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RENTENANGST

Archiv für November 14th, 2014

Brasilien liebt Jesus

Erstellt von Redaktion am 14. November 2014

Der Vormarsch der Evangelikalen in Politik,
Gesellschaft und Medien

.von Lamia Oualalou

Wenn Marina bis Montag nicht klar Position bezieht, bekommt sie die schlimmste Predigt zu hören, die ich jemals über einen Präsidentschaftskandidaten gehalten habe.“ Mit dieser Nachricht, die Pastor Silas Malafaia am Samstag, dem 30. August, auf Twitter postete, begann eine der wichtigsten Auseinandersetzungen in der jüngsten politischen Geschichte Brasiliens. Am Vorabend hatte Marina Silva, die Kandidatin der Sozialistischen Partei (PSB), ihr Programm vorgestellt – und ein Tabu gebrochen: Sie versprach die Ehe für alle.

Laut einem Urteil des Verfassungsgerichts ist die Homoehe bereits seit Mai 2013 möglich. Daran müssten sich Richter aber nicht unbedingt halten, erklärt Jean Wyllys, der einzige offen schwule Parlamentarier: „Solange wir kein Gesetz haben, sind unsere Rechte nicht geschützt.“ Marina Silva, immerhin praktizierendes Mitglied der äußerst wertkonservativen Pfingstkirche „Assembleia de Deus“, wollte offensichtlich zeigen, dass sie bereit ist, ihre angekündigte „andere Politik“ auch wirklich umzusetzen.

Ein paar Stunden nach Malafaias Tweet ruderte sie jedoch zurück, und die Begeisterung schlug in Empörung um. „Sie haben uns angelogen, Sie haben mit der Hoffnung von Millionen Menschen gespielt; Sie verdienen das Vertrauen des brasilianischen Volkes nicht“, schrieb ihr Wyllys. Er hatte zwar eine andere Kandidatin unterstützt, aber das Wahlprogramm von Marina Silva begrüßt.

Vielleicht ist Silva doch zu streng evangelikal. Oder sie wollte es sich mit den religiösen Wählern nicht verscherzen. Tatsächlich haben sämtliche Kandidaten, auch die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff, einen sogenannten Evangelikalenausschuss eingerichtet, um die Millionen Stimmen dieser rasant wachsenden Gemeinden einzufangen.

Brasilien macht so etwas wie eine religiöse Revolution durch. 1970 bekannten sich noch 92 Prozent der Bevölkerung zum Katholizismus; 2010 waren es nur noch 64,6 Prozent. „Brasilien ist einzigartig: Es ist das einzige große Land, das in so kurzer Zeit eine so tiefgreifende Veränderung seiner religiösen Landschaft erlebt hat“, meint José Eustáquio Alves, Demografieforscher an der Hochschule für Statistik (Escola Nacional de Ciências Estatísticas, ENCE) in Rio de Janeiro. Die evangelikalen protestantischen Kirchen haben sich extrem ausgebreitet, vor allem die

Pfingstgemeinden, während die Mitgliederzahlen der traditionellen protestantischen Gemeinden (evangelisch- lutherisch, baptistisch oder methodistisch) in etwa gleich blieben. Mit 123 Millionen Gläubigen bleibt Brasilien dennoch das größte katholische Land der Welt. „Aber nicht mehr lange“, meint Eustaquio Alves. Nach seinen Berechnungen werden die beiden Konfessionen im Jahr 2030 gleichauf liegen.

Die Umwälzung spiegelt sich auch im Stadtbild wider, etwa auf dem Cinelândia-Platz in Rio de Janeiro, der seinen Namen den großen Lichtspielhäusern verdankt, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Heute sind sie fast alle verschwunden. Anstelle von Filmstars leuchten religiöse Slogans („Gott ist Liebe“) oder Kirchennamen („Universalkirche“, „Weltkirche des Königreichs Gottes“) auf den Neontafeln. So sieht es nicht nur in Rio, sondern auch in allen anderen Großstädten des Landes aus. Und in den Vorstädten richten die Pfingstler überall, wo sich Platz dafür findet, Betsäle ein, zum Beispiel zwischen einer Autowerkstatt und einer Bar. Infolge des rasanten Städtewachstums hat sich die jahrhundertealte Struktur mit Rathausplatz und Kirche aufgelöst. Die evangelikalen Kirchen haben sich dieser Entwicklung angepasst – mit einer Beweglichkeit, „zu der die Katholiken nicht in der Lage waren“, meint Cesar Romero Jacob, Politologe an der katholischen Universität von Rio.

Drei Baracken, eine Apotheke und ein Tempel

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Pascal ThibautVerifizierter Account

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Wolffsohn befiehlt, USA folgen

Erstellt von Redaktion am 14. November 2014

Ein Bundeswehr-Lehrer teilt den den Nahen Osten auf

Autor: Jürgen Heiducoff

Rationalgalerie

Datum: 14. November 2014

Unser Autor war Offizier in der Nationalen Volksarmee der DDU und in der Bundeswehr des vereinten Deutschlands. Er verließ die Bundeswehr im Rang eines Oberstleutnant.

Der Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn ist bekannt für klare und markante Äußerungen. Zuweilen erteilt er auch Empfehlungen für Politik und Militär. Neulich, am 23.10.2014 gab er im Weser Kurier unter der Überschrift „Klüger kämpfen“ Ratschläge für militärische Operationen gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und zur Neugestaltung der internationalen Staatenordnung.

Dabei bescheinigte er der US Luftwaffe militärische Unfähigkeit, wenn sie die Panzer der Terrormilizen nicht treffe. In seinem Beitrag schlug er vor, im Kampf gegen den IS die Bombardements zu intensivieren, effiziente Eliteeinheiten mit hochmoderner Ausrüstung einzusetzen und die Kurden mit Panzern und schwerem Gerät auszurüsten. Jetzt, knapp drei Wochen nach der Veröffentlichung seiner Empfehlungen sieht es fast so aus, als folgten die Amerikaner diesen. In gewohnter Manier legt die US Air Force ganze Siedlungsgebiete in Schutt und Asche und versucht so „gezielt“ Führer des IS zu liquidieren. Dieses Terrorzuchtprogramm basiert auf den Erfahrungen der Kriege gegen Afghanistan, den Irak und Libyen. Es soll der Rüstungsindustrie Spitzenprofite und dem Präsidenten innenpolitisch Stärke garantieren.

Als Fazit gelangt der ehemalige Hochschullehrer an der Universität der Bundeswehr in München in seinem Artikel für die Weserregion zu der genialen Schlussfolgerung, man müsse Staatsgebilde infrage stellen und Grenzen neu ziehen. Syrien und Irak seien künstliche Gebilde. „Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen wollten und wollen nicht unter dem vermeintlich gemeinsamen Dach Syrien oder Irak leben. Sie … wollen einen anderen Staat.“ Und weiter aus der Feder Wolffsohns: „Die nahöstliche Staatenordnung muss neu gedacht und neu gemacht werden. Das gilt nicht nur für die Sunniten, auch für Kurden und Schiiten in Nahost. Über Nahost hinaus gilt das für viele Krisenregionen der Welt. Auch für die Ukraine, Moldawien, Tschetschenien und, ja, Tibeter und chinesische Uiguren. Nur so wird Frieden einkehren.“ 1)

Diese Empfehlungen widersprechen den Grundregeln internationalen Rechts und sind zudem Beispiele maßloser Kompetenzüberschreitungen seitens des Autors. Es ist nicht das erste Mal, dass der Professor Gewalt und Krieg fordert. Er riet bereits Anfang März 2012 im Handelsblatt die Beteiligung Deutschlands und der Bundeswehr an einem Krieg gegen Syrien an. 2) Dieser Beitrag diente der Vorbereitung einer Konferenz der Rüstungsindustrie mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Diplomatie und Militär.

Wolffsohn Gedanken damals: Die Lage in Syrien zwinge auch Deutschland dazu, Farbe zu bekennen. Sanktionen allein könnten das Blutvergießen nicht stoppen. Jetzt müssten Taten folgen – auch militärisch… Wer soll was wie tun? Ja, auch die Bundeswehr sei gefragt… anders als in Afghanistan, wo sie damit beschäftigt gewesen sei, sich selbst zu schützen. Prof. Dr. Wolffsohn schreckte nicht einmal davor zurück, sich zu einem Kriegsplaner, zum Strategen eines Angriffskrieges gegen Syrien aufzuschwingen. Der Bundeswehr, einer Parlamentsarmee, schrieb er zu: … den Syrern gegen ihren Mörder- Präsidenten (zu) helfen. Indem sie – gemeinsam mit anderen demokratischen Staaten – zumindest Waffen und Berater schickt, könnte sie die ersten Schritte einer humanitären Intervention proben – ohne Krieg zu führen. Jene Hilfe wäre für die Bundesregierung eine Frage der Glaubwürdigkeit, denn humanitäre Interventionen … zählen zu den künftigen Kernaufgaben der Bundeswehr. Und Wolffsohn präzisierte: Wie das funktionieren soll?

Zur (Bürger-)Kriegsverhinderung sei es in Syrien zu spät, die anderen Voraussetzungen jedoch gegeben und geboten. Waffenlieferungen und das Einschleusen militärischer Berater lassen sich am besten aus und mit dem Nato-Mitglied Türkei von dortigen Nato-Basen arrangieren. Schließlich entwarf Wolffsohn auch die konkrete Angriffsplanung für die NATO: Eine kleine NATO – Truppe mit arabischen Kontingenten, am sinnvollsten unter türkischer Führung, sollte eine Schutzzone im Nordwesten Syriens errichten. Sie müsste zugleich eine Flugverbotszone für syrische Flugzeuge sein. Die Bundesluftwaffe könnte sich beteiligen, ähnlich wie 1999 im Kosovo-Krieg. Eine zweite Schutzzone wäre aus Jordanien um Daraa im Süden Syriens zu errichten. Jordanien dürfte willig zustimmen. Es sei logisch und moralisch inkonsequent, den Anti-Diktatur-Kämpfern in Libyen zu helfen, aber den syrischen nicht.

Aber so konkrete Planungen sollten doch wirklich den Generälen überlassen bleiben. Die haben wesentlich mehr Erfahrungen, wie man in militärischen Operationen zum Schutze der Menschenrechte Unbeteiligte tötet, ihnen und der eigenen Truppe Leiden und Traumatisierung zufügt. Hat Wolffsohn bei alledem übersehen, dass die Menschenrechte auch für die Syrer gelten, selbstwenn sie auf der Seite des Präsidenten stehen? Wie sollen die Zivilisten geschützt werden, die zwischen die Fronten geraten? Doch dies ist nicht alles. Der Professor macht Weltpolitik und kalkuliert die möglichen Reaktionen großer Kernwaffenmächte und UNO Sicherheitsratsmitglieder im Falle eines Krieges gegen Syrien ein: Wortreich, doch tatenlos würden Russland und China schon beim ersten dünnen Anzeichen eines erneuten Waffengangs in einem arabischen Land protestieren, um bezüglich ihrer „Menschenrechtspolitik“ nicht weiter in die Defensive zu geraten. Russland fürchtet um seine syrische Marinebasis Tartus. Doch dafürwürde es keinen Krieg riskieren. 2) Hat der ehemalige Geschichtsprofessor an der Universität der Bundeswehr in München etwa zu wenig aus den Kriegen der Gegenwart und aus der Ungeeignetheit militärischer Gewalt bei der Lösung der Krisen, besonders im Nahen und Mittleren Osten gelernt?

Wolffsohn ist bekannt für provokative Bekenntnisse. In der „Welt“ schrieb er vor fast fünf Jahren: Angesichts der demografischen und geografischen Ossifizierung der Bundeswehr wackelt hier der altbundesdeutsche Westpfeiler ideologisch. 3) Dem Personal der Bundeswehr warf Wolffsohn mangelnde Bildung vor: Abiturienten kämen in der Regel aus wohlhabenderen Familien. Sie seien unter Wehrpflichtigen und Offizierenunterrepräsentiert. Zunehmend werde die Bundeswehr eine Unterschichtenarmee. Ich muss zugeben, nur schwer Wolffsohns Kausalität zwischen Bildungsgrad und Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen und sozialen Schicht folgen zu können. Will Wolffsohn eine Bundeswehr in den Krieg schicken, deren Personal an mangelnder Bildung leidet? Will er mit einer Unterschichtenarmee Krieg führen?

Für mich persönlich leite ich ab: Die Hälfte meiner fast 40 Dienstjahre war ich Offizier einer Unterschichtenarmee. Und durch meine geografische Herkunft verstärkte ich zudem den Prozess der Ossifizierung der Bundeswehr. Der Professor erlaubt sich, pflichtbewussten und mutigen Bundeswehrsoldaten vorzuwerfen, sie seien in Afghanistan nur damit beschäftigt gewesen, sich selbst zu schützen. Wie gelangte der ehemalige Professor zu solchen Feststellungen? Als Stabsoffizier der Bundeswehr habe ich mehr als drei Jahre in den Kriegsgebieten Afghanistans und Tschetscheniens Dienst getan. Herr Wolffsohn ist mir da nicht begegnet.Insgesamt fällt es schwer, in der Widersprüchlichkeit der Gedanken Wolffsohns ein klares Bekenntnis zu unseren demokratischen Traditionen und Werten zu erkennen.

Quellen:
1) http://www.wolffsohn.de/cms/images/Snippets_pdf/weser-kurier-is
2) http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/syrien-der-westen-muss-jetzt-tatenfolgen-
lassen/6278568.html
3) http://www.welt.de/politik/deutschland/article4368744/Die-Bundeswehr-ist-eine-
Unterschichtenarmee.html

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DL – Tagesticker 14.11.14

Erstellt von Redaktion am 14. November 2014

Direkt eingeflogen mit unserem Hubschrappschrapp

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1.) Wie Bayern eine Porno-Plattform unterstützte

Prüdes Bayern? Von wegen! Der Freistaat bezuschusste mit staatlichen Geldern eine Porno-Plattform im Internet. Im Wirtschaftsministerium ist man über die Entscheidung des verantwortlichen Projektträgers erstaunt.

Der Tagesspiegel

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2.) Herren unter sich

KORRUPTION Der Ethikrat der Fifa hat herausgefunden, dass bei der WM-Vergabe alles mit rechten Dingen zuging – eine Farce. Die Scheintransparenz ist typisch für den Verband

TAZ

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3.) Gericht verbietet Kohl-Zitate in Bestseller

Altkanzler Kohl hat erreicht, dass Zitate von ihm nicht mehr in einer umstrittenen Biografie auftauchen dürfen.

Sueddeutsche

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4.) Sachsen will toleranter werden

In seiner Regierungserklärung verspricht Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich mehr Lehrer und Polizisten und großzügigere Betreuung in den Kitas. Zudem kündigt er eine freundlichere Flüchtlings- und Einwanderungspolitik an. Woher kommen die neuen Töne?

FR

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5.) Fördermittelskandal in Wolmirstedt Webel

sieht Medien als Sündenbock

Wulf Gallerts Schwägerin müssen am Donnerstagvormittag mehrfach die Ohren geklingelt haben. Die den meisten Parlamentariern und Gästen im Landtag von Sachsen-Anhalt unbekannte Frau und Chefin des Rechnungsprüfungsamts des Bördekreis wurde von ihrem ehemaligen Arbeitgeber quasi zur Kronzeugin erhoben.

MZ

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6.) Gauweiler soll Gutachten zu Gauck

beauftragt haben

Das Gutachten über die Kompetenzen des Bundespräsidenten, das im Bundestag kursiert, soll von Peter Gauweiler in Auftrag gegeben worden sein. Er hatte Gauck bereits mehrfach kritisiert.

Die Welt

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Der, Die, Das – Letzte vom Tag

SELBST ERNANNTER KÖNIG VON DEUTSCHLAND

7.) Anklage wegen illegaler Krankenversicherung

DESSAU-ROSSLAU | Ein selbst ernannter König von Deutschland soll jahrelang illegal eine eigene Krankenversicherung betrieben und damit etwa 360.000 Euro eingenommen haben.

TAZ

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Hinweise nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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