Der Busch ist immer nass
Erstellt von Redaktion am 8. Mai 2020
Historischer Reisebericht vom Amazonas
Von Richard Spruce
Von 1849 bis 1865 unternimmt der Botaniker Richard Spruce eine Exkursion in das Amazonasbecken. Sein Reisebericht lässt die Strapazen erahnen.
Bisher hatte das Wetter uns begünstigt, denn wir hatten keine schweren Regenfälle erlebt, und ich war guter Hoffnung, dass es lange genug trocken bleiben würde, um es mir zu ermöglichen, eine große Sammlung von Pflanzen anzulegen. Ich wollte einen Rancho [Schutzhütte] am Strand errichten, aber die Indianer erklärten sich zu müde dafür, verschoben die Aufgabe bis zum Morgen und begnügten sich mit einem behelfsmäßigen Dach aus den Yapás [geflochtene Matte].
Die beiden folgenden Tage und Nächte waren regnerisch, mit heftigen Gewittern in kurzen Intervallen, die den Mangel an einer Hütte stark fühlbar machten und dennoch als Ausrede für die Indianer dienten, die (wie sie sagten) keine Palmblätter im Regen schneiden und durch den nassen Wald ziehen konnten.
Am 28. war der Himmel bei Tagesanbruch vollkommen klar und schien einen schönen Tag zu versprechen, sodass ich verlockt war, einen Versuch zu wagen, die Serra de Carnaú zu erreichen und auch zu ersteigen, wenn die Zeit es erlaubte. Wir konnten sie von unserem Lager aus nicht sehen, aber der letzte Anblick, den ich davon auf unserem Weg hatte, hatte mir bestätigt, dass sie direkt vom östlichen Ufer des Flusses aufstieg.
Wir ließen einen Mann zurück, um unser Lager zu bewachen, und nahmen die anderen drei mit uns, um einen Pfad durch den Wald zu bahnen. Die Sonne war kaum aufgegangen, als wir aufbrachen, und mein Rat war, dem Flussufer zu folgen; aber mit dem Blick auf die Mündungen einiger Igarapés [kleine Seitenarme des Flusses], die wir in einiger Entfernung den Fluss hinauf sehen konnten, schlugen sich die Indianer ostwärts in den Wald, erstiegen Hügel und kletterten in Täler, die mit Bambus und Murumurú-Palmen gefüllt waren, deren Stacheln eine Länge von mehreren Zoll hatten.
Verirrt im Regenwald
Wir waren so einige Stunden gegangen, als sie zu zweifeln schienen, welchen Weg wir nehmen sollten. Drei Mal erkletterten sie hohe Bäume, um nach Carnaú Ausschau zu halten, konnten aber weder Berg noch Fluss sehen. Mittags, nachdem wir sechs Stunden auf den Beinen gewesen waren, hielten wir gerade an, um über die wahrscheinliche Richtung unseres Ziels zu beraten, als sich zwei der Männer, ohne ein Wort zu sagen, wieder auf den Weg in unser Lager machten. Meine Erfahrung mit solchen Waldwanderungen war noch sehr gering, und ich wusste nicht, wie wichtig es war, niemals die indianischen Führer aus den Augen zu verlieren.
Ich vermutete (irrtümlich, wie sich herausstellte), dass wir nicht weit vom Fluss entfernt waren, und dass wir ihn leicht erreichen konnten, indem wir dem Verlauf eines der zahlreichen Igarapés folgten. […] Also suchten wir mit dem Cafúz [Nachfahre aus einer Verbindung zwischen Schwarzen und Indigenen] Manoel, der bei uns geblieben war, als Wegbereiter nach einem Igarapé. Nachdem wir einen gefunden hatten, begannen wir, an ihm entlang hinabzusteigen – keine leichte Aufgabe, denn sein Lauf führte, wenn er nicht dicht mit Büschen und Lianen besetzt war, durch Ebenen von verstricktem Bambus und schneidenden Gräsern, die man nur auf Händen und Knien passieren konnte.
Der Tag war übermäßig schwül, als sich plötzlich der Himmel bewölkte und die feierliche Stille durch ein Stöhnen im Wald unterbrochen wurde, das sich bald zu einem Getöse verstärkte, und ein schreckliches Gewitter über uns ausbrach. Mitten darin blieb King stehen, um die Schale einer Castanha [Paranuss] aufzubrechen, und blieb zurück. Die Regenfluten verschleierten die Luft, und die unablässigen Donnerschläge und das Prasseln der Regentropfen auf den Blättern überdeckten jeden anderen Klang, sodass wir ihn einige Zeit lang nicht vermissten, ihn auch nicht nach uns rufen hörten, was er, wie er uns nachher erzählte, getan hatte. Wir dachten, er würde sich uns bald wieder anschließen, indem er dem Lauf des Igarapé folgte.
Als ich auf ihn wartete, verlor ich auch Manoel aus den Augen, und eine halbe Stunde verstrich, bevor wir uns wieder fanden. Ich ließ ihn dann einen hohen Baum erklettern, und wir riefen – ich von dessen Fuß, er von oben – nach unserem Begleiter, bis wir heiser waren.
Es war etwa 3 Uhr, als wir zu unserer sehr großen Freude die Stimme von King hörten, und kurz darauf holte er uns ein. Nachdem er seine Kastanien aus ihrer Schale geklaubt hatte, war er versehentlich einen Nebenfluss des Igarapé hinaufgestiegen, und der Anstieg war so gering, dass er seinen Fehler nicht bemerkte. Nachdem er eine Meile weit gegangen war, sah er zwei Blätter auf dem Wasser treiben und erkannte, in welche Richtung das Wasser rann, und ging sofort auf seinen Spuren wieder zurück.
Der Igarapé schien endlos zu sein, und wir fingen an zu fürchten, dass er in irgendeinem Palmensumpf enden würde, als wir um etwa 4 Uhr nachmittags, genau als der Regen aufhörte, durch den Anblick des Flusses erfreut wurden. Sein Anblick war uns jedoch sehr befremdlich, so still und ruhig wie ein See – und der Berg, den wir gesucht hatten, lag zum Greifen nah im Norden. Westlich stürzte sich in einiger Entfernung ein anderer Fluss über Felsen hinunter, um sich dem anzuschließen, an dem wir standen, und an ihrem Zusammenfluss lag eine Halbinsel aus rohen Granitblöcken, die zu großer Höhe aufgetürmt waren. Wir waren eindeutig weit von unserem Lager entfernt, und unser einziger Gedanke war, es so schnell wie möglich zu erreichen.
Spärliche Mahlzeiten
Wir begannen also flussabwärts zu gehen, aber es war unmöglich, seinem Ufer zu folgen, denn es gab keinen Strand, und der Wald war dort dichter und undurchdringlicher als ein klein wenig weiter im Landesinneren. Ich stellte fest, dass Manoel viel schneller vorwärtskam als wir, und als die Sonne sank, sandte ich ihn voraus mit der Anweisung, etwas zu kochen, wenn er das Kanu erreichte, und auf unsere Ankunft zu warten – ein weiterer Fehler meinerseits, denn Manoels Terçado [Buschmesser] hätte unser Vorwärtskommen durch den Wald sehr erleichtert.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Porto Trombetas está localizada no Noroestedo Pará. A vila foi construída para atender aos trabalhadores da Mineração Rio do Norte (MRN), que faz extração de bauxita. As instalações de Porto Trombetas estão localizadas no município de Oriximiná (PA), à margem direita do rio Trombetas, um dos afluentes do rio Amazonas
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Unten — Rio Una in Palmares
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