„Ich hasste Deutschland,
Erstellt von Redaktion am 22. März 2017
– ich wäre zerbrochen“
Armin Hary war der erste Mensch, der die 100 Meter in 10,0 Sekunden lief. Doch zum deutschen Nationalhelden taugte der Rebell nicht. Im Gegenteil. Vom olympischen Gedanken hält er bis heute nichts.
Armin Erich Hary[1] (* 22. März 1937 in Quierschied) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet. In seiner Laufbahn wurde er jeweils zweimal Olympiasieger und Europameister. Als erstem Sprinter gelang es ihm 1958, die 100 Meter in handgestoppten 10,0 s (auf der Aschenbahn) zu laufen. Hary ist damit der bislang letzte Deutsche als auch Europäer, der den 100-Meter-Weltrekord gehalten hat. 2011 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
Auszug : Wikipedia
Er wurde bewundert, vergöttert und missverstanden. Armin Hary war ein Rebell seiner Zeit, er selbst behauptet, ein revolutionärer Autodidakt gewesen zu sein, der deshalb ständig im Clinch mit den Funktionären lag. Auf jedem Fall rannte der junge Bursche aus dem Saarland zu seiner Zeit schneller als jeder andere. Als erster Mensch sprintete er 100 Meter in glatten zehn Sekunden. Und bis heute ist er der einzige deutsche Olympiasieger über diese Strecke. Am Mittwoch wird der im niederbayerischen Adlhausen lebende Ex-Weltrekordhalter 80 Jahre alt.
Die Welt: Herr Hary, wie schnell ist der einst „schnellste Mensch der Welt“ heute noch unterwegs?
Armin Hary: Ohne Hast und Eile. Leider kann ich kein Tennis und Golf mehr spielen. Deshalb gebe ich mich aber nicht auf. Wenn es das Wetter zulässt, fahre ich vier- bis fünfmal die Woche mit dem E-Bike bis zu 40 Kilometer übers Land. Wissen Sie, wofür ich meine Olympiasiege eintauschen würde?
Die Welt: Na?
Harry: Gegen meine Gesundheit und mein Alter. Ich habe nichts gegen das Altwerden, aber ich möchte gesund bleiben. Ich will 100 werden, das muss ich schaffen. Oder schaue ich etwa krank aus?
Harry: Es wird auch allerhöchste Zeit, dass Sie das sagen (lacht).
Die Welt: Probleme scheinen Sie keine mehr zu haben, ganz im Gegensatz zu Ihrer sportlichen Zeit.
Harry: Sie meinen die ständigen Auseinandersetzungen mit Funktionären, die mich nie machen ließen, wie ich es wollte?
Die Welt: Weshalb Sie 1959 wenige Monate nach Ihrem 100-Meter-Sieg bei den Europameisterschaften in Stockholm in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Kalifornien verschwanden.
Harry: Ich hasste damals Deutschland, das kann sich keiner vorstellen. Weniger die Menschen, als vielmehr das Umfeld, in dem ich mich bewegen musste. In Deutschland wäre ich zerbrochen. Meine Idee, Olympiasieger zu werden oder einmal der schnellste Mann der Welt zu sein, hätten mir die Funktionäre kaputt gemacht. Ich habe mich gerne eingeordnet, konnte mich aber nicht unterordnen. Stramm zu stehen, war mir zuwider. Ich habe mich selbst trainiert und hatte damit Erfolg. Wenn ich nicht an den Olympiaausscheidungen für die gesamtdeutsche Mannschaft hätte teilnehmen müssen, wäre ich Anfang 1960 bestimmt nicht mehr zurückgekommen.
Die Welt: Sind Sie ein Sturkopf?
Quelle : Die Welt >>>>> weiterlesen
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Fotoquelle : Men 100 m final 1960 Olympics. Left-right Armin Hary, Peter Radford, Enrique Figuerola, Ray Norton, Frank Budd, Dave Sime
Autor :
- Public Domain
- File:Men 100m final 1960 Olympics.jpg
- Created: 1 January 1960
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Armin Hary feiert heute seinen 80. Geburtstag. Der „blonde Blitz“ vermisst echte Typen in seinem Sport.
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