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Archiv für August 26th, 2018

Die Aussitzer Wagentain

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

„Kosmopolit“ als Schimpfwort
Auch Linke hegen den Wunsch nach einem gesellschaftspolitischen Rollback.

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Die Rechten freut’s

Von Daniel Bax

Zwölf Euro Mindestlohn, Steuererhöhungen für Reiche“ und „bezahlbaren Wohnraum“ forderte Nils Heisterhagen, Grundsatzreferent der SPD-Fraktion in Rheinland-Pfalz, kürzlich an dieser Stelle in der taz. „Der Staat muss zurückkommen. Auch und gerade national.“ Mit diesen Forderungen steht Heisterhagen nicht allein – sie könnten direkt aus dem Katalog der neuen „Sammlungsbewegung“ namens #aufstehen stammen, die Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine gerade gegründet haben.

Ein Linksruck soll durchs Land gehen! Darin ist sich Heisterhagen mit Sahra Wagenknecht und ihrem Team einig. Beide treten aber nicht nur für eine linke Steuer- und Sozialpolitik ein. Heisterhagen behauptet in seinem Buch „Die liberale Illusion“ auch, die SPD hätte zu viel „Vielfaltseuphorie“ verbreitet, wann immer genau das gewesen sein soll. Sie solle mehr auf die „kleinen Leute“ hören, statt zu „moralisieren“ und diese zu „belehren“, meint er, und teilt Seitenhiebe gegen das „Bionade-Bürgertum“, „Kosmopoliten“ und eine „selbstgerechte postmoderne Bourgeoisie“ aus. Seinen Appell an antiliberale Ressentiments gegen „die da oben“ nennt er „linken Realismus“.

Wagenknecht schlägt in die gleiche Kerbe. „Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz sind das Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten“, behauptete sie einmal. Und wenn sie gegen die „allgemeine Moral einer grenzenlosen Willkommenskultur“ polemisiert, dann wendet sie sich damit nicht nur gegen die „No Border“-Fraktion in ihrer eigenen Partei, sondern auch gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin.

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So verständlich die Absicht von Heisterhagen und Wagenknecht ist, endlich wieder über so­ziale Gerechtigkeit zu reden, so irritierend ist es zugleich, wie sie den Rechtspopulisten entgegenkommen. Das hat auch strategische Gründe: Beide sind überzeugt, dass sich mit linker So­zialpolitik Mehrheiten gewinnen lassen, mit liberalen gesellschaftspolitischen Forderungen dagegen nicht. Diese Haltung kann man getrost als linken Populismus bezeichnen.

Die Wähler der AfD seien nicht alle Rassisten, glaubt Wagenknecht. Viele wählten diese Partei auch aus Protest gegen Sozialabbau. Wenn sie sich da mal nicht irrt: Mehrere Studien zeigen, dass die Wähler der AfD keineswegs zuerst unter den „Abgehängten“ zu finden sind, die mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind. Vielmehr wollen sie tatsächlich das, wofür die AfD steht – die Aufnahme von Flüchtlingen und die Einwanderung insgesamt begrenzen sowie Muslime, Migranten und andere Minderheiten als Bürger zweiter Klasse behandeln. Den Eliten geben sie die Schuld an einem gesellschaftlichen Wandel, den sie ablehnen. Nicht deren neoliberales Leistungsdenken oder ihre Kaltschnäuzigkeit gegenüber Schwächeren ist ihnen ein Dorn im Auge, sondern die Liberalität.

Diesen Menschen möchte Wagenknecht mit einer harten Haltung zu Asyl und Zuwanderung entgegenkommen. Dafür führt sie Argumente ins Feld, die auf den ersten Blick plausibel klingen, aber einer näheren Prüfung nicht standhalten. So behauptet sie, Flüchtlinge würden die Löhne ­drücken und Zuwanderung sorge im Niedriglohnsektor zwangsläufig für Konkurrenz. Tatsächlich ist dieser Zusammenhang überhaupt nicht belegt. Flüchtlinge und Zuwanderer übernehmen meist die Jobs, für die sich sonst keiner findet, oder werden dafür sogar händeringend gesucht.

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Zum anderen vergießt Wagenknecht Kroko­dilstränen darüber, dass die Abwanderung der besser ausgebildeten Mittelschicht armen Ländern schade, die auf diese Fachkräfte angewiesen seien. Es sei verwerflich, wenn Deutschland Ärzte aus Syrien, dem Irak oder dem Niger „hole“. Ein wenig hallt da der Vorwurf der „Republikflucht“ nach, der in der DDR gegen Menschen erhoben wurde, die ihrem Land oft aus wirtschaftlichen Gründen den Rücken kehren wollten. Tatsächlich ist die These vom „Brain Drain“ aber auch überholt. In der Migrationsforschung spricht man heute eher von „Brain Circulation“, weil auch die Heimatländer oft vom Wissenstransfer durch Auswanderer und Rückkehrer profitieren. Außerdem sind nicht wenige Menschen in diesen Ländern von den Rücküberweisungen ihrer Angehörigen abhängig, die in Europa leben. Deren Bedeutung übertrifft vielerorts die jeder Entwicklungshilfe.

Mit ihrer „Sammlungsbewegung“ orientiert sich Wagenknecht an Vorbildern wie „La France insoumise“ („Unbeugsames Frankreich“) des Links­populisten Jean-Luc Mélenchon, dem Briten Jeremy Corbyn und an Bernie Sanders in den USA. Gemeinsam ist allen dreien, dass soziale Forderungen auf ihrer Agenda ganz oben stehen, und dass sie ihren Aufstieg zu linken Hoffnungsträgern nicht zuletzt erfolgreichen Kampagnen im Netz verdanken. Ein Patentrezept gegen Rechtspopulisten haben sie aber nicht. Mélenchon hat mit dem Ausstieg aus dem Euro geliebäugelt und zeigt sich in Einwanderungsfragen eher zugeknöpft. Er konnte damit aber kaum Wähler des Front National auf seine Seite ziehen. Jeremy Corbyn gelang es, vor allem junge Menschen in den Großstädten zurückzugewinnen, die Labour unter Tony Blair abgeschreckt hatte. Er irritiert allerdings durch seine unklare Haltung zum „Brexit“, dem Herzensanliegen britischer Rechtspopulisten. Und Bernie Sanders stieg in seiner Partei zwar zum Gegenspieler von Hillary Clinton und Helden der Jugend auf, aber ob er gegen Donald Trump wirklich bessere Chancen gehabt hätte, bleibt reine Spekulation.

Quelle      :        TAZ          >>>>>       weiterlesen

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Grafikquellen    :

Oben       —        Stehauffigur 19 Jh

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Unten     —       Europaparlamentarierin Sahra Wagenknecht (Die Linke) während einer Wahlkampfveranstaltung zum hessischen Landtagswahlkampf 2008 in Gießen.

 

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Hamburger Seebrücke

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

Hamburg soll Sicherer Hafen für Geflüchtete werden:

"Seebrücke" Demonstration for sea rescue in the Mediterranean sea in Berlin 7th of July 2018 02.jpg

SEEBRÜCKE kündigt Großdemonstration für den 2. September an

Quelle    :      Scharf – Links

Von Seebrücke Hamburg

 Mit einer Großdemonstration am 2.9.2018 will die SEEBRÜCKE gegen die Politik der Angst und der Abschottung protestieren, wie sie von vielen europäischen Regierungen betrieben wird.

Die SEEBRÜCKE ist eine bundesweite und zunehmend internationale Bewegung, die in den letzten Wochen in fast 100 Städten Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen gegen das Sterben im Mittelmeer organisiert hat. Die zentralen Aussagen und Forderungen der SEEBRÜCKE sind:

1.        Das Ertrinkenlassen von Menschen ist falsch und muss aufhören
2.        Seenotrettung ist eine humanitäre Pflicht und kein Verbrechen
3.        Es muss sichere Fluchtwege nach Europa geben

Mit-Organisator Daniel Schädler von der SEEBRÜCKE HAMBURG erklärt zur geplanten Großdemonstration:

„Wir wollen, dass sich die Hansestadt Hamburg zu diesen Zielen bekennt und entsprechend handelt. Unsere Stadt soll zum SICHEREN HAFEN werden, in dem Gerettete und Geflüchtete Aufnahme finden und in Sicherheit leben können.“

Die Großdemonstration wird getragen von aktiven Menschen, von Bündnissen und Organisationen aus verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft, aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Gruppen und der antirassistischen Bewegung.

Blick elbaufwärts über die St.-Pauli-Landungsbrücken auf den Kleinen Grasbrook
Die Großdemonstration beginnt am Sonntag, 2. September um 14:30 Uhr an den Landungsbrücken. Von dort zieht sie zum Millerntorstadion, wo nach dem Ende des Heimspiels viele Fans des FC St. Pauli zur Demonstration hinzukommen wollen. Abschluss ist ab ca. 17:30 auf dem Rathausmarkt. Die Organisator*innen rechnen mit mehreren Tausend Teilnehmenden.

„Der Erste Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher, hat unseren Wunsch nach einem Gespräch abgelehnt. Das bedauern wir sehr. Wir werden unsere Forderungen an die Hansestadt Hamburg daher direkt zum Rathaus tragen. Eine eindrucksvolle Demonstration am 2.9. wird hoffentlich helfen, dass Bürgermeister, Senat und Bürgerschaft ihre Verantwortung erkennen und einen aktiven Beitrag leisten, das Sterben im Mittelmeer zu beenden.“, so Schädler weiter.

Urheberrecht
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Siehe auch :  Link zur Petition :  RETTER VON IN SEENOT

     >>>>> HIER <<<<<


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Grafikquellen    :

Oben       —      Die Demonstration „Seebrücke“ des „Seebrücke“ Bündnisses forderte am 7. Juli 2018 über 10 Tausend Menschen in Berlin und an anderen Orten in Deutschland die ungehinderte Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Grund dafür war das Festsetzen mehrerer Schiffe, die Flüchtenden in Seenot auf dem Mittelmeer halfen unter dem Vorwurf als Schlepper tätig zu sein.

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Entzauberung der Träume

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

Feminismus im Märchenwald

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So könnte es auch in Silwingen aussehen – wenn das Rumpelstilzchen seinen eigenen Schandtaten zuhört!

Eine Rezension von

Säbelschwingende Prinzessinnen und eskalierende Parties: Der Simpsons-Erfinder Matt Groening schafft in seiner neuen TV-Serie „Disenchantment“ eine neue Fantasywelt.

Eine neue Serie von Matt Groening ist immer eine spannende Sache. Der Schöpfer der Simpsons ist sich lange treu geblieben, aber wichtiger wiegt wahrscheinlich, dass seine Schöpfungen ihm treu geblieben sind. Als Die Simpsons 1989 beim Sender Fox in Serie gingen, waren sie der erste Cartoon im Abendprogramm seit Familie Feuerstein und den Jetsons in den Sechzigern. Bald brachte die gelbe Familie mit dem Überbiss Sittenwächter und sogar US-Präsident Bush senior gegen sich auf. Die Serie witzelte und parodierte mehr oder wenig munter weiter, ein sonntägliches Perpetuum mobile. Weil das Merchandising weiterhin superb läuft und weil die Darsteller eben nicht altern, gibt es weder Gründe, die Sendung einzustellen, noch sie kreativ zu erfrischen.

Vielleicht liegt es daran, dass Die Simpsons seit fast 20 Jahren im kreativen Dornröschenschlaf liegen, dass Groenings neue Serie Disenchantment im Märchenwald spielt. Sehr weit von Springfield hat sich das Team auch diesmal nicht wegbewegt, aber zumindest vom Fox-Kanal ist man abgerückt. Allerdings ist der Gang zu Netflix zu einer Zeit, in der selbst ein Dauerbrenner wie Star Trek dort Premiere feiert, auch nicht gerade kühn. Wie so häufig, wenn Netflix sich eine Blaupause bestehender Serien einkauft, könnte sich der Zuschauer am Ende fragen, warum er nicht einfach das Original weiterschaut, das ja immer noch im Free-TV läuft.

Disenchantment hat (zumindest in der englischen Fassung) richtig gute Stimmen, eine poppige, vom Computer unterstützte Grafik der neueren Simpsons und Matt Groenings altbewährten Humor. Prinzessin Bean (Stimme von Abbi Jacobson) ist die verzogene und antriebslose Tochter des Königs Zøg von Fairyland (Stimme von John DiMaggio, sofort erkennbar als Bender aus Futurama). Ihr zur Seite stehen ein Elf namens Elfo (Nat Faxon) und ein aus bisher unklaren Gründen auf sie angesetzter Dämon namens Luci (Eric André), der sie auf die schiefe Bahn locken soll und feststellen muss, dass sie sich schon längst auf dieser befindet. Gemeinsam erleben sie die Abenteuer, die ewig Heranwachsende heutzutage eben in Komödien erleben.

Besonders viel Neues ist den Machern nicht eingefallen. Der absurde visuelle Humor orientiert sich an den späteren Staffeln der Simpsons, die fantastischen Stimmen rekrutieren sich vornehmlich aus dem Talentpool von Futurama. Klar, das Ganze kommt erwachsener daher als Die Simpsons und weniger nerdig als Futurama. Ein paar gute Gags haben die ersten Folgen, die vorab zu sehen waren, durchaus zu bieten: ein Foliant, der so alt ist, dass er nur noch aus Staub besteht, eine fiese Groteskerie über Kinderarbeit und jede Menge zotiger Tavernennamen.

Zumindest auf der Metaebene ist man ein wenig mit der Zeit gegangen: ein Mädchen als Hauptfigur, eine gute Portion Feminismus, eine böse Schwiegermutter, deren Akzent nach Melania Trump klingt, und endlich auch mal Nichtweiße als Sprecher. Gerade in Anbetracht der vor Kurzem noch einmal kontrovers durchdiskutierten Simpsons-Figur Apu Nahasapeemapetilon eine positive Entwicklung.

Quelle    :        Zeit-online          >>>>>         weiterlesen

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Grafikquelle     :     Repelsteeltje (Rumpelstiltskin) in de Efteling

Quelle originally posted to Flickr as Rumpelstiltskin
Urheber Jeroen Kransen
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Noch ein Nachruf Avnery

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

Die Stimme des „anderen Israel“

Von Arn Strohmeyer

Mit Uri Avnery verstarb ein unermüdlicher und radikaler Kämpfer für die Versöhnung mit den Palästinensern und für einen Frieden im Nahen Osten.

Wenn man Israel und seine inhumane, ja verbrecherische Politik gegenüber den Palästinensern scharf kritisiert, dann darf man nie vergessen, dass es auch das „andere Israel“ gibt: Stimmen der Menschlichkeit und politischen Vernunft. Dazu gehörte früher vor allem der große Universalgelehrte Yeshajahu Leibowitz, ein früher Warner vor der Besatzungspolitik, der immer wieder darauf hinwies, dass Israel mit der dauernden Okkupation der palästinensischen Gebiete zum Polizeistaat werden würde, außerdem prägte er den brisanten Begriff „Nazi-Juden“ für die orthodoxen Siedler im Westjordanland. Heute muss man im Zusammenhang des „anderen Israel“ vor allem die Namen Gideon Levy, Amira Hass, Ilan Pappe, Avi Shlaim, Shlomo Sand, Moshe Zuckermann, Jeff Halper, David Grossman, Amos Oz, Eva Illouz und Daniel Barenboim neben anderen nennen. Sie alle stehen für einen menschlichen und versöhnenden Kurs der israelischen Politik, aber sie sind in der gegenwärtigen Netanjahu-Ära einsame Rufer in der Wüste mitten im sie umgebenden zionistischen Mainstream. Ja, sie müssen zur Zeit damit rechnen, als „Verräter“ an den Pranger gestellt zu werden. Der amerikanisch-jüdische Publizist und Verleger Adam Shatz hat 2004 in New York ein Buch mit dem Titel „Prophets Outcasts. A Century of Dissident Jewish Writing about Zionism and Israel“ herausgebracht (deutsch: „Prophetische Außenseiter. Ein Jahrhundert des Schreibens jüdischer Dissidenten über den Zionismus und Israel“). Darin findet man Texte großer und bedeutender jüdischer Intellektueller, unter anderem von Sigmund Freud, Martin Buber, Albert Einstein, Hannah Arendt, Leon Trotzky, Isaac Deutscher, Noam Chomsky, Yeshajahu Leibowitz, Yehudi Menuhin, Judith Butler, Tony Judt und Brian Klug. In dieser auserlesenen Gesellschaft ist natürlich auch Uri Avnery vertreten – mit einem Essay aus dem Jahr 1968 mit dem Titel „Pax semitica“ aus seinem Buch „Israel ohne Zionismus. Ein Friedensplan für den Nahen Osten“.

Annäherung und Frieden zwischen den Todfeinden

Bei diesem Plan handelte es sich um ein Konzept, die Semiten des Nahen Ostens – also Araber und Juden – in einer Staatengemeinschaft zusammenzuführen, um so Annäherung und letztlich Frieden zwischen den Todfeinden zu erreichen. Unnötig zu sagen, dass dieser Aufruf folgenlos verhallte – wie andere Vorschläge von Avnery auch. Schon 1958 hatte er mit politischen Freunden ein „Hebräisches Manifest“ veröffentlicht, das den Staat Israel aufforderte, sich als säkulare Demokratie zu verstehen und als solche sollte Israel dann vor allem die Dekolonisierung (also den Kampf der Befreiungsbewegungen) in der „Dritten Welt“ unterstützen.

Auch dieser Vorschlag blieb ohne Widerhall, was aber nicht heißt, dass Uri Avnery mit seinen Anregungen, Plänen und Warnungen falsch lag, ganz im Gegenteil. Wie im Titel von Katz‘ Buch hatten seine Einmischungen immer etwas Prophetisches. Und diese Prophetien waren keine Phantastereien, sie enthielten immer einen sehr realistischen Kern Wahrheit und eine ebenso realistische Zukunftsperspektive. Hätte die israelische Politik sie befolgt, steckte sie heute nicht in einer so aussichtslosen Sackgasse: Israel ist ein zionistischer siedlerkolonialistischer Apartheidstaat geworden, der keinen Frieden mit seinen Nachbarn will (oder anders gesagt: nur einen Frieden zu seinen Bedingungen) und ausschließlich auf militärische Gewalt setzt.

Wie weit der „Prophet“ Uri Avnery mit seinem politischen Denken stets seiner Zeit voraus war, belegt auch sein Offener Brief nach dem Krieg von 1967 an den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Levy Eshkol, in dem er vor der dauernden Besetzung der neu eroberten Gebiete Westjordanland und Gazastreifen warnte und forderte, dort einen unabhängigen Palästinenserstaat zu schaffen. Eshkol warf dieses Schreiben gleich in den Papierkorb und hielt Avnery keiner Antwort für würdig. Prophetisch war auch sein früher Kontakt zum PLO-Vorsitzenden Jassir Arafat. Über die Freundschaft, die sich aus diesem Kontakt entwickelte, hat er ein Buch geschrieben, das den bezeichnenden Titel trägt: „Mein Freund der Feind“. Man muss wissen, dass Avnery Kontakt zu Arafat aufnahm, als in Israel solche Begegnungen mit Vertretern der PLO noch unter Strafe standen. Ohne diesen Kontakt wäre es Anfang der 90er Jahre kaum zu den Oslo-Verträgen zwischen Israel und der PLO gekommen – so kritisch man dieses Abkommen heute auch sehen muss.

„Der Zionismus hat unser Leben gerettet“

So war Uri Avnery immer ein „Outcast“ im besten Sinne. Aus Deutschland, wo er 1923 in Beckum geboren wurde, musste seine Familie 1933 nach Palästina fliehen. „Der Zionismus hat unser Leben gerettet“, schrieb der später, um gleich hinzuzufügen: „Ich habe das niemals vergessen, als ich später ein Nicht-Zionist (non-Zionist) und vielleicht sogar ein Anti-Zionist wurde.“ Daran änderte auch die kurze Episode des 17jährigen als Mitglied in der zionistischen Terrororganisation Irgun nichts, vermutlich hat gerade diese Zeit ihm die Augen geöffnet.

Das politische Leben dieses „Outcast“ hatte noch viele Stationen: Soldat im Krieg von 1948 mit schwerer Verwundung; Gründer und Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Nachrichtenmagazins „Haolam Hazeh“, das dem deutschen SPIEGEL ähnelte [Avnery war mit dessen Herausgeber Rudolf Augstein In Hannover in dieselbe Klasse des Gymnasiums gegangen), das viele politische Skandale in Israel aufdeckte; als charismatischer Journalist, Autor und Redner zog er 1965 auch als Abgeordneter ins israelische Parlament (der Knesset) ein – „zu jedermanns Überraschung, am meisten zu meiner eigenen“, wie er schrieb; 1984 gründete er die „Progressive arabisch-jüdische Liste für Frieden“, eine politische Bewegung, in der Araber und Juden völlig gleichberechtigt kooperieren sollten. Es war wieder eine prophetische Aktion, wenn man an das jetzt von der Knesset verabschiedete „Nationalstaatsgesetz des jüdischen Staates“ denkt, das die Diskriminierung der in Israel lebenden Palästinenser (20 Prozent der Bevölkerung) offiziell festschreibt und Israel damit zum Apartheidstaat macht.

Seine letzten Jahre hat Avnery der Friedensarbeit in der von ihm gegründeten Gruppe „Gush Shalom“ und dem Schreiben gewidmet. In seiner wöchentlichen Kolumne und seinen Büchern, die auch in Deutschland ein großes Leserpublikum fanden, kritisierte er die verhängnisvolle Politik seines Staates ohne Scheuklappen und Tabus und vermittelte dem deutschen Publikum ein ganz anderes Bild von Israel, als es in den zumeist völlig unkritischen und in dieser Hinsicht so gut wie gleichgeschalteten deutschen Medien vermittelt wird. Und vor allem wurde er nicht müde zu sagen: Natürlich gibt es nach wie vor überall und auch in Deutschland den alten Antisemitismus, aber der Hauptgrund für Antisemitismus in der Welt von heute ist die barbarische Politik Israels gegenüber den Palästinensern: „Israel ist heute ein Labor für die Schaffung von Antisemitismus in der Welt“, schrieb er.

„Der Intellekt mag pessimistisch sein, der Wille bleibt optimistisch!“

Immer wieder hat er auch versichert, dass er fest daran glaube, noch zu seinen Lebzeiten die Schaffung eines gerechten Friedens in Palästina zu erleben – und das war für ihn die Zwei-Staaten-Lösung. Das war ihm aber nicht mehr vergönnt. Dennoch blieb er was die Zukunft angeht – sehr erstaunlich in einem Staat wie Israel! – ein unerschütterlicher Optimist. Der von ihm verfasste Satz „Der Intellekt mag pessimistisch sein, der Wille bleibt optimistisch!“ kann als Motto über seinem ganzen politischen Leben stehen.

Ich muss in diesem Nachruf noch ein persönliches Erlebnis anfügen. Vor einigen Jahren schaute ich eines Samstagnachmittags auf dem Bremer Marktplatz einem Straßenkünstler zu – einem sehr witzigen Clown, dessen Späße eine große Menschenmenge angelockt hatte, die sich im Kreis um ihn geschart hatte. Plötzlich erblickte ich auf der gegenüberliegenden Seite Uri Avnery und seine Frau Rachel (er weilte auf Einladung von Radio Bremen zu Vorträgen in der Stadt). Da stand dieser große „Prophet Outcast“ und bog sich vor Lachen über die Possen und den Schabernack dieses Straßenclowns.

Ich habe mich dann geärgert, dass ich ihn nicht angesprochen und um ein Interview gebeten habe. Aber ich habe das später telefonisch nachgeholt. In diesem Interview sagte Avnery die prophetischen und hoch aktuellen Sätze: „Ich halte den Iran für eine friedliche Macht, die Mullahs wollen mit Sicherheit keinen Krieg, das kann nicht in ihrem Interesse liegen. Wenn Israel aber den Iran angreifen sollte [was Netanjahu immer wieder angedroht hat], wird der ganze Nahe Osten in Flammen stehen, und auch die Existenz Israels wird in höchstem Maße gefährdet sein.“ Diese Aussage ist fast so etwas wie ein Testament dieses großen jüdischen Weltbürgers.

Mit freundlicher Genehmigung der „Neue Rheinische Zeitung“

 

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Leuchten der Menschheit

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

Er ist wieder da: Neues von Thilo Sarrazin

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Von Andreas Fanizadeh

Es ist gar nicht so sehr, was er sagt, sondern wie er es sagt. Dieser kleinkarierte Ton des Miesepeters. Des Besserwissers, der mit Halbwissen auftrumpft und sich so gerne selber reden hört. Penibel, stur, unglaublich von sich überzeugt. Gemeint ist Thilo Sarrazin, der abtrünnige Sozialdemokrat, der nächste Woche ein neues Buch veröffentlicht. Sarrazin, der Kauz, den Millionen Deutsche lesen, der Dinge sagt, die sich angeblich kaum (mehr) jemand zu sagen traute.

Zumindest nicht in diesem Ton, der nach der schaurigen Machtübernahme der 68er (brutale rot-grüne Diktatur von 1998 bis 2005) und später auch dank Frau Merkel in den besseren Kreisen der Bundesrepublik weniger zu hören war. Und gegen die Sarrazin 2010 seine Retro-Gedanken in Stellung brachte („Deutschland schafft sich ab“), die an die Zeiten vor 1998 erinnerten, als die Kohl-CDU noch jeden Wahlkampf mit ausländerfeindlicher Propaganda führte – und gewann. 1998 kam der Bruch damit (68er-Gesinnungsdiktatur!), und das Bekenntnis zu einer Bundesrepublik als Einwanderungsland und nach Herkünften pluraler Nation.

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Mit seinem millionenfach verkauften Seller „Deutschland schafft sich ab“ kratzte Sarrazin 2010 laut an diesem 1998 formulierten neuen Selbstbild. Drei Jahre vor Gründung der AfD bedeutete die Retro-Schrift eine deutliche Zäsur. Und wahrscheinlich ging damals etwas gehörig schief. Etwas, was die Streitkultur und die SPD betrifft, die ihren Senator in Berlin nicht mehr eingefangen bekam.

Der sprach von Missständen, über die andere in seiner Partei schweigen wollten. Sie wurden zu seiner Obsession. Er begann, komplexe Zusammenhänge auf sein Alltagsbild herunterzubrechen. Legendär, wie er – wie immer halbrichtig – Sozialhilfeempfänger nicht als rein passiv zu versorgende Opferklientel einstufte und ihnen mit preußischen Tugenden drohte.

Quelle   :       TAZ         >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen    :

Oben   —        Thilo Sarrazin am 3. Juli 2009

  • CC BY-SA 4.0view terms
  • File:Catrinas – Day of the Dead Ladies.jpg
  • Created: 1 January 2014

 

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DL – Tagesticker 26.08.18

Erstellt von Redaktion am 26. August 2018

Direkt eingeflogen mit unseren  Hubschrappschrap

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Und unsere politischen Typen, welche überwiegend  nicht fähig sind einen vollen Eimer Wasser umzuwerfen, dürfen es noch nicht! Aber es ist schon auffällig! PolitikerInnen werden immer dann besonders wertvoll, nachdem sie verstorben sind! Geht in diesen Moment die Angst in der Gesellschaft verloren daß sie keine neuen Schäden in Derselben verursachen können? Manch Eine/r sollte vielleicht ein wenig Eilen ?

John McCain ist tot

1.) Er war der Letzte seiner Art

Kriegsgefangener, Konservativer und selbst ernannter Außenseiter: Das Leben des verstorbenen US-Senators John McCain spiegelt die US-Politik der vergangenen 50 Jahre. Hanoi, Vietnam, Oktober 1967. Die vietnamesische Armee schießt ein Kampfflugzeug der US-Army mit einer Rakete ab. Der Pilot überlebt schwer verletzt. Mit gebrochenen Armen und einem kaputten Bein ziehen sie ihn aus dem Wasser. Die Menge am Ufer staunt nicht über den amerikanischen Soldaten, sondern verprügelt den 31-Jährigen aus Wut über die ständigen amerikanischen Bombardements.

Sueddeutsche-Zeitung

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Leider spricht sich das internationale Verbrecher Pack selber Narrenfreiheit zu. Und dieses das ganze Jahr über.  Man setzt sich eine Narrenkappe auf und schon hören wir – „Wir schaffen das.“ ! So folgt ein neuer Gipfel und alle halten sich am Zipfel.

Rettungsschiff „Diciotti“ 

2.) Italiens Justiz leitet Ermittlungen gegen Matteo Salvini ein

Der Umgang der Regierung in Rom mit mehr als hundert Flüchtlingen auf einem Schiff der italienischen Küstenwache beschäftigt nun die italienische Justiz: Staatsanwälte in Sizilien leiteten am Samstag ein Ermittlungsverfahren gegen Innenminister Matteo Salvini ein, wie italienische Medien berichteten. Gegen Salvini werde wegen „Freiheitsberaubung, illegaler Festnahmen und Machtmissbrauchs“ ermittelt. Die Untersuchung schließe auch Salvinis Bürochef ein.

Die Welt

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Nur in Brandenburg – Wie mag die Vorsorge für die Uckermark ausgesehen haben ? Lösch – Uschi mit sieben Wasserbomben wurde aber nicht gesehen. Unter Rivalinnen gibt es keine Unterstützung – gezündelt wird nur in weiterer Nachbarschaft. 

Wetter aktuell. – War es Brandstiftung? –

3.) Ursache des Mega-Waldbrandes soll geklärt werden

In der Nacht zu Sonntag traf Unterstützung von der Bundeswehr ein. Ein Pionierpanzer solle Schneisen in den Wald bei Treuenbrietzen brechen. Damit könne die Feuerwehr näher an die letzten Glutnester herankommen, erklärte Landesinnenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Rund 400 Einsatzkräfte waren am Abend noch im Einsatz.

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Im Saarland werden jetzt ganz speziell Busfahrer von LAFO gesucht, – es wird für die nächsten Wahlen gesammelt !

Düsseldorf – Helau

4.) Rheinbahn Düsseldorf entlässt 20 Fahrer wegen Fehlverhaltens

Bei der Rheinbahn in Düsseldorf kam es während der vergangenen Sommermonate zu zahlreichen Entlassungen: 20 Fahrer mussten demnach gehen. Bei der Rheinbahn in Düsseldorf kam es während der vergangenen Sommermonate zu zahlreichen Entlassungen: 20 Rheinbahn-Fahrer mussten demnach ihren Job an den Nagel hängen.

WAZ

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Ja natürlich! – Es bleibt doch ehe alles in der nächsten Verwandtschaft. Der Volksmund sagt auch : Verwandtschaft ist wie frischer Fisch – nach drei Stunden muß er wieder heimfahren – dann fängt er an zu stinken. Und ParteigenossenInnen  sind einander heute noch viel näher als die Familie. Die müssen schon eher raus.

Unionsfraktionschef

5.) Kauder für stärkeres Zugehen der Union auf AfD-Wähler

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hat die Union aufgefordert, stärker als bisher auf AfD-Wähler zuzugehen. „Die Union muss auch die Bereitschaft haben, Wählern zuzuhören, die bei den jüngsten Wahlen AfD gewählt haben. Wir müssen mit ihnen reden“, sagte Kauder der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ohne Gesprächsbereitschaft werden wir niemanden aus diesem Kreis erreichen.“ Man werde aber weiterhin scharf kritisieren, wenn AfD-Politiker Stellungnahmen in der Nähe des Nazi-Jargons abgäben oder Aussagen einen rechtsradikalen Inhalt hätten.

Der Tagesspiegel

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Da müssten dann aber alle Parteien verboten werden, denn nirgendwo wird mehr gepöbelt als in der Politik und in derer Verwaltungen! Dort stehen doch die Dreckeimer, gegen die sich das Volk nur allzu berechtigt zur Wehr setzt.

Pegida in Dresden

6.) Der rechte Pöbler soll sein Hütchen nehmen

In der Debatte um den Zwischenfall mit dem pöbelnden LKA-Mitarbeiter beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel in Dresden hat Sachsens SPD-Chef und Vize-Ministerpräsident Martin Dulig nun den Rauswurf des schreienden Mannes gefordert. So wie die Dinge sich darstellten, könne der Vorfall für den LKA-Mitarbeiter nicht ohne Konsequenzen bleiben, sagte Dulig am Freitag im ARD-Morgenmagazin. „Ich möchte mir nicht vorstellen, dass solche Menschen an sensible Daten kommen. Dass sie diesen Staat vertreten. Das kann nicht sein.“

FR

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Umfrage:

7.) Selbst Wespen inzwischen von Wespen genervt

Sie sind einfach überall. Inzwischen geben sogar Wespen ganz offen zu, dass sie sich von der großen Zahl an Wespen in diesem Sommer gestört fühlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Opinion Control unter 450 Wespen. Manche der Befragten gerieten dabei derartig in Rage, dass sie stachen.

Der Postillon

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Hinweise und Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquelle:   Oben —  DL / privat – Wikimedia Commons – cc-by-sa-3.0

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