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Archiv für September 23rd, 2019

Der Weg zur Volkspartei ?

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Werden die Grünen zur Partei der Erben?

LDK Dortmund (35479040542).jpg

Von Stephan-Götz Richter

Auf dem Weg zur Volkspartei müssen sich die Grünen entscheiden, ob sie ihre Wählerschaft stärker besteuern wollen – oder nicht.

as erklärt den rasanten politischen Aufstieg der Grünen, der ja im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 in den Meinungsumfragen zumindest vorübergehend annähernd zu einer Verdreifachung ihres Prozentanteils in der Wählergunst geführt hat?

Bekannt ist, dass der Kern der Wählerinnen und Wähler der Grünen aus Menschen besteht, die materiell besser gestellt sind und vorwiegend gut bezahlte Dienstleistungsberufe ausüben, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin herausgefunden hat. Aber auch wenn der Anteil dieser Menschen an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung kontinuierlich gewachsen ist, kann dies allein den Stimmenzuwachs nicht hinreichend erklären. Das gestiegene Bewusstsein der Bedeutung des Klimawandels ist der offensichtliche Teil der Erklärung. Viel interessanter aber ist es, die Wählerwanderung, die bei der Europawahl im Mai insbesondere von der CDU/CSU und FDP zu den Grünen stattgefunden hat, genauer zu betrachten.

Eine simple Hypothese: Wer in einer Gesellschaft materiell bessergestellt ist, möchte auch etwas „Besonderes“ geboten bekommen. Die Grünen haben den Vorteil, dass sie im politischen Umfeld den raren Status einer „coolen“ Marke haben. Sie verstehen sich darauf, ihren Wählern subjektiv ein besseres, aufgeklärtes oder auch überlegenes Lebensgefühl zu vermitteln.

So „cool“ das auch sein mag, entpuppen sich die Grünen in Wirklichkeit doch immer mehr als eine Volkspartei alten Stils. Denn sie operieren mittlerweile in genau der gleichen Weise, wie dies zuvor die CDU/CSU und die SPD über Jahrzehnte praktiziert haben. Sie dienen sich vielen Menschen als parteipolitische Projektionsfläche für deren zum Teil durchaus missionarische Hoffnungen an, die sie für unser Gemeinwesen haben.

Die beiden alten Volksparteien sind demgegenüber als Marken inzwischen in etwa so attraktiv wie die Etienne Aigners, Sony-Walkmans, Fred Perrys, Club Meds und andere prominente Marken des letzten Jahrhunderts es heutzutage sind. Sie haben als Projektionsfläche geheimer Wünsche ausgedient.

Der Volksparteiencharakter trifft auf die Grünen auch insofern zu, als ihr Führungsduo Habeck/Baerbock per Sloganeering („Weg mit den Inlandsflügen!“) sehr erfolgreich darin ist, einen Gemischtwarenladen anzubieten, der ein bestimmtes Lebensgefühl bedient. Volksparteien sind im Interesse der eigenen Machtsteigerung beziehungsweise -erhaltung gut beraten, lieber keine spezifischen politischen Lösungen anzubieten, um möglichst keinen Teil des eigenen Wählerpotenzials zu desillusionieren.

Aber realistische Zielvorgaben und gerade auch detailliert durchgerechnete Programme sind das, was unsere Gesellschaft mittlerweile unbedingt braucht. Nur so lässt sich der von den Alt-Volksparteien zu verantwortende Handlungsstau abbauen. Diese Herausforderung anzunehmen, ist angesichts der konzeptionslosen Stückwerksarbeit der Groko eine besondere Verantwortung der Grünen.

Davon ist aber gegenwärtig aufseiten der Grünen nur wenig zu spüren. Wenn Habeck etwa davon spricht, die Bahnstrecken massiv auszubauen, um 2035 keine Inlandsflüge mehr zu haben, ist das angesichts der hierzulande üblichen Projektvorlaufzeiten für neue Bahntrassen zumindest ohne begleitende Vorschläge zur Verfahrensstraffung natürlich eine Milchbubenrechnung.

So fragt man sich mit Blick auf die Dauerhaftigkeit des politischen Erfolgs der Grünen zu Recht, wie schnell die Wähler der Grünen die bewusste, volksparteienhafte Unspezifität durchschauen werden. Der aktuelle Rückgang in den Meinungsumfragen ist ein erstes Indiz hierfür.

Was den Grünen allerdings auf mittlere Sicht helfen wird, sind die Verschiebungen in der materiellen Komposition ihrer Wählerschaft. Gerade wegen der Wählerwanderung von CDU und FDP zu den Grünen wird die Partei verstärkt Elemente einer Erbenpartei aufweisen. Die Erbengeneration ist ohne Frage materiell bessergestellt, indem sie aufgrund einer Erbschaft zum Beispiel als Wohnungseigentümer lebenslang mietfrei wohnt oder über Mieteinkommen verfügt. So etwas entlastet den eigenen Haushalt, gerade wenn man in Städten lebt, in denen man für die eigene Miete oft wenigstens 30 Prozent des monatlich verfügbaren Einkommens aufwenden muss.

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Praktisch gewendet bedeutet dies, dass viele grüne Wähler – immer öfter ehemalige, gut situierte CDU- und FDP-Wähler – doppelt positiv in die Zukunft blicken können. Hohes Lebenseinkommen trifft sich zunehmend mit ererbten Vermögen. Auch wenn eine direkte Zuordnung von Erbschaften zur Parteiidentifikation derzeit datentechnisch in Deutschland noch nicht möglich ist, darf dennoch angenommen werden, dass die Wähler der Grünen besonders häufig von Erbschaften profitieren dürften. Denn die Erbengeneration umfasst relativ häufig die derzeit 40- bis 50-Jährigen sowie Menschen, deren Eltern eine gute Ausbildung genossen haben, so wie sie selbst. Und beide Merkmale treffen besonders häufig auf die Anhängerschaft der Grünen zu. Unter solchem Vorzeichen ist der erforderliche ökologische Umbau der Gesellschaft natürlich mit weniger privaten Kostensorgen verbunden.

Auf mittlere Sicht wird auch helfen, dass viele Wähler in ihren Erwartungen von den bisherigen Volksparteien konditioniert worden sind. Für sie ist das merkwürdig Unspezifische der umweltpolitischen Schritte der Grünen keineswegs befremdlich. Ganz im Gegenteil: Ihnen ist das Sanftmütige, wenn es um konkrete Umsetzungsmaßnahmen geht, bestens vertraut – von den politischen Marken, die sie zuvor favorisiert haben.

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Ösi Skandale + Seifenopern

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Österreich: Philippa als Evita

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Die Tänze um die goldenen Kälber der Steuerzahler auch im Ösiland.

Quelle         :    untergrund-blättle CH.

Von Franz Schandl streifzuege.org

Politik gerät immer mehr in den Malstrom von Casting, Skandal und Seifenoper. Wen interessieren schon Themen? Derer gäbe es zwar genug: Wohnen, Gesundheit, Bildung, Verkehr, Arbeit, ja sogar Klimaschutz.

Sie kommen zwar vor, aber sie verursachen durch Phrasen und Chiffren, durch Stehsätze und Nullaussagen lediglich ein Rauschen im Hintergrund. Wird über sie gesprochen, werden sie nicht erörtert, sondern zerredet. Politik wird zusehends zu einem Brei und als vermeintlichen Befreiungsschlag scheint nur noch der Populismus möglich. Der reüssiert, mag er unmittelbar auch etwas schwächeln.

Tatsächlich hat man (nicht erst seit dieser Wahl) das Gefühl, dass es in den hiesigen Wahlkämpfen primär um leidige Korruption und persönliche Verfehlungen geht. Wichtiges und Nichtiges sind dabei leicht zu verwechseln, weil schwer zu unterscheiden. War die Rendi gar in St. Tropez? Wem können wir was anhängen?, fragen sich hochdotierte Campaignisierer und Coaches. Welches Gschichterl drücken wir rein?

Neudeutsch nennt sich das dann Framing bzw. Reframing. Zuletzt kam die ÖVP wiederum in Bedrängnis, weil sie angeblich via doppelter Buchführung ihre Wahlkampfausgaben verschleiern wollte. Diese unterliegen in Österreich einer Obergrenze. Die Volkspartei behauptet nun, dass die Daten gestohlen und manipuliert worden sind. Das ist nicht ganz auszuschließen, wenn auch nicht wahrscheinlich. Das Reframing soll so funktionieren: Da gab es eine Hacker-Attacke! Waren es die Russen oder der Silberstein oder einer der Mitbewerber? Auf jeden Fall soll ein Narrativ von einem anderen Narrativ abgelöst werden. Mutmaßliche Täter transformieren sich zu vermeintlichen Opfern. Näher liegend ist freilich, dass in der ÖVP-Zentrale Maulwürfe sitzen, die aus welchen Gründen auch immer das kreative Rechnungswesen verraten haben. Dass hingegen gerade Putin ein vorrangiges Interesse haben sollte, die Christkonservativen zu bespitzeln, ist abwegig. Da heuert er doch lieber deren Spitzenrepräsentanten nach ihrem politischen Abtritt an.

Wahlkämpfe reduzieren sich immer mehr zu einem allumfassenden Casting der Spitzenkandidaten. Da geht es inzwischen Schlag auf Schlag, d.h. wer schlägt wen? Nirgendwo ist die Dichte an Fernsehduellen so hoch wie in Österreich. Die direkten Konfrontationen gleichen einer Endlosschleife: Jeder gegen Jeden, Alle gegen Alle. Und das auf diversen Sendern. Ziel muss sein, atmosphärisch zu punkten. Auf allen einschlägigen Kanälen werden Kandidaten gleich Kampfhühnern in die Arena geschickt.

Politik als Show zu kritisieren, ist zwar keine falsche Diagnose, aber doch eine hilflose, eben weil die ganze Gesellschaft mittlerweile auf die Kulturindustrie konditioniert ist und nach ihr tickt. Der mediale Selbstlauf vermag allen Bekenntnissen zum Trotz nichts anderes anzustellen. Gefragt ist schlicht die Performance. Politik gerät in die Castingmaschine, wo dann sogleich eine Jury die Haltungsnoten mitliefert. Auch das Publikum spielt da mit. Das Trollen, das Haten, das Shitposten gehört inzwischen zum unguten Ton. Nie zuvor war es so einfach, Dreck durch die Gegend zu schicken. Das Kanalsystem der sozialen Medien wird immer größer.

Wie kommt nun diese Dynamik in die Politik? Warum lässt sie sich nicht stoppen, sondern verschärft sich zusehends, nicht nur in Österreich. Ist das die Rückseite der allseits beschworenen Werte? Geht es hier gegen die Demokratie oder verpuppt sich diese gerade zur Kenntlichkeit? Quasi als Pluralismus diverser Unmöglichkeiten. Warum gewöhnt man sich diese Politik zum Abgewöhnen akkurat nicht ab? Woher rührt die Stärke dieses Sogs?

Das ständige Jagen, Aufdecken, Überführen, Anpatzen wirkt indes angeschlagen, wenn auch nicht ausgereizt – man spürt das auch, es ermüdet. Als Alternative zu alledem wird indes gerade das populistische Gepolter wahrgenommen, also nicht das Gegenteil von dem, was läuft, sondern der Komparativ des Gehabten. Viel Aufwand wird getrieben die Politikverdrossenheit klein zu halten. Insgesamt haben die Österreicher nämlich die Nase ziemlich voll, so oft wählen gehen zu müssen. Seit 2016 gibt es nun bereits sechs bundesweite Urnengänge.

Es ist auch wirklich kurios. Diese Wahl gibt es nur aufgrund es Ibiza-Videos. Die Regierungskonstellation, die wir vorher hatten, werden wir wohl auch nachher wieder haben. Die ÖVP wird etwas stärker und die FPÖ etwas schwächer geworden sein. Dass Sebastian Kurz siegen wird, ist fix, es fragt sich bloß mit wie viel Vorsprung. Am meisten zugewinnen werden aber die Grünen. Sie haben nicht nur aufgrund der Klimakrise Konjunktur, viele Wähler wollen sie auch dafür entschädigen, dass sie das letzte Mal den abtrünnigen Peter Pilz oder gleich die SPÖ gewählt haben und die Ökopartei deswegen aus dem Nationalrat geflogen ist.

Der FPÖ wiederum hat Ibiza kaum geschadet. Die Freiheitlichen würden nur dann abstürzen, wenn Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache auszuckt. Gelegentlich war er, der bloß zwischenzeitlich Ausgeschiedene, auch nahe dran, doch letztlich fügte er sich dem Deal mit dem designierten Parteichef, Norbert Hofer: „Strache ist jetzt sehr ruhig und stört Wahlkampf nicht“, sagt dieser. Dafür bekommt seine Frau Philippa auch ein Nationalratsmandat. Die Nahversorgung ist somit gesichert. Die Parteibasis hält aber noch immer fest zu ihm, die Parteigranden hingegen sind erzürnt über das Video. Nicht, dass man das nicht sagen darf, aber welch Trottel lässt sich dabei schon filmen. Von einem Ende der Karriere sollte man indes nicht ausgehen. Im Interregnum macht Philippa auf Evita und heilt die Wunden. „FPÖ schafft mit Philippa das Comeback“, schreibt das Boulevardblatt Österreich. Es grenzt nicht nur an eine politische Soap Opera, es ist eine. Häufen sich die Peinlichkeiten und Blamagen, sind es keine mehr.

„Unproduktive Empörung“ (Karl Kraus) beherrscht die Szene. Aufregung ist überall, und wo sie nicht ist, wird sie erzeugt. Doch sie verpufft auch schnell wieder. Im Nu ist man auf etwas fixiert, aber die Fixierung ist eine fluktuative, keine dauerhafte. Tritt eine neue Affäre aufs Tapet, ist die letzte schon vergessen. Die unzähligen Eindrücke können gar nicht verarbeitet und sortiert werden. Da man nicht mehr weiß, was man glauben soll, glaubt man halt, was man glauben will.

Der große Skandal ist, dass fast nur noch Skandal ist. Man versinkt förmlich im Morast der Affären. Permanent wird etwas mit oft dubiosen Methoden aufgedeckt und durch undurchsichtige Kanäle weitergeleitet. Verdächtigungen und Anschuldigungen haben Saison. Politik erscheint als Dunkelkammer. Nicht, dass es diese schwarzen Räume nicht gibt, soll behauptet werden, aber ihre Relevanz wird überschätzt. Ohne Protektion keine Politik. Skandale stoßen mehr ab als sie anspornen. Vor allem führen sie zu der bahnbrechenden wie falschen Erleuchtung, dass alle Politiker Gauner sind. Oder noch konzentrierter, dass alle außer den ganz großen Lumpen, Lumpen seien. Nur so ist es erklärbar, dass gerade die FPÖ, die Partei mit der höchsten Skandalquote, als Kämpferin gegen Korruption und Postenschacher aufzutreten vermag.

Wenn dann zu allem Überfluss aus Sebastian Kurz Mund der Begriff „neue Politik“ fällt, kann einem bloß noch schlecht werden. Das ist gelinde gesagt, eine Drohung und keine Hoffnung. Kann die Sprüche von Transparenz und Sauberkeit noch jemand hören? Vielmehr wäre es erkenntnisreich, Politik als das zu nehmen was sie ist und nicht als das, was sie zu scheinen hat. Anstatt sich also über die Korruption der Kavaliere zu echauffieren, sollte man mal sich hinsetzen und in Ruhe konstatieren, dass es so läuft. Straches paradigmatischer Satz: „Novomatic zahlt alle“, sollte als grundsolide Aussage über das Verhältnis etwa des mächtigen Glücksspielkonzerns zu den Parteien ernst genommen werden. Tut man das, gerät freilich einiges mehr ins Rutschen als das eh schon der Fall ist. Der Skandal wäre nicht als Abweichung sondern als Funktion der Norm zu denken.

Soweit nicht anders angegeben und keine Quellenangabe (Name einer Organisation oder Internet-Adresse) vorhanden ist, gilt für die Texte auf dieser Webseite eine Creative Commons Lizenz (CC).

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Grafikquellen         :      Mitglieder des ÖVP-Klubs

Source Own work
Author Dedi30

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Denkmäler der Sklavenhalter

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Streit um Konföderiertendenkmäler in den USA

File:167th Infantry, Alabama, 4th Alabama Infantry, WWI Memorial, France.JPG

Reportage Von  Moritz Wichmann

Hunderte Denkmäler in den USA ehren Generäle, die im Bürgerkrieg für den Erhalt der Sklaverei kämpften. Kritiker sehen darin eine Glorifizierung des Rassismus.

Ein Felsrelief, eine Friedhofsstatue, eine Bronzefigur. Familien besuchen das Relief für einen Wochenendausflug, in Cafés und Restaurants geht nur wenige Meter entfernt von der Statue das Leben im Viertel seinen Gang, Jogger drehen ihre Runden. Das Stone-Moun­tain-Relief, der Löwe der Konföderierten und die Friedensstatue in Atlanta sind nur drei der Denkmäler, die an die Konföderierten Staaten von Amerika (1861–1865) erinnern – wie viele andere sind sie unauffällig eingebettet ins Alltagsleben im Süden der USA. ­

»Es gibt andere Möglichkeiten, um an das, was passiert ist, zu erinnern, ohne den Süden und das, wofür er stand, zu glorifizieren.«

Allein fünf solcher Denkmäler gibt es in Atlanta, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Georgia, 174 im Bundesstaat und über 1 700 in den gesamten USA. Das jedenfalls hat eine Zählung der antirassistischen Organisation Southern Poverty Law Center (SPLC) ergeben. Nicht nur, aber vor allem in den ehemaligen Konföderierten Staaten, die im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) gegen die Unionstruppen des US-Präsidenten Abraham Lincoln und für den Fortbestand der Sklaverei kämpften, sind Straßen und Schulen nach konföderierten Generälen benannt. Auslöser für den Bürgerkrieg war die Wahl Lincolns, der für die Abschaffung der Sklaverei eintrat, zum Präsidenten 1860. Zahlreiche Südstaaten, deren Plantagenwirtschaft auf Sklavenarbeit beruhte, traten daraufhin aus der Union aus und bekämpften ab 1861 als sogenannte Konföderierte die Nordstaaten, deren Ökonomie mittlerweile vor allem auf Industrialisierung und Lohnarbeit beruhte.

Das Stone-Mountain-Relief ist ein 48 mal 23 Meter großes und 3,7 Meter ­tiefes Felsrelief. Es zeigt den Südstaaten-Präsidenten Jefferson Davis und die Südstaaten-Generäle Robert E. Lee und Thomas J. Jackson, allesamt zu Pferd.

Das 1925 begonnene und erst 1972 fertig­gestellte Denkmal wurde mit verschiedenen Techniken aufwendig in den Granit des Stone Mountain geschlagen. Mittlerweile befindet sich ein staatlicher Park rings um Stone Mountain, es gibt einen Rummelplatz, Wanderwege und eine Festwiese mit Blick auf das Relief. Besonders in den Sommerferien kommen Familien aus dem nahen Atlanta. »Das Feuerwerk am 4. Juli ist großartig, ich bin mehrmals im Sommer mit Freunden hier«, erzählt eine junge schwarze Frau. Ein älteres weißes Pärchen ist speziell aus Tennessee gekommen, um das Relief zu sehen, und zeigt sich begeistert über die Steinschlagtechnik der Erbauer. Vielen Besuchern ist nicht bewusst, dass in Stone Mountain 1915 der Ku-Klux-Klan neugegründet wurde, dass die rassistische Organisation einst Geld für das Erstellen des Monuments gesammelt hat und dass sich hier noch heute Rechtsextreme treffen. Doch Stone Mountain ist nur das größte und offensichtlichste Artefakt ­eines in Stein gehauenen Rassismus, dessen Monumente erst in jüngerer Zeit in Frage gestellt werden.

Einer, der sich mit diesem Thema beschäftigt, ist Sean Diaz, ein Mitarbeiter des Friedhofs Oakland Cemetery in der Innenstadt von Atlanta. Er hat einen Master-Abschluss in Denkmalpflege der Georgia State University und arbeitet daran, die neue Gedenkpolitik der Stadt umzusetzen. Neben den Konföderierten-Denkmälern auf dem Friedhof sollen Hinweistafeln angebracht werden. Gerade hat er zwei tiefe Löcher für eine Tafel mit langen Stahlbeinen gegraben und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. Rechts und links des Weges stehen Grabsteine. Dort sind die namentlich bekannten Toten aus dem Bürgerkrieg begraben, der »Löwe der Konföderierten« – seine Pranken umfassen eine Konföderiertenfahne – soll die unbekannten Toten ehren. Am Sockel des 20 Meter hohen Obelisken auf dem Friedhof, der im 19. Jahrhundert viele Jahre lang Atlantas höchstes Bauwerk war, steht: »Unseren konföderierten Toten.« Im Gegensatz zu vielen anderen Konföderierten-Denkmälern gehe es bei den zwischen 1874 und 1894 auf dem Friedhof errichteten nicht so sehr um die »Sache des Südens«, so Diaz, sondern »mehr um die individuellen Menschen«. Doch das hätten »nicht alle Besucher des Friedhofs« in der Löwenstatue und dem Obelisken gesehen. »Deswegen installieren wir hier die Tafeln, die erklären: Ja, diese Männer waren Feinde der Vereinigten Staaten und kämpften für ihre ganz eigene Art von Unabhängigkeit, sie kämpften für das, was sie für das Richtige hielten, auch wenn wir heute wissen, das es definitiv nicht richtig war«, erläutert Diaz.

Umstrittene Gedenkpolitik

In vielen Städten und Landkreisen im Süden der USA gab es in den vergangenen Jahren Debatten über und Proteste gegen Konföderierten-Statuen und -Denkmäler – beziehungsweise gegen deren Entfernung. Die bekanntesten Proteste fanden in Charlottesville, Virginia, statt. Nach vorherigen Demons­trationen marschierten in Charlottes­ville am 11. und 12. August 2017 erneut Rechtsextreme auf, diesmal Tausende, um gegen die Entscheidung des Stadtrats zu protestieren, ein Reiterdenkmal von General Robert E. Lee, einem der entschiedensten Verteidiger der Skla­verei, zu entfernen (Jungle World 33/2017). Die Gewalt der Neonazis gegen Gegendemonstrierende war extrem heftig; einer von ihnen fuhr mit seinem Auto in die Menschenmenge, tötete dabei die Antifaschistin Heather Heyer und verletzte mindestens 19 weitere Menschen. Die Stadt verhüllte die Statue in der Folge mit einer Plastik­plane. Monate später forderte der Stadtrat die Entfernung der Statue. Im Mai dieses Jahres entschied ein Gericht, das Standbild könne nicht entfernt werden.

File:Aisne-Marne American Cemetery and Memorial.jpg

So sieht es auch auf vielen Deutschen Friedhöfen aus ! Die Gier der Politiker – Innen sich mit Ihnen fremden Mördern und Landbesetzern zu Schmücken ist ungebrochen. Sonst gibt es ja auch wenig worauf diese Ungebildeten Barden stolz sein könnten?

Doch es gibt nicht nur Proteste von Veteranenverbänden der Konföderierten oder Neonazis gegen die Entfernung von Konföderierten-Statuen, auch viele Republikaner in den US-Südstaaten sind nicht untätig geblieben. In vielen US-Südstaaten erließen republikanische Regierungen Gesetze, die die Entfernung solcher Statuen verbieten. In Virginia wurde ein entsprechendes Gesetz Ende der neunziger Jahre verabschiedet, in Georgia gibt es ein solches seit 2001. Vor wenigen Monaten wurden dort die Strafen für Vandalismus an Statuen verschärft.

»Mittlerweile gibt es eine Debatte darüber auch in Atlanta, vor fünf Jahren war das noch anders«, sagt Richard Rose, der Vorsitzende der

Ortsgruppe der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in Atlanta, der ältesten schwarzen Bürgerrechtsorganisation in den USA. Die Stadt gründete nach den Ereignissen in Charlottesville 2017 eine Kommission, um über den Umgang mit Konföderierten-Denkmälern zu beraten. Im Oktober 2018 wurde die Confederate Avenue in Union Avenue umbenannt, auch zwei weitere Straßen erhielten neue Namen. Nach langer Beratung empfahl die Kommission die Errichtung von Tafeln an den fünf Konföderierten-Denkmälern der Stadt.

Quelle       :         Jungle World        >>>>>           weiterlesen

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Oben       —         167th Infantry, Alabama, 4th Alabama Infantry, WWI Memorial, France

Source Alabama National Guard
Author Unknown

This work is in the public domain in the United States because it is a work prepared by an officer or employee of the United States Government as part of that person’s official duties under the terms of Title 17, Chapter 1, Section 105 of the US Code

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Unten      ––            The World War I Aisne-Marne American Cemetery and Memorial near Château-Thierry, France From the American Battle Monuments Commission (ABMC) web site per their copyright info.

Source https://web.archive.org/web/20050405022608/http://www.abmc.gov/images/am1w.jpg
Author US gov

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Transhumanismus –

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Provokation, Wahn oder Verbrechen?

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Quelle       :       Scharf    —   Links

Von Kai Ehlers

Nachdenkliches zur Herausforderung durch ein Jahrhundertproblem

Ein Gespenst geht um in der Welt – Transhumanismus. Aber was ist Transhumanismus? Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Big-Data? Oder nur eine Ideologie? Statt mit solchen Definitionen zu beginnen, die im ersten Anlauf nicht mehr erklären könnten, als dass Transhumanismus über das bisherige Verständnis von Humanismus mit technischen Erneuerungen hinausgehen will, macht es Sinn, das Phänomen zunächst über den Umweg seiner Entstehung erkennbar zu machen. Vor diesem Hintergrund treten die transhumanistischen Visionen dann als provozierende Herausforderung für das heutige Denken und Leben hervor.

Beginnen wir also mit einer kurzen Rückschau auf die neuere Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Technik im Zuge der industriellen Revolution:  Zweimal wurde die Menschheit bereits Opfer des technischen Fortschritts in Gestalt einer sich verselbständigen Maschinerie: 1914 – 18 und noch einmal 1939 – 45. Die Reaktion der zivilisierten Welt war der Ruf nach Ablösung imperialer Staatsformen, nach Demokratisierung, nach Revolution. Den radikalsten Entwurf legte Rudolf Steiner mit seinen Ideen zur Entflechtung des staatlichen Einheitsstaates durch eine Dreigliederung des sozialen  Organismus vor. Diese Ideen, vorgestellt in seiner 1919 erschienenen Schrift: „Die Kernpunkte der sozialen Frage“, rückten die Selbstverwaltung des wirtschaftlichen und des geistigen Lebens durch den selbstbestimmten Menschen in den Mittelpunkt, insbesondere die Befreiung geistiger und kreativer Kräfte von der Vormundschaft des ökonomisch dominierten Staates.[1]

Beachten wir, womit Steiner die „Kernpunkte“ einleitete: Mit der Notwendigkeit, den von der Maschine entwürdigten Proletariern ihre Würde als Mensch zurückzugeben, um sie zu befähigen, ihrer historischen Aufgabe nachzukommen, auf neuer Entwicklungsstufe die Menschheit zu befreien. Der freie, mündige Mensch war das Ziel dieser Vorstellungen.

Die Frage der Beziehung von Mensch und Maschine war auch in den Folgejahren bis zu seinem Tode eines der zentralen Themen Steiners. Dem „Zusammenschmieden des Menschen mit der Maschine“ könne die Menschheit nicht ausweichen, erklärte er, das liege im Gang der Evolution. Wörtlich: „Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müsste. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtlichen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen  des Erdenwesens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge  formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens  mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.“[2]

Mit dieser Sicht unterschied sich Steiner noch keineswegs prinzipiell von seinen Zeitgenossen, auch er war durchaus offen für technische Erneuerungen, die das Leben erleichtern, gesünder und interessanter machen konnten wie etwa die Entwicklung des Automobils, elektrische Bühnenbeleuchtung usw. Darauf muss hier nicht weiter eingegangen werden. Notwendig sei aber, so betonte Steiner, dass der technische Fortschritt als Herausforderung zur grundlegenden geistigen und sozialen Erneuerung begriffen und ergriffen werde, nicht nur als Impuls zu Reform oder Eroberung des herrschenden nationalen Einheitsstaates. Und er dürfe nicht auf nationalstaatliche Interessen beschränkt sein.

Steiners damalige Sicht beinhaltete auch die Hoffnung, dass Maschinen entwickelt werden  könnten, die vom Menschen direkt, durch seine moralische Energie impulsiert und nicht von außermenschlichen Energien angetrieben würden. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den amerikanischen Tüftler John Worrell Keely, der Ende des 18. Jahrhunderts einen Motor entwickelte, der von keiner anderen Energiequelle gespeist wurde, als der seiner eigenen Person. Keelys Vorführungen wurden damals als Betrug beiseitegeschoben. Heute kann man diese Erfindung mit anderen Augen betrachten. Darauf wird weiterhinten noch zurück zu kommen sein.[3]

Wer mehr zu diesen Fragen von Steiner lesen will, möge bei Paul Emberson nachschauen. Er hat die Entwicklungsgeschichte der „künstlichen Intelligenz“ auf den Spuren Steiners unter dem Titel „Von Gondishapur bis Silicon Valley“[4] detailliert aufgearbeitet.

Einige Sätze von Emberson, die er dem ersten Band seiner Untersuchung vorausgeschickt hat, sollen jedoch in die weiteren Ausführungen mitgenommen werden: „In der modernen Physik“ schrieb er, „beginnt sich  bereits eine in der Geisteswissenschaft wohlbekannte Wahrheit zu etablieren, nämlich: Grundsätzlich  ist die Materie  eine Erscheinung, die auf  dem Zusammenwirken  von Grundkräften  basiert. Der Wirkung dieser Kräfte  liegt eine universelle Intelligenz – ein universelles wesenhaftes Bewusstsein zugrunde. Selbstverständlich  wirkt diese Weltintelligenz  nicht nur auf allgemeine Weise.  In organisierten Erscheinungen  und komplexen Systemen  wird sie  differenziert und nimmt dadurch  einen spezifischen Charakter an.  Je höher der Entwicklungsgrad  eines komplexen Systems ist, desto mehr bekommt in ihm  die zugrunde liegende Intelligenz  Eigencharakter.  Das eindrucksvollste Beispiel ist der Mensch selbst. Aber das Prinzip gilt nicht nur  für organische Wesen; dieselben Betrachtungen  gelten auch für alle anorganischen Systeme, inklusive der Produkte der Technik – Maschinen, elektrische Geräte und Ähnliches. Je komplexer und vielseitiger die Maschine wird, desto stärker nimmt die universelle  Intelligenz einen spezialisierten und höher entwickelten Charakter an.“[5]

Es komme darauf an, führt Emberson, gestützt auf Steiner, in seinen Büchern dann aus, sich über aufbauende und abbauende Kräfte dieser Intelligenz vorurteilslose Klarheit zu verschaffen, um die aufbauenden Kräfte moralisch stärken, die anderen zurückdrängen zu können.

Die Geschichte hat leider gezeigt, dass solche Rufe nach einer moralisch geführten Technik weitgehend ungehört blieben. Im Westen wie im Osten wurden die technischen Erneuerungen unter rücksichtslosem Druck einer Zwangsindustrialisierung vorangetrieben. Unbedingter Fortschritt, wissenschaftlich gestützt, war wieder in aller Munde, erneut auch eingebunden in nationale Interessen. Millionen Menschen wurden in der Folge ein weiteres Mal von einer hochgerüsteten Kriegsmaschinerie zermalmt.

Heute Treiben wir in eine, wie es heißt, dritte industrielle Revolution, in der technischer Fortschritt und ökonomisches Wachstum erneut zum Credo erhoben wird. Zum dritten Mal wird von „der Wissenschaft“ versprochen, das uralte Problem der Suche des Menschen nach immerwährendem Wohlstand, nach Glück und nach langem, wenn nicht sogar ewigem Leben mit technischen Mitteln lösen zu wollen, dieses mal mit Anspruch auf  endgültige Erlösung des Menschen von seinen natürlichen Abhängigkeiten, indem der Mensch technisch optimiert,  vielleicht gar ersetzt wird durch die intelligente Maschine.

Kurzweil, KI-Papst

Mit dieser Feststellung sind wir beim Transhumanismus. Seine Vertreter sind  führende Wissenschaftler/innen, bezeichnenderweise mehr Männer als Frauen der mit der Computer-Revolution der 60er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts aufgewachsenen Generation. Sie versprechen die „conditio humana“ über die Entwicklung computergestützter Bio-Technologie so aufzubessern, dass Armut, Krankheit – und tendenziell auch der Tod – der Vergangenheit angehören werden.

Bekanntester Vertreter, gewissermaßen der Papst der Szene, ist der Österreich-Amerikaner Ray Kurzweil, 72: musisches Elternhaus, nach eigenen Angaben selbst Maler und Musiker, von Kindheit an Erfinder, heute Direktor der technischen Abteilung bei Google im Silicon Valley. Also, wirksam im Zentrum der KI-Revolution und des Internet.

Kurzweil gilt als Prophet der technischen Unsterblichkeit und der Optimierung des Menschen in Richtung eines übermenschlichen-Maschinenwesens. Er betont dabei, dass dieses Wesen das Menschliche nicht hinter sich lassen werde, auch die Körperlichkeit des Menschen die Optimierung nicht mitmachen werde. Vielmehr werde die beschränkte Intelligenz des Menschen im Zuge der Fähigkeiten der KI zur Selbstverbesserung und in ihrer Verbindung mit Gen-, Nanotechnologie und Robotik, auf eine höhere Ebene einer effektiven Superintelligenz angehoben und so die höchst mögliche Stufe der Evolution erreicht – die, wie er es nennt, „Singularität“. So der Untertitel seines programmatischen Hauptwerkes „Menscheit 0.2, Die Singularität naht.“ [6]

Für die, die es nicht wissen: Nanotechnologie wird die technische Manipulation auf atomarem Niveau genannt, in der kleinste Teile von atomarer Abmessung zu neuen Wirkungen kombiniert werden können. Das Zusammenwirken von Gen-, Nanotechnik und Robotik, fasst Kurzweil unter dem Kürzel GNR zur Zukunftstechnik zusammen.

Skizzieren wir Kurzweils Weltbild: Er nennt sich einen „Patternisten“, der die Welt durch die „Macht der Ideen“ – so die Überschrift in der Einleitung des genannten Buches über die „Singularität“ neu modellieren und neu schaffen wolle. Die Welt, erklärt Kurzweil, baue sich auf  Mustern auf, die sich im Laufe der Evolution zu immer komplizierteren Kombinationen verbunden hätten. Der Mensch sei die bisher komplizierteste Verbindung. Das beschreibt er strukturell ähnlich wie Emberson! nur aus einem entgegengesetzten Blickwinkel, nämlich dem, dass die Welt sich durch Übertragung seiner Gehirnmuster in die Programme der künstlichen Intelligenz zur „Superintelligenz“ steigern lasse. So werde der jetzige Mensch als organische Entwicklungsstufe für die Maschinenintelligenz dienen, werde dann aber gegenüber der neuen Stufe der Evolution als „Organwesen“ zurückbleiben.

Der Mensch würde auf diese Weise, folgt man Kurzweil, zum Intelligenzspender für die Maschine. Das klingt plausibel – es wäre ja auch nur eine konsequente Fortsetzung der gegenwärtigen Praktiken der Organspende. Eine Spaltung der Menschheit in eine kleine Schar Begünstigter und die große Masse von tendenziell überflüssigen „Organwesen“ wird in dieser Konzeption von Zukunft wissentlich in Kauf genommen.

Was ist das: Provokation? Wahnsinn? Verbrechen? Die Antwort muss offen bleiben.

Widerstand gegen diese Perspektive erwartet Kurzweil nur in „scheinbaren Kontroversen“, mit „fundamentalistischen“ und „luddistischen“ Kräften. Unter Fundamentalisten versteht er Menschen, die einer „überholten Version des Humanismus“ anhängen. Unter Luddisten, zu Deutsch Maschinenstürmern, dürfte die Masse der zurückbleibenden „Organwesen“ zu verstehen sein. Kurzweil macht dazu keine weiteren Ausführungen. Der Widerstand werde mit steigender Fortschrittsrate natürlich stärker. Doch  werde „der Gewinn an Gesundheit, Wohlstand und Ausdrucksmöglichkeit, Kreativität und Wissen nicht zu leugnen sein.“ (S. 347)

Aber folgen wir weiter Kurzweils Grundpositionen: Die Evolution vollziehe sich exponentiell, erklärt er. Heute werde sie durch ökonomisches Wachstums angetrieben. In der sich inzwischen selbst entwickelnden KI  beschleunige sich die Wachstumskurve noch einmal zur Superintelligenz. Schon 2020 werde daher menschliche Intelligenz teilweise, 2045 bereits gänzlich in die entstehende  Superintelligenz integriert sein, wobei, wie gesagt, eine Organik zurückbleiben werde. Auf diese Weise werde der Mensch seine Sterblichkeit überwunden haben. Die Superintelligenz werde schließlich, den an sich „dummen“ Kosmos mit Intelligenz fluten. Dies könne man letztlich auch als den Weg zu Gott verstehen. – wörtlich: „In gewisser Weise könnte man sagen, dass die Singularität das Universum mit Geist erfüllen wird.  (…) Evolution bewegt sich unaufhaltsam in Richtung des Gottesbegriffs, ohne dieses Ideal je ganz erreichen zu können. Wir können die Befreiung unseres Denkens  aus den engen Banden seiner biologischen Form somit als spirituelles Unternehmen auffassen.“[7]

Kein Kommentar. Kurzweil selbst hofft übrigens, diese Grenze zur Unsterblichkeit noch erleben zu können. Dafür hält er seinen Organismus  nach eigenen Angaben, unter anderem durch die Einnahme von täglich 250 Zusatzstoffen, fit.

Unter der lockeren Überschrift: „Die lästige Bewusstseinsfrage“ zollt Kurzweil in seinem Buch zur „Singularität“ aber schließlich auch der „schwierigen“ Frage des Bewusstseins ein ganzes Kapitel. Die Frage nach dem Bewusstsein erklärt er da, sei die wichtigste „ontologische Frage“, der man Beachtung schenken müsse. (S. 386 ff) Er streift sogar das Wort „Liebe“ – lässt die Klärung  dessen, was „Bewusstsein“, „Liebe“, „Ich“ sein könnte, dann allerdings mit einem bemerkenswerten Trick in seiner Werkstatt verschwinden: Indem er nämlich, an seinem eigenen Beispiel die Frage durchspielt, ob er, wenn er geklont würde, noch ICH, Ray oder ICH 2 ein anderer Ray, oder ICH 1 und ICH 2 zugleich wäre, wo dann sein Bewusstsein von sich selber wäre usw.[8]

Er findet keine Antwort, aber statt das Nichtwissen zu konstatieren und die Klärung als Forschungsfrage zu formulieren, wechselt er kurzerhand zu der Prognose über, dass das Bewusstsein, da es ja, wie alles in der Welt, aus Mustern bestehe, mit Hilfe der künstlichen Intelligenz potentiell weiter effektiviert und dann auch erkannt werden könne. „Trotz dieser Dilemmata beruht meine persönliche Philosophie“, schreibt er, „weiterhin auf Patternismus: Ich bin ein über die Zeit hinweg beständiges Muster. Ich bin ein sich entwickelndes Muster und ich kann die Richtung  meiner Entwicklung beeinflussen.“[9]

Was erst entstehen soll, die Superintelligenz, wird so als Initiator ihrer Entstehung schon vorausgesetzt. Was als Argument zur Leugnung des Problems gedacht ist, lässt genau dieses Problem als ungelöste Frage unfreiwillig, aber desto deutlicher hervortreten Nämlich: Was ist das ICH? Wie kommt es in die Maschine?! Oder auch nicht?[10]

Boström, der Ethiker

Ein anderer Zeuge des Transhumanismus ist Nick Boström, 45 Jahre alt, Prof. in Oxford. Boström ist nicht Praktiker, sondern führender Vertreter für ethische Technikfolgeabschätzung, Kritiker, könnte man erwarten.[11]

In der Tat kritisiert Boström Kurzweils überbordenden Optimismus – aber nur, was dessen Einschätzung der Nano-Technologie betrifft, die er für gefährlicher hält als die Entwicklung der ‚künstlichen Intelligenz‘. Im Übrigen erwartet er jedoch nicht nur die Entwicklung der KI zur Superintelligenz, sondern gleich eine ganze „Intelligenzexplosion“. Mit dieser Erwartung steht er auf dem gleichen Boden wie Kurzweil.

Boströms Frage ist die Kontrolle. Er entwirft umfangreiche Szenarien, wie die „Intelligenzexplosion“, bevor sie stattgefunden haben wird, sachlich, ethisch und moralisch geführt und „lebensdienlich“ gezähmt werden könnte. Er kommt zu dem Schluss, dass es dafür keine Garantie gäbe. Auch ihm stellt sich die Frage nach dem ICH in den Weg. Aber – allem ethischen Ansatz zum Trotz – umgeht er die Frage noch radikaler als Kurzweil, indem er sie kurzerhand als metaphysische Kategorie auslagert, die nicht Gegenstand seiner Betrachtungen sei.[12]

Ähnlich großzügig geht auch er, im gleichen Geiste wie Kurzweil, mit Folgeproblemen um. Da kommt er zu geradezu monströsen Spekulationen: Genannt sei beispielhaft  nur die von ihm gestellte Frage, welche Folgen die „Intelligenzexplosion“ für die Ökonomie, konkret für die Arbeiterschaft haben werde. Seine Antwort: Es könnte sein, dass unter den Bedingungen  der „Intelligenzexplosion“ das Wohlergehen der Maschine gegenüber den zurückgebliebenen „Arbeitstieren“  zum wichtigsten Faktor werden könnte.

Dies sei ausnahmsweise, weil es sonst vielleicht niemand glaubt, direkt zitiert: „Verfügen diese Maschinen jedoch über Bewusstsein…“, schreibt Boström, „dann muss man überlegen, was das Leben in solch einem Szenario für sie bedeutet, ja, aufgrund ihrer potentiell riesigen Zahl könnte das Wohlergehen der Maschinen dann sogar zum wichtigsten aller Faktoren werden.“[13]

Boströms Lösung: Die Superintelligenz so schnell wie möglich voranbringen, damit sie, weil sie klüger sei als wir, die Entwicklung schädlicher Entwicklungen verhindern könne.

Und auch dies, weil ebenfalls fast nicht zu glauben, im Originaltext:

„Da sie allgemein fähiger wäre als wir, würde sie weniger Fehler machen, sie würde eher erkennen, wann Vorsichtsmaßnahmen angebracht wären, und diese auch richtig umsetzen. (…) Es kommt darauf an, die Superintelligenz zu haben bevor (so im Text, ke) andere gefährliche Technologien wie etwa die fortgeschrittene Nanotechnologie, existieren.“ [14]

Auch bei Boström also der gleiche Salto: Das Ausweichen vor der Frage nach dem ICH in die technische Machbarkeit.

Kräfte im Hintergrund, Finanziers

Nun möge aber niemand glauben, Ray Kurzweil oder Nick Boström seien isolierte Spinner. Kurzweil ist, wie schon gesagt, Leiter der technischen Abteilung von Google. Er ist Träger von 20 Ehrendoktorwürden und wurde von drei US-Präsidenten mit Orden versehen. Mit seinen Publikationen und Auftritten ist er einer der wichtigsten Stichwortgeber der internationalen KI-Szene. Aus seiner Arbeit gingen der Flachscanner, gingen Übersetzungsprogramme, gingen Prothesen hervor, die indirekt vom Gehirn bewegt werden können, gingen Hörgeräte zur Übersetzung akustischer Signale für Blinde und noch Einiges hervor, das geeignet ist, das Alltagsleben technisch zu erleichtern und bereichern.

Boström ist führende internationale Autorität auf dem Gebiet der ethischen Technikfolgeabschätzung.

Hinter ihnen steht eine große Mehrheit der heutigen KI-Wissenschaftler/innen, finanziert von den Giganten im Silicon Valley, Google, Amazon, Facebook usw., gefördert von diversen internationalen Konsortien, vom Pentagon und vergleichbaren Kräften. Billiarden werden heute in diese und ähnliche Forschung gesteckt. Mit dem 2013 auf zehn Jahre angelegten „Human Genom-Projekt“ in der Schweiz ist auch die EU mit dabei. In diesem Projekt soll versucht werden ein menschliches Gehirn  bio-technisch vollständig zu rekonstruieren.[15]

Als Ultima Ratio der Politik im gegenwärtigen globalen Patt gilt heute der Satz: „Wer die KI beherrscht, beherrscht die Welt.“ Entsprechend spitzt sich die Forschung zum dritten Mal auf nationale Konkurrenz zu.

Hararis verwirrte Warnung

Eine besondere Variante transhumanistisches Denken zu verbreiten, tritt uns aktuell in der Person des israelischen Historikers Yuval Noa Harari entgegen. Er warnt vor einem Untergang der Menschheit in einer biotechnischen Daten-Herrschaft.

Harari ist 44 Jahre alt, Veganer, bekennender Homosexueller, verheiratet, Tierfreund; als bekennender Buddhist erklärt er öffentlich, ohne intensive tägliche Meditation und regelmäßige „retreats“ alle zwei Jahre hätte er das Thema überhaupt nicht bewältigen können. Und er fordert seine Leserschaft dazu auf seinem Beispiel zu folgen.

Harari veröffentlichte zwei Weltbeststeller, die in 40 Sprachen übersetzt wurden: „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homo Deus“, in denen er die Geschichte der Menschheit vom „Urknall“ bis zum Übergang ins Zeitalter der zu erwartenden Maschinenherrschaft beschreibt. Inzwischen ist er mit einem dritten Buch unter dem Titel „21 Regeln für das 21. Jahrhundert“ weltweit als Vortragender auf diversen Foren unterwegs. Unter anderem wurde er auch vom deutschen Ethikrat eingeladen. [16]

Harari zeichnet ein umfassendes Bild der Bedrohung, die aus der  Bewusstseins- und Bio-Industrie auf die Menschheit zukommt. Indem er dies noch mit der Entwicklung von „BIG-Data“ verbindet, bekommt sein Bild wahrhaft monumentale  Dimensionen einer drohenden KI-Diktatur. Seine Botschaft rüttelt auf – dafür ist ihm zweifellos zu danken!

Zugleich kommen seine Warnungen allerdings auf einer geistigen Basis und in einer Diktion daher, in der er selbst den Menschen, bei ihm kühl „Homo sapiens“ genannt, auf ein von Genen, Algorithmen und neuralen Mustern gesteuertes Programm reduziert, das in Zukunft technisch optimiert werden könnte – und werde. Was bleibt, ist ein irritierender Destruktivismus, ja, Nihilismus:  Harari beschreibt den Menschen als höher entwickeltes Tier, das sich vom Affen nur durch seine Fähigkeit unterscheide, „Erzählungen“ zu erfinden, die ihn in die Lage versetzt hätten, seine kollektiven Kräfte so zu bündeln, dass er sich dadurch zum Herrscher über die „übrigen Tiere“ machen konnte. „Erzählungen“ – das sind für Harari, Mythen, im Sinne geschickter Erfindungen, Religionen, Zeitströmungen wie die Aufklärung, Geschäftsideen, Fakes, Welterklärungen aller Art bis hin zum Humanismus, den er als Anbetung des Menschen durch den Menschen versteht, als anmaßende Vergottung  des „homo sapiens“.

Mit Blick auf die neuere Geschichte kommt Harari so zu dem Wahn, die „Erzählungen“ des Sozialismus/Kommunismus, des Liberalismus und des Faschismus gleichermaßen als  „humanistische Sekten“ zu beschreiben, die ihre Rolle heute an die „Religion des Dataismus“ als neue „Erzählung“  verlören. Wobei Harari, was noch mehr irritiert, dem Faschismus, obwohl er dessen Brutalität verurteilt, den besonderen Charakter eines „evolutionären Humanismus“ zuschreibt, insofern dieser an der Entwicklung des Menschen zum Übermenschen orientiert gewesen sei. Das „oberste Ziel der Nationalsozialisten“, schreibt Harari in der „Kurzen Geschichte“, so wörtlich, „bestand darin, die Menschheit vor dem Verfall zu bewahren und ihre Entwicklung zu fördern. (…) Biologen haben die kruden Rassentheorien der Nationalsozialisten  längst widerlegt. (…) Nach dem wissenschaftlichen Kenntnisstand des Jahres 1933 waren die Vorstellungen der Nationalsozialisten keineswegs absurd.“[17] So etwas kann nur ein Israeli schreiben, der sich vom Judentum gelöst hat.

Zu diesen Positionen Hararis wie zu seinem Geschichtsbild generell gäbe es viel zurechtzurücken. Das soll hier unterbleiben. Als Provokation, die das Wesen, die Aktualität, die verführerische Suggestion und die Gefahr der transhumanistischen Herausforderung offenbaren, sind Hararis Bücher jedoch zweifellos eine nützliche Lektüre.

Mehr noch, lassen Hararis Bücher die Angriffe auf das ICH, die bei Kurzweil und Boström beiläufig weggedrückt werden, glasklar und offen als das hervortreten, was sie sind – als plattesten biologistischen Materialismus, ungeachtet aller idealistischen Verbrämungen, wie man sie bei Kurzweil findet, wenn er von der „Macht der Ideen“ spricht oder den Weg in die Superintelligenz als Weg zu Gott beschreibt, und ungeachtet der Meditationspraktiken – und Aufrufe bei Harari selbst.

Ein kurzer Blick auf Positionen die sich durch Hararis Veröffentlichungen ziehen und die er penetrant als allgemeine Wahrheiten hinstellt, mag das noch etwas weiter verdeutlichen:

– Gefühle seien Produkt biochemischer Reaktionen.

– „Die Wissenschaft“ habe keine Seele finden können.

– Das ICH sei eine Erfindung, eine Illusion, nicht existent.

– Entscheidungen würden von Algorithmen  diktiert.

Aber andererseits wieder:

– Bewusstsein gebe es, es lässt sich nur nicht beschreiben

– Geist gebe es auch. „Wir“ hätten ihn nur noch nicht erforschen können.

Dabei versteht Harari die Kunst, seine Positionen zwischen Wiedergabe dessen, was „Wir“ oder „die Wissenschaft“ heute denken, zwischen Kritiken an diesem Denken und eigenen Sichtweisen locker in der Schwebe zu halten. Zwei Beispiele mögen ausreichen, diesen Stil demonstrieren:

„Zu Beginn des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung ist die Zukunft des evolutionären Humanismus unklar …“, schreibt er. „Heute spricht zwar niemand mehr davon ‚minderwertige Rassen und Völker‘ ausrotten zu wollen, doch viele denken darüber nach, mithilfe neuester biologischer Erkenntnisse Übermenschen zu züchten. Gleichzeitig tut sich ein immer größerer Graben zwischen den  Glaubenssätzen des liberalen Humanismus und den neuesten Erkenntnissen der Biowissenschaften auf, der sich nicht mehr ignorieren lässt. Der liberale Rechtsstaat und die liberale Demokratie gehen von der Überzeugung aus, dass jedem Menschen eine heilige, unteilbare und unveräußerliche  menschliche Natur innewohnt, die der Welt Sinn und Bedeutung verleiht und von der alle moralische und politische Macht ausgeht. Das ist nichts anderes als die christliche Vorstellung von der freien unsterblichen Seele, wenngleich in anderem Gewand. Doch in den vergangenen Jahrhunderten haben die Biowissenschaften diese Vorstellung zunehmend in Frage gestellt. Im Inneren des Menschen haben sie keine Seele gefunden, sondern nur Organe. Unser Verhalten wird nicht vom freien Willen gesteuert, sondern von Hormonen, Genen und Synapsen, wie sie auch Schimpansen, Wölfe und Ameisen haben. Unser Rechtsstaat und unsere Demokratie kehren diese unbequemen Wahrheiten gern unter den Teppich. Wie lange wird es noch dauern, bis wir die Mauer zwischen der biologischen und der juristischen Fakultät einreißen?“[18]

Und noch dies dazu; das mag dann genügen:

„Sobald wir jedoch akzeptieren, dass es keine Seele gibt und dass Menschen keinen inneren Wesenskern namens ‚Selbst‘ oder ‚Ich‘ besitzen, kann man nicht mehr sinnvoll fragen: ‚Wie wählt das Ich seine Wünsche aus?‘ Das wäre so, als würde man einen Junggesellen fragen: ‚Wie wählt deine Frau ihre Kleider aus?‘ In Wirklichkeit gibt es nur einen Bewusstseinsstrom, und innerhalb dieses Stroms entstehen Wünsche  und vergehen wieder, aber es gibt kein permanentes Ich, das die Wünsche besitzt, weshalb es sinnlos ist, ob ich meine Wünsche deterministisch, zufällig oder frei wähle.“[19]

Was in diesen Texten ist Harari? Wer hat keine Seele gefunden? Wer sind „Wir“? (Für diejenigen, die solche und ähnliche Aussagen genauer verfolgen möchten, hier ein kleiner Wegweiser durch die 1500 Seiten seiner Texte.[20])

Hararis Bücher müssen so gewissermaßen als doppelte Warnung  gelesen werden:

An ihnen wird deutlich, wie tief selbst ein Warner wie er noch in dem Geist befangen ist, vor dem er die Welt retten will, wenn er das  ICH, die Seele, die Möglichkeit freier Entscheidungen leugnet und zugleich zur Meditation aufruft, um den Geist in sich zu finden, den die Menschheit, noch nicht gefunden habe.

In seiner doppelten Botschaft tritt das Paradoxon krass hervor, dass die Frage nach dem ICH, indem und gerade weil sie durch das transhumanistische Credo heute beiseitegeschoben wird, umso klarer als Herausforderung ins Zentrum gesellschaftlicher Aufmerksamkeit rückt. [21]

Schnittstellen von ICH und ‚intelligenter‘ Maschine

Damit sind wir bei der Frage nach den Schnittpunkten angekommen, in denen sich transhumanistische Fantasien und gegenwärtige Realität begegnen, und bei der Frage, welche Herausforderungen daraus für gegenwärtiges Denken und Handeln folgen können.

Drei Grundfragen drängen sich auf, wenn man die Visionen Kurzweils, Boströms und die bedrohlichen Bilder Hararis Revue passieren lässt.

  • Zur Frage des ICH:

Können ‚intelligente‘ Maschinen ewig leben?

Die  Frage ergibt sich aus der Polarität des sterblichen ICH und der nicht sterblichen Maschine, aus deren Dauer Menschen wie Kurzweil und andere ihre Hoffnung auf ewiges Leben mit Hilfe der Maschinen beziehen.

These:

Nein, die Maschinen müssen ‚sterblich‘ werden. Statt Unsterblichkeit von der Maschine zu erhoffen und das ICH zu leugnen, geht es darum, das Bewusstsein des ICH zu pflegen und die Maschinen ‚sterben‘ lassen.

  • Zur Frage der Freiheit:

Kann und darf die ‚intelligente‘ Maschine von ihrer Bindung an begrenzte Zwecke gelöst werden, wie es die Transhumanisten anstreben? Diese Frage ergibt sich aus der grundsätzlichen Polarität von Sinn und Zweck, die sich zwischen Mensch und Maschine stellt.

These:

Nein, die Bindung an einen Zweck gibt der Maschine erst ihren Sinn. Ihr Sinn liegt darin, dem Menschen die Möglichkeit zu geben seine eigene Zweckfixierung zu überwinden und seinen Freiheitsraum zu erweitern. Eine Verselbständigung der Maschine würde den Menschen in die Passivität und  Ohnmacht drücken.

  • Zur Frage der Kontrolle:

Können ‚intelligente‘ Maschinen sich selbst korrigieren, wie die KI-Entwickler meinen?

These:

Nein, sie müssen moralisch geführt werden. Wie könnte eine solche moralische Führung aussehen? Welche Fähigkeiten brauchen wir dafür? Gehen wir noch ein bisschen ins Detail.

ICH, Freiheit, Kontrolle

Zur ersten These,

der Frage nach den ICH:

‚Intelligente‘ Maschinen müssen ‚sterblich‘ werden – dieser Satz ist selbstverständlich nicht wörtlich zu nehmen. Aber der Sachverhalt ist klar: Der Mensch ist sterblich und sich seiner Sterblichkeit bewusst. Die ‚intelligente‘ Maschine dagegen, zumindest ihr ‚intelligenter‘ Kern, also der Speicher, ist auf Dauer angelegt, wenn nicht gar auf Ewigkeit, vorausgesetzt, ihr geht die Energie nicht aus oder wird ihr nicht entzogen. Sie ist sich ihrer Dauer aber nicht bewusst – die findet einfach nur statt.

Auf jeden Fall aber stehen Mensch und Maschine auf entgegengesetzten Polen in der Frage ihrer Dauer. Interessanterweise hat unsere Sprache für Mensch wie Maschine hierzu bisher nur das gleiche Wort – Lebensdauer, Lebensdauer eines Menschen oder auch Lebensdauer einer Maschine. Es ist aber gerade die Erkenntnis seiner Sterblichkeit, die das ICH im Menschen wachsen lässt, und es zum Umpolungsraum zwischen Welt, Kosmos, Geist und der organischen Naturgebundenheit des Menschen werden lässt. Das Bewusstsein einer Kontinuität des ICH ergibt sich aus der Erkenntnis des Menschen von seiner Rolle als vorübergehendem Glied in einer Kette ewiger, zeitloser Metamorphosen. Schmerz, Freude, Mitleid, Gefühle, soziale Fantasie haben ihren Ursprung  in der bewussten Wahrnehmung dieser Tatsachen, die in gestaltendem Denken ihren höchsten Ausdruck findet.

Die ‚intelligente‘ Maschine dagegen ist auf eine Existenz angelegt, in der Einzelinformationen ebenso wie komplexe Zusammenhänge (für den Menschen würde man sagen: Individuelles und Kollektives) gleichermaßen in der Anonymität des gemeinsamen Speichers aufgehoben werden. In Speicherung und Nutzung dieser auf Dauer angelegten Anonymität sind die ‚intelligenten‘ Maschinen dem Menschen zweifellos überlegen. Aber sie haben keinen Zugang zu Zwischentönen, selbst  dann nicht, wenn sie in der Lage sind, ihr Ausgangsprogramm zu optimieren – sie müssen die  ‚Erlaubnis‘ zur Korrektur ihrer Grundprogrammierung vom Menschen erhalten.

Der Mensch muss also, wenn sich die ‚intelligente‘ Maschine nicht verirren soll, eine Beziehung zu ihr unterhalten, die ihm durch Kenntnisse des inneren Zustandes der Maschine, das heißt, durch Zugriff auf ihre Programmcodes, ermöglicht, sie immer wieder zu erneuern – anders gesagt, der Mensch muss die Möglichkeit haben, den ursprünglich programmierten Zustand  der ‚intelligenten‘ Maschine immer wieder aufs Neue ‚sterben‘ zu lassen, wenn er nicht von ihrer Ewigkeit auf ein Nichts reduziert werden will.

Das kann natürlich nur dann geschehen, wenn der Mensch von Grund auf ‚Verständnis‘ für diese Maschine hat, also weiß, dass sie  einer anderen Logik folgt als er, nämlich – bisher jedenfalls – einer dualen Logik, auf die er durch seine fließende, nichtduale  Denkweise immer wieder neu gestaltend einwirken muss – und kann. ICH – und Nicht-ICH bilden auf diese Weise, wenn es gut geht, eine sich gegenseitig ergänzende Symbiose. Um diese Rolle einnehmen zu können, müssen wir Menschen das Denken in seiner doppelten Form: als Tätigkeit des eigenen ICH und als Ablauf in der ‚intelligenten‘ Maschine zum zentralen Gegenstand der Bildung zu machen. Das ist die erste Herausforderung.

Und wir können es auch mit Hilfe ‚intelligenter‘ Maschinen – wenn wir sie  richtig nutzen und ihre Zwecke eingrenzen. Damit sind wir bei der zweiten Frage.

Zur zweiten These,

der Frage nach der Freiheit:

Die zweite Herausforderung liegt darin, klar zu erkennen, worin sich Mensch und ‚intelligente‘ Maschine in der Frage von Sinn und Zweck grundsätzlich unterscheiden, und wo es da gefährliche Schnittmengen gibt.

Der Mensch kann in seinem Leben, wenn er sich selbst und die Welt wahrnimmt, einen Sinn erkennen und ihn durch gestaltendes Denken selbst erweitern, ohne durch Anweisungen dazu aufgefordert oder durch solche behindert zu werden, ja, er kann sogar gegen Anweisungen seinen eigenen Sinn entwickeln. Er ist, um in der Sprache der Wissenschaft zu sprechen, ein offenes, sich selbst korrigierendes System, eben ein lebendiges System.

Die ‚intelligente‘ Maschine ist ebenfalls ein sich selbst korrigierendes System, aber sie ist durch programmierte Zweckmäßigkeit vorbestimmt, die sie nicht aus eigener Kraft korrigieren kann, wie intelligent sie auch immer sein mag. Alle Versuche, der ‚intelligenten‘ Maschine emotionale, ethische oder moralische Verhaltensweisen beizubringen, wie es von den transhumanistischen Theoretikern wie Boström durchgespielt wird, müssen notwendigerweise an dieser Tatsache scheitern. Zwar können der Maschine normative Regeln eingegeben werden, etwa mathematische Regeln, Regeln des Schach, des Go, sogar musikalischer Kompositionsgesetze. Diese Eingaben können auch nach Belieben auf dem Stand des Eingegebenen kombiniert werden, sogar die Zehn Gebote oder bestehende Gesetzestexte.

Aber ohne den Hintergrund der geistigen, kulturellen oder sozialen Gewordenheit, aus der die Regeln entstanden sind, also ohne die lebendigen Veränderungen als Qualität mit aufnehmen zu können, verwandeln sich einmal aufgenommene Regeln, Gebote oder Gesetze in der ‚intelligenten‘ Maschine  tendenziell unvermeidlich in Dogmen, die zu einer Schematisierung, Strangulierung, gar Unterdrückung des Lebendigen führen müssen, nicht anders als in der Geschichte der Menschheit, wenn ursprünglich sinnvolle Rituale, Regeln oder Gesetze unter veränderten Bedingungen unverändert beibehalten werden. Insofern ist die Maschine nichts anderes als die in die Technik hinein verlängerte Bürokratisierung  des Lebens, die das Leben tendenziell stranguliert, wenn sie nicht korrigiert und begrenzt wird.

Da die Maschine ihre Zweckmäßigkeit nicht überwinden kann, ist es Aufgabe des Menschen ihrer Zweckgebundenheit einen Sinn zu geben. Ihren Sinn gewinnt sie, indem sie uns aus ihrer Zweckgebundenheit heraus, die darin besteht, dem Menschen Routinearbeiten zu erleichtern oder abzunehmen, die Chance gibt, uns von unserer eigenen Zweckfixiertheit und Routine, unserem  immer wieder auftretenden Effektivitätswahn zu lösen und unsere schöpferische Gestaltungskraft freier zu entwickeln. Diese Chance gilt es zu nutzen, statt uns unsererseits in die Routine der Maschine hineinziehen zu lassen,

Zur dritten These, der Frage,

ob die ‚intelligente‘ Maschine moralisch geführt werden kann:

Illusionslos muss erst einmal konstatiert werden, dass große Systeme sich schon heute der Kontrolle entziehen, dass sie sogar nicht einfach abgeschaltet werden können, ohne die heute am Netz hängenden Lebensprozesse nachhaltig zu schädigen oder gar einen totalen Zusammenbruch der technischen Zivilisation herbeizuführen. Hierzu muss man nur auf einen der frühen Pioniere der Computerentwicklung verweisen, Josef Weizenbaum, der mit Eliza 1966 den ersten mit Menschen kommunizierenden Computer programmierte. Er warnte in einem seiner letzten Bücher:

„Der Satz ‚Computer tun nur, was man ihnen sagt‘, ist also nicht nur falsch, sondern mehr als gefährlich. Man sollte ihn nicht einfach unwidersprochen akzeptieren. (…) Ich behaupte, dass der größte Teil der aktuellen Computersysteme, der großen weltumspannenden Computersysteme, im Militärbereich zum Beispiel, nicht durchschaubar sind. Ich meine damit nicht nur, dass es niemanden mehr gibt, der sie durchschaut, sondern, dass es dafür überhaupt zu spät ist. Sie können jetzt nicht mehr durchschaut werden.“[22]

Ich selbst kann noch aus eigener Erfahrung ergänzen, was ein langjähriger Freund mir vor ein paar Jahren erzählte, warum er einen attraktiven Job bei Springer hingeschmissen hatte: Er sollte mit Kollegen das Computernetz der BILD-Zentrale einer Überholung unterziehen. Sie konnten es nicht, weil sie die vorangegangen Generationen von Installationen nicht durchschauten – die eh schon alle immer nur angeflickt waren.

Erinnern wir uns auch an die Fehlalarme der Warnsysteme in der Kuba-Krise 1960, im Alltag des Kalten Krieges 1983, um nur die bekanntesten zu nennen, wo nur die Befehlsverweigerung wacher Offiziere vom Dienst eine Katastrophe verhinderte. Weitere Beispiele dazu listet die Plattform der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) auf. [23]

Dies sei hier nur vorausgeschickt, es ist heute im Detail nicht mein Thema. Aber dies sei noch gesagt: Es kann, soweit es das Problem der rein sachlichen Überwachung der schon tätigen Apparate betrifft, nur um den Versuch gehen, klarer gesagt, nur um den dringenden Appell an alle, die Ohren haben zuhören, die Störanfälligkeit von Abläufen, die von KI gesteuert werden, im kleinen wie im großen Alltag, durch Dezentralisierung so weit wie technisch möglich zu minimieren, um die Apparate, soweit es eben geht, über unmittelbare Kontrolle durch Individuen, Gruppen, Gemeinden, Staaten usw., also auf jeder erdenklichen Ebene eng  an ihre Zweckmäßigkeit und technische Funktionsfähigkeit zu binden und regelmäßige Zweckmäßigkeitsprüfungen der Apparate durchzuführen.

Das ist das Erste – um nicht erst da anzusetzen, wo es bereits zu spät ist. Entwickelt werden muss also auch unter diesem Gesichtspunkt, ein Bewusstsein für einen Umgang mit der ‚intelligenten‘ Maschine, das nicht nur Anwender, User, Konsumenten, Verbraucher hervorbringt, die über den Bildschirm wischen, sondern Kenner, die Einfluss auf die Arbeitsweise der Maschinen nehmen wollen und darüber hinaus diese nach ihren Vorstellungen zu entwickeln, einzusetzen und zu verändern imstande sind.

Gedanken als Antrieb

Damit sind wir dann bei dem weiter gehenden Ansatz einer möglichen moralischen Kontrolle der Maschinen angelangt. Diese Frage ist nicht trotz, sondern gerade wegen des gegenwärtigen unüberschaubaren Standes der Entwicklung von tiefgehendem Interesse.

Hier wird es Zeit an die bereits angesprochene Erfindung John Worrell Keelys aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu erinnern.

Verbinden wir diesen bemerkenswerten Vorgang mit heutigen Erkenntnissen im Bereich der KI-Forschung, sogar mit angewandter medizinischer Technik,  dann finden wir inzwischen nahezu tagtäglich Berichte über Experimente mit Menschen, deren Gedankentätigkeit ohne physische Verbindung Prothesen in Bewegung zu setzen imstande ist.

Übrigens ist es Ray Kurzweil, der hier als Pionier tätig war.

Bedenken wir weiter: Wir alle wissen, dass wir im Umgang miteinander durch unsere Aura, unser Fluidum, unsere gute oder schlechte ‚Laune‘, durch die energetischen Schwingungen, die von uns ausgehen, uns gegenseitig initiieren, wenn wir es gut meinen, dann aufbauen, kräftigen, wenn wir es schlecht meinen, dann andere Menschen sogar lähmen können.

Bedenken wir darüber hinaus die zunehmende Zahl von Kindern, die heute mit parapsychologischen Fähigkeiten auf die Welt kommen und ähnliche außerordentliche Erscheinungen des heutigen Lebens.

Bedenken wir dies alles, dann gibt es keinen Grund mehr, es nicht für möglich zu halten, dass solche Kraftströme heute oder wenigstens in absehbarer Zeit in unserer Beziehung zu den ‚intelligenten‘ Maschinen aktiviert werden könnten.

Das hat nichts damit zu tun, dass die Maschinen selbst Gefühle hätten, Sympathien oder Antipathien entwickeln könnten. Es bedeutet nur, dass eine gewisse energetische Gestimmtheit als Schwingung auf die Maschine übertragen werden könnte – freundliche Schwingungen als positive Energie, unfreundliche als negative.

Es ist nicht die Maschine, die solche Schwingungen aussendet, die man im weitesten Sinne moralische nennen kann, sondern der Mensch. Salopp gesprochen: Guter Mensch, gute Schwingungen, schlechter Mensch schlechte Schwingungen. Bei diesen Sätzen erinnere ich mich persönlich an ein russisches Sprichwort: Guter Chef, gute Arbeit, schlechter Chef, schlechte Arbeit. Es geht, technisch gesprochen, um einen energetischen Initiierungscode, den die Maschine über Sensoren aufnehmen könnte.

Aber noch einmal: Es geht nicht darum, den ‚intelligenten‘ Maschinen Moral, Ethik, Zeichnen, Musizieren, Freude, Schmerz usw. beizubringen. Es geht vielmehr darum, unsere eigenen menschlichen Fähigkeiten – geistige, emotionale, moralische – so zu entwickeln, dass wir fähig werden, von uns betreute  Maschinen mit positiver Energie zu initiieren, so wie wir uns auch gegenseitig anregen.

Zu sprechen ist hier von der Schaffung geistiger und sozialer Verhältnisse, in denen sich guter Wille und geistige Klarheit zu Energie aufbaut, zu Wärmegruppen verbindet, die in der Lage sind, die Nutzung intelligenter Technik aus ihrer Mitte heraus aktiv zu gestalten, zu nutzen, zu lenken und zu überwachen, kurz, mit den Maschinen zu leben – aber nach unseren Regeln, nicht nach den ihren.

Inspirierende Impulse

Die Frage erhebt sich hier natürlich sofort: was sind das für Regeln? Woher nehmen wir die Inspiration? Was ist unter moralischen Kräften zu verstehen, die wir brauchen? Sicher kann es da nicht einfach um gut oder böse gehen. Das könnte man – wie ausgeführt – ja auch den Maschinen einprogrammieren. Sicher geht es auch nicht darum zum Sturm auf die Maschinen aufzurufen, wenn gleich ein Zurückdrängen sinnloser Maschinerie zweifellos wichtig ist.

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Im Kern geht es um die Erziehung und Gestaltung des ICH, statt seiner Leugnung oder dem Versuch ein  Intelligenzsurrogat des ICH der Maschine einzuprogrammieren, weil sie angeblich potenter ist als wir. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei gesagt, es geht um ein Aufblähen des Ego, sondern um das ICH in kooperativer Gemeinschaft mit seinem Blick auf seine Eingebundenheit in das kosmische Ganze.

Damit sind wir wieder bei der Notwendigkeit sozialer Transformation, wie sie schon am Anfang des letzten Jahrhunderts auf der TO stand, jetzt aber unter dem Druck eines dritten, als final angekündigten Versuches, den Menschen der Maschine unterzuordnen. Hier stoßen wir wieder auf die Idee der Dreigliederung als den bis heute am weitest gehenden Impuls zur Dezentralisierung,  Demokratisierung und Selbstverwaltung der im sozialen Organismus zusammenwirkenden Bereiche des wirtschaftlichen, rechtlichen und geistigen Lebens. Und wieder geht es vor allem um die Befreiung geistiger und kreativer Kräfte.

Erinnert werden muss deshalb noch an zwei weitere Impulse Rudolf Steiners, die den vorne erwähnten „Kernpunkten“ damals vorausgingen und die als wesentlicher Bestandteil mit in sie eingegangen sind.

Das ist die „Philosophie der Freiheit“, veröffentlicht 1894. In ihr geht es genau um die Frage, die jetzt wieder – und immer noch –so krass ansteht: Das Buch beginnt ja mit der Frage: „Ist der Mensch in seinem Denken und Handeln ein geistig freies Wesen oder steht er unter dem Zwange einer naturgesetzlichen ehernen Notwendigkeit?“ und es endet mit Ausführungen zu einem „ethischen Individualismus“ und der Befreiung der moralischen Fantasie, die das ICH in den sozialen und geistigen Raum einbinden.[24]

Die Schrift erschien auf dem Höhepunkt des damaligen naturwissenschaftlichen Aufbruchs, der getragen war von der neu aufgekommenen Evolutionstheorie. Steiner forderte die damalige europäische Welt auf, sich von einem deterministischen Missverständnis der Evolutionstheorie zu befreien, ohne dabei die Evolution zu leugnen. Es gehe vielmehr darum, den Evolutionsgedanken zur „Erkenntnis der geistigen Welt“ weiter zu entwickeln. Ethischer Individualismus, erklärte er, sei „vergeistigte Entwicklungslehre auf die Evolution übertragen.“

Zehn Jahre später, 1904, dann Steiners Schrift „„Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten?“[25] In ihr schlägt Steiner einen strengen meditativen Weg der geistigen Erneuerung vor  – nicht anders als Harari heute, könnte man denken und in einer vergleichbaren Situation. Steiners Vorschläge zur Meditation weisen jedoch einen sehr anderen Weg als Harari es heute tut, der unter dem Motto „Einfach nur wahrnehmen“ den Geist in sich selbst aufspüren will, von dem er zuvor gesagt hat, dass er ihn im ICH, in der Seele, in seinen Emotionen nicht finden konnte. Der von Steiner skizzierte Weg führt in die wache Wahrnehmung der Welt, um das ICH, die Seele, das kreative Denken als gestaltende Kraft für die Welt zu öffnen.

In der Idee der Dreigliederung flossen der philosophische,  der spirituelle und der soziale Ansatz zu einem Impuls zusammen. Unter dem Druck einer drohenden Zentralisierung durch eine anonyme globale KI-Macht gewinnen diese Ideen heute eine neue Aktualität – nicht in sklavischer Kopie, versteht sich, sondern auf die heutigen Verhältnisse übersetzt. Wenn es damals um die Befreiung des Geisteslebens von der Dominanz der Ökonomie ging, um dem Proletariat ein Leben in Würde zu ermöglichen, so geht es heute um das Überleben und die Würde der Menschheit insgesamt.

Man mag zu diesen Impulsen stehen, wie man will. Jeder Mensch ist da auf seinem eigenen Weg. Aber unabweisbar ist: Was wir heute brauchen, ist ein geistiger Aufbruch, der sich auch vor Konfrontationen mit denen nicht scheut, die Maschinen ohne Rücksicht auf mögliche Folgen in einen sich selbst korrigierenden Lauf treiben wollen. Die intelligente‘ Maschinerie, die in den Lauf der Selbstoptimierung getrieben wird, würde das gegenwärtige Leben zerstören. Das wäre sicher. Sei es, dass sie sich selbst zerstört oder dass sie im Maschinensturm  der ‚Überflüssigen‘ zerschlagen wird. Beides wäre gleichbedeutend mit dem Ende der gegenwärtigen globalen Zivilisation.

Wie die Überlebenden nach einer solchen Zerstörung zurechtkämen, darüber soll hier nicht spekuliert werden – mit einem geistigen Aufbruch könnten aber zumindest Keime eines  Neuanfangs für die Überlebenden gelegt werden.

Kai Ehlers, 2019 09.09.

(Schriftlich gefasster Vortrag im Steinerhaus Hamburg vom 11.09.2019)

Zum Thema auch:

Mein eigenes Buch zur „Kraft der ‚Überflüssigen‘, in dem der Weg beschrieben wird, auf dem die ‚Überflüssig Gemachten‘ ihrer Ohnmacht entgegenwirken können.[26]

[1]   „Die Kernpunkte der sozialen Frage“, Rudolf Steiner Taschenbücher, 1964

[2]   „Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen“, Vortrag vom 25.11. 1917,

     GA 178, S.  218, zitiert nach Paul Emberson, „Von Gondishapur bis Silicon Valley, S. Band II, S. 575/

[3]   Paul Emberson, Band II, S. 612 ff

[4]   Emberson, Paul: „Von Gondischapur bis Silicon Valley“, Etheric Dimension Press, 2012, zwei Bände

[5]   Ebenda, Band 1, S. 16/7)

[6]   Ray Kurzweil, „Menschheit 0.2, Die Singularität naht“, lola books, 2014)

[7]   ebenda, S. 400

[8]   ebenda, S. 393 ff

[9]   ebenda, S. 397

[10]  Wer selbst Zitate sucht, die dieses Denken noch am Original  illustrieren,

    der möge auf den folgenden Seiten von Kurzweils „Singulaität“  blättern: Prolog S.1,

    Gehirn „engineering“ S. 144,     Schrittweise Intelligenz Verschiebung S. 202/203,

    Ich/Bewusstsein  S. 386 ff, Gott S. 493, Universum S. 505

[11] Boström, Nick: „Superintelligenz Szenarien einer kommenden Revolution“,  Suhrkamp 2014

[12] ebenda, S. 41

[13] ebenda, S. 235

[14] ebenda, S. 324/5, außerdem in längerer Sequenz auf S. 345)

[15] Details hierzu findet sich in: Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus 3/2018,, S. 16

[16] Harari, Yuval Noa, drei Bücher und ein Hörbuch:

    – „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, Pantheon, 2013, 30. Aufl. 2018;

    – „Homo Deus- Eine Geschichte von Morgen“, C.H.Beck, 2017

    – „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert!,, C.H. Beck, 10. Aufl. 2019,

    – Hörbuch, hrsg. Von der Hörbuchverlag, Gelesen von Jürgen Holdorf)

[17] Harari, „Kurze Geschichte“: S. 283/84 ff (aber wiederholt in beiden Folgebänden)

[18] „Kurze Geschichte“, S. 31

[19] „Homo deus“, S. 437/8

[20] Aus: „Kurze Geschichte“: S. 133 (Emotion); S. 437 (Seele); 198 ff  (ICH); S. 465/6 („Erzählungen“/ICH)

    Aus. „21 Regeln für das 21. Jahrhundert“: S. 45, (Mustererkennung),    S. 81 Illusion des freien Willens),

  1.   410 bis 417 (Schlussfolgerung: Geist erforschen/Meditation)

[21] Siehe dazu Anmerkung 15

[22] Josef Weizenbaum, „Wo sind sie, die Inseln der Vernunft im Cyberstrom?“

    zitiert nach Paul Emberson, Band I, S. 15/16)

[23] siehe dazu:  https://www.atomwaffena-z.info/geschichte/atomwaffenunfaelle/fehlalarm.html

[24] Steiner, Rudolf: „Philosophie der Freiheit, Grundzüge einer modernen Weltanschauung“,

    erstmals erschienen 1894, Taschenbücher im Rudolf Steiner-Verlag, Auflage 1977

[25] „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten?“, Rudolf Steiner Taschenbücher,1964

[26] „Die Kraft der Überflüssigen und die Macht der Über-Flüssigen.“

    Das Buch zeigt, wer die ‚Überflüssigen‘ sind und welche Kräfte in ihrem ‚Überflüssigsein‘ liegt,

    welchen Widerständen bis hin zu eugenischen Selektionsphantasien ihr Aufbruch ausgesetzt ist,

    wie der Weg der Selbstorganisation in einer neuen, sozial orientierten Gesellschaft aussehen könnte.

    Erschienen bei „Verein zur Förderung der deutsch-russischen  Medienarbeit e.V.“, Hannover, Dezember 2016.

    Zu bestellen bei: www.kai-ehlers.de 11,00 € plus Porto.

Urheberrecht
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Grafokquellen        :

Oben         —        Abstract eclectic Singularity brains illustrating explosive intelligence.

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Unten      —      This artistic image I created represents explosive intelligence, the Singularity, an explosion of artificial intelligence, exponential growth. It is a mirrored version of my earlier image: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Singularity_Dance.png

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DIE * WOCHE

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Die-Woche.png?uselang=de

Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Klimastreik, Renate Künast, Olli Kahn. Die Rettung der Welt durch Horsts. Das Klimapaket ist da und die Bewegung enttäuscht. Und auch sonst hat nicht viel geklappt vergangene Woche. Und was kommt in dieser?

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Klimawandel, jedenfalls zwischen Merkel und AKK.

Und was wird in dieser besser?

Beider Bonusmeilen.

Am Freitag wurde weltweit für das Klima gestreikt. Wie haben Sie den Tag verbracht?

Staunend. Meine Kölner Kollegen demonstrierten unter einem Banner „Klimaschutz gibt’s gar nicht“, vermutlich führten sie den Marschblock der Lügenpresse damit an. Im komplett verstopften Berliner Regierungsviertel sah ich derweil „80.000 am Brandenburger Tor“ (Berliner MoPo) oder „knapp 100.000 Demonstranten“ (Polizeibericht) oder eben doch 270.000 (Veranstalterangabe). Die enorme Mobilisierung bei einem vergleichsweise abstrakten Thema imponiert. Die Bereitschaft der Bevölkerung, FDP-Chef Lindner folgend, „beim Klimaschutz die Profis ranzulassen“, scheint eher übersichtlich.

Mehr als 18 Stunden hat die Bundesregierung nach einer Lösung zum Klimaschutzpaket gesucht – und gefunden. Ist unsere Erde jetzt gerettet?

Hehe, da sollte man die Profis ranlassen: „Klares Politikversagen“ (Potsdamer Institut für Klimaforschung), „Ausdruck klimapolitischer Mutlosigkeit“ (Hertie School of Governance), „reicht nicht, das Ziel 2030 zu erreichen“ (Wuppertal Institut). Oder Greenpeace: „Meilenweit hinter dem Pariser Abkommen“. Na und so fort. Eine paradoxe Situation, in der die Bevölkerung zu Opfern bereit ist – und die Politik sich weigert, sie zu verlangen. Ein paar big points wie ­Kerosinsteuer und CO2-Steuer fehlen, und selbst wenn das mit Emissionshandel und Flug­ticketsteuer übersetzt wird, sucht man die Leuchttürme. 70 Einzelpunkte enthalten viel Gutes – etwa für billigere Bahntickets.

Und viel Schaumflaum: Subventionen für E-Autos, die es noch nicht gibt. Die bisherigen Verdienste Deutschlands be­stehen wesentlich aus dem Kollateralnutzen, die DDR-Industrie abgeschaltet zu haben. Je länger das her ist, desto lächerlicher wird die stete Messlatte 1990. Nun geht es darum, ob ein stinkreicher Industriestaat wenigstens für sich etwas bewegen kann. Das rettet natürlich nicht die Welt, könnte jedoch der Welt Mut machen, sich zu retten.

Das Landgericht Berlin hat geurteilt: Die Bezeichnungen „Stück Scheiße“ und „Drecksfotze“ für Grünen-Abgeordnete Renate Künast gelten als zulässige Meinungsäußerungen. Wie sollten wir künftig das Landgericht Berlin bezeichnen?

Quelle    :          TAZ           >>>>>           weiterlesen

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Grafikquelle       :        Bearbeitung durch User:Denis_Apel – Lizenz “Creative Commons“ „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“

Urheber Unbekanntwikidata:Q4233718

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DL – Tagesticker 23.09.19

Erstellt von Redaktion am 23. September 2019

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Gewünschte Panik im rechten Moment. Irgend jemand wird, schon die Touristen wieder in ihre Heimat auf Staatskosten zurück hohlen  und später, wenn der Preis entsprechend gesunken ist, ein Schnäppchen-Angebot unterbreiten.

Touristikkonzern

1.) Thomas Cook ist pleite – Condor fliegt aber weiter

Der Touristikkonzern Thomas Cook ist nun offiziell pleite. Ein entsprechender Insolvenzantrag vor Gericht sei bereits gestellt worden, teilte der zweitgrößte Reisekonzern Europas am Montagmorgen auf seiner Website mit. Der Flugbetrieb wurde in Großbritannien mit sofortiger Wirkung eingestellt, teilte die britische Luftfahrtbehörde CAA am Morgen mit.

Berliner-Morgenpost

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Erster oder Letzter – wem juckt das ? Wäre er Oben geblieben würde er vielleicht noch Leben ! Eventuell möchte die Bundes-Physikerin einmal diese Erfahrung machen? Das wäre dann doch wenigstens eine sinnvolle Geste an UNSER Volk.

Erster Deutscher im All

2.) Sigmund Jähn ist tot

Im Osten war er ein Held, im Westen lange fast unbekannt: Sigmund Jähn war der erste Deutsche im All. Nun ist der Kosmonaut im Alter von 82 Jahren gestorben. Sigmund Jähn ist tot. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) starb der frühere Kosmonaut bereits am Samstag im Alter von 82 Jahren in seinem Haus im brandenburgischen Strausberg.

Spiegel-online

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Irgendwie werden sich die Nehmer der CDU und die Geber der Wirtschaft immer einig: Schneller jedenfalls als bestehende Koalitionen in der Regierung. Jetzt wird folglich ein Erdbeben heraufbeschworen – da die Britischen Autobauer in Zukunft ihre Käufer selber betrügen können ?

Großbritannien:

3.) EU-Autobauer befürchten „Erdbeben“ bei No-Deal-Brexit

Zölle in Milliardenhöhe und mehr Bürokratie: 23 europäische Automobilverbände haben in einem gemeinsamen Statement vor den Folgen eines ungeregelten Brexits gewarnt. Europäische Autobauer fürchten die Folgen eines ungeregelten EU-Austritts Großbritanniens. Der Autoindustrie drohe im Falle eines No-Deal-Brexits ein wirtschaftliches „Erdbeben“, heißt es in einer veröffentlichten Stellungnahme von 23 europäischen Automobilverbänden. Ihr schloss sich auch die Society of Motor Manufacturers and Traders an, der britische Gewerbeverband.

Zeit-online

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So beantwortet das politische Pack die Frage, wie es mit ihren Respekt vor den Wählern aussieht. „Wir schaffen unsere Bevölkerung“

Kommentar von Bernhard Pötter zu den Regierungsflügen in die USA

4.) Über den Wolken

Für die Atmosphäre sind es weniger als Peanuts, ob die deutsche Regierung mit einem oder zwei Flugzeugen in die USA unterwegs ist. Kanzlerinnen, Präsidenten und Minister bekommen zu Recht ein Upgrade in ihre eigene Business- beziehungsweise Politics-Class. Kein vernünftiger Mensch wird Angela Merkel vorhalten, dass sie über 300.000 Kilometer im Jahr fliegt. Deshalb ist die Kritik am Doppelflug auch hohl. Für jedes zweitklassige Champions-League-Spiel wird die Atmosphäre mehr belastet als für den wichtigen Auftritt der deutschen Kanzlerin vor den Vereinten Nationen. Aber Politik ist eben zu einem großen Teil auch Symbolpolitik. Und da fehlen offenbar die Sensibilität und die koordinierte Planung in der Regierung. Wie ihr Verhalten auf ihr Volk und den Rest der Welt wirkt, ist offenbar zweitrangig.

TAZ

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Nur an den Trögen des Volk bedienen sich Schweine und Säue gemeinsam.

Getrennte Reise nach Amerika :

5.) Fünf Regierungsmitglieder in vier Flugzeugen

Fünf deutsche Minister müssen in die Vereinigten Staaten. Doch anstatt zusammen zu fliegen, reisen sie in mehreren Flugzeugen der Flugbereitschaft an. Die Kosten dafür sind enorm. Wenige Tage nach der Verabschiedung des Klimapakets reisen vier Mitglieder der Bundesregierung in drei Flugzeugen der Luftwaffe an die amerikanische Ostküste. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reiste am Sonntag zusammen mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zum UN-Klimagipfel in New York, der am Montag beginnt. Sie nimmt anschließend an der UN-Generalversammlung teil. Ebenfalls am Sonntagnachmittag hob eine kleinere Maschine mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihrer Delegation Richtung Washington ab. Die CDU-Chefin trifft erstmals ihren amerikanischen Ministerkollegen Mark Esper.Am Dienstag bringt die Flugbereitschaft dann auch noch Außenminister Heiko Maas (SPD) nach New York, was schon länger geplant ist. Er nimmt bis Freitag an der UN-Generalversammlung teil und löst dort sozusagen die Kanzlerin ab.Flugzeuge sind die klimaschädlichsten Verkehrsmittel. Wer in einem normalen Passagierflugzeug von Frankfurt am Main nach New York fliegt, verursacht nach Berechnungen des Umweltbundesamtes dabei den gleichen CO2-Ausstoß wie bei 21.900 Kilometer Fahrt mit dem Auto.

Mitflug Kramp-Karrenbauers im Kanzlerjet nicht gewünscht

FAZ

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Die Parteien haben seit Jahren nichts verstanden und liefern ihren Wählern Murks. Die Parteien leben nun einmal von ihren Blind – folgsamen Mitgliedern und konnten mit Kritikern noch nie umgehen. Wer geht denn zu solchen Zirkusveranstaltungen noch hin ?

Viel Zuspruch für Geywitz :

6.) Eine Pöbelei aus der zweiten Reihe empört die SPD

Fairness im Umgang hatte sich die SPD für die Suche nach Parteichefs verschrieben. Nun wurde aber die Kandidatin Geywitz attackiert. Das sorgt für Unmut. Michael Roth hat es letztens bei der Regionalkonferenz im proppevollen Willy-Brandt-Haus so auf den Punkt gebracht: „Das sind alles anständige Sozis“. Damit meinte der Europa-Staatsminister, der zusammen mit Christina Kampmann antritt, seine Mitbewerber um den SPD-Vorsitz. „Wir gehören zusammen. Wir müssen Anstand leben und wir müssen diesen Laden zusammenhalten“, rief Roth unter großem Beifall. Nach dem „Vom-Hof-Jagen“ der SPD-Chefin Andrea Nahles sind Fairness und ein neuer Umgang miteinander Gebote der Stunde. Der „Spiegel“ hat nun aber doch einen gefunden, der zündelt – und zwar gegen die eine Hälfte des Duos, das für viele Favorit Nummer 1 ist.

Tagesspiegel

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„Jetzt bin ich mir selbst unsicher“:

7.) Höcke schlägt nach, ob Zitate aus seinem Buch oder „Mein Kampf“ waren

 Aktuell sorgt ein ZDF-Interview für Furore, bei dem AfD-Politiker gefragt wurden, ob bestimmte Zitate aus Björn Höckes Buch oder „Mein Kampf“ stammen – und scheiterten. Nun ist sich der Thüringische Landeschef plötzlich selbst nicht mehr sicher, weshalb er gerade dabei ist, die entsprechenden Passagen nachzuschlagen. „Anfangs kam es mir noch offensichtlich vor, wer was gesagt hat, aber jetzt bin ich selbst unsicher“, so der AfD-Politiker, während er hektisch in einer Ausgabe von „Mein Kampf“ und einem Autorenexemplar von „Nie zweimal in denselben Fluss“ blättert. „Ist ja auch schon eine Weile her, dass ich das geschrieben habe.“

Postillon

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Hinweise und Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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