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Archiv für Februar 26th, 2019

HIV-Epidemie in Sibirien

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

Ein bisschen Leben

Irkutsk. Akademgorodok. February 2013 - panoramio (173).jpg

Von Paul Toeztke

Mindestens 1,2 Millionen Russen haben sich mit HIV infiziert, ein Großteil durch Drogenkonsum. Die Regierung verharmlost.

 Nastja sitzt auf einem Sessel in ihrer Wohnung. Auf ihrem Schoß die magere weiße Katze, die sie vor einigen Wochen beim Drogensuchen im Wald gefunden und die sie „Syna“ genannt hat, Sohn. An der Wand hängen Magazinausschnitte von Models mit teuren Taschen, Neujahrskarten mit Heiligenbildern, daneben ein Pferdekalender aus dem Jahr 2014. Im Eingangsbereich tropft nasse Wäsche.

„Die Katze hat seit Tagen nicht mehr gegessen, Pascha. Gestern war Julia da und hat ihr Bratkartoffeln gemacht, aber sie wollte sie nicht. Also habe ich sie aufgegessen.“

Sie zündet sich eine Zigarette an. „Pascha, hörst du?“

Pascha, ihr Bekannter, ein schlanker Kerl mit hervorstehenden Wangenknochen und schiefer Nase, reagiert nicht, er sitzt vor einer Steckdose neben dem Fernseher und lädt sein Handy. Das braucht er, um Drogen zu bestellen.

Weil sie Stigmatisierung befürchten, haben beide erst nach langem Zögern Reporter in ihr Leben gelassen und darum gebeten, unter anderen Namen zu erscheinen. Sie tragen also Spitznamen, wie sie in Russland oft benutzt werden.

„Sollen wir 0,5 nehmen?“, fragt er und dreht sich zu ihr.

„Für 1.300 Rubel? Nur 0,5? Nicht ein Gramm?“

„Nein, 0,5 Gramm. Saphir. 100 Rubel Kommission. Wo sollen wir es abholen? Prawoberegnij, Markowij oder Kuibyschewa?“ Pascha scrollt durch die Nachricht mit den Instruktionen.

„Irgendwo in der Nähe.“

„Dann wird das bestimmt wieder irgendwo im Wald sein.“

Umgerechnet 17 Euro für ein halbes Gramm Amphetamine. Drogen kaufen per Telegram, einer Messenger-App. In Irkutsk, der 600.000-Einwohner-Stadt im Südosten Russlands, ist das der sicherste Weg, an Drogen zu kommen. Über die App wählt man Sorte und Menge aus, dann deponiert man das Geld an einem angegebenen Ort und erhält wenig später die Koordinaten für ein „Lesezeichen“, ein Codewort für das Drogenversteck. Nicht immer ist es leicht zu finden, manchmal kommen sie nach Stunden Suche mit leeren Händen zurück – ohne Stoff und ohne Geld.

Früher, sagt Nastja, da hat man es an jeder Ecke bekommen, wann man wollte und ohne dieses bescheuerte Versteckspiel. Seit sie 16 Jahre alt ist, ist Nastja drogenabhängig. Speed, Amphetamine – sie nimmt, was sie kriegen kann, am liebsten aber Heroin, da ist sie wie aufgedreht, freundlich und gesprächig und nicht so introvertiert wie bei dem anderen Zeug. Mit Heroin hat es angefangen, sagt sie, und mit Heroin wird es wohl auch enden.

Leben mit HIV, ohne es zu wissen

Nastja hat sich vor etwa 15 Jahren, vielleicht auch weniger, über eine verunreinigte Nadel beim Heroinspritzen mit HIV infiziert – so wie der Großteil der etwa 1,2 Millionen Menschen in Russland, die mit einer bestätigten HIV-Diagnose leben. Experten schätzen, dass es in Russland etwa genauso viele Menschen mit HIV gibt, die gar nichts davon wissen. Nastja ist 35 Jahre alt. Im Schnitt sterben Menschen mit HIV in Russland mit 38.

Überhaupt ist die HIV-Statistik Russlands ein Zeugnis des Schreckens: Jede Stunde infizieren sich hier durchschnittlich 10 Menschen mit dem Virus. Zuletzt stieg die Zahl der Neuinfektionen um zehn bis fünfzehn Prozent. Damit ist Russland das Land mit den drittmeisten Neuinfektionen weltweit – davor liegen nur noch Südafrika und Nigeria.

Der Oblast Irkutsk, ein Bezirk im Süden Sibiriens, der größer ist als Großbritannien, in dem aber nur knapp 2,4 Millionen Menschen leben, ist eine der Regionen, die am schlimmsten betroffen sind. Hier ist fast jeder Fünfzigste HIV-positiv. Damit liegt die Zahl deutlich über dem Grenzwert von einem Prozent der Bevölkerung, ab dem UNAIDS von einer Epidemie spricht.

Die Welle erreicht Russland in den Neunzigern

Sie ist die Folge einer Drogenwelle, die das Land in den frühen Neunzigern erreichte und die noch immer nicht verebbt ist. Die Sowjetunion war bereits Geschichte, doch von den Reformversprechen Gorbatschows war in der Stadt im Herzen Sibiriens nichts angekommen. Glasnost und Perestroika blieben leere Begriffshülsen. Stattdessen herrschten Armut und Arbeitslosigkeit. Banditen kontrollierten die Straßen – und die Grenzen. Aus Afghanistan, über Tadschikistan schwemmte zunächst Opium, später Heroin nach Irkutsk, von wo aus es weiter Richtung Westen verladen wurde.

Aber viel davon blieb hier hängen. In Irkutsk wurden ganze Straßenzüge zu Drogenvierteln. Die Regierung versuchte zunächst das Problem in den Griff zu bekommen, indem sie den Verkauf von Nadeln unter Strafe stellte. Daraufhin explodierte die Zahl der HIV-Infektionen. Sie sprang von 23 im Jahr 1998 auf über 3000 im Folgejahr. Ein Jahr später waren es sogar über 4500 Neuansteckungen. Die lokalen Behörden riefen den Notstand aus.

Als Nastja sich angesteckt hat, irgendwann Anfang der Nullerjahre, ganz genau sagen kann sie es nicht, sanken die Zahlen dank dem Einsatz ausländischer Hilfsorganisationen gerade wieder etwas. Durch Zufall wurde das Virus bei ihr während eines Krankenhausaufenthalts diagnostiziert. Sie hatte bereits Hepatitis B und C und war eigentlich wegen einer Lungenentzündung in Behandlung. Dass sie auch noch mit HIV infiziert war, war für sie dann keine Überraschung. „Damals haben wir alle gemeinsam gestochen“, sagt sie. „Niemanden hat es interessiert, ob die Nadel benutzt war oder nicht.“

Sie blickt durch das Fenster ihrer Wohnung, die in einem heruntergekommenen Backsteingebäude nicht weit vom Stadtzentrum liegt, hinaus in den grauen Himmel und lässt die Rubel-Scheine durch die Hände gleiten, als wolle sie sich von ihnen verabschieden. Regentropfen prasseln auf ein Wellblechdach. Dreckswetter, sagt Nastja, und zündet sich wieder eine Zigarette an.

Der erwartete Tod verstärkt den Konsum

Paschas Blick weicht noch immer nicht von seinem Handydisplay. „Was? Er hat mich geblockt?“ Plötzlich verzieht sich seine Miene, seine Stimme wird lauter. „Nastja, hörst du mich? Er hat einfach meine Nummer blockiert!“

„Was? Warum?“ Nastja wendet sich Pascha zu, ihre wässrigen Augen wirken abwesend, als wäre sie weit weg mit ihren Gedanken.

Pascha zögert einen Moment und sagt dann: „Die Bullen haben ihn gestern geholt. Wir müssen Juri anrufen.“

„Immer gibt es irgendein Scheißproblem!“ Nastja bricht in einen Hustenanfall aus und greift nach ihrem Handy. „Dann holen wir halt Heroin. Ich rufe ihn an.“

Wie viele bestärkte die Diagnose Nastja nur darin, so weiterzumachen wie bisher. Sterben würde sie sowieso, ob in zwei oder fünf Jahren. Mit der Droge im Blut wich die Angst vor dem Tod. Bis zu dreimal am Tag spritze sie sich Heroin. Ihr bisschen Leben spielte sich zwischen einem und dem nächsten Schuss ab, sagt sie. Bis sie irgendwann nur noch 38 Kilogramm wog, Knochen und Haut war, und über eine halbe Stunde brauchte, um in ihre Wohnung im ersten Stock zu kommen, „Ich dachte, das sei mein Ende“, sagt sie.

Irkutsk. Akademgorodok. February 2013 - panoramio (219).jpg

Eine Drogentote mehr, eine HIV-Kranke weniger. Es hätte wohl kaum jemanden überrascht. Jeden Tag sterben in Russland durchschnittlich 87 Menschen an den Folgen der Krankheit. Weniger als die Hälfte aller Menschen mit einer Diagnose wird behandelt. Es fehlt an Geld, an einer Strategie, aber vor allem an politischem Willen. Die Regierung versucht das Ausmaß des Problems zu vertuschen und HIV als Krankheit von Drogenabhängigen und Homosexuellen darzustellen, obwohl das Virus inzwischen vor allem durch Kontakt zwischen heterosexuellen Partnern verbreitet wird. So fördert sie die Stigmatisierung von Menschen mit HIV.

Die erste Begegnung mit Gott

Längst ist HIV Teil eines Informationskriegs um die Deutungshoheit im Land; eines Kriegs, der sich vor allem gegen den Westen und seine Präventionsstrategie richtet. Methoden wie Metadonersatztherapien oder Spritzenaustauschprogramme haben sich im Kampf gegen HIV weltweit bewährt. Doch die russische Regierung lehnt die Förderung solcher Programme ab. Gesetze wie jenes über das Verbot von „Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen unter Minderjährigen“ machen eine funktionierende Aufklärung nahezu unmöglich.

Quelle     :         TAZ       >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen     :

Oben     —        Irkutsk. Akademgorodok. February 2013

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Rien ne va plus

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

Für dieses Europa war niemand auf die Straße gegangen

Catrinas - Day of the Dead Ladies.jpg

Ist das Leben bald vorbei ?

Von    Alessandro Baricco

Eliten  – Wie sich die Welt spaltet und die Digitalisierung die Wut derer verstärkt, die sich vom großen Spiel ausgeschlossen fühlen.

Dieser Text erschien zuerst in der Römer Tageszeitung „La Repubblica“ und online auf der Präsenz des Kulturmagazins The Catcher

„There is no Alternative“ M.Thatcher

Zusammengefasst, also: Eine bestimmte Übereinkunft zwischen den Eliten und den Leuten ist in die Brüche gegangen, und jetzt haben die Leute entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das ist kein wirklicher Aufstand, noch nicht, aber eine unerbittliche Abfolge von sturen Versteifungen, plötzlichen Schachzügen, scheinbaren Abweichungen vom Hausverstand, wenn nicht sogar von der Vernunft. In ihrem Wahlverhalten oder wenn sie auf die Straße gehen, senden die Leute obsessiv eine sehr klare Nachricht aus: Sie wollen den Eintrag in die Geschichtsbücher, dass die Eliten gescheitert sind und gehen müssen.

Wie zum Teufel konnte das passieren?

Verstehen wir erst einmal, wer diese famosen Eliten sind. Der Arzt, der Hochschullehrer, der Unternehmer, die Führungskräfte des Unternehmens, in dem wir arbeiten, der Bürgermeister eurer Stadt, die Anwälte, die Broker, viele Journalisten, viele erfolgreiche Künstler, viele Geistliche, viele Politiker, diejenigen die in den Verwaltungsräten sitzen, ein Gutteil derer, die im Stadion auf der Tribüne ihren Platz haben, alle mit mehr als 500 Büchern zuhause. Die Grenzen der Kategorie mögen zwar fließend sein, aber die Eliten sind sie, eben diese Menschen.

Sie sind wenige (in den Vereinigten Staaten einer von zehn), sie besitzen einen hübschen Anteil am vorhandenen Geld (ich mache keine Scherze, in den Vereinigten Staaten sind das acht Dollar von zehn), sie besetzen ein Großteil der Machtpositionen. Zusammenfassend: Eine reiche und sehr mächtige Minderheit.

Aus der Nähe betrachtet zeigen sie sich meist als Menschen, die viel studieren, die sozial engagiert, kultiviert, sauber, vernünftig, gebildet sind. Das Geld, das sie ausgeben, haben sie zum Teil ererbt, zum Teil verdienen sie es täglich mit Schufterei. Sie lieben ihr Land, glauben an das Leistungsprinzip, an die Kultur und an einen gewissen Respekt für Regeln. Sie können links wie rechts sein.

Wobei, bin ich geneigt hinzuzufügen, ein überraschendes Maß an moralischer Blindheit sie daran hindert, die Ungerechtigkeit und die Gewalt zu sehen, die das System aufrecht erhält, in das sie glauben. Ihre Nachtruhe ist also ungetrübt, wenn auch häufig mithilfe von Psychopharmaka.

Sie verteidigen ihre Community

Kraft dieser Weltläufigkeit leben sie in einem geschützten Habitat, das nur wenige Interaktionen mit den übrigen Menschen zulässt. Die Stadtviertel in denen sie leben, die Schulen auf die sie ihre Kinder schicken, die Sportarten die sie betreiben, die Reisen die sie unternehmen, die Kleider die sie tragen, die Restaurants in denen sie essen – alles in ihrem Leben grenzt sich in einer von innen geschützten Zone ein, aus der heraus diese Privilegierten ihre Community verteidigen, die sie auf ihre Kinder übertragen und ein Eindringen von Neuankömmlingen von unten äußerst unwahrscheinlich machen. Von diesem eleganten Naturpark aus halten sie die Welt bei den Eiern. Oder, wenn man so will, halten sie sie aufrecht. Oder retten sie sogar.

In letzter Zeit hat die erste Alternative Platz gegriffen. An der Stelle ist der stillschweigende Pakt zu Bruch gegangen, von dem die Rede ist und den ich so umschreiben würde: Die Leute räumen den Eilten gewisse Privilegien ein, sogar eine Art nebulöse Straflosigkeit, wofür die Eliten die Verantwortung übernehmen, einen gemeinsamen Raum, in dem jeder besser leben kann, zu schaffen und zu garantieren. Für die Praxis übersetzt wird damit eine Gemeinschaft beschrieben, in der die Eliten an einer besseren Welt arbeiten und die Leute den Ärzten glauben, die Lehrer ihrer Kinder respektieren, den Zahlen der Ökonomen vertrauen, den Journalisten zuhören und, so man will, den Priestern glauben. Ob es nun gefällt oder nicht, die westlichen Demokratien haben ihr Bestes gegeben, als sie Gemeinschaften dieser Art waren, als der Pakt funktionierte, stabil war und Ergebnisse lieferte. Jetzt lautet die Nachricht, die uns Schwierigkeiten bereitet: Den Pakt gibt es nicht mehr.

Vor zwanzig Jahren begann er, brüchig zu werden – nun fällt er auseinander. Das passiert dort schneller, wo die Leute aufgeweckter (oder verzweifelter) sind. In Italien zum Beispiel: Hier haben die Leute begonnen, nicht einmal mehr den Ärzten oder Lehrern zu vertrauen. Was die politische Macht angeht, haben sie sie zuerst einem Superreichen übertragen, der die Eliten hasste (ein Trick, den die Amerikaner später nachahmen werden), dann haben sie es ein letztes Mal mit Renzi versucht, wobei sie ihn mit jemandem verwechselten, der mit den Eliten nichts zu schaffen hatte. Zum Schluss haben sie den Pakt entschlossen zerrissen und sich selbst zum Kommando aufgeschwungen. Was war es, was sie so wütend hat werden lassen?

Eine erste Antwort ist einfach: Die ökonomische Krise. Zunächst haben die Eliten sie nicht kommen sehen. Dann haben sie gezögert, sie einzuräumen. Schließlich, als alles bereits ins Rutschen geraten war, haben sie sich selbst abgesichert und die Lasten den Leuten aufgebürdet. Können wir behaupten, dass das wirklich so passiert ist, wenn wir an die Krise 2007-2009 zurückdenken? Ich weiß es nicht mit Gewissheit, aber es ist eine Tatsache, dass das die Wahrnehmung der Leute ist. Als die Notlage überwunden war, haben sich also die Leute daran gemacht, sozusagen ein paar Rechnungen zu begleichen.

Sie sind hergegangen und haben sich buchstäblich ihr Geld zurückgeholt: Das bedingungslose Grundeinkommen oder der Erlass von Steuern sind genau das. Sie sind keine Wirtschaftspolitik oder Zukunftsvisionen: Sie sind Schuldeneintreibung.

Den Eliten verlieren ihre Monopole

Der zweite Grund ist etwas komplizierter, und ich habe ihn erst wirklich verstanden, als ich die digitale Revolution untersucht und dazu The Game geschrieben habe. Ich würde das so zusammenfassen: Alle digitalen Geräte, die wir täglich benutzen, haben einige gemeinsame Wesenszüge, die von einem bestimmten Blickwinkel auf die Welt künden, den die Pioniere des Games hatten. Einer dieser Züge ist entschieden libertär: Die Macht zu pulverisieren und an alle zu verteilen. Typisches Beispiel: Einen Computer auf den Schreibtisch eines jeden Menschen stellen. Oder nach Möglichkeit in seine Taschen. Die Tragweite kann gar nicht überschätzt werden. Die Leute können heute mit dem Smartphone in der Hand unter vielen diese vier Dinge tun: Auf alle Informationen der Welt zugreifen, mit jedermann kommunizieren, die eigene Meinung vor einem enormen Publikum kundtun, Gegenstände ausstellen (Fotos, Erzählungen, was immer sie wollen), in denen die eigene Vorstellung von Schönheit ruht. Zur Klarstellung: Zu diesen vier Handlungen waren in der Vergangenheit nur die Eliten in der Lage. Es waren genau die Handlungen, auf denen die Identität der Eliten gründete. Im 17. Jahrhundert etwa waren es in Italien vielleicht ein paar hundert Personen, die das konnten. Zu Zeiten meines Großvaters vielleicht ein paar tausend Familien. Heute? Jeder zweite Italiener hat ein Facebook-Profil, jeder mag daraus seine Schlüsse ziehen.

Es sollte verstanden werden, dass auf diese Weise das Game Jahrhunderte alte psychologische Grenzen eingerissen hat, indem die Leute darin trainiert wurden, in das Territorium der Eliten einzudringen und so den Eliten die Monopole weggenommen wurden, aufgrund derer sie auf mythische Weise unberührbar waren. Klar ist: Ab da versprach die Lage, explosiv zu werden.

The Game verteilt Macht neu, aber nicht das Geld

Vielleicht wäre auch gar nichts passiert, gäbe es nicht den weiteren Wesenszug des Games, eine fatale Ungenauigkeit. Das Game hat die Macht neu verteilt oder wenigstens die Möglichkeiten – aber es hat nicht das Geld neu verteilt. Im Game gibt es nichts, das daran wirken würde, den Reichtum neu zu verteilen. Das Wissen, die Möglichkeiten, die Privilegien – das ja. Den Reichtum: nein. Die Dyssimmetrie ist offensichtlich. Sie konnte auf lange Sicht nichts anderes als eine soziale Wut erzeugen, die sich langsam wie eine riesige Benzinlache ausgebreitet hat. Sicher habe ich schon erwähnt, dass dann die Wirtschaftskrise ein Streichholz dort hinein geworfen hat. Zündung.

Was dann geschehen ist, wissen wir, aber nicht immer wollen wir es wirklich wissen. Weil es gerade passt, fasse ich es zusammen. Die Leute haben sich aufgemacht, die Macht an sich zu nehmen, ohne dabei einen gewissen Aplomb zu verlieren. Und sogar in geordneter Weise, aber mit derartiger Selbstsicherheit und fehlender Ehrfurcht, wie es seit Zeiten nicht zu sehen war. Überwiegend geschah das mit Wahlen. Wofür? Das Gegenteil dessen, was die Eliten empfahlen. Wen? Jeden, der nicht Teil der Eliten war oder von diesen gehasst wurde. Welche Vorstellungen? Jede die das Gegenteil von dem war, was sich die Eliten dachten. Einfach, aber effizient. Kann ich ein Beispiel nennen, das zwar unangenehm ist, die Lage aber gut zusammenfasst? Europa.

File:19680810 20 Anti-War March.jpg

Die der Europäischen Einigung ist offensichtlich eine Vorstellung, die von den Eliten geprägt wurde. Für sie war niemand auf die Straße gegangen oder hatte sie lauthals eingefordert. Sie ist die Eingebung einiger Erleuchteter, was sich leicht erklären lässt: Erschrocken von dem, was sie im 20. Jahrhundert angestellt hatte und von zwei großen amerikanischen und sowjetischen Mächten bedrängt, hat die europäische Elite verstanden, dass es sich für sie lohnen würde, diese grausamen und uralten Kämpfe bleiben zu lassen, die Grenzen aufzuheben und eine einzige politische und ökonomische Kraft zu bilden.

Natürlich war das kein Plan, der sich besonders leicht würde umsetzen lassen. Jahrhunderte lang hatte die Elite daran gearbeitet, das nationalistische Empfinden zu konstruieren, das benötigt wurde, um sich zu behaupten. Das gilt selbst für den Hass auf den Ausländer, der von Vorteil war, wenn es um die nächste Rauferei ging. Jetzt aber musste alles wieder abgebaut und die Marschrichtung umgekehrt werden.

Quelle         :           Der Freitag         >>>>>          weiterlesen

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Custom Audience: Facebook

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

So findest du heraus, welche Firmen deine Daten mit Facebook teilen

Quelle     :       Netzpolitik ORG

Von    

Jeden Tag laden Webshops und andere Unternehmen für Werbezwecke die Kontaktdaten ihrer Kund:innen ungefragt bei Facebook hoch. Dem schiebt die Datenschutzaufsicht inzwischen einen Riegel vor. Aber wie bekomme ich eigentlich mit, ob Firmen Informationen über mich mit dem Datenkonzern teilen? Und wie kann ich mich wehren?

Hast du dich schon mal gefragt, warum dir Facebook so viel Werbung für Dinge zeigt, mit denen du dich in letzter Zeit beschäftigt hast? Ein Erkältungsmittel zur Schnupfenzeit, Outdoor-Kleidung vor dem Wander-Urlaub. Ein Grund für diese Zielgenauigkeit der Werbung ist die so genannte „Custom Audience“-Funktion des Datenkonzerns. Firmen können mit diesem Werkzeug gezielt jene Personen mit Werbung ansprechen, die kürzlich auf ihrer Webseite waren, ihre App benutzt oder ihren Newsletter abonniert haben.

Diese Praxis schränkt das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht inzwischen stark ein. Wenn Webshops und andere Unternehmen Kontaktdaten ihrer Kund:innen bei Facebook hochladen wollen, um diese mit zielgerichteter Werbung zu erreichen, benötigen sie vorher deren Einwilligung. Schließlich füttern Unternehmen den Datenriesen mit immer neuen Informationen, wenn sie ihre Kundenlisten mit Facebook teilen, erklärt Kristin Benedikt von der Bayerischen Datenschutzaufsicht im Interview.

Dass die – inzwischen auch gerichtlich bestätigte – Entscheidung der Behörde bereits überall bekannt ist, darf bezweifelt werden. Zeit für eine Nachhilfestunde in Eigenregie:

Schön wäre es natürlich, wenn du dieser Marketing-Funktion zentral bei Facebook widersprechen könntest. Das geht allerdings nicht. Es bleibt also nur der Umweg über die einzelnen Firmen. Dafür kannst du dir in einem ersten Schritt Klarheit darüber verschaffen, welche Firmen dich in eine „Custom Audience“ gesteckt haben. Das zeigt dir Facebook nämlich an – wie immer bei dem Werbekonzern musst du nur wissen, wo diese Option vergraben ist.

So findest du die Targeting-Info in deinem Facebook-Account

Am einfachsten geht es, wenn du auf diesen *Link zum Facebook-Werbemenü* klickst und dort das Feld „Werbekunden“ auswählst. Unter dem Punkt „Die eine Zielgruppe zu Facebook hinzugefügt haben“ stehen Firmen, die dich über die „Custom Audience“-Funktion mit Hilfe von Kundenlisten getargetet haben. Sprich: Die deine Kontaktdaten bei Facebook hochgeladen haben um dich dort mit Werbung adressieren zu können.

An gleicher Stelle kann man sich auch weitere Infos anschauen. Mit welchen Werbeanzeigen du in der Vergangenheit interagiert hast beispielsweise. Oder welche Firmen Informationen mit Facebook teilen darüber, dass du ihre Webseiten besucht oder Apps benutzt hast. Der Vollständigkeit halber hier nochmal eine Klick-für-Klick-Anleitung:

Im Browser: Das kleine Dreieck oben rechts zum Öffnen der Optionen anklicken –> „Einstellungen“ auswählen –> In der linken Navigationsleiste auf „Werbeanzeigen“ klicken –> Das Dropdown-Menü „Werbekunden“ öffnen –> Firmen „Die eine Zielgruppe zu Facebook hinzugefügt haben“ anschauen und sich wundern.

In der App: Burger-Menü oben rechts aufklappen –> „Einstellungen und Privatsphäre“ –> „Einstellungen“ –> „Werbepräferenzen“ –> „Werbetreibende“ –> „Werbetreibende, die eine Zielgruppe zu Facebook hinzugefügt haben“.

Bei Fragen: fragen!

Wenn du dich jetzt fragst, woher bitteschön ein bestimmtes Unternehmen aus der Liste deine Kontaktdaten hat: Eine Datenauskunft sollte weiterhelfen. Nach Artikel 15 der Datenschutzgrundverordnung und dem entsprechenden Paragraph 34 im Bundesdatenschutzgesetz haben Menschen das Recht, von Organisationen zu erfahrenen, welche personenbezogenen Daten über sie gespeichert, verarbeitet und weitergegeben werden.

Ein Musterschreiben für eine ausführliche Auskunftsanfrage stellt die Verbraucherzentrale Niedersachsen zur Verfügung. Für die Beantwortung einer solchen Anfrage haben Unternehmen maximal einen Monat Zeit, in besonders komplexen Fällen bis zu drei Monate. Eine Bitte um Datenauskunft kannst du auch per Mail verschicken. Die Kontaktdaten der oder des Datenschutzbeauftragten eines Unternehmens müssen in deren Datenschutzerklärung stehen.

Und dann?

Das bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hat alle Unternehmen, die ungefragt die Daten von Kund:innen für eine „Custom Audience“ hochgeladen haben, dazu aufgefordert, die bei Facebook hinterlegten Listen zu löschen. Darauf sollte man freundlich hinweisen und bei Bedarf selbst um Löschung bitten.

Wenn das nicht hilft, kannst du dich unabhängig vom Sitz des Unternehmens an eine Datenschutzbehörde deines Vertrauens wenden.


Das ganze Interview zum Verbot der „Custom Audience“-Funktion ohne Einwilligung gibt es >>>hier< <<.

Welche Erfahrungen machst du mit der Datenauskunft in Sachen „Custom Audience“? Wir freuen uns über Zuschriften unter diesem Artikel oder per Mail an ingo | ett | netzpolitik.org.

Lizenz: Die von uns verfassten Inhalte stehen, soweit nicht anders vermerkt, unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

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Plakat fra 2. Verdenskrig med advarsel til britiske tropper om ikke at give information til tyske spioner.

 

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Quo vadis-Sammelbewegung

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

Brauchen wir eine neue Friedensbewegung?

Inge Höger beim Ostermarsch Rhein-Ruhr.jpg

Es ist ruhig geworden um die Linke und den Frieden

Quelle    :    Scharf  –  Links

Von Waltraud Andruet

Die Friedensbewegung in Deutschland braucht sich nicht neu zu erfinden, wie immer wieder kommentiert wird. Das konnte das FriedensNetz Saar am Freitag, 7.Februar bei der Infoveranstaltung mit dem langjährigen Friedensaktivisten Otmar Steinbicker aus Aachen unter Beweis stellen.

Aktueller konnte der Vortrag von Otmar Steinbicker nicht sein. Er lautete: DAS ENDE DES INF-VERTRAGS EIN SPIEL MIT DEM FEUER? Knapp 20 friedensbewegte Menschen sind dazu in die Peter-Imandt Gesellschaft gekommen. Im Hinblick und in Sorge wegen der gegenseitigen Androhungen, den INF-Vertrag aufzukündigen, hatte das FriedensNetz Saar zu der Info-Veranstaltung eingeladen, so Waltraud Andruet, die die Begrüßung vorgenommen hat.

Otmar Steinbicker ging in seinem sehr gut dargestellten Vortrag auf den langjährigen Prozess des INF-Vertrages ein.

Die Aufkündigung des INF-Vertrages durch die USA und Russland bringt die Gefahr eines atomaren Schlagabtausches in Europa zurück. Noch sind keine neuen atomaren Mittelstreckenraketen in West- und Mitteleuropa stationiert, aber schon plädiert der polnische Außenminister für eine solche Stationierung und der deutsche Wirtschaftsminister und andere Politiker wollen sie nicht ausschließen.

Es ist eine seltsame Logik, die hinter einer solchen Haltung steht. Einerseits fürchten diese Politiker die Unwägbarkeit russischer Politik und wollen sich mit Atomwaffen dagegen wappnen, andererseits setzt genau diese Haltung ein grenzenloses Vertrauen in die Unfehlbarkeit russischer Computertechnik voraus.

Schließlich bestand über Jahrzehnte keine unmittelbare Gefahr, dass die USA oder Russland bewusst und willentlich einen für beide Seiten tödlichen Atomkrieg beginnen würden, andererseits gab es auf beiden Seiten spektakuläre Fehlalarme, bei denen die Computersysteme den Anflug feindlicher Atomraketen meldeten. Dass es nicht zum „Gegenschlag“ aus Irrtum kam, verdanken wir den jeweils verantwortlich Handelnden und auch einem Quäntchen Glück.

Als 1987 die USA und Russland im INF-Vertrag vereinbarten, ihre jeweiligen landgestützten Atomwaffen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometer zu verschrotten, wurde unser Land und ganz Europa erheblich sicherer. Diese Sicherheit steht jetzt zur Disposition! Allerdings geht es längst nicht mehr nur um den INF-Vertrag. Es geht seit geraumer Zeit um die Gesamtproblematik der Atomwaffen und die in den USA offen diskutierte Strategie eines entwaffnenden Erstschlages in der Hoffnung auf einen Sieg im Atomkrieg.

Ein Eckstein fiel bereits 2002

Als die USA und Russland den Schock der Kubakrise 1962 überwanden, die die Welt an den unmittelbaren Rand einer Atomkriegskatastrophe geführt hatte, galt ihr beiderseitiges Augenmerk der Verhinderung einer solchen Katastrophe – leider nicht durch den sinnvolleren gegenseitigen Verzicht auf Atomwaffen, wohl aber durch eine vereinbarte gegenseitige atomare Verwundbarkeit. Als erster Vertrag wurde dazu 1972 der ABM-Vertrag abgeschlossen, der beiden Seiten die Aufstellung von Raketenabwehrsystemen bis auf eine geringe Zahl von anfangs 200, später 100 Raketen verbot. Damit waren beide Seiten im Falle eines großen atomaren Schlagabtausches der gegenseitigen Vernichtung schutzlos preisgegeben. Diese Regelung dürfte zu einem vorsichtigen Umgang mit Fehlalarmen beigetragen haben.

Es war US-Präsident Donald Trumps Vorvorgänger George W. Bush, der diesen Vertrag 2002 kündigte und damit den Eckstein aus dem Gebäude atomarer Rüstungskontrolle entfernte. Die Aufstellung großer Raketenabwehrsysteme in Alaska und Kalifornien zwang schließlich russische Militärs zum strategischen Umdenken. Sie kannten den berühmten Aufsatz „Victory is possible“ (Sieg ist möglich), der im Sommer 1980 in der US-Zeitschrift „Foreign Policy“ erschien und der die Raketenabwehr zu einem Eckstein einer siegreichen Atomkriegsführung erklärte. Das war leider kein Hirngespinst. Colin S. Gray, einer der beiden Autoren, wurde 1982 Berater des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Die Atomwaffenplanung der USA baut spätestens seit der Kündigung des ABM-Vertrages auf den Prämissen dieses Aufsatzes auf, der unter den heutigen Bedingungen eine ähnliche Bedeutung hat, wie der Schlieffen-Plan für das kaiserliche Deutschland in Vorbereitung des Ersten Weltkrieges.

Auch „New Start“-Vertrag läuft aus

Heute hängt die zwischen den USA und Russland vereinbarte atomare Rüstungskontrolle nur noch am seidenen Faden des „New Start“-Vertrages, den die beiden Präsidenten Barack Obama und Dmitri Medwedew 2010 unterschrieben haben und der die Zahl der Atomsprengköpfe auf beiden Seiten auf jeweils 1550 begrenzt. Dieser Vertrag läuft zum 31.12.2020 aus. Er bedarf keiner Kündigung. Er könnte verlängert werden, um Zeit für Verhandlungen zu gewinnen, aber das gilt als eher unwahrscheinlich.

Friedensdemonstration Bonn am 10ten Juni 1982 - Auftakt und Demonstration 01 (s-w).jpg

Danach ist erstmals seit der Kubakrise wieder der Weg frei für ein völlig unkontrolliertes atomares Wettrüsten.

„Die Gefahren sind heute deutlich größer als in den 1980er Jahren. Deshalb ist die Friedensbewegung besonders gefordert. Wir werden weiterhin verstärkt Aufklärung dazu betreiben. Am Ostersamstag gehen wir mit dem Aufruf: Radikal umsteuern – es ist an der Zeit! Kein Atomares Wettrüsten! Abrüsten statt Sozialabbau! gemeinsam mit vielen Bürgerinnen und Bürgern auf die Straße,“ so das Abschlusswort von Waltraud Andruet

Infos unter:www.friedensnetzsaar.com

Waltraud Andruet                                                                  Saarwellingen, 21.Februar 2019

Urheberrecht
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Oben         —        Auch 2012 nahmen wieder mehrere Abgeordnete der Linksfraktion im Bundestag an den bundesweiten Ostermärschen teil

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Unten        —          Friedensdemonstration in Bonn am 10.06.1982. Auftakt und Demonstration.

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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

Wer weniger lacht, hat auch weniger Probleme. Oder?

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Robert Misik

Von Karl Lagerfeld stammt ja der Satz „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“. Als ich vergangenen Dienstag vom Verscheiden des exzentrischen Fashionmanns erfuhr, lag mir natürlich sofort der Scherz auf den Lippen: „Wer stirbt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Kurz war ich versucht, das Witzchen ins Internet zu hämmern. Ich ließ es dann aber bleiben. Über das Sterben macht man keine Witze. Wenn einer stirbt, darf man doch nicht lachen.

Nennen Sie mich Spaßbremse. Oder Tugendterroristen. Keine Sorge: Generell bin ich ohnehin nicht so. Eigentlich kann ich über alles lachen. Moralinsauer und humorlos, so sehe ich mich jedenfalls nicht.

Unlängst fand ich auf der Wissenschaftsseite der Süddeutschen einen Bericht über eine Studie, deren Ergebnisse im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurden. „Menschen mit ausgeprägtem moralischen Selbstverständnis verfügen demnach über einen eher reduzierten Sinn für Humor“, referierte die SZ die Forschungsergebnisse der beiden Wissenschaftler Kai Chi Yam und Christopher Barnes. Die Forscher hatten bei Hunderten Probanden zunächst die Ausprägung eines moralischen Wertekorsetts ergründet und ihnen dann ein paar Späße vorgelegt, die mit ethischen Tabubrüchen spielen. Das Ergebnis: Wer eine rigidere moralische Richtschnur hat, der findet inkorrekte Scherze weniger zum Lachen. Nun gut, Sie sagen jetzt vielleicht: Das habe ich auch ohne Studie geahnt.

Datei:Cartoon-Homo sapiens syndrom.jpg

Über die Zusammenhänge kann man lange Überlegungen anstellen. Zunächst stellt sich ja die Frage, ob Humor und Moral überhaupt irgendwie zusammenhängen. Und wenn ja, wie. Manche Menschen haben moralische Prinzipien, wissen aber aus der Lebenserfahrung, dass man nicht immer seinen eigenen Prinzipien treu sein kann. Daraus entsteht eine Fallhöhe zwischen dem ethischen Selbstbild und dem realen Handeln. Das ist üblicherweise eine gute Quelle für Humor. Wenn man nicht verzweifeln will, dann lacht man über sich selbst und sein persönliches Ungenügen, man wirft gewissermaßen einen ironischen Blick auf sich selbst. Wer rigide moralische Standards hat und auch noch rigide nach diesen lebt, muss mit diesem Spannungsverhältnis nicht umgehen. Eine solche Person hat weniger zu lachen (und wahrscheinlich auch sonst weniger Spaß). Aber vielleicht auch weniger Probleme.

Quelle      :        TAZ       >>>>>          weiterlesen

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Oben    —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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DL – Tagesticker 26.02.19

Erstellt von Redaktion am 26. Februar 2019

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Dann fehlt nur noch der dritte Mann zum Skat ? Von der ägyptischen Reservebank wurde niemand angefordert. Auch die Ortsbauernführerin aus der Uckermark nicht.

Treffen in Vietnam

1.) Kim in Hanoi eingetroffen – Trump erwartet „sehr produktiven Gipfel“

Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un ist vor dem US-Präsidenten in Vietnam angekommen: An der Grenze stieg er von seinem Zug ins Auto um. Auch Donald Trump ist unterwegs. Währenddessen werden Details über das Treffen bekannt.  Die Limousine des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist vor dessen Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi eingetroffen. Auf der gesamten Strecke von 170 Kilometern von der vietnamesischen Grenze zu China bis nach Hanoi waren am Dienstag die Straßen gesperrt.

Welt

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May denkt und keiner in Europa lenkt. No trust in den Polen ?

Auf der Insel ist alles möglich

2. May denkt über späteren Brexit nach

Eine terminliche Verschiebung des EU-Austritts Großbritanniens kam für Premierministerin May lange nicht infrage. Nun scheint sie eingeknickt zu sein und sich dem wachsenden Druck in den eigenen Reihen gebeugt zu haben. Die britische Premierministerin Theresa May muss bei einer Erklärung am heutigen Dienstag im Parlament um die Kontrolle im Brexit-Verfahren kämpfen. May steht unter massivem Druck ihrer eigenen Partei, den EU-Austritt zu verschieben, falls das Brexit-Abkommen nicht bis Mitte März unter Dach und Fach ist.

ntv

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Das sind auch mitnichten Granden sondern nur kleine Irrlichtern-de Wichte  welche sich auf die Straße der Shame bewegen. „Unsere Werteklopfer“ ! Mensch MitbürgerInnen wie tief muss der Frust doch sitzen, diesen Schakalen noch zu Vertrauen. Die Kinder sind da schon viel weiter.

3.) Walk of Shame in Ägypten

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die EU-Granden zum Gipfel mit der Arabischen Liga am Sonntag und Montag ausgerechnet nach Scharm al-Scheich reisten. In den ägyptischen Badeort floh im Februar 2011 auch Husni Mubarak, als die ÄgypterInnen gegen den Langzeitherrscher aufbegehrten und das Militär ihn schließlich fallen ließ.

TAZ

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Ist es nicht in allen Regierungen auf der Erde das gleiche? Tritt Einer zurück stehen doch sogleich viele Anwärter „Gewehr bei Fuß“ welche den Posten gerne übernehmen. Reicht doch schon eine kurze Zeit aus, sich den Rest des Lebens zu vergolden. Sie kommen doch fast alle aus dem Nichts.  

„Unzulänglichkeiten“ im Amt :

4.) Irans Außenminister Sarif reicht Rücktritt ein

Der iranische Außenminister Mohammad Dschawad Sarif hat seinen Rücktritt eingereicht. „Ich entschuldige mich, dass ich nicht mehr in der Lage bin, mein Amt weiter auszuüben, und für alle meine Unzulänglichkeiten in meiner Amtszeit“, schrieb Sarif am Montag auf Instagram. Er dankte zudem der Bevölkerung und den „anerkannten Anführern“ für ihre Unterstützung. Der Rücktritt wurde von offizieller iranischer Seite bestätigt. Er muss jedoch noch von Präsident Hassan Ruhani akzeptiert werden. Sarif leitete das Außenministerium in Teheran während der ersten Amtszeit des als gemäßigt geltenden Ruhani und blieb auch nach dessen Wiederwahl im Amt.

FAZ

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Solch ein Verhalten in nur auf den Behörden möglich da die Obernarren alle Freiheiten haben. Die Verletzung der Aufsichtspflicht zählt nicht. Tschüss – bis zum nächsten Fall.

Polizeiskandal in Frankfurt

5.) Konsequenzen aus dem Nazi-Skandal

Polizeipräsident Bereswill kündigt stärkere Kontrollen bei Datenabfragen und Programme zum Stressabbau an. Polizisten sollen bei Datenabfragen stärker überprüft werden, bei Fällen von Extremismus sollen sie sich an eine neue unabhängige Ombudsstelle wenden können, und in Revieren, in denen die Belastung besonders hoch ist, sollen Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden: Polizeipräsident Gerhard Bereswill hat im Sicherheitsausschuss der Stadtverordneten am Montag Konsequenzen aus dem Frankfurter Polizeiskandal vorgestellt.

FR

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Ja, da bleibt dann nur noch Fremdschämen angesagt, da die selbsternannte Macht keinen anderen Widerstand anerkennt. Die Waffen zur Durchführung ihrer Gesetze stehen nur einer Mafia zur Verfügung.

Flüchtlinge

6. Familiennachzug erreicht monatliche Obergrenze

Lange lag die Zahl der erteilten Visa beim Familiennachzug von Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus unter der Obergrenze. Nun aber wird das monatliche Kontingent laut einem Bericht ausgeschöpft.  Es waren zähe Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD. Letztlich einigten sich die Regierungsparteien im Streit über den Familiennachzug von Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus auf eine Obergrenze: 1000 Menschen, die in diese Kategorie fallen, sollten demnach pro Monat einreisen dürfen. Von diesem Wert war die tatsächliche Zahl der Nachzügler zuletzt weit entfernt. Laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) wurde das Kontingent in den vergangenen beiden Monaten allerdings ausgeschöpft.

Spiegel-online

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7.) Zugereister im Görlitzer Park, Berlin (2019)

von Simon Wagner

Ein Mann steht in der Parkanlage
umringt von Journalisten
und grämt sich ob der Drogenfrage.
Oh, wie wir ihn vermissten:
Fast einen Monat seit die letzten
News von Boris Palmer fetzten.

Ein Journalistenheer im Park,
das diesen Mann umzingelt.
Man hört schon fast den Klick-Ertrag,
der bald im Täschlein klingelt.
Für diesen Spaß sind sie gern early
und stehn schon vormittags im Görli.

Und da steht ER, nebst Einsatzwagen
und Dregger (CDU-Mann).
Und ach, wie teilt er dessen Klagen!
Und denkt sich: Hier musst du ran!
Denn heute, glückliches Berlin,
wird aufgeräumt, heut‘ hast du IHN!

Titanic

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Hinweise und Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen:      DL / privat – Wikimedia  Commons – cc-by-sa-3.0 

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