Das neue K. – Manifest
Erstellt von Redaktion am Sonntag 30. August 2020
Proletarier*innen aller Länder, vereinigt Euch (endlich)!
1987 ! Lag da schon ein Fräulein Merkel hinter den Büschen und wartete auf den Schlussverkauf ?
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Die Welt ist gespalten: in die Habenichtse und die Reichen. Aber die, die buckeln, kriegen davon nichts mit, weil sie gut beschäftigt werden – mit Hass aufeinander. Jetzt ist Zeit, das zu ändern.
Was wäre aus der Welt geworden, wenn die herrschende Klasse nie herausgefunden hätte, wie einfach die Restbevölkerung zu beschäftigen ist: Auf der einen Seite sind da die Grundbesitzer, Adligen, Erben, Besitzer der Produktionsmittel. Und auf der anderen, da sind eben die anderen – das Volk, Sie wissen schon -, die ein Lehn hatten, verdingt waren, in Stellung waren, in Beschäftigung standen, die Selbstständigen, Künstler, Gaukler, Dienstleister, Arbeitslosen. Durch alle Jahrhunderte nie vereint, gespalten im Hass aufeinander. Auf die Fremden, Hexen, Frauen, Männer, Feinde, Schwachen.
Und nie, nie existierte die Gefahr, dass sich der wunderbare Traum des kommunistischen Manifests – Proletarier aller Länder, vereinigt Euch – mit Leben gefüllt hätte. Zu jeder Zeit orientierten sich die meisten Menschen nach oben, in die nächsthöhere Klasse unserer klassenlosen Welt. Keiner sieht sich doch als das, was er ist: In den meisten Fällen als Teil der Masse, die funktionieren muss, kaufen muss, sich beschäftigen muss, sich hassen muss – denn sonst käme sie auf dumme Ideen, die Masse.
Bevölkerungen waren noch nie homogen. Sie bestehen aus Tausenden Parallelgesellschaften. Die Stadt- und Landbevölkerung, Singles, Familie, Paare, Religiöse, Sportler*innen und Polizist*innen und Eltern, die seit einer oder seit zehn Generationen in einem Land leben, zusammengehalten durch Werte, auf die sie sich geeinigt haben, und Gesetze, die ihr Zusammenleben regeln. Die unterschiedlichen Gruppen, die Menschen in ihren Mikrokosmen, wollen im Grunde alle dasselbe: ein angstfreies Leben, Frieden, Ruhe, ihre Familie und was Gutes zu essen.
90 Prozent gegen zehn
Sie sind die 90 Prozent, die über einen Bruchteil des Vermögens der restlichen zehn Prozent der Bevölkerung verfügen, für die weder Moral noch die meisten Gesetze gelten. Das sind die zehn Prozent, die zu allen Zeiten Kriege initiierten, in die sie Menschen aus den 90 Prozent schickten. Die zehn, die vor und nach Hitler reich waren, die in Eliteschulen zu CEOs werden, um die Wirtschaft mehr oder weniger prächtig zu leiten. Die über das Leben der 90 Prozent entscheiden und sie tunlichst weit weg von sich halten. Die, die die 90 Prozent beschäftigen. Und was ist dazu besser geeignet als Angst und Hass aufeinander?
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
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