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Archiv für März 21st, 2017

Saarland — REFORMER ?

Erstellt von Redaktion am 21. März 2017

Kleine Parteien unerwünscht ?

Datei:Saarschleife.jpg

 

Am 26. März 2017, bei der Wahl zum Saarländischen Landtag, haben Sie mit uns zusammen, der Partei DIE REFORMER, die Chance, bestehende verkrustete, politische Strukturen zu verändern.

Viele von Ihnen werden sich jetzt natürlich fragen, wer diese Partei überhaupt ist.

DIE REFORMER ?

Die Frage ist mehr als berechtigt, schließlich sollte man ja wissen um was es geht bzw. wer diejenigen sind, die da gewählt werden wollen.

Nachstehend eine kleine Information, warum Sie wohl noch nichts von uns gehört haben.

Es ist schon mehr als erstaunlich, mit welcher Ignoranz und Arroganz von Teilen der „Schreibenden Zunft“ der Bevölkerung jetzt schon seit Wochen klar gemacht wird, dass es lediglich 7 Parteien gibt, die bei der Wahl die erforderlichen 5% und mehr erhalten können. Die „Anderen“ hätten ja ohnehin keine Chance.

Ob nun bewusst oder unbewusst, so hat es doch den Anschein.

Kann man da nicht schon fast von manipulativen Informationspraktiken sprechen?

So oder ähnlich steht die Frage im Raum, der Schwabe würde wohl das Wort „Geschmäckle“ erwähnen…

Da alle anderen zur Wahl zugelassenen Parteien durch Teile der „Schreibenden Zunft“ praktisch keine Erwähnung finden, auch die Partei DIE REFORMER nicht, glaubt man vermutlich zu wissen, und die ersten Wahlumfragen sollen das ja auch bestätigen, wie das von gewissen Strategen ersehnte Wahlergebnis sein wird.

Es ist bemerkenswert, wie durch Nichtinformation der Bevölkerung vorenthalten wird, dass es neben CDU, SPD, Linke, Grüne, Piraten, AfD und FDP auch noch „Andere“ gibt, die vielleicht doch im Kampf um die Wählergunst erheblich berücksichtigt werden könnten.

Falls man vermeiden möchte, extremen Parteien eine Plattform zu geben, was ja nun eine hehre Absicht wäre, fallen dennoch alle anderen Parteien dieser „gut gemeinten Nichtinformation“ zum Opfer. Immerhin stehen 16 (in Worten: sechzehn) Parteien zur Wahl.

Aber ist nicht gerade das Beschaffen und Verbreiten von Informationen Hauptbestandteil des Journalismus?

Sollte das Auswahlkriterium gewesen sein, nur die Parteien Erwähnung finden zu lassen, die schon im Landtag sind, warum nennt man dann FDP und die AfD? Sie sind nicht im Landtag, liebe Teile der „Schreibenden Zunft“.

Möglicherweise sind nicht alle Aussagen zu den saarländischen Themen, die von den jeweiligen Parteien getroffen wurden, journalistisch verwertbar.

Aber im Wahl-O-Mat kann man doch klar und deutlich lesen, was sich die jeweiligen Parteien zum Ziel gesetzt haben. Wenn es dem Wahl-O-Mat recht ist, sollte es den besagten Teilen der „Schreibenden Zunft“ doch billig sein…

Auch bei SR-online findet man die Statements der jeweiligen Parteien zu lesen.

Das Studierendenparlament der Universität des Saarlandes hat einen Wahl-O-Maten mit speziellen Fragen in eigener Sache erstellt, um Entscheidungshilfen zur Wahl geben und die Parteien einordnen zu können. Wieder gilt: wenn es den Studierenden im Think Tank unseres Landes recht ist, sollte es besagten Teilen der „Schreibenden Zunft“ doch billig sein.

Das Thema Parteienlandschaft wird universitär bearbeitet, Journalismus ist ein Studiengang. Wie verhält sich das nochmal mit der Überparteilichkeit, der wertungsneutralen Weitergabe von Informationen und der sachlichen Auseinandersetzung mit aktuellem Zeitgeschehen?

Und was sind denn die interessanteren News?

Altbekannte Parteien zu erwähnen oder neue, aufstrebende Gruppierungen in einer Art Showcase zu präsentieren, so dass der Bürger erkennen kann, dass Politikverdrossenheit und Wahlverweigerung Stillstand bedeuten? Demokratie lebt vom Diskurs, liebe „Schreibende Zunft“. Die „vierte Gewalt“ dient der Aufklärung, sie soll dem Bürger zeigen, dass es sich für ihn lohnt, politisch aktiv zu werden und unsere Zukunft mitzugestalten. Sie dient sicher nicht dazu, bestehende Strukturen zu erhalten und Wahlkampf einseitig zu unterstützen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Wir, DIE REFORMER, gehören zu den „Anderen“.

Vermutlich deshalb, weil wir schon im Oktober 2016 in unserem Programm für die Landtagswahlen unseren Finger so heftig in gewisse thematische Wunden gelegt haben, dass es bei manchen politisch und medial Verantwortlichen unerklärliche, anhaltende und traumatische Zustände hervorgerufen hat.

Um unsere Wahlzulassung zu erhalten, war die Unterstützung von 900 Wählerinnen und Wählern erforderlich. Wir haben mehr Unterstützungsunterschriften erhalten, wollen es aber bei dieser Zahl belassen.

Bei diesen Unterschriftsbeschaffungsaktionen konnten wir mit Freude feststellen, dass die in unserem Programm-Flyer aufgeführten Themen fast ausnahmslos „den Nagel auf den Kopf“ treffen.

Aufgrund dieser Erfahrungen und vieler weiterer positiver Rückmeldungen ist es durchaus denkbar, dass uns die Wähler als eine echte, nicht rechte, Wahlalternative zu den bisher ständig genannten Parteien sehen.

So können wir dann auch für die „Etablierten“ eine politische Konkurrenz werden, die man nicht einfach mit Polemik als „Ränderpartei“ verunglimpfen und abtun kann.

Jetzt stelle man sich vor, die „Schreibende Zunft“ würde unsere Inhalte abdrucken und die

Wähler/-innen würden inhaltlich überzeugt. Hätte man dann vielleicht ein plötzliches Problem, weil langjährig eingefahrene Partei- und Politversorgungsstrukturen ernsthaft gefährdet sind? Es hat den Anschein, als sollte dies mit den entsprechenden Möglichkeiten unter allen Umständen verhindert werden. Es lebe die „Filzokratie“.

Wir können uns kaum vorstellen, dass sich die „Schreibende Zunft“ solcherlei Ansinnen andient, stellt sie doch, wie oben bereits erwähnt, die „vierte Gewalt“ im Lande dar.

Es bleibt nur zu hoffen, dass der politische Souverän unser Bestreben unterstützt.

Sie alle, die Wählerinnen und Wähler im Saarland, sind dieser Souverän.

Nur Sie können diesem zügellosen Treiben ein Ende setzen und dieser Politik, von der sich sehr viele von Ihnen sicherlich weder angesprochen noch vertreten fühlen, letztlich die rote Karte zeigen.

Wer weiteres zur „Filzokratie“ wissen möchte, kann sich unter www.saarlandinside.de zusätzlich informieren.

Diese Informationen können dann vielleicht entscheidend dazu beitragen, dass am 26. März 2017 durch die saarländische Bevölkerung ein klares Zeichen gesetzt wird und dann tatsächlich die Chance zur Veränderung gegeben ist.

Ihre Stimme zählt, Ihr Wahlauftrag ist unsere Verpflichtung.

Wählen Sie DIE REFORMER. Wir denken anders!

Vielen Dank.

 

 DIE REFORMER                                                          

 saarland@die-reformer.de

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Fotoquelle:

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Namensnennung: Niesefrosch aus der deutschsprachigen Wikipedia

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Der Gottkanzler ist nackt

Erstellt von Redaktion am 21. März 2017

Die SPD ist geradezu berauscht von Martin Schulz,

 

File:2015-12 Martin Schulz SPD Bundesparteitag by Olaf Kosinsky-12.jpg

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Hei Schröder: Von Heute an mache ich hier den Martin und du den Leo !

der den Genossen mit seiner inhaltsleeren Predigt am Sonntag die Tränen in die Augen trieb. Das ganze erinnert an den Aufstieg von Karl-Theodor zu Guttenberg.

Ein Kommentar von Ulrike Posche

Ehrlich gesagt: Mich hat es gestern ein wenig gegruselt, als Martin Schulz mit der gigantischen Phrasendreschmaschine durch seine Antrittsrede als a) SPD-Vorsitzender und b) Kanzlerkandidat flegelte; als er alle rhetorischen Hämmerchen einsetzte, die Politiker in ihrem Handwerkskasten so mit sich führen; als er im großen Bogen durch das Ungefähre, das Gute und Wahre stanzelte und seinen Genossen die Tränen in die Augen trieb.

Ein bisschen ging es mir mit Martin Schulz wie mit dem Film „La-La-Land“. Man weiß nicht genau, was er einem sagen will, aber es macht ein wohliges Gefühl, wenn Emma Stone im gelben Kleid tanzt.

  • „Kunst und Kultur gehören in die Mitte der Gesellschaft“, sagt er. Wow!
  • „Deutschland ein Stück weit gerechter machen.“ Supi!
  • Den „Respekt vor jedem einzelnen Menschen, (Achtung: rhetorische Wiederholung!) vor jedem einzelnen Menschen, jedem Mann, jedem Kind, jeder Frau“, in den Mittelpunkt stellen. Krass!
  • Er bemühte „die kleine Bäckerei“, die „hart arbeitenden Menschen, die sich an die Regeln halten“ und prangerte das „unerträgliche Lohngefälle zwischen Männern und Frauen an“. R-E-S-P-E-C-T!

Karl-Theodor zu Guttenberg lässt grüßen

Dass sich einer diese Hits der 70er, 80er und dem Besten von gestern noch traut! Wer wollte das nicht – seit dreißig Jahren: Bildung für alle, zum Beispiel, und umsonst natürlich? Frieden? Gerechtigkeit? „Gleichen Lohn auch für die Frau, sonst machen wir noch mehr Radau“? Martin Schulz flirtet gern mit dem Kitsch. Und er kokettiert mit seiner Nicht-Intellektualität. Aber heißt das denn, dass man nicht wenigstens ein kluges Gedankenbild in die Luft malen könnte? Dass man nicht ein einziges Mal eine geistreiche Formulierung in den Raum stellen darf – eine mit Inhalt? Dass man eine Idee, einen Plan hat, eine intelligente Verknüpfung, die niemand zuvor je so gehabt hat? Reicht denn das so gefühlvoll Vorgetragene seinen Jüngern und denen, die ihn demnächst wählen sollen?

Quelle : Der Stern >>>>>> weiterlesen

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Fotoquellen :

Schröder — Urheber André Zahn / CC BY-SA 2.0 de

Schulz —–

attribution share alike This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license.
Flag of Germany.svg
Author Olaf Kosinsky / Own work

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Nouroz die iranische Seele

Erstellt von Redaktion am 21. März 2017

Nouroz und die iranische Seele

Naghshe Jahan Square Isfahan modified2.jpg

Teheran begrüßt das neue Jahr mit Goldfischen, Dattelkuchen und dem Buchstaben S

von Charlotte Wiedemann

Es gibt eine Art von Aufregung, die Kinder befällt, wenn sie sich in einer Konsumwelt befinden, die ihnen üblicherweise fern und fremd ist. An den erregten Kindern bemerkte ich sie zuerst, die Armut. Sie betritt in den Tagen vor Nouruz die Straßen, Plätze und Einkaufspassagen Irans und zeigt sich in ihrem ganzen Ausmaß.

Womöglich sind es jene zehn Millionen, von denen Experten sagen, sie hätten nur das Allernötigste, zehn Millionen von achtzig Millionen Iranern. Arm zu sein ist eine Schande, deshalb verbirgt sich die Armut an den meisten Tagen des Jahres, zieht sich ins Innere der Häuser zurück. Vor Nouruz aber geht sie aus.

Wörtlich bedeutet Nouruz der neue Tag, gemeint ist seit Menschengedenken das neue Jahr, das Leben, das Licht, der Frühling. Daran teilzuhaben, kann auch Armut nicht hindern.

In Teheran bekamen Bedürftige als Gegenleistung für das Einsammeln von Müll Nouruz-Gratifikationen, Kaufgutscheine. In Yazd, am Rande der Wüste gelegen, fielen mir die vielen ländlich gekleideten Gestalten auf, denen große Mengen billiges Zeug angeboten wurde, auf Wühltischen oder gleich in Haufen auf dem Trottoir: Socken, Badelatschen, Plastikgürtel. Es ist Sitte, sich neu einzukleiden für das neue Jahr, und offenkundig sollte für jeden zumindest ein Plastikgürtel dabei sein.

Nun in Schiras: Die Bürgersteige der Lotf-Ali-Khan-Zand-Straße sind so voll, dass es unmöglich ist, gegen den Strom der Fußgänger zu gehen. Fliegende Händler besetzen im Getümmel jede für Momente freie Nische, manche stehen auf Plastikhockern, um ihr Angebot über die Köpfe der Menge zu rufen. Jeans, preiswert wie nie. Letzte Gelegenheit zum Kauf von Goldfischen; sie schwimmen wie tot in winzigen Tütchen. Grellgrünes Plastikgras, Prosperität verheißend.

Das Püppchen namens „Sara“, mit dem die Islamische Republik Barbie den Kampf angesagt hat, trägt zu Nouruz ein knallbuntes Folklorekostüm, natürlich langärmelig und mit einem winzigen Tüllhidschab am Hinterkopf. Damit konkurriert eine leichtbekleidete Version, vermutlich chinesischer Fabrikation: Groß wie ein zweijähriges Kind steht sie auf dem nächtlichen Straßenpflaster, im dekolletierten Abendkleid, neongrün. Ein Mädchen, bis zum Kopftuch in Schwarz, hockt sich in einem von den Eltern unbeobachteten Moment vor die Puppe, umarmt den schlanken Körper, streichelt die blonden Haare, zupft an den Brüsten.

An Straßenecken, wo einst an solchen Tagen Gaukler und Märchenerzähler standen, führt das iranische Prekariat aus der Not geborene Kunstfertigkeiten vor; sie dienen natürlich dem Verkauf von Utensilien. Etwa die Schnellsticknadel: Ein Mann, dessen Finger von einer Batterie betrieben scheinen, produziert in rasender Geschwindigkeit ein frotteeweiches Rosenbild.

Das aufziehende Jahr ist 1395; ich kaufe es mir als vier glitzernde Zahlen auf künstlichen Erdbeeren; bei näherem Hinsehen haben sie einen Docht, es sind Kerzen. Während meine falschen Erdbeeren also das Jahr 1395 ankündigen, befindet sich die übrige islamische Welt längst im Jahr 1437 – die Iraner halten mit ihrem Kalender nicht nur Abstand vom Westen, sondern auch von den übrigen Muslimen.

Die Erklärung dafür findet sich in dem Wort „Sonnen-Hidschra“. Die Iraner zählen die Jahre ab der Hidschra, dem Auszug des Propheten Mohammed aus Mekka nach Medina im Jahr 622 n. Chr. Doch das iranische Jahr beruht wie das unsrige auf dem Lauf der Erde um die Sonne, während andere Muslime das Mondjahr zugrunde legen – und das beträgt nur 355 Tage. Die kleine Differenz hat sich über die Jahrhunderte summiert.

Um gleichwohl im Rhythmus der Umma, der muslimischen Weltgemeinde, zu bleiben, richten sich die religiösen Feiertage in Iran wie anderswo nach dem Mondkalender. Sie schieben sich deshalb, wie wir es vom Ramadan kennen, im Schritt von zehn oder elf Tagen rückwärts durch das Sonnenjahr.

***

Iraner sein ist eine komplexe Angelegenheit. Diesmal ragen die schiitischen Trauertage für Fatemeh, die Tochter des Propheten, in den Vor-Nouruz-Trubel hinein; eine eigentümliche Kol­li­sion von ritueller Entschleunigung und kommerzieller Ekstase. Für die Umzüge von Männern, die mit Lehmflecken auf schwarzen Hemden ihre Trauer um die Verstorbene bekunden, werden Straßen gesperrt. Manche Passanten bleiben stehen und klopfen sich zum Zeichen der Anteilnahme rhythmisch auf die Brust, während andere mit Einkaufstüten ruppig durch die Menge drängeln.

Obwohl mir Iran keineswegs neu ist, habe ich unterschätzt, mit welcher Wucht sich Nouruz über das Land legt – ein vorislamisches Fest in einer islamischen Republik. Sogar Redaktionen staatsnaher Organe verkünden mit einem Abschiedsbild, sie gingen jetzt zwei Wochen in Ferien. Und der Kaufrausch übertrifft bei weitem, was ich aus der Vor-Ramadan-Zeit sunnitischer Länder kenne. Auch zum Ramadan kleidet man sich neu ein; Regeln einer Epoche, in der Garderobe noch nicht aus Sweatshops kam. Wenn es aber stimmt, dass sich an Nouruz die iranische Seele zeigt (und davon sind Iraner überzeugt), dann füllt der Konsum eine ihrer Kammern.

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In den Gärten von Schiras lassen sich Paare in historischen Kostümen vor Palästen und Wasserfontänen fotografieren. Eine Szene im Schapuri-Garten halte ich im ersten Moment für eine Filmaufnahme: Eine Assistentin zeigt zwei jungen Leuten, wie sie sich im Licht eines Scheinwerfers auf einer Bank neben einem Grammofon platzieren sollen, im Hintergrund die weißen Säulen des Herrenhauses. Die Frau, die ich für eine Schauspielerin hielt, ist heftig geschminkt und gibt vor, auf einem Zupfinstrument zu spielen; ihr Partner trägt einen Seidenkaftan und versucht sich an einem Gesichtsausdruck, der zu seiner historischen Samtkappe passt. „Bitte nicht zu eng sitzen!“, mahnt die Assistentin. Diese Anweisung hat nichts mit der Gegenwart der Islamischen Republik zu tun, sondern mit originalgetreuer Schicklichkeit des 19. Jahrhunderts.

Als das Shooting vorbei ist, nimmt der Mann im Seidenkaftan erleichtert die Kappe vom Kopf, und die beiden fassen sich zärtlich an den Händen. In einem provisorisch aufgebauten Digitalstudio werden die Fotos an Ort und Stelle auf dem Bildschirm begutachtet und nach den Wünschen der Kunden retuschiert.

Fotosessions auch in anderen Parks, etwa dem Afif-Abad-Garten, der sich im Besitz des Militärs befindet und hinter dem Eingang gleich mit Kanonen aufwartet. Unter den geschmeichelten Blicken ihrer Eltern posieren kostümierte Schuljungen mit Schwertern und Schießeisen, die man an Kiosken ausleihen kann. Im Teehaus des Parks werden auf Fliesen mythische Helden dargestellt, und ein Gast mit üppigem Vollbart erklärt mir, er trage einen Dariusbart. Unter Da­rius I. hatte das Persische Reich seine größte Ausdehnung, von Ägypten bis Indien.

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Quelle : Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle : Autor — Arad MojtahediModified version of: Image:Naghshe Jahan Square Isfahan.jpg

  • CC BY-SA 3.0view terms
  • File:Naghshe Jahan Square Isfahan modified2.jpg
  •  Naghsh-i Jahan Square, Isfahan, Iran (Edited version)

 

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Wer ist hier der Messias ?

Erstellt von Redaktion am 21. März 2017

Ein Journalist darf nie zufrieden sein

Der Messias und die Presse

Schulz wurde mit 100 Prozent der Stimmen gewählt – das „riecht nach Nordkorea“. 80 Prozent gelten dafür als „Abstrafung“. Ja, wie denn nun?

File:Pape François Parlement européen Strasbourg 25 nov 2014 23.jpg

In den Mund gelegt : „und wer sind Sie? —  Ich bin der Papst !!!“

 

von Autorin Uli Hannemann

Martin Schulz ist der erste. Also nicht nur der allererste SPD-Vorsitzende aus Würselen, was ja an sich schon fantastisch genug wäre, sondern auch der erste Kandidat, der mit sage und schreibe hundert Komma null Prozent zum Parteichef gekürt wurde. Beim SPD-Sonderparteitag in Berlin erhielt er 605 von 605 abgegebenen gültigen Stimmen.

Das ist ein Novum in der 154-jährigen Geschichte der SPD, die doch schon so vieles erlebt hat: Sozialistengesetz, Verrat, Verbot und neoliberale Sozialreformen. Natürlich machen sich die Genossen nun Hoffnung auf den Sieg über Angela Merkel bei der Wahl im kommenden Herbst. Seit Gerhard Schröder, dem Vater jener Reformen, schnupperte nie wieder ein Kanzlerkandidat der SPD auch nur von weitem an dem nach dem Bundestrainer wichtigsten Amt im Staat. Aber gewiss hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Das Ergebnis sei „das große Verdienst Sigmar Gabriels“, lobt die Frankfurter Allgemeine Zeitung hämisch Schulz’ Amtsvorgänger an der Parteispitze und deutet damit unverfroren an, dass erst dessen Unbeliebtheit dem Würselener einen roten Teppich zum Erdrutschsieg ausrollte – die Stairway to Heaven errichtet auf des Niedersachsen Schande.

Die FAZ ist längst nicht das einzige Blatt, das nach Haaren in der Suppe dieses einmaligen ­Ergebnisses sucht. Von einem „realsozialistischen Wahlergebnis“ unkt denn auch die einschlägig erfahrene Sächsische Zeitung, die von so viel Zustimmung selbst bloß träumen kann. Die Begeisterung über einen Mann, der bislang in erster Linie Vorschusslorbeeren erntet, ist ihr verdächtig. Das riecht doch alles verdammt nach Nordkorea. „Schulz hätte auch über das Wetter schwad­ronieren können“, nölt wiederum die Landeszeitung aus Lüneburg.

Ein Warnschuss, ein Denkzettel, ein Signal

Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquellen :

Oben — Ehemalige Doppelstatue von Kim Il-sung und Kim Jong-il

Autor : J.A. de RooEigenes Werk

 

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Gauck geht-Bartsch kommt

Erstellt von Redaktion am 21. März 2017

 

Klausur der Bundestagsfraktion DIE LINKE am 26.27. August in Rostock (4).jpg

Warum nicht den Zauberer selbst –
gibt es nicht sooo viele negative Beispiele mit den Lehrlingen in der Regierung ?

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Linkspartei in der Koalitions-Warteschleife

Autor: U. Gellermann

Man sitzt in der Nähe des Berliner Info-Radios, denkt an nichts Böses und hört die Abschiedskränze rauschen, die dem abdankenden Bundespräsidenten Gauck hinterhergeworfen werden. Und dann, plötzlich, die Stimme von Dietmar Bartsch, dem Vorsitzenden der LINKEN-Fraktion im Bundestag, zum scheidenden Gauck : „Er hat dem Amt Würde zurückgegeben“. Häh? Der Mann, von dem die Formel der neuen deutschen Verantwortung stammt? Der Mann, der Auslandseinsätze keinesfalls ausschließen wollte, sondern mahnte, “den Einsatz militärischer Mittel als letztes Mittel nicht von vornherein zu verwerfen“. Der vor der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg den zynischen Satz abließ: „Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.“ Dieser Front-Pastor soll dem Amt die „Würde zurückgegeben“ haben?

War es nicht der falsche Pastor, der, als er noch der Behörde vorstand, die seinen Namen trug, pünktlich für Stasi-Denunziationen sorgte, wenn Wahlen anstanden? Der vom Rassisten Thilo Sarrazin behauptete, der habe „Mut bewiesen“ und ein „bestehendes Problem offen angesprochen“. Der nach der Bankenkrise den Deutschen mitteilte, die „Antikapitalismusdebatte ist unsäglich albern“. Der sich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk selbst die Krone aufsetzte: „Vielleicht machen sich nicht alle Menschen bewusst, dass die höchste Repräsentanz einer Republik, einer Demokratie doch mindestens so viel Ehrerbietung verdient, wie es ein gekröntes Haupt verdient.“ Und der dem schmutzigen Afghanistankrieg seinen Segen erteilte: „Ich finde den Einsatz nicht gut, aber erträglich und gerechtfertigt.“ Dieser unerträgliche Schwätzer und dumm-stolze Vertreter einer übergroßen Koalition der Selbstzufriedenen, wird von einem Funktionär der Linkspartei mit dem Begriff „Würde“ vergoldet.

Von Dietmar Bartsch ist bekannt, dass er gern ernste, getragene Sätze formuliert, die der eigenen, eingebildeten Würde entsprechen sollen. Weniger bekannt, nahezu in Vergessenheit geraten, ist ein Satz von ihm über die Hartz-Vierer aus dem Jahr 2011. Bartsch hatte sich gerade auf den Weg gemacht für den Parteivorsitz zu kandidieren, als er in der Berliner Insel-Galerie auf die Frage, wie er sich denn die vielen widerstreitenden Meinungen und Fraktionskämpfe in der Linkspartei erkläre, einen interessanten Blick in seine Psyche ermöglichte: Da in Zeiten schlechter Wahlergebnisse die Mandate knapper seien, würden sich die Abgeordneten der Linkspartei um die Posten streiten wie „die Hartz-Vierer um den Alkohol“. Die Wahl zum Parteivorsitz verlor er dann.

Das ist der ganze Bartsch: Verächtlich gegenüber denen ganz unten, und schleimig gegenüber denen weit oben. Der Mann steht dem rechten Flügel der Linkspartei vor. Da sammeln sich jene Truppen, die unbedingt in eine Regierungskoalition auf Bundesebene wollen. Koste es, was es wolle. Da soll es doch auf so ein bißchen Gauck-Pinselei nicht ankommen.

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Wegen der vielen Nachfragen der Link zur Radio-Sendung (in das Gauck-Foto klicken):http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/201703/17/109808.html

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Fotoquelle: Fraktion DIE LINKE. im BundestagFlickr: Klausur der Bundestagsfraktion DIE LINKE am 26./27. August in Rostock

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