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Bierbaum-Kreide fressend?

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 6. Juni 2012

„Wir müssen lernen, besser mit Kritik umzugehen“

Am Montag, 04.Juni 012, veröffentlichte die Saarbrücker Zeitung ein Interview von Redakteur Norbert Freund mit MdL (LINKE) Heinz Bierbaum. Hier das Interview mit einen entsprechenden Kommentar von mir:

Die Linke hat bei der Landtagswahl fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2009 verloren. Gleichzeitig haben die Piraten den Einzug in den Landtag geschafft. Hängt beides ein Stück weit miteinander zusammen?

Bierbaum: Die Erfolge der Piraten zeigen, dass es in der Politik heute nicht nur um Inhalte geht, sondern auch darum, wie Politik gemacht wird. Die Menschen wollen beteiligt sein. Darauf müssen wir reagieren. Wir brauchen eine neue politische Diskussionskultur.

Was meinen Sie damit?

Bierbaum: Wir müssen lernen, besser mit Kritik umzugehen. Wer beispielsweise Kritik an der Parteiführung äußert, darf nicht gleich abgestempelt werden. Natürlich hatten wir in der Vergangenheit auch einige eher eigenwillige Parteimitglieder, die jetzt nicht mehr dabei sind. Wir haben jedoch auch Leute verloren, die ich da ausdrücklich nicht dazu rechnen würde, etwa diejenigen, die in Wiebelskirchen ausgetreten sind. Die größte Gefahr für uns sehe ich darin, dass sich immer mehr Leute zurückziehen und es zu einem schleichenden Erosionsprozess kommt.

Quelle: Saarbrücker-Zeitung >>>>> weiterlesen

Kommentar:

„Wir müssen lernen, besser mit Kritik umzugehen“ – Linken-Politiker Bierbaum fordert neue innerparteiliche Diskussionskultur – Junge Leute sollen wichtigere Rolle in der Landespartei spielen“

Hier offenbart sich also die gereifte Einsicht, mit Kritik und Kritikern besser umgehen zu sollen, Motto: Wir haben verstanden. – oder: Fehler wurden gemacht, ja, aber jetzt wird es besser. – Welch ein Unfug! Handelt es sich bei Prof. Dr. Heinz Bierbaum doch um einen der Täter! Er gehörte von Beginn an zum verantwortlichen inneren Kreis um Olaf! Er war es doch, der 2009 den – am Ende leider erfolgreichen – Ausschlussantrag gegen Gilla Schillo formulierte, weil sie – zu Recht – die Machenschaften um die Kandidatenwahlen am 08.03.2009 in Neunkirchen „aufgespießt“ hatte, die u.a. von Bierbaum mit gedeckt wurden.

Ein Wolf, der Kreide frisst, bleibt aber ein Wolf, Herr Bierbaum!

„die Menschen wollen beteiligt sein“ – richtig, aber wer seine Mitglieder verachtet, wird sie nicht an den Entscheidungen beteiligen, es sei denn mittels scheindemokratischer Abstimmungen, deren Ergebnis vorher bereits fest steht

„wer beispielsweise Kritik an der Parteiführung äußert, darf nicht gleich abgestempelt werden.“ – richtig, aber wo bleibt die parteiöffentliche Entschuldigung für den Parteiausschluss von Gilbert Kallenborn und Gilla Schilla und Helmut Ludwig und etliche andere, verbunden mit einer Unwirksamkeitserklärung und Bestätigung der nicht unterbrochenen Mitgliedschaft  -sofern es die Betroffenen überhaupt wollen?

Zur fehlenden Unterstützung der Kommunalpolitiker: „ … da muss von Seiten des Landesvorstandes mehr getan werden.“ – richtig, aber was hat Herr Bierbaum als stv. Landesvorsitzender dazu beigetragen? Er ist ja Teil des Problems, wie kann er sich erdreisten, als – jetzt einsichtig gewordener –  Retter  darstellen?

Zur Repräsentanz der Gewerkschaften in der LINKE: „Es gibt in den Betriebsräten …  viele Mitglieder unserer Partei…“ – möglich, aber was soll das? Die LINKE ist keine Gewerkschaft, der Einfluss der Gewerkschaften wird überschätzt, Betriebs- und Personalräte haben – nie – politisch tätig zu werden, die verengte Sicht eines Gewerkschafters blendet aus, dass sich eine politische Partei um die Nichtbesitzer von Arbeit zu kümmern hat, um die von Hartz IV vegetierenden Familien.

„Aber es reicht eben nicht aus, alle paar Jahre anlässlich von Wahlkämpfen die Unterstützung von dort abzurufen.“ – richtig – zugleich die typisch verengte Sicht eines Gewerkschafters – die LINKE soll nicht „die Betriebe mobilisieren“,  sondern hat linke Politik zu machen. Davon war im Saarland wenig zu spüren.

Zur Frage, warum das (die Einbeziehung der Betriebe und Gewerkschaften) angesichts der bestehenden LAG Betrieb und Gewerkschaft nicht klappt: „Das ist auch so ein Problem. Wir müssen unsere LAGs ,mit Leben erfüllen. Das geht aber nur, wenn die Menschen, die dort mitmachen sehen, dass sie durch ihre Mitarbeit etwas bewegen können.“ – richtig – die LAGs wurden ebenso wie die OVs nur als „Hamsterräder“ verstanden, zum unschädlichen Energieabbau der Basisaktiven – es gab keine Aufträge (untersucht bitte dieses Problemfeld), keine Würdigung der Ergebnisse oder Anträge, keine Förderung oder Unterstützung, kurz: alle Basisorganisationen unterhalb der Kreisebene (erst dort beginnt der Partei-Mensch) waren der Partei lästig – dies gilt uneingeschränkt auch für die Kommunalvertretungen – wie kann eine Organisation nur so blind gewesen sein!

Rolf LInsler hat sich beim Aufbau der Partei nach dem Zusammenschluss von PDS und WAG zur Linken große Verdienste erworben.“ – Hier fehlt die Aussage über die Sichtweise – RL war als Führungspersönlichkeit restlos überfordert – er konnte lediglich formal leiten im Sinne eines Gewerkschaftsfunktionärs – seine Funktion war eigentlich die eines Oskar-Stellvertreters, der weisungsgemäß/absprachegemäß zu funktionieren hatte – einen Durchblick hat er nie gehabt – eine ihr Amt als LGF vernachlässigende Pia Döring durfte er aus Parteiräson (= Oskar-Räson)  nie kritisieren – ihn derart „über den Klee“ zu loben entspricht also Oskar-Sicht: Rolli hat gut funktioniert.

Zudem haben wir auch etliche junge Leute in unseren Reihen. Denken Sie etwa an die Stv. Landesvorsitzende Sandy Stachel. … dass Leute wie sie künftig eine wichtigere Rolle in der Parteiarbeit spielen müssen.“ – so viel ich weiß, spielt auch die junge LINKE in der Landespartei keine Rolle, trotz anfänglich richtig guter Leute – wer allerdings eine Sandy Stachel, m.W. Jurastudentin, Beispiel nennt, meint junge – oskargetreue – Apparatschiks, die mehr oder weniger gewissenlos jedweden Parteiauftrag ausführen – ein schrecklicheres Beispiel als diese Person – ich enthalte mich zutreffender Verbalinjurien – ist mir noch nicht untergekommen! – es bezeichnet aber die mafiaartigen Strukturen einer von Oskar Lafontaine – heimlich/unheimlich – beherrschten Partei.

Oskar Lafontaine wird Fraktionschef im Saarland bleiben.“ – ok, wir erfahren, dass „ER“ uns Saarländern leider erhalten bleibt, auch, dass er weiterhin von hier aus seine unheiligen und parteizersetzenden Strippen ziehen wird. Das bedeutet: kein Neuanfang im Saarland, es bleibt alles beim alten, die einer Mafia durchaus vergleichbaren Strukturen und Personalbesetzungen bleiben erhalten.

„Und ich hoffe inständig, dass er auch in der Bundespartei weiter eine sehr wichtige Rolle spielen wird.“ – ok, wir erfahren also, dass OLs Abtritt auf Bundesebene nur ein Schein-Abtritt war, dass er weiterhin die Bundesparteibeeinflussen will und wird – es droht der Partei vermutlich also seine Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl  2013, vermutlich zusammen mit Sahra Wagenknecht.  Dann können wir Gregor Gysi allerdings komplett abschreiben. – Gut, das zu wissen, dann bleibt vielleicht noch die Chance, OLs Kandidatur zu verhindern, dies auch um den Preis, dass die LINKE dann hochkant aus dem Bundestag fliegt, weil sie nur 4% erreicht hat.

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  Grafikquelle  :   Heinz Bierbaum (2014) auf dem Parteitag DIE LINKE am 10. Mai 2014 in Berlin

13 Kommentare zu “Bierbaum-Kreide fressend?”

  1. AntiSpeichellecker sagt:

    vollste Zustimmung!!!

  2. AntiSpeichellecker sagt:

    vollste Zustimmung für die Analyse von Diogenes

  3. R.Funden sagt:

    Was sollen diese, zumindest teilweise, warmen Worte von Bierbaum noch?
    Ändern wird sich nämlich, wie auch in der Vergangenheit, nichts. Weil auf Ebene des Landesvorstandes gar keine Einsicht zur Änderung besteht. Linlser ist ein Meister im Aussitzen, er glaubt, dass sich Probleme von alleine lösen, wenn man sie nur lange genug ignoriert.
    Selbst wenn Bierbaum es ernst gemeint haben sollte- vielleicht hatte er ja einen solchen Moment der Besinnung, was aber nur sehr schwer vorstellbar ist- er wird sich nicht durchsetzen mit seinem Wunsch anch Veränderung und am Ende gar weggemobbt werden.

    Was aus dem Interview nicht hervorgeht: in welcher Funktion hat Bierbaum denn gesprochen? Stell. Landesvorsitzender ist er ja nicht mehr. War es gar eine verirrte Einzelmeinung und/oder ging ihm die Galle über?
    Nur zeigt sein Interview, dass ihm in weiten Teilen die Kenntnis fehlt, wie schlimm es in der Linke Saar tatsächlich zugeht und warum auch hier die Misstöne bis hinunter zur Basis so laut sind und an welchen Personen dies hängt.

  4. ichgreifmirandenkopf sagt:

    Sehr gut!!!!

    Vertrauen einmal weg, immer weg! Daraus kann nie wieder eine starke vernünftige Partei entstehen.

  5. Dr Schiwago sagt:

    Wenn Bierbaum aussagen will, dass er und sie verstanden haben, so muss das mit aller Schärfe zurückgewiesen werden.
    Seit vier Jahren wurde von vielen Seiten auf die Misstände innerhalb der Partei hingewiesen. Auch Olaf wurde davon informiert. (Dokumente liegen vor). Wenn sie jetzt „Kreide gefressen haben“, so bleiben beide Wölfe im Schafspelz.
    Wenn über die Partei im Saarland seit vielen Jahren das Totenglöcklein läutet und sie es erst jetzt begreifen wollen, dann fress ich Kreide. Bierbaum war zu Beginn der Partei genau so unbekannt wie der Bundesvorsitzende. Das ist kein Problem, wenn der Porzellanladen nicht zertrampelt worden wäre und man heute versucht, mit Druck auf die Tränendrüsen, noch das Letzte verhindern zu wollen, was nicht mehr zu verhindern ist.
    Was die Basis betrifft, ist der gesamte Vorstand verantwortlich, wenn sich die OV`s in Luft auflösten und kein Interesse an Neuwahlen bestand. Ihre Hausaufgabe wäre es gewesen, die zerstrittenen Haufen zu schlichten.

  6. Gilbert Kallenborn sagt:

    Bierbaum hat keine Kreide gefressen, Wölfe fressen Kreide im Märchen, aber mit Märchen ist Bierbaum gut. Bierbaum ist auch nicht der Wolf der Saar-Linken, das lässt der echte Wolf gar nicht zu, einen Nebenbuhler. Eher der einzige, der intelligenzmäßig an der Parteispitze vorzeigbar ist: „ich danke Ihnen für meine Ausführungen“ Linsler ist das nicht der auch mal bischen bellen darf, Tonlage ach wie zart und einfühlsam.
    Aber dummschwätzen darf er schon. Wie hier. Es lässt sich gut mit Kritikern umgehen wenn sie zuvor alle beseitigt wurden und Bierbaum half dabei.
    Bei Berichten gilt: nur wer richtig fragt, bekommt die guten Antworten. Die heisse Story. Das wurde hier vergessen. Die Frage nämlich, warum Oskar mit Marionette Bierbaum nach der Bundeskasse griff
    und wieso der MdL Bierbaum, nicht genug ausgelastet im Landtag, Bundesschatzmeister in Berlin
    werden wollte/ sollte /geschickt wurde.
    Wir Insider wissen es. Der Reporter vergaß zu fragen. Das gesamte Interview ist eine Nebelkerze der Wahlniederlage Bierbaums in Göttingen, und die war massiv. Ich stand dabei, als Spitzenpolitiker aus Sachsen, Thüringen, Brandenburg mitten im Flur Göttingen die Abwehrstrategie gegen die Bierbaum-Wahl besprachen, offen, jeder konnte zuhören. Au, das war hart. Ohne Kreide.

  7. Dengmerter sagt:

    Viele Journalisten würden gern intensiver hinterfragen, dürfen aber nicht.

  8. Oliver Kleis sagt:

    Anfang Dezember 08 hatten wir in SB Burbach eine Schiedskommissionssitzung (zweimal SS – Gilbert, kuck drüber weg!), am Ende kam das Gespräch auf Linsler, da sagte Bierbaum auf die Vorhaltung, daß Linsler die Intelligenz nicht grade erfunden habe: „Ja, aber er gibt sich Mühe…“ Als ich, lauthals loslachend, daran erinnerte, was im Arbeitszeugnis „…gibt sich Mühe“ bedeutet, lief Bierbaum rot an, zuckte die Schultern und war ganz schnell weg. Unser Gelächter verfolgte ihn bis auf die Straße. Gilla wird sich vielleicht noch dran erinnern…

  9. ichbins sagt:

    Oliver You made my day… köstlich… fast schon göttlich… oh Mann ich kann nicht mehr.

  10. Kassandra sagt:

    # 8
    BILDUNG FÜR ALLE.
    War das nicht ein Thema im Wahlkampf 2009?

    So wie man hört, sollen gewisse Landesvorstandsmitglieder gegen Bildung resistent sein.

  11. Gänseblümchen sagt:

    Rolandseck. Mündl. Verhandlung der Linsler-Kommission.
    Vor Bierbaum stand ein Teller mit einer großen Pizza…
    Igitt, igitt; B. popelte genüsslich in der Nase …

  12. Diogenes sagt:

    Heute (08.Juni) erschien in der Saarbrücker Zeitung (S. A4) der folgende Leserbrief:

    Linke
    Wer Kreide frisst, bleibt ein böser Wolf
    Heinz Bierbaum repräsentiert im Saarland „die“ Partei, ist verantwortlicher Teil der beklagten Mangelerscheinungen. Jetzt so zu tun, als habe man neue Einsichten gewonnen, ist unglaubwürdiges Wortgeklingel. Wer Kreide frisst, bleibt dennoch ein böser Wolf. Sechs Jahre Parteierfahrung mit Oskars System der Begünstigung seiner Günstlinge und Ausgrenzung seiner Kritiker, geleitet vom „Trio infernale“ der drei alten Männer, sind genug. Man kann nur noch entnervt fordern: abtreten, auf Nimmerwiedersehen!
    Auch die Beschönigung des Wahlergebnisses spricht Bände: nicht nur fünf Prozent hat die LINKE eingebüßt, sondern 31 Prozent ihrer Wählerschaft! Das ist die poltische Wahrheit vom 25.März.
    Ulrich Meyer, Heusweiler

  13. Oliver Kleis sagt:

    @12: Hab ich auch gelesen – auf Seite A4

    Auf Seite B2 stand dann, daß die Bundestagsverwaltung eine Prüfung der Kreisfinanzen SLS und auch der Landesfinanzen ablehnt. Ein paar Zeilen nur, aber ich weiß wo jetzt die Schampus-Korken knallen….

    Dafür gabs gestern Abend bei Lanz ein absolutes Highlight: Arnulf Baring und Klaus Ernst haben sich gegenseitig über den grünen Klee gelobt – bis Baring über Oskar sagte er wäre ein böser Mensch, ein schlechter Mensch und wenn Oskar mal an die Macht käme würde er, Baring, auswandern. Ich hab erst meinen Ohren nicht getraut und bin dann vor Lachen aus dem Bett gefallen…

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