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Der Generalissimus

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 9. August 2012

Die Beförderung von Oberst Klein

Oberst Klein – als Kommandeur in Afghanistan schuldig am Tod von ca. 140 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche – drei Jahre später folgt die Belohnung: Er wird zum Brigadegeneral befördert. Darauf steht ein Gehalt von 11.000 Euro monatlich, ohne Zuschläge und Extras. Wenn sich alle beeilen, kann die Urkunde am 4. September überreicht werden, dem dritten Jahrestag der Massenexekution – das wäre ein schönes Zeichen für gewachsenes Geschichtsbewusstsein der Berliner Politiker und Militärs.

Kommentar: Der hundertfache Tod im fernen Kriegsgebiet war kein Unfall, kein Versehen, kein Unglück, nicht einmal als Kriegshandlung einzuordnen. Es gab vor Ort keine Gegner, es musste niemand verteidigt werden, weder dort noch hier im Land, das doch in der Ferne verteidigt werden sollte. Der hundertfache Tod wurde bewusst herbeigeführt – Oberst Klein als der Befehlshaber in der Leitzentrale wurde während der Aktion mehrmals gefragt, ob wirklich gebombt werden solle, an und neben den geklauten aber nun havarierten Tanklastern seien viele Zivilisten zu sehen und keine Krieger. Ebenso mehrmals wiederholte der Oberst unbeirrt den Befehl zur hundertfachen Tötung. Das machte keinen militärischen Sinn. War der Oberst schlecht informiert, ohne Beratung und übermüdet? Dann wäre es hundertfacher Totschlag. War der heimtückisch? Dann wäre es hundertfacher Mord. War es rassistisch motiviert – Kampf und Tod dem ewigen Taliban? Dann wäre auf geplanten Völkermord zu plädieren.

In keine dieser Richtungen wurde untersucht. Der Oberst wurde zurückgezogen und vor Öffentlichkeit und ordentlichen Gerichten geschützt – das war hierzulande immer so: Zivilisten richten nicht über Militärs! Weder im Frieden noch im Krieg. Umgekehrt geht in Ordnung: Militär darf, soll und muss im Zweifel alles mit Zivilisten machen dürfen: Gefangennahme, Folter, Tötung, Kundus.

Die Frage nach dem Grund für die Belobigung ist noch nicht beantwortet. Die beiden üblichen Antworten sind: Eine mutige Heldentat – die liegt aber nicht vor, eher eine feige. Ein Schweigen muss erkauft werden – was kann da vorliegen? Dem Kommentar von Peter Blechschmidt in sueddeutsche.de vom 08.08. mögen wir nicht folgen: „Auch Oberst Klein verdient ein wenig Barmherzigkeit.“ Das lesen wir eher als Glosse.Die Verwandlung des Obersten Klein in einen Brigadegeneral ist eine Provokation für die Friedensbewegung. Wir rufen dazu auf, am Antikriegstag gemeinsam eine deutliche Antwort zu geben: Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg!

Quelle: Linkes Bündnis Dortmund

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Grafikquelle     :

Ein Kommentar zu “Der Generalissimus”

  1. Martin Wedig sagt:

    Die Beförderung des Oberst zum Brigadegeneral folgt der Tradition des feudalen China. In einer fiktiven Geschichte bestraft der erste Chinesische Kaiser die Bestechung durch seine Bürger härter als die Bestechlichkeit seines Beamten „Shou“. Schließlich befördert er diesen bestechlichen Beamten. Begründung: Einmal verdorben taugt der bestechliche noch als Indikator von Bestechung innerhalb der Beamtenhierarchie. Mit einer Verpflichtung Bestechungsgelder an die kaiserliche Kasse weiterzuleiten, landet Bestechung letztlich über die Hand („Shou“) beim Kaiser.

    Der hochdekorierte deutsche Offizier steht nach seiner Beförderung in der Pflicht Verfehlungen – wie er sie begangen hat – zu bekämpfen.

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