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Archiv für August 14th, 2018

Der Hölle entronnen

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

Die Frau, die flüchten darf

Aus Niamey von Alexandra Rojkov

Dies ist die Geschichte von Yohana, die 2015 aus Eritrea aufbrach. Nach drei Jahren Flucht in der Wüste, gefoltert von Schleppern in Libyen, lebt sie nun in Obhut der UN in Niger – und darf auf Europa hoffen.

Als die Lautsprecher zu plärren begannen, verlor Yohana jede Hoffnung. Sie saß in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer, um sie herum tiefschwarze Nacht. Die See war ruhig, der Wind verstummt. Das Einzige, was Yohana hörte, war der Ruf aus dem Megafon: „Anhalten!“ Erst auf Englisch, dann auf Arabisch. „Ich wusste nicht, was mit uns passieren wird“, sagt Yohana. „Ich hatte solche Angst.“

An einem Samstag im Winter 2017 war Yohana in Tripolis, Libyen, in ein Schlauchboot gestiegen. Die Eritreerin hoffte, so bald Italien zu erreichen. Stattdessen wurde ihr Boot von der libyschen Küstenwache gestoppt. Yohanas Reise, so schien es, war zu Ende.

Libyen ist der Türsteher Europas geworden: Die EU unterstützt das Land finanziell, im Gegenzug fängt die Küstenwache Migranten ab. Nach ihrer „Rettung“ werden die Migranten zurück auf den afrikanischen Kontinent gebracht und interniert. Mehr als 5.000 Menschen leben derzeit in Libyen in Lagern. Sie dürfen das Lager oftmals nicht verlassen. Weil viele Menschen auf engem Raum untergebracht sind, breiten sich Krankheiten aus. Die Vereinten Nationen sprechen von „schrecklichen“ und „inhumanen“ Zuständen.

Yohana heißt eigentlich anders. Sie möchte ihren Namen nicht veröffentlicht sehen, denn die Furcht ist ihr ständiger Begleiter.

Sie verbrachte mehrere Monate in einem libyschen Gefängnis. Dass Yohana sich heute dennoch frei bewegen und ihre Geschichte erzählen kann, verdankt die 25-Jährige einem Rettungsprogramm der Vereinten Nationen. Und einem Land, das Flüchtlinge aufnimmt, obwohl es selbst kaum genug Ressourcen hat, um die eigene Bevölkerung auch nur halbwegs zu versorgen.

Ein bettelarmes Land als Zufluchtstätte

Lange suchten die Vereinten Nationen nach einem Weg, um wenigstens Frauen und Kinder, die in Libyen inhaftiert werden, an sichere Orte zu bringen. Doch anfangs wollte kein Land die Gestrandeten aufnehmen. „Alle lehnten ab“, erzählt Alessandra Morelli vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR).

Schließlich erklärte sich Niger bereit, die Flüchtlinge zu beherbergen. Das westafrikanische Land zählt zu den ärmsten der Welt: Im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen steht es auf Platz 187 von 188 Staaten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar am Tag.

Weil die Lage im Land so prekär ist, stellte Niger eine Bedingung: Die Flüchtlinge aus Libyen dürften nur so lange bleiben, bis europäische Staaten ihre Asylanträge geprüft hätten. Anschließend sollten die Evakuierten in wohlhabendere Länder verteilt werden. Nach zähen Verhandlungen sagten Kanada und mehrere europäische Staaten schließlich zu, knapp 3.000 Menschen aufzunehmen.

Im November 2017 hob der erste humanitäre Flug von Tripolis in die nigrische Hauptstadt Niamey ab. An Bord waren vor allem Frauen und Minderjährige aus Eritrea, Äthiopien und dem Sudan. Das UN-Flüchtlingshilfswerk hatte sie ausgewählt, weil sie in Libyen gefoltert, geschlagen oder vergewaltigt worden waren. Yohana ist eine von ihnen.

Man sieht Yohana den Schrecken, den sie erlebt hat, nicht an. Sie hat kindliche Gesichtszüge, ihre Füße stecken in Schlappen mit Plüschbesatz. Die langen Haare hat Yohana zu einem Knoten gesteckt.

Yohanas Flucht von Eritrea durch die Wüste nach Libyen

Frisuren sind Yohanas Hobby – und sie waren einmal ihr Beruf. Bevor Yohana Eritrea verließ, war sie Friseurin in Asmara, der Hauptstadt des Landes. Yohana lebte mit ihrer Mutter und sechs Geschwistern in einem Zimmer am Stadtrand. Fließendes Wasser gab es nicht, stattdessen kam alle vier Tage ein Lastwagen mit Trinkwasser. Yohana sammelte es in einem Container, den sie auf ihrem Rücken in die Wohnung schleppte. „Es war kein richtiges Leben“, sagt Yohana, „eher ein Überleben.“

Bildergebnis für Wikimedia Commons Bilder Pandabären im Berliner Zoo

Und unser Bundesschätzchen kauft Pandas aus China. Es ist schon erstaunlich wie weit gekrönte Köpfe denken können.

Trotzdem hätte sie ihre Heimat nicht verlassen – wäre da nicht das Militär. Jeder Eritreer, egal ob Mann oder Frau, ist verpflichtet, Wehrdienst zu leisten. Offiziell dauert der 18 Monate, tatsächlich kann die Zeit in der Armee beliebig verlängert werden. Yohanas Mann, ein Nachbarsjunge, den sie von ihrer Kindheit an kannte, wurde eines Morgens von Soldaten abgeholt und eingezogen. Wenn sie heute auf seinem Handy anruft, meldet sich nur die Mailbox. Ob ihr Mann noch lebt, weiß Yohana nicht.

„Ich hatte jeden Tag Angst, dass sie mich auch holen“, sagt Yohana. Deshalb entschied sie sich vor drei Jahren zur Flucht aus Eritrea. Sie war nicht die E rste in ihrer Familie: Yohanas Bruder hatte es vor Jahren nach Dänemark geschafft. Von ihm wusste Yohana, dass die Chancen auf Asyl für Eritreer in Europa nicht schlecht stehen. Er war es auch, der seiner Schwester 4.000 US-Dollar schickte, um die Schlepper bis nach Libyen zu bezahlen.

Yohana packte drei T-Shirts ein und drei Hosen, dazu einen Kanister, der drei Liter Wasser fasste. Ein Schmuggler fuhr sie mit dem Auto in den Sudan. „Dann kam die Wüste“, sagt Yohana, und ihre Gesichtszüge verhärten sich, als mache ihr schon der Gedanke an diesen Ort Angst.

Quelle     :        TAZ          >>>>>        weiterlesen

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Blick nach Saudi-Arabien:

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

Die Revolution des Kronprinzen

Rex Tillerson shakes hands with Deputy Crown Prince Mohammad bin Salman Al Saud cropped.jpg

von Markus Bickel

Die vergangenen Wochen hätten nicht besser laufen können für den saudischen Thronfolger Mohammed Bin Salman Al Saud. Wohlwollende Presse von Washington bis Paris – wann gab es das zuletzt über ein Land, das Menschen öffentlich hinrichten lässt? Allein von Januar bis Juni waren es mehr als fünfzig. Doch das scherte die Weltöffentlichkeit wenig ob der frohen Kunde aus dem wahhabitischen Wüstenreich: Saudi-Arabiens Frauen dürfen endlich Auto fahren! Bis das Fahrverbot im Juni fiel, war ihnen das als einzigen auf der Welt nicht erlaubt. Das Ende dieses globalen Alleinstellungsmerkmals ist eine gute Nachricht.

Für den fast 33jährigen Mohammed Bin Salman, der seit Juni 2017 erster Anwärter auf den Thron seines 82jährigen Vaters Salman Bin Saud ist, war es vor allem ein PR-Erfolg. Und nur kurze Zeit später kam eine weitere Erfolgsmeldung hinzu: Bin Salman, Lieblingssohn des Königs, sah den ersten WM-Sieg einer männlichen saudischen Fußballmannschaft überhaupt – gegen das vom Königshaus mit Abermilliarden am Leben gehaltene Ägypten. Ehrensache, dass MBS, wie er landläufig genannt wird, beim Eröffnungsspiel in Moskau an der Seite Wladimir Putins saß. Wie der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi profitiert auch Putin von den Milliarden aus Riad – für Waffen und Know-how, das der junge Thronfolger längst nicht mehr nur in den USA oder Europa akquiriert.

Denn Mohammed ist dabei, sein Land radikal umzukrempeln. Was er will, ist eine Revolution von oben, bei der nichts weniger auf dem Spiel steht als das Erbe der Saud-Öldynastie. Noch bevor er 2015 Verteidigungsminister und stellvertretender Thronfolger wurde, trieb er die „Vision 2030“ voran, das Arbeitsprogramm für den radikalen Umbau der saudischen Gesellschaft. Das Land müsse sich breiter aufstellen und sich wirtschaftlich diversifizieren, sonst würde mit dem Ende des Öls auch das Ende des Königreichs kommen. Wie angekratzt die einst prächtigen saudischen Staatshaushalte sind, zeigten die vergangenen Jahre: Erstmals mussten Etats mit Milliardenlöchern gestopft werden, und das bei immer weniger Geld für die schwindende Ressource Öl.

Der Kronprinz ließ deshalb 2018 Umsatzsteuern einführen, die Benzinpreise hat er verdoppelt und den Strompreis verdreifacht. Nur so lassen sich die sozialen Umbrüche steuern, die dem 25-Millionen-Einwohnerland bevorstehen. Das Bildungssystem und die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen stecken schließlich selbst im regionalen Maßstab noch in den Kinderschuhen. Mohammeds Vision ist zukunftsgetrieben, zumindest ökonomisch: Soziale Freiheiten sieht sie hingegen nur für jene vor, die sie sich wirtschaftlich leisten können.

Das zeigt zugleich die Schwäche der Vision 2030: Die wirtschaftliche Liberalisierung ist eng verknüpft mit einem politisch illiberalen Programm; die soziale Öffnung geht nicht mit Demokratisierung einher. Die Aufhebung des Frauenfahrverbots gab es nur, weil der Ausschluss einer Hälfte der Bevölkerung vom Arbeitsleben Wachstum verhindert. China, dessen Aufstieg zur Weltwirtschaftsmacht Hand in Hand ging mit der Niederschlagung missliebiger Stimmen, lässt grüßen: Sieben Frauenrechtlerinnen, die schon vor Jahrzehnten für das Ende der Diskriminierung am Steuer eintraten und dafür Haftstrafen riskierten, ließ Mohammed erst im Mai einsperren. Sie zählen zu jenen Dutzenden inhaftierten Bürgerrechtlern, denen auch unter Mohammed der Prozess gemacht werden wird. Vom harten Vorgehen gegen Oppositionelle rückt der neue starke Mann in Riad nicht ab, hier hält er konservativ Kurs.

Vorbild Vereinigte Arabische Emirate

Übernommen hat Mohammed die Vision 2030 von seinem Ziehvater in Abu Dhabi: Kronprinz Mohammed Bin Zayed (57) alias MBZ krempelt die benachbarten Arabischen Emirate in einem Tempo um, das alles in den Schatten stellt, was einst zum Sprung der Glitzerdynastien am Golf an die Spitze der verkrusteten arabischen Welt geführt hat. Dass das nahende Ende der Ölära radikale Lösungen verlangt, haben die Emirate als erste erkannt.

File:Caricature of Saudi Arabia Flag. As UNICEF, 23,000 infant have been Killed in 2016 in Yemen.jpg

Dank weniger Einwohnern und einer flexibleren, föderativen Struktur ist ein Gelingen des Experiments in den Emiraten allerdings auch wahrscheinlicher. Der ungelenke Koloss Saudi-Arabien hingegen tut sich schwer, da die 25 Millionen Einheimischen nicht mehr mit staatlichen Alimenten bei Laune gehalten werden können. Entsprechend groß ist im Königshaus die Sorge vor sozialem Aufruhr, dem Saudi-Arabien 2011 anders als Ägypten gerade noch entging.

Sieben Jahre nach dem Umbruchsjahr 2011 ist das Bündnis MBZ/MBS so zur mächtigsten Achse im Nahen Osten geworden – international anschlussfähig an das autoritäre Russland Putins ebenso wie an das Amerika des illiberalen Marktradikalen Donald Trump. Der schuf mit Rüstungsverträgen für hunderte Mrd. US-Dollar neues Vertrauen in Riad, nachdem Barack Obamas Atomdeal mit dem Erzfeind Iran dort als Verrat an Jahrzehnten treuer Partnerschaft gewertet wurde. Ihre Krisen sollten die arabischen Staaten künftig selbst lösen, hatte der US-Präsident König Salman und Kronprinz Mohammed Bin Zayed 2016 bei seinem Besuch in Riad wissen lassen: Die Zeiten, in denen die USA militärisch einsprangen, seien vorbei.

Amerikas schleichender Rückzug aus der Region erklärt, weshalb Mohammed seine Revolution von oben so rasch vorantreibt – und auf den Ausbau eigener Industrien setzt. Um für die Zeit nach dem Öl vorzusorgen, lässt er massiv in ausländische Unternehmen und Projekte investieren. Dazu verkauft die Regierung milliardenschwere Staatsbeteiligungen und steckt viel Geld in Branchen wie Tourismus und Technologie. Das Aushängeschild ist Neom, eine futuristische Industrie- und Geschäftszone am Roten Meer. Geleitet wurde das Megaprojekt bis Juli von Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Künftig berät er Mohammed bin Salman bei der Modernisierung des Landes. Auch der frühere Rheinmetall-Manager Andreas Speer ist inzwischen in saudischen Diensten unterwegs: als CEO bei der staatseigenen Rüstungsfirma Saudi Arabian Military Industries (SAMI). Um die Abhängigkeit des militärisch-industriellen Komplexes von den USA, Europa und Russland zu reduzieren, setzt die Führung auf den Ausbau einer eigenen Waffenindustrie. Frieden schaffen mit saudischen Waffen – auch das ist Teil der Vision 2030. Den drittgrößten Verteidigungshaushalt der Welt nach den USA und China unterhält heute Saudi-Arabien, und schon in zwölf Jahren sollen drei Mrd. Dollar aus der Produktion von Raketen, Drohnen und Munition in die eigenen Kassen fließen.

Auch außenpolitisch trägt Saudi-Arabien keineswegs zu einer politischen Liberalisierung bei, im Gegenteil: Nach dem Sieg der Muslimbruderschaft bei der Präsidentenwahl in Ägypten 2012 finanzierte der saudische König gemeinsam mit Kuweit und den Emiraten die konterrevolutionären Kräfte, die 2013 den Sturz Muhammad Mursis durchsetzten – und Feldmarschall Sisi an die Macht brachten. In Libyen unterstützen die ägyptischen Streitkräfte nun gemeinsam mit Russland und den Emiraten den antiislamistischen General Khalifa Haftar.

Neue Herrschergeneration am Golf

Quelle    :        Blätter        >>>>>          weiterlesen

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Oben    —           U.S. Secretary of State Rex Tillerson shakes hands with Deputy Crown Prince Mohammad bin Salman Al Saud following the signing by President Donald Trump and King Salman bin Abdulaziz Al Saud of Saudi Arabia of the Joint Strategic Vision Statement for the United States and the Kingdom of Saudi Arabia, during ceremonies, Saturday, May 20, 2017, at the Royal Court Palace in Riyadh, Saudi Arabia. (Official White House Photo Shealah Craighead)

Source https://www.tasnimnews.com/ar/media/2018/01/17/1630841/کاریکاتیر-السجل-الاسود-للنظام-السعودی-القاتل-للاطفال
Author Tasnimnews

 

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Lafos letztes Aufstehen

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

Das letzte „Aufstehen“ des Oskar L.

2017-03-26 Oskar Lafontaine by Sandro Halank–8.jpg

Auszug aus einen Kommentar vom 12.08.18 : „Oskar außerhalb jeder Bewertung, kosmopolitische Bedeutung,“  Durchaus richtig – dazu müsste er aber erst auf den Mond geschossen werden. Mittels einer Einwegrakete.

von Autor  jpsb

Nun ist es endlich amtlich. Nach dem es bei der Partei Die Linke über Jahre verpönt war über das eigene gesellschaftliche Versagen eine ernsthafte Debatte anzuregen, haben die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht und ihr Ehemann Oskar Lafontaine einen Schlussstrich unter die Frage gezogen, ob die Partei jemals ein hegemoniefähiges Projekt sein kann. Anders ist es nicht zu erklären, dass beide Protagnisten der politischen Linken in diesem Land gemeinsam zur Gründung einer neuen poltischen Plattform aufrufen, die genau das werden soll, was Die Linke nie war und nie wird: Mehrheitsfähig.

Folgerichtig fehlt in der Kampagne, die unter dem harschen Appellativ „Aufstehen“ ihre arbeitsfetischistischen Wurzeln weder leugnen kann noch will, jeder Bezug auf die Kernmarken linker Sprachsymbolik. Ja selbst der Begriff Links scheint beim Einsammeln der zu Sammelnden in der Sammlungsbewegung derartiger Ballast zu sein, dass die Häutung von der „Partei des demokratischen Sozialismus“ hin zur „Linken“ und nun zum inhaltsfreien „Aufstehen“ nur noch als komplette ideologische Dekonstruktion der sonst so herkunftssicheren Sahra Wagenknecht verstanden werden kann.

Zur eisernen Reserve dieses Aufstehens gehört natürlich auch Sevim Dagdelen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen, die in einem Beitrag der FAZ gar von einem Gespenst sprach, das umgeht und damit in Anlehnung an das Kommunistische Manifest etwas überheblich Historisches in einen von Parteisoldaten inszenierten und halluzinierten Aufbruch der Volkmassen hineininterpretierte.

Nun ist die Trennlinie zwischen Gespenst und Hirngespinst im deutschen Sprachraum bewusst eng gezogen. Zu glauben, dass die „Bewegung“ keinen parteipoltischen Winkelzug innehat wäre naiv. Natürlich macht die Etablierung einer politischen Vereinigung in der Bundesrepublik nur Sinn, wenn diese sich zeitnah eine bedeutende Position im parlamentarischen System sichern kann. Das liegt daran, dass der Parlamentarismus in der Republik keineswegs dysfunktional geworden ist. Alle Parlamente des Landes sind voll funktionsfähig und produzieren eifrig Gesetze. Die Debatten sind nicht interessanter oder uninteressanter geworden. Und auch die Wahlbeteiligung reicht problemlos aus, um nicht von einer Delegitimierung der politischen Eliten im Land zu reden. Mit den Hartz-Reformen haben poltischer und administrativer Staat gezeigt, dass sie in der Lage und fähig sind weitreichende gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um die Ausführungsorgane dieser Gesetze in die Lage zu versetzen, sozialrechtliche Strukturveränderungen am Bürger durchzusetzen.

Quelle        :   Potemkin         >>>>>         weiterlesen

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Grafikquelle    :

Oskar Lafontaine (Die Linke) beim Wahlabend zur Landtagswahl im Saarland

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Seenotrettung, statt CSU

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

 Keine Kriminalisierung von Seenotrettern im Mittelmeer

von Stefan Weinert

gestern Mittag versammelten sich um die 130 Menschen auf dem Ravensburger Holzmarkt (nördlicher Marienplatz), um gegen die Kriminalisierung von privaten Seenotretterorganisationen im und auf dem Mittelmeer zu demonstrieren. Organisiert hatte diese Veranstaltung das „Bündnis für Bleiberecht in Oberschwaben.“ Es wurden wichtige, aufklärende und motivierende Reden gehalten, die von Beifall und/oder „Buuh“-rufen begelitet wurden. Denn – da waren sich alle Anwesenden einig – nicht die Seenotretter sind kriminell, sonndern die, die Kleinstkinder, schwangere Mütter und sie schützende Männer an die afrikanische Küste zurückschicken, und/oder es billigend in Kauf nehmen, dass sie Futter der Fische werden, die sie später selbst essen, oder ins europäische „Ausland“ verkaufen . . . Private Seenotretter spielen nicht etwa den Schleppern in die Karten, sondern sie versuchen lediglich das zu kompensieren, was die offizielle Politik nicht fertig bringt. So hieß es auch auf einem der Demoschilder: „Seenotrettung, statt Seehofer.“

Auch eine junge, leibhaftige Seenotretterin hielt eine Rede. Leider hielt es aber keine politische Partei – außer doch immerhin einiger Vertreter der LINKEN – für not-wendig, an der Demo teilzunehmen. Inmitten der Versammlung war ein Schlauchboot postiert, das nicht etwa mal eben im Supermarkt gekauft worden war, sondern das tatsächlich etliche Flüchtlinge von der nordafrikanischen Küste bis ans rettende europäische Festland gebracht hatte.

Zu Hause angekommen, entschloss ich mich, dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, in dem ich eine kurze, aber prägnante Eingabe schrieb, in der sich die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gegen die Kriminalisierung und Verurteilung von deutschen privaten Seenotrettern in Hinsicht auf zu rettende Flüchtlinge, wendet. Diese Petition wurde bereits von 13 Menschen unterschrieben, obwohl ihre Verbreitung erst heute Morgen so richtig beginnt.

Link zur Petition :       >>>>> HIER <<<<<

Sie/ihr dürft gerne über die Veranstaltung berichten, wobei ein kurzer Hinweis auf die Petition für unser gemeinames Anliegen hilfreich wäre.

Sollten genügend Unterschriften zusammenkommen, werde ich die Petition der Bundeskanzlerin, Angela Merkel und dem Bundesinnenminister, Horst Seehofer, persönlich zukommen lassen.

Mit guten und solidarischen Grüßen,

Stefan Weinert
Flüchtlingssozialberater i.R., Theologe
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Grafikquelle    :
privat Stefan Weinert

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Kolumne – Die eine Frage

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

Innehalten ist nicht mehr

Von Peter Unfried

Man muss jetzt auch im Urlaub kreativ sein. Das ist der konsequente nächste Schritt einer durchgeknallten Mittelschicht in Richtung Wahnsinn.

Nur 40 Meter vom Pazifik entfernt chillte ich in einem kalifornischen Jacuzzi. Super Frau neben mir, unfassbar blauer Himmel über mir, ein winziger Hauch Zitrone in der Luft. On top of that „Take it Easy“ in der Eagles-Version. Ich muss zu meiner Entschuldigung sagen, dass ich immer davon ausging, dass man sich Urlaub verdient hat und Entspannung auch mal sein muss. Gerade im Spätkapitalismus, um die gnadenlose Turbo-Selbstausbeutung dann wieder zur vollsten Zufriedenheit des Systems und seiner Nutznießer vorantreiben zu können.

Doch plötzlich las ich in der New York Times, das jetzt alles anders ist. Man liegt gar nicht mehr rum. Man muss jetzt auch im Urlaub kreativ sein und was arbeiten!

Jetzt bin ich als Medienmensch sofort skeptisch, was „neue Trends“ angeht. Jeder Praktikant lernt als Erstes, dass mancher Redakteur sofort hyperventiliert, wenn zwei Hansel etwas tun, das er selbst mal wieder nicht mitgekriegt hat. Einer reicht aus handwerklichem Ethos nicht, aber bei zwei Fällen zwingt er einen armen Reporter loszuhecheln, um einen neuen „gesellschaftlichen“ Trend auf den Titel bringen zu können. Ich hatte diese Krankheit früher auch.

Aber erstens sprechen wir hier von der New York Times und zweitens werden in dem Report eine ganze Reihe von Leuten zitiert. Es handelt sich eindeutig um eine neue Avantgarde, die vorangeht und ihre maximal zwei Urlaubswochen nutzt, um schnell noch ein fundamentales Buch zu schreiben, Chefkoch in molekularer Küche zu werden oder ein einzigartiges Kanu zu schnitzen, inspiriert von Artefakten, die sie im New Yorker MoMA gesehen haben. Als sie noch pupsnormal Urlaub machten.

Home Depot statt Grand Canyon

Meine Lieblingspioniere sind ein Anwalt aus Des Moines, Iowa, und sein Ehemann, ein Komponist. Das Paar ist jahrelang im Urlaub um die Welt geflogen, um die üblichen Ziele der globalisierten Mittelschicht abzureisen. In diesem Sommer bleiben sie zu Hause, um ein neues Gehege für ihren geliebten Waran Vera zu bauen. Statt zum Grand Canyon, sagt der Anwalt, fahre man zum Home Depot, also zum Praktiker-Markt, um dort umweltfreundlichen Harzkleber zu kaufen.

Da den Pinsel reinzutauchen und dann hin und her zu schwenken, das sei meditativ und auf eine ungleich stärkere Art verbindend, als durch einen europäischen Flughafen zu laufen. Es ist nicht nur ein Liebesdienst an dem Waran, sondern auch am Partner und an einem selbst, weil man durch das gemeinsame Projekt in die Ehe als auch in die Weiterbildung der eigenen Persönlichkeit investiert.

Quelle     :         TAZ          >>>>>          weiterlesen

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Grafikquelle     :

Oben    —       Peter Unfried (2012)

 

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DL – Tagesticker 14.08.18

Erstellt von Redaktion am 14. August 2018

Direkt eingeflogen mit unseren  Hubschrappschrap

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Oh Söder, nur Seehofer ist blöder. Der SPD sollten die Unterhosen über den Kopf ausgezogen werden, daran blieben vielleicht einige Ohren hängen. So wie sie sich nun in der Regierung neu entwickeln, wird sie wohl ihre letzte Schicht als Partei fahren. Überhaupt – man sollte sich grundsätzlich den Wahlen verweigern, wenn man  dem Fanatismus in den Parteien entgegensteuern will, egal welcher man gerade angehört. „Lafo hier leb ich – Lafo hier sterb ich – begrabt ihn mit dem Kopf nach unten – vorher gibt es keine Ruhe“.

CSU fällt auf 37 Prozent,

1.) SPD in Bayern nur Vierter, AfD im Osten bei 20 Prozent

Zwei Monate vor der Landtagswahl in Bayern muss die CSU einen extrem großen Vertrauensverlust verkraften. Von der absoluten Mehrheit ist Ministerpräsident Söder weit entfernt. Die SPD kann davon nicht profitieren, im Gegenteil.

Die Welt

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Es wird auch berichtet er solle als Haarfetischist gelten ! „Auf die schnelle schiebt er helle, immer seine blonde Welle“.

„Ein Weißes Haus, in dem jeder lügt“  

2.) Ex-Trump-Vertraute veröffentlicht geheime Aufnahmen

Eine ehemalige Mitarbeiterin Donald Trumps hat geheime Aufnahmen aus dem Weißen Haus veröffentlicht. Geheimdienstexperten halten das für ein Verbrechen. Ihr droht ein Prozess. Vor der Veröffentlichung ihres Enthüllungsbuchs über das Weiße Haus unter US-Präsident Donald Trump sorgt die frühere Regierungsmitarbeiterin Omarosa Manigault Newman mit brisanten Tonbandaufnahmen für Wirbel – darunter ein angeblich heimlich mitgeschnittenes Telefonat mit Trump.

T.-online

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Die Leichtathleten haben wie Tennis immer den Ruf gehabt eine Art Elitesportart zu sein. Das passt doch gar nicht zu einer Landfrau aus der Uckermark. Stellt euch einmal vor, sie müsste einer Hochspringerin zujubeln – und das im Hosenanzug? Fußball ist einfacher, da sind mehr Wähler zu gewinnen. So reicht eine Hüpfburg und man/frau nutzt beide Arme um das Gleichgewicht zu halten. Mit dem rechten Arm anzeigen wie hoch die Athletin zu springen hat ? Passt doch gar nicht zu einer modernen Herrscherin. Aber es ist doch schon toll das ihr Souffleur so etwas bemerkt und gleich „Aufsteht“

„Warum war Frau Merkel nicht da?

 3.) Seibert reagiert auf Kritik von EM-Leichtathleten

Die Bundesregierung hat Vorwürfe zurückgewiesen, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe der Leichtathletik-EM zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. „Die verfolgt und begeistert sich für ganz verschiedene Sportarten, und zwar ganz unabhängig davon, ob sie bei Wettkämpfen im Stadion ist oder nicht“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Das war eine großartige, fröhliche und aus sportlicher Sicht ja auch für die deutsche Mannschaft hoch erfolgreiche Leichtathletik-Europameisterschaft.“ Dazu könne man nur gratulieren, was die Regierung über die sozialen Netzwerke auch getan habe.

Kölner Stadt- Anzeiger

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Und Söder, Seehofer mit ihrer CSU laufen noch frei herum. Die müssten doch schon lange vor Ort ihre Grenz verteidigen, auf das die WählerInnen in Ruhe schlafen können. BürgerInnen haben nur ein Leben, während PolitikerInnen immer widergeboren werden. Von Beginn aller Zeiten an, denn nur Diese sind immer Gleich geblieben. 

Uno-Bericht

4.) Noch bis zu 30.000 IS-Kämpfer im Irak und in Syrien

Im Irak kontrolliert der IS keine Gebiete mehr, auch in Syrien ist der Einfluss der Terrormiliz stark zurückgegangen. Dennoch warnt die Uno vor bis zu 30.000 Kämpfern in den Bürgerkriegsländern. Im Irak und in Syrien halten sich trotz der militärischen Rückschläge noch 20.000 bis 30.000 Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf. Mit Tausenden dieser Kämpfer stamme immer noch ein „großer Teil“ aus dem Ausland, heißt es in einem vorgelegten Bericht von Uno-Experten. Der Zustrom ausländischer Kämpfer nach Syrien und in den Irak nehme aber ab und sei „schwächer als erwartet“.

Spiegel-online

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Früher wurden sie gestoßen – heute schauen viele Gewählte genüsslich zu.

Flüchtlinge weiter auf See

5.) Kein Hafen für die „Aquarius“

Italien sagt Nein, Malta sagt Nein – und dieses Mal sagt auch Spanien Nein. Keines der Länder will das Rettungsschiff „Aquarius“ anlegen lassen. 141 Migranten sind an Bord. Die EU-Kommission ist alarmiert. Anders als bei der Aufnahme von 629 Migranten der „Aquarius“ am 17. Juni ist Spanien diesmal nicht bereit, dem Rettungsschiff „Aquarius“ einen Hafen zum Einlaufen anzubieten. Im aktuellen Fall sind 141 Migranten an Bord. „Spanien ist zur Zeit gemäß internationalem Recht nicht der sicherste Hafen, weil es nicht der nächstgelegene Hafen ist“, sagte ein Sprecher der Regierung.

Tagesschau

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Solange es dumme Menschen gibt, welche jeden Auftrag Widerspruchslos ausführen, wird es Kriege geben. Erst wenn die Waffenträger sich umdrehen und auf die Befehlenden abdrücken könnte es Frieden geben.

Umstrittener Waffenverkauf an Mexiko

6.) Heckler & Koch hat es gewusst

Die Angeklagten wollen von nichts gewusst haben: Seit Mai stehen fünf ehemalige Mitarbeiter von Heckler & Koch in Stuttgart vor Gericht. Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass das Waffenunternehmen ab 2006 Sturmgewehre in mexikanische Krisenregionen lieferte – ohne ausreichende Genehmigung. Nicht unsere Schuld, behaupten sowohl der Konzern als auch die Beschuldigten: Die Waffen habe man an die mexikanische Zentralregierung geliefert. Wo sie am Ende landeten, habe Heckler & Koch nicht gewusst.

TAZ

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7.) Jetzt reicht’s! Jan Ullrich lässt sich mit Erdogan fotografieren

Jetzt hat er den Bogen endgültig überspannt! Wie soeben bekannt wurde, hat sich Jan Ullrich seinen bislang wohl größten Fehltritt geleistet. Er ließ sich – womöglich im Drogenrausch – mit Recep Tayyip Erdogan fotografieren. Seine Fans sind empört.

Der Postillon

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Hinweise und Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquelle:   Oben —  DL / privat – Wikimedia Commons – cc-by-sa-3.0

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