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Archiv für Mai 6th, 2014

Vorsicht, Problemanwalt !

Erstellt von Redaktion am 6. Mai 2014

Vorsicht, Problemanwalt!

Wer wollte es uns verübeln, dass wir uns diesen Aufruf in der Überschrift des später folgenden Artikel anschließen werden? Ja, wir gehen noch weiter und fordern, diesen Damen und Herren die Niederlassungslizenzen zu entziehen oder noch besser, bei mangelhafter Qualifikation erst gar keine zu erteilen. Die Forderung einer Einführung „berufsethischer Regeln“ geht wohl ein wenig am Problem vorbei, Da die Gier nach Geld durch geringen Aufwand keine Ethik kennt.

Nicht umsonst wird gerade die Politik von diesen Möchtegernen überschwemmt. Mehr „schlecht als recht“ wäre hier wohl der richtige Ausdruck um diese Rechtsverdreher mit den sich selbst zu Doktoren erhebenden politischen Hochstaplern in die gleiche Rangliste einzuordnen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt möchten wir meinen, aber in der Politik ordnet sich einfach alles unter dem Parteiproporz ein. Viele Politiker geben sich nicht nur als Narren, sondern haben anscheinend das Privileg als solche zu agieren.

Da passt schon vieles zusammen wenn hier „Berufsanfänger“ als problematisch genannt werden. Wie lange wird denen das Recht auf Anfänger mit allen ihren Fehlern zugebilligt? So wie die Politiker in der Partei DIE LINKE welche diesen Status erst verlieren wenn sie in diesem Land alles zersägt haben? Als besonderer Geck der LINKEN sollte hier auch angemerkt werden das sich diese herausnehmen eine Anwältin mit 20 jähriger Stasi Erfahrung in die Schiedskommission zu wählen, welche dann noch Vorsätzlich in Verbindung mit einen amtierenden Richter Deutscher Gerichte, Demokraten einer sich demokratisch nennenden Partei verweist.

In einem Staat, welchem sehr viel daran gelegen ist sich international als Rechtsstaat zu bezeichnen ist es möglich geltendes Grundgesetz mit Füßen zu treten und alles erstarrt zu respektvollen Schweigen. Das alles geschieht und wir haben es wie folgt formuliert: Verblendete Fanatiker haben Angst um ihre Meinungshoheit innerhalb eines Rechtsstaates und erhalten Unterstützung von willigen Juristen welche wohl sonst am Hungertuch nagen müssten, da sie in ihren Beruf keine Anerkennung finden.

Vorsicht, Problemanwalt!

Autor Joachim Wagner warnt vor Anwälten, die ihr Handwerk nicht beherrschen und keine Skrupel haben. Er fordert „berufsethische Regeln“ ein.

Rechtsanwälte sind oft mehr Problem als Hilfe. Zu diesem Schluss kommt der NDR-Journalist Joachim Wagner in seinem Buch „Vorsicht Rechtsanwalt“, das er am Montag im ARD-Hauptstadt-Studio vorstellte. Problemanwälte böten nicht nur schlechte Leistung für ihre Mandanten, so Wagner, sondern plünderten auch den Staat und die Rechtschutzversicherungen.

Der NDR-Mann warnt dabei vor Einzelanwälten ohne Spezialisierung, die alles anbieten und nichts richtig können. Problematisch seien auch Berufsanfänger mit schlechten Noten, die Anwalt werden mussten, weil alle anderen juristischen Berufe versperrt sind. „Höchstes Risiko“ bestehe aber bei Spezialisten, die sich aus wirtschaftlicher Not auf Felder wagten, von denen sie nichts verstünden.

Wagner stützt sich bei seiner Streitschrift auf unzählige Interviews, die er mit Anwälten und Richtern geführt hat. So besteht laut Hartmut Kilger, Expräsident des Deutschen Anwaltvereins, bei „rund einem Drittel der Anwälte das Risiko, qualitativ schlecht beraten zu werden“.

Überraschender Befund Wagners: Selbst bei „Fachanwälten“ könne man sich nicht auf gute Qualität verlassen. Zu leicht seien deren Prüfungsklausuren, die an privaten Instituten vorbereitet und geschrieben werden. Und bei den fachspezifischen Arbeitsproben, mit denen ein Fachanwalt seine Erfahrung nachweise, komme es nur auf die Zahl an, nicht auf deren Fehlerlosigkeit.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Oxfordian Kissuth

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Beuermanns Blick auf die Linke

Erstellt von Redaktion am 6. Mai 2014

Bärbel Beuermann will sich aktiv in die SPD einbringen

2. Parlamentariertag der LINKEN, 16.17.2.12 in Kiel (3).jpg

Schnell weg von diesem Linken Haus

Da war da auch noch ein Interview am Samstag in der WAZ und es gibt sicherlich nicht viele Bürger welche sich am Freitag die Zeit für ein Interview nehmen. Besonders die Lehrerinnen und Lehrer nicht wenn am Mittag das Wochenende beginnt? Aber natürlich Bärbel Beuermann kann das.

Und bewegen will sie natürlich auch vieles in ihrer neuen SPD. Vielleicht alles das, was sich in der Linken nicht bewegen ließ? Nebenbei, soviel war dort doch gar nicht, waren doch die meisten Mitglieder schon weggelaufen, aus der Partei – vielleicht wegen Beuermann? Denn wenn sich eine komplette Fraktion bestehend aus fünf Personen im Stadtrat auflöst, bis auf Eine, tragen für gewöhnlich auch alle Mitglieder ihr Päckchen Verantwortung für diesen Zerfall.

Gab es doch von Beginn an Proteste und Unverständnis darüber, neben dem Mandat im Landtag auch unbedingt im Stadtrat noch aktiv zu sein. So etwas hinterlässt dann immer den Eindruck von Gier, des nicht genug bekommen können. Ist man doch nicht einmal bereit neben dieses Mandat einer  Großverdienerin im Landtag auf den, einer Portokasse vergleichbaren Betrag im Stadtrat zu Gunsten einer Mitbewerberin zu verzichten. Und das ausgerechnet in einer Partei welche  den Sozialismus als Zielsetzung vorgibt?

Mag es in der Herner SPD vielleicht noch weniger, in naher Zukunft, MandatsbewerberInnen geben als in der LINKEN? Oder halten Seilschaften, da älter noch stärker. Als Beispiele seien hier die Damen Schröder in Niedersachsen oder Müntefering aufgeführt.  Spricht doch die SPD gerne vom Verhältniswahlrecht? Aber dieses sollte auch fairerweise geschrieben werden, Gründe für einen Parteiwechsel gibt es viele, und für gewöhnlich sind es am wenigsten die, welche in der Presse genannt werden.

Vielleicht aber entpuppt sie sich ja auch eines Tages als eine Gesandte, eine Botschafterin der LINKEN um die Übernahme, na vielleicht nicht ganz, aber zumindest das Zusammengehen zu einer Koalition in einer Regierung vorzubereiten? Was ja auch den späten Übertritt, nach der Mandatsverteilung erklärbar macht, würde sie doch in solch einen Fall von Berlin fürstlich bezahlt werden. Zwei Gehälter der Stasi, jeden Monat. Gut das die „roten Socken“ in NRW das noch nicht geschnallt haben, aber die sind ja schon immer etwas langsamer gewesen.

Wo sie doch schon einmal Erfahrungen in der Fertigung für Vereinigungspapiere gesammelt hat. Ist nur zu hoffen, dass dann die Papiere zwischen der Linken und der SPD mehr Wert sind als die in NRW zwischen der PDS und WASG. Das heißt, das Papier hält wohl, aber nicht den Zerfall auf. Denn viel Glück scheint sie in ihrer bisherigen Arbeit nicht nachweisen können. Der Stadtrat, der Landtag, die Partei, alles das, woran sie Anteil hatte, löst sich eher oder später in Wohlgefallen auf.

So können wir ihr zum Schluss nur Hals und Beinbruch wünschen. Und keine Sorge unserer Wunsch geht nie in Erfüllung, auch bei Merkel nicht. Oder vielleicht nur ein ganz klein wenig, im letzten Winter. Na und der SPD braucht nichts gewünscht zu werden. Eine Partei welche Schröder, Müntefering und Gabriel übersteht, wird auch Beuermann verkraften. Ganz im Notfall wird eben Helmut Schmidt wieder an Bord genommen.

Bärbel Beuermann will sich aktiv in die SPD einbringen

Wenn sie von ihrer neuen Partei gefragt wird, möchte die ehemalige Fraktionschefin der Linken im Landtag ihr Fachwissen nutzen, sagt sie im WAZ-Interview. Ein erneutes Ratsmandat habe sie nicht angestrebt.

In dieser Woche trat Bärbel Beuermann, die ehemalige Fraktionsvorsitzende von Die Linke im Landtag von Nordrhein-Westfalen, zur SPD über. Darüber sprach die WAZ mit der 58-jährigen Hernerin.

Vor einem halben Jahr sind Sie noch als Bundestagskandidatin für Die Linke in Recklinghausen in den Bundestagswahlkampf gezogen. Nun sind Sie zur SPD übergetreten. Wie passt das zusammen?

Beuermann: Ich bin vor den Bundestagswahlen Mitglied von Die Linke gewesen. Genossen aus Recklinghausen haben mich gefragt und gebeten, als Bundestagskandidatin zu kandidieren.

Sie sind ehemalige PDS-Frau, waren zuletzt Stadtverordnete der Linken in Herne. Zu wie viel Prozent passen Ihre politischen Überzeugungen zur SPD?

Gestatten Sie mir einen kleinen Hinweis: Die Linke ist aus dem Zusammenschluss von PDS und WASG hervorgegangen. Ich bin Mitglied der Arbeitsgruppe gewesen, die die Vereinigungspapiere auf Landesebene erarbeitet hat. Aus linker Sicht gibt es Schnittmengen, aber auch Differenzen mit der SPD – wichtig ist es doch gerade auf kommunaler Ebene, welche Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden können.

Quelle: WAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle   :   Bärbel Beuermann, Fraktionschefin der Linken in NRW, dankt dem Koordinator der Fraktionsvorsitzendenkonferenz, Gernot Klemm, für dessen Arbeit beim Aufbau der Fraktion in Düsseldorf. Parlamentariertag der LINKEN in Kiel Abgeordnete aus Fraktionen von Landtagen und dem Bundestag treffen sich im Rahmen der Fraktionsvorsitzendenkonferenz der Linken in Kiel


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Europa und die rechte Versuchung

Erstellt von Redaktion am 6. Mai 2014

Eurokrise heißt (noch) nicht EU-Krise

EU – Alle politischen Narren auf einem Schiff

Autor: Albrecht von Lucke

Einen Kollateralnutzen hat der anhaltende Konflikt um die Ukraine bereits: Von der Notwendigkeit einer „neuen Erzählung“ für die Europäische Union ist heute nicht mehr die Rede. Eben noch schien die große alte Erzählung – die EU als eine Frage von Krieg und Frieden – ausgedient zu haben. Doch mit der Krimkrise wird die Erinnerung an inzwischen fast 70 Jahre in Frieden und Freiheit in Westeuropa reaktiviert. Plötzlich verlieren selbst vermeintlich historische Debatten, wie jene um die 100. Wiederkehr des Ersten Weltkriegs, ihren bloß historischen Charakter, werden erstaunlich widersprüchliche Analogien hergestellt: Einerseits wird Russland mit dem österreich-ungarischen Imperium, dem Habsburger „Völkergefängnis“ von 1914 verglichen – ermattet, bedrängt und am Rande der Auflösung. Andererseits wird an das fatale Appeasement des Westens gegenüber der deutschen Einverleibung des Sudetenlands erinnert. Allerdings wird dabei meist unterschlagen, dass es sich bei Hitler 1938 um einem längst zum Weltkrieg entschlossenen Diktator handelte, wovon man im Falle Putins, bei aller berechtigten Kritik an seiner Annexionspolitik, dann wohl doch nicht wird ausgehen müssen.

In jedem Fall erleben derzeit die Europäer, wie der äußere „Feind“ die eigenen Reihen wieder zusammenschweißt: Umso hässlicher Putin, desto heller strahlt die EU. Die Union entdeckt sich wieder als Schicksalsgemeinschaft. „Altes und neues Europa? Diese Einteilung ist Vergangenheit“, jubiliert die „Die Zeit“. Und Joschka Fischer sekundiert: „Vielleicht ist das der Beginn der Vereinigten Staaten von Europa.“

Wenn es denn so wäre! Doch außer einem Übermaß an Erwartung gibt es dafür wenig Anzeichen. Zwar steckt in der Attraktivität der EU als Soft Power in der Tat potentielle Schubkraft für die europäische Integration. Allerdings hat die Sache einen entscheidenden Haken: Damit ist noch kein einziges Problem der Eurounion gelöst.

Eurokrise heißt (noch) nicht EU-Krise

Quelle: Blätter >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Thomas Bühler

Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ lizenziert.

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Hat Josef Joffe auf seinen Laptop gekotzt?

Erstellt von Redaktion am 6. Mai 2014

Über das deutsche TV-Kabarett im Allgemeinen
und „Die Anstalt“ vom 29. April im Besonderen

Claus von Wagner in Ludwigsburg.jpg

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Autor: Reyes Carrillo

Rationalgalerie

Datum: 05. Mai 2014

Ich lebe noch nicht so lange in diesem Land, um mir ein Urteil darüber erlauben zu können, ob es ein wirklich politisch linkes TV-Kabarett (inkl. Systemhinterfragung) hierzulande je gegeben hat. In „meiner“ Zeit jedenfalls nicht. Über peinlichen Karikaturen ihrer selbst wie Mathias Riechling oder schwer Haltungsgeschädigten wie dem Neoliberaliebling und selbsternannten INSM-Botschafter Dieter Nuhr liegt eh das große schwarze, schwere Tuch der kaum steigerbaren Fremdscham. Aber auch Urgesteine aus der seriösen Abteilung wie (der von mir wegen seiner Lebensleistung und vor allem als Mensch hoch geachtete und geschätzte!) Dieter Hildebrandt wusste meiner Wahrnehmung nach kabarettistisch dem schleichenden Gift des entdemokratisierenden, vielschichtig gewalttätigen Neoliberalismus nichts entgegenzusetzen – oder auch, er erkannte diese Gefahr einfach nicht? Seine grundsätzliche Abneigung gegenüber jener Partei links der SPD konnte er ja zudem bis zum Schluss nicht aufgeben.

Mit Urban Priol und Georg Schramm standen dann jedoch mit „Neues aus der Anstalt“ plötzlich ein – vor allem durch Schramms Tiefe dominiertes – erstmals die wirklich dunklen Zeichen und Zusammenhänge der Zeit wahrnehmendes, linkes Kabarett ausgerechnet unter dem ZDF-Label. Da erinnere ich mich gern an einige wunderbare Highlights! Vor allem, wenn noch der starke, linke Baum Volker Pispers mit von der Partie war. Mit dem Weggang Schramms ging’s jedoch bergab. Frank-Markus Barwasser alias Pelzig konnte freilich nicht ansatzweise einen Georg Schramm ersetzen. Ohne dabei unterschlagen zu wollen, dass er in dieser Zeit einige beachtliche Solos und mit seiner „Goldman-Sachs“-Flipchart-Nummer einen jetzt schon als legendär geltenden Höhepunkt hatte. Heute allerdings ist sich Barwasser nicht zu schade, am beliebten, öffentlichen Putin- und Russland-Bashing munter teilzunehmen. Arschloch! Nun, und beim in seinem komödiantischen Stil eigentlich immer sehenswerten Urban Priol schien nach dem Verlust seines genialen Kollegen oft eine kleine Schere hinterm aufgebürsteten Haar zu stecken. Und dann – war Schluss mit dieser Anstalt, die wollten nimmer. Blickt man heute zurück, konnte nichts Besseres passieren.

Dieser ausführliche Abriss war notwendig, um das angemessen würdigen zu können, was Max Uthoff und Claus von Wagner in der neuen, nunmehr besetzten „Anstalt“ auf die Bühne bringen: Linkes, scharfes, wirklich aufklärendes, immer auch systemhinterfragendes – und, wunderbar! – auch wütendes und fantastisch moralisierendes Kabarett! Das ist in dieser Art geradezu sensationell – für hier und heute in diesem Land. Und dann ist da noch eine andere Dimension des Trostes: Dass Georg Schramm, der ja vor Kurzem in aufrechter, erschreckend realistischer Hoffnungslosigkeit und tiefer Desillusion in Rente ging, nun diese vergleichsweise jungen Kollegen mit einer solchen kämpferischen Frische nachfolgen und ein riesiges, imaginäres Trotzdem-Schild in die Luft halten, das ist wunderbar. Und, nicht zuletzt, dass das ZDF Solches ermöglicht (aus welchen Gründen auch immer), das ist diesem seltsamen Regierungssender zu danken!

Gäste diesmal: Alfons, Abdelkarim und Konstantin Wecker. Was auf den ersten Blick in vielerlei Hinsicht nicht zwingend homogen erscheint – ist es auch nicht. Alfons und Abdelkarim jedoch stören nicht nur nicht, sondern sie sind dankenswerterweise in die Bühnenshow so integriert, dass echte Brüche ausbleiben. Bonmot von Abdelkarim „Ich find’ das gut, dass Putin und Russland jetzt die Bösen sind. So hab’ ich als Moslem mal ’ne kleine Verschnaufpause!“. Und Konstantin Wecker muss bis zum fulminanten Finale mit Konstantin Wecker den running gag am Leben halten, einfach nicht, so sehr es ihn auch drängt, an den Flügel gelassen zu werden. Eine der Begründungen: „Ach wissen Sie, Herr Wecker, diese engagierten Lieder, ja, die hatten in den 80er-Jahren durchaus ihre Berechtigung, aber heute…“. „Zu pathetisch?“, fragt Wecker. „Ja“.

Thema der Sendung sollte eigentlich Europa sein, aber das gelang aus zwei gegensätzlichen Gründen nicht. Der positive Grund: Der Ukraine-Krise mit allen ihren Lügen, inszenierten Feindbildern und willfähriger, bellizistischer Journaille war ein geradezu traumhaft aufbereiteter etwa gleichgroßer Block wie Europa gewidmet. Auf der anderen Seite wurden fast singulär die katastrophalen Auswirkungen auf die südlichen Mitgliedsländer thematisiert, nicht aber die Hintergründe dieser vor allem von Deutschland forcierten Politik. Da half auch das schöne Bild nichts, wenn Konstantin Wecker als siecher Kranker auf einer Bahre liegend auf die Bühne gefahren wurde und ihm Abdelkarim hinter einem Paravent als Chirurg mit dem blutigen Beil noch die Gliedmaßen abhackte.
Der nun Verblichene wurde dann mit einer griechischen Fahne zugedeckt. Schwitz! Welch Symbolik! Auch noch zwei weitere Szenarien zu Europa vermochten kaum Licht in das gewollt herbeimanipulierte Dunkel des Ursache-Wirkungs-Prinzips dieser skandalösen Politik zu bringen. Schade.
Ganz anders jedoch beim schon angesprochenen Thema Ukraine mit all seinen widerwärtigen Facetten! Zunächst liest der sprachmächtige Jurist Uthoff (auch in der dritten Sendung noch etwas nervös wirkend) in seinem Solo vor allem der deutschen Außenpolitik und ihren Feindbildern die Leviten. Dabei neu: diese ungewohnte Schärfe. Gut, Spargel Uthoff wirkt natürlich nicht unbedingt angsteinflössend, wenn er sich dann mit fixierendem Blick direkt in die Kamera an Steinmeier persönlich wendet: „Jetzt hör’ mal zu, du Bundes-Uhu…!“, aber er tut es und sagt sowas und man glaubt ihm seine Wut. Und wenig später hat Claus von Wagner, der zehn Jahre Jüngere und doch irgendwie ausgebuffter Wirkende seinen furiosen, pelzigesken Auftritt: Wieder wird eine Schautafel auf die Bühne gerollt, die es in sich haben soll. Auf dem oberen Drittel sind so gut wie alle relevanten transatlantischen Lobbyorganisationen aufgeführt („Atlantik-Brücke“, „Aspen-Institute“, „Münchner Sicherheitskonferenz“, „The German Marshall Fund of the United States“ usw. usf.) und im unteren Drittel sieht man u.a. die Visagen von (den „NATO-Verstehern“) Josef Joffe (Die Zeit), Stefan Kornelius (Süddeutsche), Nonnenmacher, Frankenberger (FAZ) usw. Das mittlere Drittel ist – noch abgeklebt. Schließlich reißt von Wagner diesen Teil frei – und sichtbar wird das dicht gehäkelte Verbindungsnetzwerk, das genannte Journalisten zu diesen Lobbyorganisationen in serviler, inniger Verbundenheit unterhalten. (Ohne die Untersuchungen von Uwe Krüger wäre diese Aufklärungsarbeit sicher nicht so detailliert möglich gewesen. Buch: Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse.)
Uthoff danach resümierend: „Dann sind also diese ganzen Zeitungen eigentlich nur die Lokalausgaben der NATO-Pressestelle!“. Von Wagner: „Das haben jetzt Sie gesagt!“. Im Nachsatz: „Aber Sie haben es schön gesagt!“.
Das Finale rückt näher. Von Wagner zündet eine Kerze an und sagt mit Sentiment in der Stimme: „Für eine Lichterkette für den Frieden.“ Uthoff macht es ihm nach. Von Wagner: „Sie auch? Ich hab’ schon immer gedacht: Im Innern sind Sie ein Softie!“. Der: „Quatsch! Aber alles, was Josef Joffe dazu bringt, auf seinen Laptop zu kotzen, da bin ich dabei!“. (Und alles, was ich – u.a. – in einem guten Kabarett brauche, sind Sätze wie dieser.)
Es wird still. Von Wagner, mit der Kerze in der Hand: „Irgendwas fehlt hier…“. „Vielleicht ein bisschen Pathos?“, fragt eine Stimme aus dem Hintergrund. – Konstantin Wecker hat seinen Auftritt. Was dazu sagen? Gänsehaut pur. Wecker spricht zu seinem Willi ins Grab und kotzt all das heraus, was jedem und jeder an dieser Zeit, an diesem Land, an dieser Welt Verdurstenden wie süßer Wein die Gurgel bis tief hinab in die Seele rinnt und für Momente jenes großartige, vor allem in Deutschland schon längst vergessen geglaubte Gefühl zurückbringt: Das wunderbare Pathos des gemeinsamen Auflehnens, des Kampfes um den Frieden, des Kampfes um eine bessere Welt! Und sich dies vor allem voller Stolz zu trauen, dieses Pathos als wunderbares Pathos zu bejahen und, selbstverständlich, sich in diesen Kontexten auch als guten Menschen zu begreifen, dies also alles als Speisung und Trank des Menschseins zu erfahren im Bewusstsein davon, wie viel weiter weg denn je all diese Ziele liegen und wie lächerlich moralisch und gutmenschlerisch solches auf den „modernen Menschen“ wirkt. Scheiß’ doch drauf! Lasst in der Zeit des neuen Kriegsgeheuls in Europa, lasst in Zeiten des Homo Oeconomicus pathetische Gutmenschen auf den Strassen in Massen um uns sein!

Die Frankfurter Rundschau war übrigens die einzige (!) im Netz zu findende Stelle, die diese „Anstalt“-Sendung einer Besprechung für würdig befand. Ansonsten wurde sie tot geschwiegen. Freilich kein Wunder.
Kritiker Daland Segler rezipierte nach einigem Lob für Uthoff und von Wagner Konstantin Weckers Auftritt allerdings so: Konstantin Wecker „wärmte seinen „Willy“ auf und wurde so schrecklich moralisch und mit seinem Appell, wieder massenhaft zu demonstrieren, irgendwie auch so vorgestrig, dass diese Ausgabe des Kabaretts statt mit Gelächter eher trist endete.“
Wenn Sätze aus Scham rot werden könnten vor ihrem angepassten Zeitgeist-Kotau, dann dieser. Ach ja, und die Tristesse: Die war in Wahrheit ein orkanartiger Applaus. Da muss unser Freund Daland wohl kurz auf dem Klo gewesen sein.


Grafikquelle :   Cabarettist   –  Claus von Wagner

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DL – Tagesticker 06.05.14

Erstellt von Redaktion am 6. Mai 2014

Direkt eingeflogen mit unserem Hubschrappschrapp

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1.) Die Friedensbewegung trifft sich montags

Der Attac-Aktivist Pedram Shahyar erklärt, warum er an den viel kritisierten neuen Montagsdemos trotzdem teilnimmt

Neues Deutschland

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2.) DIE LINKE: nur Schlamperei?

Berlin: Bundestag | Wer sich bei der Bundespartei DIE LINKE über die Bundeswehr und ihre Auslandseinsätze informieren will, erhält nicht wirklich verlässliche Informationen.

Lokalkompass

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3.) Der Integrationshelfer

Bernd Riexinger wird wohl nie jemand sein, der die Massen bewegt. Dennoch ist der Vorsitzende der Linken ein Glücksfall für seine Partei. Seit er und Katja Kipping an ihrer Spitze stehen, scheint die Gefahr der Selbstzerstörung gebannt.

Berliner Zeitung

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4.) Wahlkampf der unfeinen Art:

In Reckenfeld haben Unbekannte in der Nacht von Freitag auf Samstag in Reckenfeld alle rund 40 Plakate der Partei „Die Linke“ abgerissen oder zerstört.

Westfälische Nachrichten

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5.) Gabriel greift Freihandelskritiker an

TTIP I Der Minister fordert mehr Transparenz, fände Abbruch der Verhandlungen aber „nicht besonders klug“

TAZ

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6.) Merkels außenpolitische Irrlichter

Die von CSU-Vize Gauweiler ausgelöste Debatte um den Ukraine-Einsatz von Militärbeobachtern wirft ein Schlaglicht auf die Außenpolitik der Union. Von einer klaren Linie ist man weit entfernt. Hinter der Kanzlerin bietet die Union ein irritierendes Bild.

Der Spiegel

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Der, Die, Das – Letzte vom Tag

Der Abgeordnete als Lobbyist

7.) „Mit Henke sitzt die Bundesärztekammer immer mit am Tisch“

Der CDU-Abgeordnete Rudolf Henke bereitet als Vizevorsitzender im Gesundheitsausschuss manchen Kollegen arge Bauchschmerzen: Der Ärztefunktionär gilt als ganz besonders einflussreicher Lobbyist.

Der Tagesspiegel

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Hinweise nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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