Dann eben allein
Erstellt von Redaktion am Dienstag 3. September 2013
In den Bundestag kommt man über die Partei,
Konkurrenten ausstechen, Lager mobilisieren. Wolfgang Neskovic, einst Linksfraktion, versucht es als Einzelkämpfer in der brandenburgischen Lausitz. Kann das klappen?
AUS DER LAUSITZ UND BERLIN ANJA MAIER
Wolfgang Neskovic hat schon angefangen zu packen. Gleich hinter der Tür in seinem Bundestagsbüro steht sein offener Reisekoffer. Heute Abend will er mit dem Zug von Berlin nach Lübeck. Nach Hause. Man sieht Papiere, ein Deo, es bleibt noch Platz für ein paar von Neskovics Kleidungsstücken, die am Garderobenständer hängen. Roséfarbene oder weiße Hemden, dunkle Jacketts. Wertiges Understatement.
Es ist der Nachmittag des 28. Juni, der letzte Sitzungstag vor der Sommerpause. Das Parlament hat an diesem Freitag das Ehegattensplitting für Homopaare beschlossen. Es hat die Genitalverstümmelung für Frauen und Mädchen unter Strafe gestellt und acht Milliarden Euro Flutopferhilfe abgesegnet.
Gegen zwölf Uhr, zur umstrittensten Abstimmung, ist Wolfgang Neskovic von seinem Büro Unter den Linden hinüber zum Reichstagsgebäude gelaufen, um mit seinen ehemaligen Fraktionskollegen von der Linken über das Betreuungsgeld abzustimmen. Dagegen natürlich.
So wie es aussieht, war das eine der letzten Abstimmungen des Abgeordneten Neskovic im Deutschen Bundestag.
Wolfgang Neskovic, 65 Jahre alt, kandidiert zwar erneut fürs Parlament. Aber seine Wiederwahl ist unwahrscheinlich. Neskovic, der einstige Linkspartei-Abgeordnete, tritt als Einzelbewerber im Brandenburger Wahlkreis 64, Cottbus, Spree-Neiße an. Er hat ihn schon einmal direkt gewonnen, 2005 war das. Als parteiloser Abgeordneter der Linken hatte er einem SPD-Mann die Lausitz abgenommen. Aber diesmal liegt die Sache anders, diesmal tritt er als „Unabhängiger“ an, wie er das gern nennt. Er muss nun lernen, ohne einen Apparat, ohne die üblichen Unterstützer und ohne Parteigelder zu kämpfen.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
Fotoquelle: Wikipedia / Urheber dielinke_sachsen