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Archiv für April 13th, 2019

Umsturz im Sudan

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Der Protest geht weiter

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Von Dominic Johnson

Sudans Protestbewegung hat gesiegt. Das Militär setzt Diktator Bashir ab. Sein Vize gilt allerdings als „Völkermordverantwortlicher“.

Nach fast dreißig Jahren an der Macht ist Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir von der eigenen Armee abgesetzt worden. „Als Verteidigungsminister verkünde ich den Sturz des Regimes und die Verbringung seines Chefs in Gewahrsam an einen sicheren Ort“, erklärte Vizepräsident Awad Ibn Ouf am Donnerstagnachmittag im Staatsfernsehen. Ein Militärrat werde für zwei Jahre den Übergang zu freien Wahlen überwachen. Für drei Monate gilt der Ausnahmezustand. Die Verfassung ist suspendiert, alle staatlichen Institutionen sind aufgelöst.

Nach Tunesien, Ägypten und Libyen im Jahr 2011 und Algerien vor wenigen Wochen hat nun also auch im Sudan ein Volksaufstand den Sturz eines Langzeitherrschers erzwungen, und zwar ganz ohne fremde Hilfe, wie die Protestbewegung auf der Straße nicht müde wird zu betonen. Aber führt dieser Umsturz zur Demokratie wie in Tunesien, zu einem neuen Militärregime wie in Ägypten oder zum Bürgerkrieg wie in Libyen? Sudan kennt alle drei Optionen, und alle scheinen derzeit offen.

Die Protestbewegung wird sich die Früchte ihres Muts nicht leicht nehmen lassen. Der Aufstand gegen Bashirs Gewaltregime hatte am 18. Dezember 2018 in Atbara begonnen, einer Industriestadt im Norden Sudans, wo die Bahnlinie vom Roten Meer ins Landesinnere Richtung Khartum und der Schiffsweg auf dem Nil aus Ägypten zusammentreffen. Zunächst richtete sich der Protest in diesem Geburtsort der sudanesischen Gewerkschaftsbewegung einfach gegen die Verdreifachung der Brotpreise. Es wurde daraus ein landesweiter Aufstand, getragen vom Berufsverband SPA (Sudanese Professionals Association).

Jede Woche gingen Menschen in allen Landesteilen für Freiheit auf die Straße: Männer und Frauen, Araber und Schwarze, Studenten und Rentner, Religiöse und Säkulare, Berufstätige und Bauern – ein Querschnitt einer vielfältigen, offenen Gesellschaft, die sich in einem Militärregime nicht wiedererkennt. Zuweilen bewiesen sie beträchtlichen Mut gegen schießende Sicherheitskräfte.

„Diese Revolution ist eine Frauenrevolution“

Bemerkenswert ist dabei die herausragende Rolle von Frauen – anknüpfend an Frauendemonstrationen gegen sudanesische Militärherrscher, die die Männer in Bürgerkriegen an der Front verheizten, und an die Königinnen der Nubier in der Antike. Mehrmals sind unter Bashir harte islamische Urteile gegen Frauen Auslöser für Protest gewesen. Auf Demonstrationen ist die Parole „Diese Revolution ist eine Frauenrevolution“ zu hören gewesen. Dass Bashir am 8. März die Freilassung aller verhafteten Frauen verkündete, heizte den Protest eher weiter an.

Am 6. April, dem Jahrestag eines früheren vom Volk bejubelten Militärputsches 1985, zogen die Demonstranten vor die Zentrale der Macht: das Militärhauptquartier in Khartum, zugleich Sitz der Präsidentschaft. Als sie dort tage- und nächtelang ausharrten und als sie im Laufe der Tage immer mehr wurden, waren Bashirs Tage gezählt.

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Nun vollzieht das Militär den Wandel, und die Demonstranten sind ratlos. Ist das ihr Sieg? Soldaten der Armee hatten in den letzten Tagen die Massendemonstrationen gegen andere Teile des Sicherheitsapparats verteidigt. Aber Ibn Ouf, der jetzt Bashirs Sturz im Fernsehen verkündete, ist für einen Neuanfang nicht die erste Wahl.

Der Darfur-Exilverband „Darfur Union“ in Großbritannien bezeichnete Ouf bereits bei seiner Ernennung zum Vizepräsidenten im Februar als „Völkermordverantwortlichen“. Er sei zwischen 2003 und 2007 Verbindungsmann zwischen Sudans Regierung und den regimetreuen Janjaweed-Milizen gewesen, Hauptakteur des Völkermords an missliebigen Volksgruppen in Darfur. „Seine Hinterlassenschaft in der Region ist: Bombenangriffe durch Antonow-Flugzeuge, Niederbrennen von Dörfern, Zwangsvertreibung und Massenvergewaltigung.“

Quelle        :        TAZ          >>>>>       weiterlesen

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Machtkampf im Sudan

30 Jahre Macht und Leid

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Von Dominic Johnson

Seit 1989 herrschte Diktator Omar Hassan al-Bashir über den Sudan. Der Region brachte er eine Hungersnot und Millionen Tote.

Kein lebender Herrscher der Welt hat so viele Menschenleben auf dem Gewissen wie Omar Hassan al-Bashir: Die zwei Millionen Toten des Südsudan-Befreiungskrieges, der 2005 nach über zwanzig Jahren Gemetzel und Hungersnöten mit der Einleitung der Unabhängigkeit dieses Landesteils zu Ende ging; die mindestens 300.000 Toten des Völkermordes in Darfur, wo regimetreue Milizen ab 2003 über Jahre hinaus systematisch missliebige Ethnien verjagten und umbrachten. Bashir war und ist der einzige Staatschef der Welt, den der Internationale Strafgerichtshof mit Haftbefehl sucht. Seine dreißig Jahre an der Macht sind dreißig Jahre Leid für sein Land.

Als Soldat der ägyptischen Armee begann der 1944 nördlich von Khartum geborene Bashir seine Karriere, die ihn unter anderem 1973 an die Front gegen Israel beim Yom-Kippur-Krieg führte. Nachdem er im Südsudan Kampferfahrung als Fallschirmspringer gesammelt hatte, hievte er sich am 30. Juni 1989 in Khartum an die Macht, als das Militär im Bündnis mit Sudans Islamisten die demokratisch gewählte Regierung von Sadiq al-Mahdi stürzte.

Diese „Rettungsrevolution“ sollte nach dem Wunsch ihrer Urheber das einst ägyptische „Land der Schwarzen“ – die arabische Bedeutung des Landesnamens Sudan – zurück auf den rechten Weg führen. Als ein Land der Araber und der Muslime, das die islamisch-arabische Zivilisation den Nil hinaufträgt und den nichtarabischen schwarzen Völkern den ihnen gebührenden minderwertigen Platz zuweist. Was früher der Sklavenhandel nach Süden und die Unterjochung einheimischer Fürstentümer wie in Darfur bewerkstelligte, war unter Bashir und seiner Clique von Generälen die Aufgabe des Militärs, islamischer Massenorganisationen und ihrer Milizen und eines rassistischen Staatsapparats, für den Menschenleben nicht zählen.

Quelle      :       TAZ        >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben    —         This is an image of food from

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2.) von Oben       —      UNHCR staff assist refugees arriving at the Doro camp in South Sudan, close to the border with neighbouring Sudan. Nearly 50,000 refugees have arrived here in recent months. To find out how the UK is helping in the region, please visit: www.dfid.gov.uk/News/Latest-news/2012/South-Sudan-UK-warn… Image: Robert Stansfield/Department for International Development Terms of use This image is posted under a Creative Commons – Attribution Licence, in accordance with the Open Government Licence. You are free to embed, download or otherwise re-use it, as long as you credit the source as ‚Robert Stansfield/Department for International Development‘.

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Linker Parteitag in Leipzig

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Linke wählt Gebhardt zum Spitzenkandidaten

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Von Andreas Debski

Fraktionschef Rico Gebhardt wird die sächsische Linke in die Landtagswahl führen. Ein Parteitag wählte den 55-Jährigen am Sonnabend in Leipzig zum Spitzenkandidaten. Um die Plätze hinter Gebhardt wird ein spannendes Rennen erwartet.

Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt ist mit einer komfortablen Mehrheit zum Spitzenkandidaten für die sächsische Landtagswahl am 1. September 2019 gewählt worden. Auf einem Parteitag in Leipzig votierten 184 der 237 Delegierten für den 55-Jährigen, der auch zwischen 2009 und 2017 die sächsische Linke als Landesvorsitzender angeführt hatte.

41 Delegierte stimmten mit Nein, 12 enthielten sich. Sein Wahlergebnis entspricht 77,6 Prozent der Stimmen. Vor fünf Jahren war Gebhardt bei der Nominierung mit 70,5 Prozent ausgestattet worden. In einer Urwahl hatten sich im Herbst 2018 bereits 88,7 Prozent der Mitglieder für den Erzgebirger entschieden. Gebhardt hatte keinen Gegenkandidaten.

Gebhardt: Wir sind Sozialisten!

In einer kämpferischen Rede hatte Gebhardt die Partei aufgerufen, sich wieder verstärkt auf linke Werte zu besinnen. „Ich bin Sozialist. Wir alle müssen wieder deutlicher sagen: Wir sind Sozialisten! Eine zweite Sozialdemokratie oder eine zweite grüne Partei braucht dieses Land nicht. Lasst uns gemeinsam auf den Weg machen, dem Kapitalismus ein Ende zu bereiten“, machte Gebhardt zum Auftakt des Parteitages auf der Neuen Messe in Leipzig klar.

Die Linke sei „die Partei, die seit 30 Jahren totgesagt wurde – und immer wieder von den Toten auferstanden ist“.

Linke lehnt Zusammenarbeit mit CDU ab und teilt aus

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Zugleich forderte Gebhardt einen Machtwechsel in Sachsen: „Dieses Land darf nicht länger der CDU gehören, sondern muss den Menschen zurückgegeben werden.“ Jedes Prozent für die Linke bei der Landtagswahl sei ein Prozent weniger für potenzielle Bündnispartner der Union, erklärte Gebhardt – „denn nur wir werden keine Mehrheitsbeschaffer für die CDU sein“.

In Richtung SPD sagte er: Die Linke sei das Original, wenn es um die Interessen der Ostdeutschen gehe. „Wir haben nichts für das Wahljahr erfunden“, erklärte Gebhardt.

Quelle       :        Leipziger Volkszeitung           >>>>>      weiterlesen

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Grafikquellen         :

Oben      —           Abgeordneter des Sächsischen Landtages Rico Gebhardt

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Der DFB in der Sinnkrise

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Alter Mann für spießigen Verband gesucht

File:Bundesarchiv Bild 183-1990-1121-007, Deutsche Fußball-Vereinigung cropped Niersbach.jpg

Von   dietrich schulze-marmeling

Wer wird Nachfolger von DFB-Präsident Reinhard Grindel? Beziehungsweise: Warum bleibt beim Fußballverband eigentlich immer alles beim Gewohnten?

Reinhard Grindel ist als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gescheitert. Letzter Auslöser für seinen Rücktritt war ein Geschenk des ukrainischen Oligarchen und Fußball-Mafioso Hryhorij Surkis, eine Uhr im Wert von 6.000 Euro.

Karl-Heinz Rummenigge hatte 2013 in Katar zwei Rolex im Wert von rund 100.000 Euro zugesteckt bekommen. Anschließend wurde nur darüber geredet, dass er diese nicht verzollt hatte. Allerdings ist Rummenigge Vorstandsvorsitzender der Bayern München AG, da sieht man das nicht so eng – Grindel war da­gegen Boss eines spießigen und offiziell noch immer gemeinnützigen Verbands. Eines Verbands, der bereits seit Jahren ein Intrigantenstadl ist, geplagt von einer Sinnkrise und großer Orientierungslosigkeit.

Die Fußballlandschaft verändert sich radikal, der DFB bleibt wie er ist.

Die Fußballlandschaft verändert sich radikal. Aber wo ist der Platz des DFB in diesem Prozess? Angeblich bilden die Amateurvereine die Basis des Verbands. Aber der DFB sitzt auch im Boot der hochgradig korrupten internationalen Verbände.

Die Führer des heimischen Profigewerbes betreiben lieber alleine ihre Deutsche Fußball-Liga (DFL). Baut der DFB zu viel Mist, wechseln sie hinüber in dessen Boot, um dort für kurze Zeit das Steuer zu übernehmen. Auch in der derzeitigen Krise darf der DFB nicht alleine darüber bestimmen, wer sein nächster Boss wird. Die DFL »assistiert« ihm bei der Suche nach dem richtigen Mann.

Dass eine Frau Grindel beerben wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Der DFB ist eine der letzten Bastionen einer weißen Männerwelt. Sein Präsident hat in der Regel das CDU-Parteibuch in der Tasche, kommt aber nur aus der zweiten Reihe der Partei (Egidius Braun, Theo Zwanziger, Reinhard Grindel) oder hat in der Politik abgewirtschaftet (Gerhard Mayer-Vorfelder).

Eine Frau an der Spitze täte dem deutschen Fußball gut, der schon vor der WM 2018 zum Sinkflug ansetzte. Wer die neu-alte Geistlosigkeit besichtigen will, die wohl nicht zufällig mit dem Aufstieg des Rechtspopulismus korrespondiert, muss sich nur durch die Fußball-Talks der privaten Fernsehsender zappen, wo sich »Experten« wie Mario Basler (»Fakten interessieren mich nicht«), Oliver Pocher (»Auf den Rängen schallt es im Chor – Deutschland vor!«) oder der Rechtsaußen-Moderator Claus Strunz (Özil gehöre eigentlich nicht zu Deutschland und spiele ohnehin immer nur quer) über die Krise des hiesigen Fußballs auslassen. Nach der WM 2014 dachte man noch: Es ist vorbei, endlich und endgültig vorbei! Zu früh gefreut. Keine Frau erlaubt sich, dermaßen dumm und reaktionär über den Fußball zu reden, wie es diese und andere Herren tun.

Keine Frau erlaubt sich, dermaßen dumm und reaktionär über Fußball zu reden, wie Mario Basler, Claus Strunz und andere Herren.

Übergabe DFB-Pokal an Botschafter Toni Schumacher und Janus Fröhlich-6599.jpg

Zwar ist der Fußball ein Migrantensport, in den Gremien des DFB spiegelt sich das aber kaum wieder. Auch nicht bei den Amateuren. So berichtete das Magazin Zeitspiel über den Amateurfußballkongress des DFB in Kassel: »Menschen mit Migrationshintergrund gab es im Plenum nur vereinzelt zu sehen, auf der Bühne gar nicht. (…) Kein einziger Diskutant mit Migrationshintergrund, allesamt käseweiße Zentraleuropäer.« Allerdings leistet sich der Verband mit dem ehemaligen Nationalspieler Cacau einen in Brasilien geborenen Schwarzen als Integrationsbeauftragten: Er ist ein braver, dankbarer, stark christlich geprägter Mann, der stets beteuert, dass Deutschland ein rassismusfreies Land voller netter Menschen sei.

Quelle       :            Jungle-World            >>>>>         weiterlesen

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Grafikquelle      :

Oben    —          Deutsche Fußball-Vereinigung ADN-ZB/Kluge/20.11.90/Leipzig: Fußball-Vereinigung In Leipzig wurde am Mittwoch die deutsche Fußballvereinigung vollzogen. Als Geschenk zum Eintritt in den Deutschen Fußballbund (DFB) überreichte der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, Hans-Georg Moldenhauer (l.) DFB-Präsident Hermann Neuberger (r.) einen Trabant mit einer Spezialnummer. Abgebildete Personen: * Moldenhauer, Hans-Georg: Präsident des Deutschen Fußballbundes, Bundesrepublik Deutschland * Neuberger, Hermann: Präsident des Deutschen Fußballbundes, Bundesrepublik Deutschland

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Unten     —       Pressetermin im Deutschen Sport & Olympia Museum Köln: Übergabe der Siegertrophäe für das DFB-Pokalfinale der Frauen (19. Mai 2013 im RheinEnergieStadion) durch DFB-Direktorin Steffi Jones an den Austragungsort Köln. Den Pokal nehmen FC-Vizepräsident Toni Schumacher und Höhner-Schlagzeuger Janus Fröhlich als Botschafter der Stadt Köln für das DFB-Pokalfinale der Frauen sowie Horst Meyer, stellvertretender Leiter des Sportamtes, entgegen. Den Pokal präsentieren: Wolfgang Lewitzki, kommissarischer Leiter des Deutschen Sport & Olympiamuseums Toni Schumacher, FC-Vizepräsident und Botschafter der Stadt Köln für das DFB-Pokalfinale der Frauen Janus Fröhlich, Schlagzeuger der Höhner und Botschafter der Stadt Köln für das DFB-Pokalfinale der Frauen Horst Meyer, stellvertretender Leiter des Sportamtes Köln Steffi Jones, DFB-Direktorin

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Über das Strafrecht

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Neues aus der Unterwelt

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Eine Kolumne von

Das Verbrechen täuscht einen Rückzug vor. Die Regierung täuscht ein Gesetz vor. Die Polizei ist tief besorgt. Ein Bericht über Komplexität.

Statistik, Wissenschaft, Komplexität

Tri, Tra, Trullala – Statistik Achtzehn ist jetzt da! Verzeihung, sehr geehrte Leserinnen und Leser, für diese alberne Einleitung! Der Autor musste sich auf der Suche nach Ihrer Aufmerksamkeit zwischen Versmaß und Information entscheiden; da bleibt dem Medienprofi bekanntlich leider keine Wahl. Gemeint ist die „Polizeiliche Kriminalstatistik 2018“.

Es war zunächst alles wie immer: Im Ersten Teil hielt Herr Bundesinnenminister, flankiert vom Vorsitzenden der Innenministerkonferenz und dem Präsidenten des Bundeskriminalamts, eine Broschüre mit Handschellen-Titelbild vor die Bundespressekonferenz und wurde dabei 1000-mal von Profifotografen mit Profikameras (45 Megapixel, 12 Bilder pro Sekunde) fotografiert, damit die Bürger sich einmal vorstellen können, wie es aussieht, wenn ein Minister eine Broschüre festhält.

Alsdann wurden die magischen Sätze gesprochen, auf die wir wieder ein Jahr gewartet hatten: Die Zahl der Raubüberfälle in Parkanlagen ist leicht gesunken, die des Handeltreibens mit Amphetamin leicht gestiegen, oder umgekehrt. Die Maßnahmen zur Erhöhung der Inneren Sicherheit waren vorbildlich, müssen sich aber neuen Herausforderungen stellen. Daher gibt es „keinen Grund zur Entwarnung“, sondern „Anlass zur Sorge“. Aus welchem Jahrzehnt dieser Sprechzettel stammt, ist egal, er passt immer. Insgesamt also wieder eine schöne Veranstaltung mit dem bewährten Verhältnis von Eigenlob (40), Beruhigung (40) und Sorge (20).

Zweiter Teil: Die Vorsitzenden von drei sogenannten „Polizei-Gewerkschaften“ verlautbarten, wie es um Deutschland stehe. Das Verhältnis von Eigenlob zu Sorge beträgt hier satzungsgemäß 40 zu 50. Denn der Schutzmann ist seiner Natur nach – wie der Kasper, die Gretel, die Großmutter und alle Kinder wissen – voll Sorge, dass aufgrund einer Sicherheitslücke (hinten keine Augen) eine Gefahr droht (Krokodil). Daher entfällt hier die Abteilung Beruhigung und wird ersetzt durch „Polizei von Politik und Justiz alleingelassen“ – und zwar mit dem Verbrechen. Allein gelassen werden zwar auch die Müllwerker mit dem Müll, die Lehrer mit den Kindern, die Richter mit den Akten und die Flugbegleiter mit den Sauftouristen. Das schlimmste Alleinlassen von allen aber ereignet sich angeblich, wo Malchow (GdP), Wendt (DPG) und Fiedler (BDK) im Kampfessturm gegen Orks, Clans, Organisierte Kriminalität und Diebe stehen. Obwohl ja eigentlich, wenn man es sich einmal genau überlegt, gerade hier, im Bereich der gravierendsten Eingriffe in die Bürgerfreiheit, nicht Justiz (Judikative) und Politik (Legislative) die Knechte der polizeilichen Exekutive sein dürfen!

Bis hierhin also: alles normal. Dann aber diesmal doch irgendwie anders. Das begann damit, dass Herr Minister verkündete, die Kriminalität habe einen „historischen Tiefstand“ erreicht. Unglaublich! Rückzug des Feindes! Entspannung, wo der Minister vor Kurzem noch hohen Alarm verkündet hatte! Was ist los?

Und dann noch dies: Die Opfer-Studie „Der deutsche Viktimisierungssurvey 2017“ (Herausgeber: BKA. Die Titelformulierung lässt einen Ansturm interessierter Leser aus sozialen Brennpunkten erwarten). Konzept: Eine (teil-repräsentative) Opferbefragung mit erheblichen Abweichungen zur Erfassungsmethode der PKS und auf der Grundlage von Selbst-Einschätzungen. Einige Ergebnisse:

  • Kaum Steigerungen der berichteten Kriminalitätsbelastung seit 2012, aber Steigerung des Unsicherheits- und Bedrohungsgefühls.
  • Insgesamt deutlich geringere Kriminalitätsbelastung in den neuen Bundesländern, dort aber deutlich höhere Kriminalitätsfurcht.
  • Der weit überwiegende Anteil der Opfer ist jung (16 bis 30), insbesondere bei Gewaltdelikten und Raub.

Zusammenfassung: Es „bestätigt sich: Deutschland ist ein sicheres Land. Das gilt sowohl für die tatsächliche Kriminalitätsbelastung als auch für die gefühlte Sicherheit. Die Kriminalitätsfurcht hat zwar im Vergleich zu 2012 im Schnitt etwas zugenommen, bewegt sich jedoch weiterhin auf einem insgesamt erfreulich niedrigen Niveau.“

So weit, so gut. Aber wie geht man mit gleich zwei guten Nachrichten um? Kann man den Bürgern zumuten zu erfahren, die Flut täglicher Schreckensmeldungen zeichne ein falsches, hysterisiertes Bild? Versinkt Deutschland gar nicht in einem Strudel von Vergewaltigung, No-go-Areas, marodierenden Räuber- und Einbrecherbanden, Unsicherheit und Furcht? So darf man das natürlich nicht sagen, wenn man nicht als blinder Verharmloser, böswilliger Beschützer von Verbrechern und privilegiert-ahnungsloser Gutmensch enttarnt oder am Ende noch von Frau Weidel in ihr Opus „Gedanken über Deutschland“ aufgenommen werden will, das zwar an galoppierender Gedankenarmut leidet, dies aber mit einem Höchstmaß an maschinengleicher Beschimpfungsrhetorik ausgleicht und den Untergang des geliebten Weidel-Vaterlands durch migrantische Massenkriminalität schon besiegelt sieht.

Aber auch für den vaterlandslosen Mainstream, die linksgrün Verseuchten, die „sozialistischen Sekten“ (SPD), die korrupten Eliten, die kriminellen Spendenbetrüger und überhaupt für jene 95 Prozent der Menschen in Deutschland, die sich nicht schweißgebadet im Weidelschen Sprachsumpf wälzen, muss es ja weitergehen! Wir können doch nicht einfach die nächsten zehn Talkshows oder „Bestseller“ zum Thema „Warum Deutschland immer unsicherer wird“ canceln! Und was würde aus den Polizeigewerkschaften, wenn sie nicht mehr wöchentlich sicherheitspolitische Bulletins herausgeben, sondern sich mit gewerkschaftlichen Themen beschäftigen würden? Schwierige Fragen! Zur Beantwortung bieten sich verschiedene Methoden an:

Methode Eins: Alles Fake! Beispielhaft ein Interview des Vorsitzenden des „Bundes Deutscher Kriminalbeamter“, Fiedler: „Kriminalstatistik ist nur ein kleiner Mosaikstein“ (Deutschlandfunk, 2.4.2019). Auszug:

Frage: „Wir leben in Deutschland immer sicherer?“

Fiedler: „Ich kann das so nicht unterschreiben, weil die Zahlen, die jetzt besprochen worden sind, sind Straftaten, die im letzten und vergangenen Jahr begangen worden sind. Das heißt, die Aussage, wie wir jetzt heute hier leben, ist überhaupt nicht zu treffen (…).“

Und weiter: „Wir (…) diskutieren über die Megatrends (…) doch nicht anhand der Zahlen, wieviel im letzten Jahr eingebrochen wurde. (…) Es geht nicht nur um statistisches Material, sondern es geht um wissenschaftliche Erhebungen.“

Den letzten Satz wollen wir uns merken, wollen aber darüber nicht die Schönheit des Gedankens vergessen, dass man einer Statistik, die bis gestern geht, keinesfalls entnehmen kann, was heute ist. Erkenntnis ist, so will uns Fiedler sagen, Work in Progress, was uns zurück zur Postmoderne und ihn voran zum Megatrend bringt.

Überhaupt ist, wie man allenthalben auf Seite Eins lesen durfte, die PKS eine unzuverlässige Erkenntnisquelle! Sie enthält, liebe Bürger, „Verzerrungen“, berücksichtigt die „Dunkelziffer“ nicht, kann Begründungen, Trends, Wirklichkeiten gar nicht erfassen, und ist am Ende gar nicht mehr als ein Tätigkeitsbericht der Polizei. Damit hatte niemand gerechnet, aber zahlreiche Redaktionen haben es in der letzten Woche herausgefunden, wie üblich sorgfältig überprüft und getreulich den Lesern und Zuschauern gemeldet.

Quelle       :         Spiegel-online           >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen      :

Oben      —           Fig 1. Depicts a thief stealing from a business. Although employee theft is not as obvious as robbery. It still amounts to a massive cost to the employer.

Source Own work
Author JamesDrury
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Unten     —        Thomas Fischer auf der re:publica 2016

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KOLUMNE – MACHT

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Päpste sind leider auch nur Menschen

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Von Bettina Gaus

Keine Neuigkeit, dass der Ex-Papst Bendedikt die 68er verabscheut. Nun versucht er ihnen den Missbrauch in der Kirche anzuhängen.

Wenn man dem ehemaligen Papst Benedikt glauben möchte, dann muss das Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit irgendwann überwältigend gewesen sein. Schweigen wollte er nach seinem Amtsverzicht 2013, nichts als schweigen und beten. Und „für die Welt verborgen“ bleiben.

Der Wunsch zu schweigen besteht inzwischen offenbar nicht mehr. Päpste sind eben auch nur Menschen. Leider, muss man sagen angesichts dessen, was Benedikt jetzt in einem Aufsatz geschrieben hat. Wobei interessanter als dessen eigentlicher Inhalt die Frage ist, was der Text über ihn und sein Verhältnis zur Kirche verrät.

Manches spricht dafür, Rentnern mehr durchgehen zu lassen als anderen Leuten. Sie können keinen Schaden mehr anrichten, jedenfalls nicht in beruflicher Hinsicht. Sollen sie doch reden und schreiben, wenn es ihnen Freude macht. (Ja, das ist altersdiskrimierend formuliert – und in diesem besonderen Fall auch genau so gemeint.)

File:Benedikt.Messe.Freiburg.Papst.nah.jpg

Die Farbe Grün – stand immer für die Hoffnung ?

Das ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche hat sich mit einem derart hanebüchenen Unfug zu Wort gemeldet, dass die gebotene Nachsicht einem fast 92-jährigen gegenüber an ihre Grenzen stößt. Auch in den eigenen Reihen. Bei vielen katholischen Theologen herrscht helles Entsetzen.

„Völlige sexuelle Freiheit“

Zusammengefasst macht Joseph Ratzinger, so der bürgerliche Name von Benedikt XVI., die 68-er-Bewegung für den sexuellen Missbrauch mitverantwortlich, den katholische Würdenträger an Kindern begangen haben. Die Revolution von 1968 habe „völlige sexuelle Freiheit“ erkämpfen wollen, „die keine Normen mehr zuließ“, schreibt der ehemalige Papst. „Zu der Physiognomie der 68er-Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.“ Nein. Das ist falsch. Der Behauptung würde zu viel Ehre erwiesen, wenn man sich die Mühe machte, sie im Detail zu widerlegen.

Quelle         :         TAZ         >>>>>      weiterlesen

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Unten     —      Benedikt XVI. an der päpstlichen Heiligen Messe in Freiburg, anlässlich seiner dritten apostolischer Heimatsreise in Deutschland.

Source Own work
Author Wici
w:en:Creative Commons
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DL – Tagesticker 13.04.19

Erstellt von Redaktion am 13. April 2019

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Wenn der Eine denkt – das der Andere lenkt, landen sie Beide im Graben.

Atomkonflikt

1.) Kim Jong-un setzt Trump Ultimatum für drittes Treffen

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist zu einem dritten Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump bereit. Er wolle bis Jahresende auf „mutige Entscheidungen“ Washingtons über die Beziehungen beider Länder abwarten, berichtete die südkoreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf die nordkoreanischen Staatsmedien. Seine Beziehungen zu Trump seien weiterhin „ausgezeichnet“, sagte Kim demnach am späten Freitagabend (Ortszeit) bei einer Sitzung der Obersten Volksversammlung.

Welt

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Der Spieler an der Börse kennt um sein Risiko auch viel Geld verlieren zu können. Ein Politiker spielt überwiegend mit den Geld der Gesellschft. Geht folglich kaum ein Risiko ein. Lieber nur Idioten in der Regierung als einen Merz. Denn Narren machen so oder so, was immer sie wollen.

Erfolgreicher Börsengang in der Schweiz

2.) Merz jetzt 5,7 Millionen Euro reicher !

Friedrich Merz (63) hatte sichtlich gute Laune, als er am Freitagabend in der Schützenhalle in Eslohe (Sauerland) auf die Bühne trat.  Das könnte am Jubel der 1000 Anhänger bei der CDU-Wahlkampfveranstaltung (mit CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer) gelegen haben. Vielleicht lag es aber auch an einer für ihn erfreulichen Nachricht aus der Schweiz. Wie der „Blick“ berichtet, ist Merz seit Freitag um 6,5 Millionen Franken (5,7 Mio. Euro) reicher – zumindest wenn er sein „Stadler“-Aktienpaket verkauft.

Bild

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Dof-blind spricht Kackerles ! Aus seinen Mund spricht die Angst der Beendigung seines guten Lebens.

„Sozialistische Mottenkiste“  

3.) Dobrindt attackiert die Grünen als arrogant

Nach den Äußerungen von Grünen-Chef Robert Habeck über Enteignungen im Kampf gegen Wohnungsnot und steigende Mieten hat sich CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt von der Partei distanziert. Die Grünen entwickelten sich unter Habeck „eindeutig zu einer Verbots- und Enteignungspartei“, sagte Dobrindt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Diejenigen, die romantische Gefühle für Schwarz-Grün in der Vergangenheit entwickelt haben, sollten in den letzten Tagen eines Besseren belehrt worden sein.“

T-online

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Hier zeigt sich einmal mehr wie „Wissen“ wissen-„schaft“ und wer sich seienen DR. Titel erarbeitet – und nicht auf den Schrottplatz der Politk käuflich erworben hat ?

Luftverschmutzung

4.) Umweltbundesamt warnt vor Feinstaub-Risiken

Jetzt fordert auch das Umweltbundesamt die Regierung zum Handeln auf: Eine „Diskussion über schärfere Grenzwerte“ sei „erforderlich“. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina sah schon zuvor den Feinstaub als Verursacher von zum Beispiel Lungenkrebs und Diabetes. Das Problem: Für wichtige Feinstaubklassen liegen die Grenzwerte doppelt so hoch wie es laut Weltgesundheitsorganisation vertretbar ist.

Sueddeutsche-Zeitung

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Staatssekretäre im Bund und in Berlin gab es derer schon viele und auch solche welche herunter fielen. Das war dann das Ende – dieser Überfliegern.

Lange Mängelliste zum BER :

5.) Eklat im Streit um die Wahrheit

Der TÜV hält den BER-Terminplan für stark gefährdet. FDP-Politiker Czaja greift den BER-Chef scharf an. Der schaltet seinen Anwalt ein. Der Streit um die Frage, ob und wann der Hauptstadt-Flughafen BER fertig wird, wird jetzt zur Schlammschlacht. Der FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja warf am Freitag dem Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup vor, sich „zu einem notorischen Lügner zu entwickeln“. Denn es käme immer nur so viel ans Tageslicht, „wie wir im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Fragen stellen“.

Der Tagesspiegel

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Jetzt wird er scheinbar wieder gebraucht ? Der Träger der Roten Laterne an der Saar.  Die Erfahrung das rote Licht über viele Jahre am Leuchten zu halten ist unbezahlbar und wird vielleicht durch ein Ehrenamt geregelt.

6.) Rote Laterne für Bezahlung bei Saar-Finanzbehörden

Oetinger-Witte wünscht sich die Übernahme der Ergebnisse aus den jüngsten Tarifabschlüssen der Länder. Finanzminister Strobel kündigte an, dass das Land etwas tun werde: „Wir haben dafür Rücklagen im Haushalt bereitgestellt und werden an das maximal Machbare herangehen. Wir werden die Erwartungen der Gewerkschaft aber nicht ganz erfüllen können“, erklärte Strobel.

Saarbrücker-Zeitung

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heute-show vom 12. April 2019

7.) Nachrichtensatire mit Oliver Welke

Oliver Welke spricht kurz über England, talkt mit Martin Sonneborn und berichtet über Klimaretter, öde Regionen und eine Grundsatzkonvent.  

ZDF

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Hinweise und Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen:      DL / privat – Wikimedia  Commons – cc-by-sa-3-0

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