Auf der Route des Löwen
Erstellt von Redaktion am Mittwoch 16. September 2015
Migranten auf dem Weg durch die Sahara
Katrin Gänsler
Lieber auf riskantem Weg nach Europa als in Gambia bleiben, sagt Mohammad Cisse. Dass viele umkommen, hält ihn nicht ab.
Muhammad Cisse* hat sich sein Basecap tief ins Gesicht gezogen und trägt eine Daunenjacke. Er musste die Nacht im Freien verbringen und hat nicht geschlafen. Ihm ist kalt und schlägt die schlacksigen Arme um die Brust. Ab und zu redet er ein wenig mit ein paar anderen Männern. Er ist größer als die meisten und die Zähne seines Unterkiefers stehen hervor. Alle sprechen Mandinka und ein wenig Englisch. Jeder der Passagiere merkt sofort, dass keiner unter ihnen aus dem Niger stammt
Um halb vier am Morgen ist es soweit. „Muhammad Cisse!“, ruft ein Mitarbeiter des Busunternehmens. Der 23-Jährige nimmt seinen Rucksack und muss noch einmal das Ticket vorzeigen. 20.500 CFA-Franc, umgerechnet 31 Euro, hat es gekostet. In vielen Ländern der Region ein halber Mindestlohn. Cisse klettert in den Überlandbus und sitzt zwischen zwei anderen, die wie er aus Gambia kommen. Der Bus bringt sie von Niamey, der Hauptstadt des Niger, nach Agadez und so 1000 Kilometer näher an Europa.
In den ersten Stunden ist es still. Die meisten Reisenden sind Migranten, und jeder hat nur noch einen kleinen Rucksack bei sich mit den letzten Resten von dem, was sie in ihr neues Leben mitnehmen wollten. Nach sechs Stunden hält der Bus kurz in Konni vor der Grenze nach Nigeria. Muhammad Cisse kauft sich zuckersüße Plätzchen und Cola. Er ist groß aber genau so mager wie alle anderen Männer. „Ich komme aus Gambia und bin seit drei Wochen unterwegs“, erzählt er. Wenn es klappt, wird er bald an der Grenze zu Libyen und auf dem Weg nach Italien sein. „Die Autos sollen montags abfahren. Nächsten Montag bin ich dabei.“ Heute ist Freitag. Cisse setzt eine Sonnenbrille auf und post ein wenig. Der Busfahrer drängt zur Eile.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Cooperazione
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