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Brief aus San Salvador

Erstellt von Redaktion am Freitag 12. Juli 2013

Brief aus San Salvador

Könnte hier die Zukunft dieses Landes beschrieben werden? Ich bin sicher, das schaffen die schon. Die Regierung Merkel mit ihren Monopolisten. Dann kann endlich auch das Margotchen wieder  hier leben und die Ankündigung der weissagenden Satiriker ist in Erfüllung gegangen. „Honeckers Rache“ hat gewirkt, nachhaltig.

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Brief aus San Salvador

Wir sind ständig in Alarmbereitschaft, werden beobachtet, 24 Stunden am Tag. Wenn ich am Morgen das Haus verlasse, öffne ich zuerst das Tor meiner Garage. Fünfzig Meter weiter macht mir der Wächter das Tor meiner Straße auf. Es ist eigentlich eine öffentliche Straße mit kleinen Reihenhäuschen. Die Nachbarn haben irgendwann beschlossen, sie mit einem großen Tor abzusperren. Mehrheitlich, gegen meinen Willen. Alle Nachbarschaften in San Salvador machen das. Aus durchschnittlichen Wohngebieten der Mittelschicht werden so Gated Communities.

Allein auf den ersten hundert Metern meines täglichen Wegs komme ich an vier oder fünf Wächtern vorbei, bewaffnet mit Macheten, Revolvern, Flinten. An roten Ampeln drehe ich die Scheiben hoch und drücke die Sicherungsknöpfe nach unten. Jeder in El Salvador kennt jemanden, dem an einer roten Ampel mit Waffengewalt der Wagen abgenommen wurde.

Bus fahren kommt für alle, die sich ein Auto leisten können, nicht infrage. Man steht zu Stoßzeiten eng zusammengepfercht, und selbst dermaßen überfüllte Busse werden bisweilen am hellen Tag überfallen. Vorne und hinten steigen Pistoleros zu und sammeln Geldbörsen, Uhren und Mobiltelefone ein. Zieht einer der Überfallenen selbst eine Waffe, kommt es zur Schießerei mit mehreren Toten.

Keinen einzigen Polizisten sehe ich auf dem halbstündigen Weg zur Zentralamerikanischen Universität. Auch der Eingang zum Campus ist streng bewacht: zwei Uniformierte eines privaten Sicherheitsdienstes, am Gürtel einen Schlagstock und einen Revolver. Unwirsch verlangen sie einen Studenten- oder Dozentenausweis. Wer an ihnen vorbeiwill, ist von vornherein verdächtig. Ich habe an dieser Universität studiert, die ersten Semester noch zu Zeiten des Bürgerkriegs. Auch damals standen am Eingang Wachleute. Sie waren nicht bewaffnet, sie wollten keinen Ausweis sehen, sie waren freundlich.

Quelle: Le Monde Diplomatique >>>>> weiterlesen

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Fotoquell DL /privat    CC BY-SA 3.0

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