Führungsstil haben an der Spitze einer Partei nichts zu suchen.

  6. AntiSpeichellecker sagt:

    An die Adresse von Nele Hirsch

    Das Wahlergebnis in Baden Württemberg war verheerend.

  7. ichbins sagt:

    http://www.facebook.com/profile.php?id=100002488651448

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