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Archiv für Februar 28th, 2017

Unsere Meldung des Tages

Erstellt von Redaktion am 28. Februar 2017

Hochtief erwägt Bewerbung für Mexiko-Mauer

Deutsche Geschäfte – Lassen  der Welt nur die Reste

Deutschlands größter Baukonzern erwägt, sich um den Auftrag für den Bau einer Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko zu bewerben. Hinter der Ankündigung dürfte taktisches Kalkül stecken.

Der Baukonzern Hochtief könnte sich um den Auftrag zum Bau einer Grenzmauer der USA zu Mexiko bewerben. Derzeit sei noch unklar, was die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump plane, sagte Konzernchef Marcelino Fernandez Verdes am Dienstag in Düsseldorf. Hochtief sei aber offen für alle Aufträge in den USA.

Trump hatte immer wieder angekündigt, eine Mauer an der Grenze errichten zu wollen. Das Hochtief sich gerade jetzt offen für den Bau der Mauer zeigt, könnte auch taktisches Kalkül sein. Das Unternehmen versucht womöglich, sich frühzeitig mit dem US-Präsidenten gutzustellen.

Quelle : Spiegel >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Tony Webster from Portland, Oregon, United States / gesehen in Berlin

CC BY 2.0

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Vor Ägypten-Reise Merkels

Erstellt von Redaktion am 28. Februar 2017

ROG fordert Freiheit für inhaftierte Journalisten

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/WMF_building_wiki_wall_in_August_2014_caricature.jpg

Merkels zukünftige Mauer um Europa ?

Berlin (ots)

Reporter ohne Grenzen (ROG) ruft Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich bei ihrer Ägypten-Reise Ende dieser Woche für die Freilassung inhaftierter Journalisten und für Reformen an medienfeindlichen Gesetzen einzusetzen. Unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat die Unterdrückung der Pressefreiheit in Ägypten erschreckende Ausmaße angenommen. Mindestens 25 Journalisten sitzen wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, darunter der seit mehr als drei Jahren ohne Urteil inhaftierte Fotojournalist Shawkan.

„Ägypten unterdrückt kritischen Journalismus mit brachialen Methoden“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Justiz muss endlich aufhören, Journalisten jahrelang ohne Urteil festzuhalten oder in grotesken Massenprozessen abzuurteilen. Bundeskanzlerin Merkel muss bei ihren Gesprächen deutlich machen, dass solche Praktiken durch nichts zu rechtfertigen sind.“

Ägypten steht auf Platz 159 von 180 Ländern auf der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit. Das Land zählt neben der Türkei und China zu den Staaten mit den meisten wegen ihrer Arbeit inhaftierten Journalisten weltweit. Viele Häftlinge berichten von Folter und Misshandlungen, einige erhalten trotz schwerer Erkrankungen keine angemessene medizinische Versorgung.

FOTOGRAF SHAWKAN IST SEIT 2013 OHNE URTEIL IN HAFT

Besonders gravierend ist der Fall von Mahmud Abu Seid alias Shawkan, der als freier Fotograf unter anderem für die Agenturen Demotix und Corbis sowie für das deutsche Magazin Focus arbeitete. Er wurde am 14. August 2013 festgenommen, als er über die gewaltsame Auflösung der Protestcamps von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi berichtete. In einem Massenprozess mit mehr als 700 weiteren Angeklagten steht er seit Dezember 2015 wegen Vorwürfen wie Waffenbesitz, Teilnahme an einer illegalen Versammlung, Störung des öffentlichen Friedens, Mord und Mordversuch vor Gericht.

Obwohl Shawkan von den Folgen zeitweiliger Einzelhaft und einer Hepatis-C-Erkrankung schwer gezeichnet ist, wurde ihm eine Haftverschonung aus medizinischen Gründen bislang versagt. Die UN-Arbeitsgruppe zu willkürlicher Haft forderte vergangenen August seine sofortige Freilassung (http://t1p.de/01kp). Zuletzt wurde Shawkans Prozess vergangenen Samstag auf den 21. März vertagt (http://t1p.de/q8fz). ROG fordert unter anderem mit einer Protestmail-Aktion seine Freilassung (www.reporter-ohne-grenzen.de/mitmachen/shawkan).

Abdullah al-Facharani und Samhi Mustafa wurden am 11. April 2015 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Derzeit läuft in Kairo ihr von einem Berufungsgericht angeordnetes Wiederaufnahmeverfahren. Facharani und Mustafa wurden am 25. August 2013 festgenommen. Zunächst warf man ihnen Störung des öffentlichen Friedens vor, später schwenkte der Generalstaatsanwalt auf den Vorwurf der Verbreitung von Chaos und falschen Informationen um.

Zudem beschuldigte er sie, an der Bildung einer „Kommandozentrale“ beteiligt gewesen zu sein. Deren Ziel sei es gewesen, falsche Nachrichten und manipulierte Bilder im Ausland zu verbreiten, um die Regierung zu destabilisieren und die Muslimbruderschaft zurück an die Macht zu bringen (http://t1p.de/hkhk).

Die beiden Journalisten gehören zu den führenden Köpfen des Bürgerjournalimus-Projekts Rassd. Sie wurden in der Vergangenheit auch von der Deutsche Welle Akademie trainiert, und Facharani besuchte im Sommer 2012 im Rahmen einer „Blogger-Tour“ des Auswärtigen Amts Deutschland. Beide haben über Misshandlungen in Polizeigewahrsam berichtet, ihr Prozess war von schweren Verfahrensmängeln gekennzeichnet. Sie wurden in einem Massenverfahren mit insgesamt 51 Angeklagten abgeurteilt, darunter der Anführer der Muslimbruderschaft Mohammad Badie und weitere ranghohe Vertreter der Organisation. Die Arbeitsgruppe des UN-Menschenrechtsrats zu willkürlichen Verhaftungen stuft auch ihre Haft als willkürlich ein und hat ihre sofortige Freilassung gefordert (http://t1p.de/que1).

FÜHRUNG DES JOURNALISTENVERBANDS ZU HAFTSTRAFEN VERURTEILT

Drei führende Köpfe des ägyptischen Journalistenverbands wurden am 19. November zu jeweils zwei Jahren Haft verurteilt. Verbandspräsident Jahja Kalasch sowie die Vorstandsmitglieder Gamal Abd al-Rahim und Chaled el-Balschi sollen im vergangenen April zwei wegen einer Protestaktion gesuchten Journalisten Zuflucht vor den Behörden geboten haben (http://t1p.de/qt3w). Ihr Berufungsprozess geht am 25. März weiter (http://t1p.de/qupj).

Seit Ende November 2015 ist der Investigativjournalist Ismail Alexandrani im Gefängnis, der vor allem über Jihadistengruppen auf der Sinai-Halbinsel berichte hat. Die Behörden werfen ihm vor, er habe falsche Informationen verbreitet und sei ein Mitglied der verbotenen Muslimbruderschaft. Obwohl ein Richter am 20. November 2016 seine Freilassung unter Auflagen anordnete, ist er weiterhin in Haft: Das Gericht folgte gab der Berufung der Staatsanwaltschaft gegen die Freilassung statt (http://t1p.de/qt3w). Die Untersuchungshaft wurde zuletzt am 12. Februar für weitere 45 Tage verlängert (http://t1p.de/14dn).

GESETZ SIEHT STAATLICH KONTROLLIERTEN MEDIENRAT VOR

Auch neue Gesetze engen den Spielraum für unabhängigen Journalismus in Ägypten immer weiter ein. Im Dezember 2016 verabschiedete das Parlament ein Mediengesetz, das die Gründung eines vom Präsidenten ernannten Medienrats vorsieht (http://t1p.de/v5r6). Dieser soll unter anderem die Finanzierung von Medienunternehmen untersuchen, Verstöße gegen die „nationale Sicherheit“ ahnden und das Recht der Bürger auf „freie und wahrhaftige“ Berichterstattung schützen.

Ein Anti-Terror-Gesetz von August 2015 sieht hohe Geldstrafen für Journalisten vor, die in ihren Berichten über Anschläge und andere Aktivitäten von Extremisten von offiziellen Angaben wie der Zahl der Anschlagsopfer abweichen (http://t1p.de/me0z).

Weitere Informationen zur Lage der Journalisten in Ägypten finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/ägypten, die Protestmail-Aktion für den inhaftierten Fotografen Shawkan unter www.reporter-ohne-grenzen.de/mitmachen/shawkan.

Pressekontakt: Reporter ohne Grenzen

Ulrike Gruska / Christoph Dreyer / Anne Renzenbrink
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 (0)30 609 895 33-55 
F: +49 (0)30 202 15 10-29 
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  Karikaturquelle : Autor : Don-kun - Eigenes Werk 

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Ruhig auch mit Trööt

Erstellt von Redaktion am 28. Februar 2017

Kommentar Parteiischer Journalismus

Diese „Diktatoren“ des Westens vertreten ihre Bevölkerungen
und verbreiten „Fake -News“ ?

Nun ist er doch in U-Haft genommen worden, der Journalist Deniz Yücel, in der Türkei – Istanbul. Und die Deutsche Regierung – der selbst ernannte Außenminister (Erzengel) Gabriel zeigte dem Österreichischen Minister fürs Äußere, erst einmal den Deutschland-Zeige-Finger eines Besserwessis. Nein nicht den Finger aus Sachsen, den hat er sich vielleicht inzwischen gewaschen !

Die Deutsche Gesellschaft ruft unterdessen zu Protesten in Form von Autokorsos auf. Unter anderen in Berlin, Hamburg und sogar in München. Dieses sind allerdings keine Fake- News wie sie augenscheinlich von den großen Machern, der Regierung so sehr gefürchtet werden.  Böhmermanns Ziegen gleich Erdogan, springen sie so über ihre eigenen Gesetze, um den, in den Neuen Medien aufkommenden Kritiken das demokratische Handwerk zu legen. Ist es doch nicht gerade angenehm  der eigen Unfähigkeit überführt zu werden.

Und dieses alles am Klingel – Dienstag, wo wir gerade hier absolut  keine Karneval Fake-News verbreiten. So konnten wir vor eigen Jahren lesen, dass sich in den fünfziger Jahren ein Protestantischer Prediger in Hamburg aufmachte, seine Familie einschließlich Kind und Kegel, in die damalige DDR einzuschleusen. Und vielleicht mit Hilf eines Schlauchboot über die Elbe, den meterhohen Wellen zu trotzen? Diesem Menschen verfolgte der göttliche Auftrag seine Familie in das bessere System der DDR zu überführen.

Jahre später wurde eine Person bekannt welche sich als linientreuer Vasall durch FDJ Gruppen, – SED und Stasi Mitgliedschaft über das Abitur bis auf einen Studienplatz in absoluter Linientreue  auch schleimte. In der Schweizer und verschiedenen englisch schreibenden Presseausgaben wurden auch Fotos von der Beobachtung des Robert Havemann Hauses gezeigt. Einem ehemaligen DDR Dissidenten. Diese Fotos, wie auch die begleitenden Artikel sind allerdings im Laufe der Jahre alle stillschweigend verschwunden. Geblieben sind uns nur die persönlichen Erinnerungen, ein DR. Titel und der IM Name – Erika.  

Fake – News, Märchen aus 1002 Nächten – vielleicht? Manchmal erfahren wir später die ganze Wahrheit ? Obwohl dessen, die Geschichte geht ja noch weiter: Mitgliedschaft in  einer westdeutschen Partei, der trotz eines Ludwig Erhard endlich einmal die Freie Marktwirtschaft eingehämmert werden musste?  Und noch in der letzten Woche lasen wir Berichte in der Presse von Walter Kohl, dem ältesten Sohn seines Vaters Helmut, welche zum weiteren Nachdenken reizen ?

Kommentar Redaktion DL/IE 

Autor : Klaus Raab

Ein Journalist dürfe sich nicht mit einer Sache gemein machen, heißt es. Stimmt, er darf nicht – er muss es sogar.

Dem früheren „Tages­themen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs wird das Bonmot zugeschrieben, ein Journalist dürfe sich nicht mit einer Sache gemeinmachen, auch nicht mit einer guten. Dass Friedrichs den Satz so eigentlich nicht gesagt hat, ist eine andere Geschichte. Eine ganze Journalistengeneration wurde trotzdem damit imprägniert.

Es ist natürlich auch viel dran an dem Satz. Es ist sinnvoll, die Ebenen getrennt zu halten. Akteure handeln. Aktivisten kämpfen. Journalisten sind für die Wahrheitsfindung zuständig, und die Suche gestaltet sich schwieriger, wenn man selbst mitten im Gewusel steckt und auch noch eigene Interessen dabei hat. Es ist, konkret gesagt, problematisch, wenn jemand darüber entscheidet, ob eine neue Greenpeace-Studie methodisch einwandfrei und berichtenswert ist, der bei der nächsten Aktion das Schlauchboot steuert.

Die Sache ist nur: Als vergangene Woche zahlreiche Journalistinnen und Journalisten darüber diskutierten, ob man sich in diesem Beruf mit einer bestimmten Sache gemeinmachen dürfe, war die Antwort vieler: dürfen? Nein. Man muss.

Es ging um den Fall des Türkei-Korrespondenten der Welt und ehemaligen taz-Redakteurs Deniz Yücel, der in Istanbul der Ausübung seiner Arbeit wegen in Polizeigewahrsam genommen worden war. Es geht ihm wie vielen türkischen Journalistinnen und Journalisten, aber Yücel, der zwei Pässe hat, ist der erste Korrespondent eines deutschen Mediums, dem es so ergeht.

Ein Türke in der Türkei?

Es setzte daraufhin eine Welle der Solidaritätsbekundungen für ihn ein. Yücel wurden Kolumnen gewidmet, es gab einen Autokorso. Die Welt, sein Arbeitgeber, schrieb: „Wir sind Deniz“. Und die taz, an deren Erdgeschossfenstern #FreeDeniz-Poster hängen, tut auch gar nicht erst so, als sei sie neutral. Der eine Teil der Medienbranche machte sich also gemein mit ihm.

Die Diskussion entspann sich dann daran, dass in einigen Medien auch Artikel über Yücels Festsetzung erschienen waren, aus denen nicht klar hervorging, auf wessen Seite die Autoren stehen. Wenn sich selbst große Zeitungen „nicht zur Verteidigung der Pressefreiheit aufraffen, haben wir echt ein Problem“, schrieb danach ein deutscher Kolumnist bei Twitter. Andere äußerten sich ähnlich.

In einem Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wurde etwa angedeutet, worüber nun dringend zu sprechen sei, sei die Entsendungspolitik der Welt: Warum schicke sie ausgerechnet einen Türken in die Türkei, seine Staatsbürgerschaft erschwere ihm nun die Lage; außerdem sei er, verkürzt gesagt, seiner Herkunft wegen nicht unbefangen. Und an einem Text in der Süddeutschen Zeitung missfielen vielen die Zwischentöne. „Yücels Journalismus ist immer auch ein ganz großes: ‚Trööt!‘“, hieß es darin. Der türkische Journalismus sei mittlerweile so aufgeladen, dass er „offenbar nur noch Parteinahme für oder Gegnerschaft zu Erdoğan kennt“. ­Yücel habe sich dabei klar auf der Seite der Gegner positioniert; „der Übergang zum Aktivisten: fast schon fließend“.

Das Reinheitsgebot

Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Pete Souza Auf die Infoboxvorlage des Erstellers verlinken wikidata:Q2073333Gemeinfrei

 

 

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Neger kennt man nicht

Erstellt von Redaktion am 28. Februar 2017

TAGESSCHAU und politische Korrektheit

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Tagesschau_logoen_2013-07-11_13-56.jpg

Autor : Uli Gellermann

Neulich im Landesrundfunkhaus in Hamburg. Ein Seminar von ARD-aktuell zur Politischen Korrektheit, es referierte Dr. Kai Gniffke, Herr über die TAGESSCHAU und ihre Derivate: „Wir müssen auch und gerade jetzt im Sprachgebrauch unserer Formate auf sprachliche Korrektheit achten. Zum Beispiel möchte ich das Wort „Obdachlose“ nicht mehr hören, ich erwarte, dass sie alle nur noch das Wort „Wohnungssuchende“ verwenden. Das klingt nicht so brutal und beinhaltet außerdem eine gewisse Hoffnung: Man muss nur lange genug suchen, dann findet sich schon ein Obdach! Oder „Eskimo“: Die heißen Inuit oder so! Statt über „Arbeitslose“ sollten wir wirklich lieber über „Erwerbslose“ reden. Denn in Wahrheit hat der Erwerbslose jede Menge Arbeit auf den Ämtern (Gniffke kichert fröhlich, immer gern bei seinen Witzen) und außerdem hat der „Erwerb“ so einen Klang nach Wettbewerb, ist also positiv konnotiert und verspricht, dass der Arbeitslose sich was erwerben könnte wenn er denn nur wollte. Am ärgerlichsten ist das fatale N-Wort. Den Begriff „Neger“ will ich nie und nimmer und keinesfalls mehr hören. Ich weiß, Menschen aus dieser Sprachgruppe schwimmen häufig im Mittelmeer. Da gerät man natürlich in Versuchung statt „Farbiger“ – „Schwarzer“ oder „Afrikaner“ das N-Wort zu benutzen, zumal sie ja aus Nigeria kommen könnten. Um dieser Versuchung zu entgehen und auch um den Anteil schlechter Nachrichten zu senken, werden wir künftig nicht mehr jeden dahergeschwommenen farbigen Mittelmeer-Toten – auch ein schönes Wort übrigens – melden.“ Rauschender Beifall umwehte den Chefredakteur von ARD-aktuell.

Programmbeschwerde
 74  Leichen – na und?

http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-18475.html
 
Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte,
Sehr geehrter Herr Intendant Marmor,

am Dienstag, 21. Februar, berichtete ARD-aktuell in der Tagesschau um 20 Uhr zu dramatischen Luftaufnahmen vom Unglücksort:
Im australischen Melbourne ist ein Kleinflugzeug kurz nach dem Start in ein Einkaufszentrum gestürzt. Der Pilot und die Insassen, vier Touristen aus den USA, starben. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren die Geschäfte noch nicht geöffnet. Der Absturzort liegt neben einer stark befahrenen Straße. Unglücksursache war vermutlich ein Triebwerksausfall.
Quelle: s. Betreff
Was die ARD-aktuell in ihren sämtlichen Sendungen dieses Tages nicht berichtete, war die folgende Nachricht, als Agenturmaterial verfügbar und einen Tag später in allen bedeutenden Zeitungen so oder ähnlich nachlesbar:
TRIPOLIS.- Vor der libyschen Küste sind bei einer neuen Flüchtlingstragödie Dutzende Migranten ertrunken. 74 Leichen seien an der Küste des Bürgerkriegslandes angespült worden, sagte der regionale Sprecher der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Stephen Ryan am Dienstag.[…]. Das Boot der Verunglückten habe am Samstag in der Stadt Sabrata etwa 70 Kilometer von Tripolis entfernt abgelegt […] Insgesamt seien 110 Menschen an Bord gewesen. Das Schicksal der noch nicht gefundenen Flüchtlinge blieb zunächst unklar.[…]
Quelle u.a.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.libyen-74-ertrunkene-fluechtlinge-an-der-kueste-entdeckt.b8b6ec9e-ac18-4805-b5f3-24ea46b0becc.html
In dem, was ARD-aktuell an diesem 21. Februar für berichtenswert hielt und was nicht, zeigen sich der ganze dramatische Verlust an journalistischer Professionalität und der moralische Verfall dieser öffentlich-rechtlichen Institution. „Flaggschiff“ des Ersten Deutschen Fernsehens!
Vier tote US-Amerikaner und ein toter Australier sind eine Filmnachricht wert; über die 110 ertrunkenen Flüchtlinge wird kein Wort verloren. Die waren ja bloß Afrikaner, nicht wahr?  
Was sich weder journalistisch noch gar moralisch begründen lässt, das wird allerdings, im politischen Kontext betrachtet, deutlich erkennbar als übelster politischer Opportunismus.
Hier ist er, der Kontext: Bundeskanzlerin Merkel hat erst vor wenigen Tagen auf der „EU-Flüchtlingskonferenz“ in Malta die Einrichtung sogenannter Auffangzentren für afrikanische Flüchtlinge in Libyen vereinbart. „Auffangzentren“, das ist allerdings ein Euphemismus für den geplanten Exzess an Unmenschlichkeit angesichts des Elends, dem die Flüchtlinge in diesen schon jetzt bestehenden Todeslagern im zerrütteten Libyen ausgesetzt sind. An Informationen über tote Flüchtlinge in Libyen, gleich ob ertrunken, verhungert oder zu Tode gequält, werden wir uns gewöhnen müssen, das soll demnach wohl kein Thema im Pantoffelkino mehr sein. Die Bundesregierung plant überdies zur Zeit neue Gesetze zur vereinfachten und beschleunigten Abschiebung von Flüchtlingen. Das hat ebenfalls stark inhumane Aspekte, weil die Abschiebungen auch in von Krieg bzw. Bürgerkrieg heimgesuchte Länder wie Afghanistan erfolgen sollen. Heute, Mittwoch, ist bereits die dritte Sammelabschiebung nach Afghanistan vorgesehen, von München aus; allerdings haben sich Schleswig-Holstein und NRW aus humanitären Gründen bereits einer Mitwirkung daran entzogen. Kein Wort darüber in der Tagesschau…
Vor diesem politisch-gesellschaftlichen Hintergrund dürfte ein Tagesschau-Bericht über das neuerliche Massensterben im Mittelmeer als „konterproduktiv“ verstanden worden sein – und ist vermutlich aus Gründen der Regierungsfrömmigkeit und des hirn- und gewissenlosen Konformismus’ dieser Redaktion nicht von ARD-aktuell gebracht worden.
Möglicherweise – bitte überprüfen Sie das – basiert das ganze Elend sogar auf einer ARD-internen „Sprachregelung“. Ein Repräsentant des Chaos-Computer-Club, CCC, des führenden Expertenverbundes deutscher Informatiker, berichtet heute: 
Mich erreicht gerade ein Hinweis von einem Whistleblower aus der ARD. Und zwar sind demnach ARD-Journalisten ausdrücklich angehalten worden, „nicht zu positiv über Asylbewerber in Deutschland zu berichten“. Anlass ist, dass sie sich von der AfD unter Druck gesetzt fühlen und Vorwürfe der Parteilichkeit und „Lügenpresse“-Gekreische aus dem Weg gehen wollen. […] In diesem Sinne: Gehet fort und mehret eure Unbill gegenüber der ARD!  […] Oder, was natürlich auch sein kann: Dass die ARD irgendwie zu dem Schluss gekommen ist, dass ihre Berichterstattung einseitig ist, und das eine Korrekturmaßnahme sein sollte. Ich persönlich hatte ja bisher schon streckenweise den Eindruck, dass die ARD in Sachen Berichterstattung über Themen wie Kriminalität von Asylbewerbern bemüht war, der AfD keine Vorwände zu liefern. 
Quelle: https://blog.fefe.de/?ts=a65436fc
Sehr geehrte Frau Vorsitzende Thümler: Wir betrachten Obiges als Beschwerde über die Verletzung des Programmauftrags und der Programmrichtlinien gem. NDR-Staatsvertrag, für deren Behandlung allein der Rundfunkrat zuständig ist. Wollen Sie es ein weiteres Mal wagen, sie als bloße „Anregung“ abzuwerten und gleich an ARD-aktuell weiterzuschieben, auf dass deren Chefredakteur uns mit einer Larifari-Antwort bediene, weil Sie Ihr Abnicker-Gremium von den Mühen ordnungsgemäßer und gründlicher Arbeit verschonen möchten? Aber wir kennen Sie inzwischen, auch Sie haben keine Probleme damit, gegen Programmrichtlinien zu verstoßen, wenn es der eigenen Bequemlichkeit dient: „Zu den wesentlichen Bestandteilen des Programms zählt  die Information über bisher unbekannte Sachverhalte und Zusammenhänge“ heisst es. Dennoch wollen Sie unterdrückte Nachrichten nicht als eingabe-relevant behandeln.
 
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer

Das TAGESSCHAU-Buch von
Gellermann/Klinkhammer/Bräutigam
kommt bald:
DIE MACHT UM ACHT

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Logoquelle: User:Sogndal 123Eigenes Werk  / CC BY-SA 3.0

  • File:Tagesschau logoen 2013-07-11 13-56.jpg

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