Der flexible Kandidat
Erstellt von Redaktion am Dienstag 23. März 2010
Der Kandidat Jenkel aus Ahlen im Check
Wie stets zu Wahlen, bringt das Internetportal des WDR den Kandidaten-Check heraus. Dort haben interessierte WählerInnen die Möglichkeit, anhand von Thesen und Fragen etwaiige Übereinstimmungen mit den jeweiligen Kandidaten der einzelnen Parteien festzustellen. Dies ist eine Entscheidungshilfe für manche, die sich nicht die Mühe machen wollen (verständlicherweise!) alle Parteiprogramme vor ihrer Entscheidung zu lesen.
Gesagt, getan! Also führe ich den Check mal durch. In meinem Heimatwahlbezirk Warendorf gibt es zwei Wahlkreise. In einem der beiden meldet sich der linke Kandidat (Frank Mischke) erst gar nicht zu Wort, in dem anderen aber sein Genosse Reiner Jenkel. Er kennt das bereits, da er 2009 auch schon mal Kandidat war. Damals erfolglos für den Bundestag.
Ich erwarte aber jetzt eine starke Leistung von diesem Kandidat, bei dessen Vorkenntnissen auf dem Gebiet von Wahlen und Wahlkämpfen! Denn gerade die Linkspartei stellt sich als diejenige Partei heraus, die viele politische Ziele völlig neu definiert und Umgestaltung in sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und arbeitsmarktpolitischen Themenfeldern anstrebt. Ihr eigenes Wahlprogramm dabei zugrundelegend, selbstverständlich. Dieses wurde am 8. November 2009 anlässlich einer Versammlung der NRW-Delegierten der Linkspartei in Hamm beschlossen.
Nach diesem Beschluss war es wochenlang Zündstoff für wahltaktisches Geplänkel der anderen Parteien, es wurde als Grundlage dafür genommen, die Partei als „wirr und irre“ zu bezeichnen, aber setzte sich langsam, aber sicher, als das Programm der Linken in NRW durch. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei folgendem Passus aus dem Programm zuteil:
„Für dezentrale und kommunale Energieversorgungsstrukturen: Die Energiekonzerne in NRW – RWE und E.ON – müssen vergesellschaftet werden. Sie gehören in öffentliche Hand und müssen demokratisch kontrolliert, perspektivisch entflochten und dezentralisiert werden. Bereits privatisierte Anteile von Stadtwerken müssen rekommunalisiert werden.“ \r\n\r\n Sicher eine Forderung, die den NRW-Linken als fast unverhandelbar erscheint, ist sie doch eine der zentralen Anliegen der Linken in NRW.
Aber was sagt Kandidat Jenkel von den Linken dazu?
Er ist schlicht gegen die eigene Parteiforderung. In seinem Kandidaten-Check-Fragebogen ist er damit in einer Runde mit der SPD, den Grünen UND DER FDP! Hier einzusehen!
Also will Kandidat Jenkel keine stärkere Landesbeteiligung an den Großkonzernen, bis hin zur Linken-Forderung nach Verstaatlichung? Er wäre, hätte er sein NRW-Wahlprogramm inhaltlich vertreten, politisch verpflichtet in dieser Frage als einziger mit JA zu stimmen.
Wobei ich beim eigentlichen Problem des Kandidaten Jenkel bin. Abgesehen davon, das er als einziger der befragten Kandidaten seine Aussagen nie begründet, nimmt er auch nie eine Einzelposition ein, die ihn gegen seine Mitbewerber positioniert. Sicher auch unbequem für ihn. Und so fällt es dann doch sehr auf, klickt man sich durch alle Fragen auf dieser WDR-Internetseite, das er eigentlich immer die inhaltliche Nähe zu seinen politischen Konkurrenten sucht. Er teilt in erstaunlicher Häufigkeit die Meinungen von SPD und Grünen, aber durchaus auch mal mit der FDP, wenn es die Frage hergibt, wie zum Beispiel HIER oder noch bemerkenswerter HIER! Oder haben sich alle anderen Parteien nun den Linken derart genähert?
Nun frage ich mich doch nach diesem Check, warum soll ich Links wählen, wenn ich doch das Original (SPD und/oder GRÜNE) wählen könnte? Wo würde mich Jenkel ur-links gegen die neoliberalen Parteien vertreten?
Ratlos bleibe ich zurück. Aber Jenkel wäre nicht Jenkel, wenn er nicht auch noch eine Website auf „abgeordnetenwatch.de“ hätte. Im WDR-Kandidatencheck wird auch immer auf seine Seite verwiesen. Dort allerdings findet sich DAS! Was ja eigentlich auch DEM enstpricht! Womit sich sein politischer Kreis geschlossen hat.
Interessant dürfte allerdings sein, wie Kandidat Jenkel innerparteilich seine Positionen erklärt. Ausserparteilich wird er weniger Probleme haben, er kommt ja mit den „anderen“ augenscheinlich bestens klar! Zumindest aber bleibt er sich, wie stets, untreu, äh, treu!
Ach ja, anhand des Kandidatenchecks wäre Jenkel nicht der richtige für mich! Es sei denn, ich wäre „grün-gelb“, dann wär er als Vorschlag für mich mit dabei! Hat er da vielleicht etwas falsch verstanden?
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Fotoquelle :
- CC BY-SA 3.0
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