Die Gräber im Mittelmeer
Erstellt von Redaktion am 18. Januar 2012
Die „Costa Concordia“
Ein angeblicher Verursacher der im Mittelmeer verunglückten „Costa Concordia“, einem modernen Kreuzfahrtschiff, wurde schnell gefunden und vorsorglich erst einmal unter Arrest genommen. Für 4200 Reisende endete der Urlaub auf einem Luxusschiff in einem Desaster. Eine Katastrophe für die sie zwischen 2000 und 6000 Euro, oder auch noch mehr bezahlen mussten. Ein Drama für die illusteren Gäste welches sie vielleicht einem Menschen zu verdanken haben, welchem die „egozentrische Sucht nach Aufmerksamkeit“ wohl wichtiger war als die Sicherheit der ihm vertrauenden Gäste. Ein Unglück welchem scheinbar auch die Reichen dieser Welt nicht aus dem Weg gehen können.
Ähnliches wurde jetzt aus der abgelegenen Afar-Region im Nordosten Äthiopiens gemeldet. Dort wurde eine Reisegruppe angegriffen wobei nach hören sagen fünf Menschen getötet wurden. Ebenfalls wird gemeldet das dort einige Personen nach Eritrea verschleppt worden seien sollen. Ein Unternehmen aus Dresden soll diese, ebenfalls Luxus-Reise organisiert haben.
Auffällig bei den sich gleichenden Vorkommnissen: wir, die Bürger wurden durch die Medien auf das ausführlichste informiert. Der augenscheinliche Grund für diese Informationsflut: Es waren Deutsche Bürger beteiligt was in jeder Nachrichtenmeldung besonders betont wird. Bei dem Schiffsunglück steht die Anzahl der deutschen Toten noch aus, da der Verbleib vieler Vermisster noch ungewiss ist. Aus Äthiopien wurden zwei deutsche Tote und zwei deutsche Verschleppte gemeldet. Über die anderen Toten, Menschen zweiter oder dritter Klasse ? gibt es wenig oder gar nichts zu hören.
Fängt mit ein paar deutschen Luxustoten der Nationalismus an? Nach dem in Europa wieder Deutsch gesprochen und in Menden/Sauerland die Südländer als zu faul diskriminiert wurden, sicher nur weitere Pflastersteine für die Straße der Sarrazinisten auf welche unsere Regierung schon lange marschiert.
Über die vielen weiteren Schiffsunglücke bei denen keine deutschen Tote zu beklagen sind, wird sehr wenig oder erst gar nicht berichtigt. Das sind auch keine Luxustouristen, haben aber mit Sicherheit nach den Umständen in ihren Heimatländern gerechnet, weitaus mehr für ihre Fahrt bezahlt. Es sind Flüchtlinge welche sich von Europa die Menschenwürde erhoffen, welche ihnen in ihrer Heimat versagt wird. Auch sind es Menschen welche der Frontex, einer europäischen Streitmacht zur Grenzsicherung in Übersee, durch die Netze schlüpfen konnten. In den Augen unserer Machtdespoten Menschen der dritten oder vierten Klasse. Untermenschen?
Hier eine kleine Auflistung von Schiffskatastrophen im Mittelmeer
Die schlimmsten Schiffsunglücke im Mittelmeer seit 2006:
1: 28. April 2011: Flüchtlingsboot aus Libyen erleidet Schiffbruch auf dem Weg nach Lampedusa, 320 Passagiere verschollen.
2: 3. April 2011: Flüchtlingsboot aus Libyen erleidet Schiffbruch kurz nach der Abfahrt. 68 Leichen am Strand von Tripolis angespült, 250 Passagiere verschollen.
3: 2. Juni 2011: Havariertes Boot mit über 700 Flüchtlingen vor Kerkennah (Tunesien) kentert während der Rettung. 2 Leichen geborgen, 270 Passagiere vermisst.
4: 7. April 2011: Flüchtlingsboot bricht während Rettung vor Lampedusa auseinander und sinkt. 213 Passagiere verschollen.
5: 29. März 2009: Flüchtlingsboot sinkt drei Stunden nach Abfahrt aus Tripolis. 20 Leichen geborgen, 210 Passagiere verschollen.
6: 27. Oktober 2008: Boot mit 200 Flüchtlingen aus Ägypten Richtung Italien verschwindet. Ein Passagier gab noch per Handy SOS, das Boot wurde nie gefunden.
7: 7. Juni 2008: Boot sinkt auf dem Weg von Libyen nach Italien, mindestens 40 Leichen gefunden, über 100 verschollen.
8: 23. September 2008: Boot mit 83 Ägyptern Richtung Griechenland verschwindet nach drei Tagen spurlos.
9: 20. August 2009: Fünf Eritreer, südlich von Lampedusa aus einem Fischkutter gerettet, berichten von 75 über Bord geworfenen Toten während zwanzigtägiger Irrfahrt.
10: 4. August 2008: 75 Somalis vor Libyen verschollen.
11: 29. März 2011: Boot aus Sfax (Tunesien) nach Lampedusa mit 74 Passagieren verschollen.
12: 27. August 2008: Deutscher Frontex-Hubschrauber ortet Schlauchboot südlich von Malta. Gerettete berichten von 70 Toten.
13: 20. März 2009: Boot aus Sfax (Tunesien) kentert. 17 Leichen geborgen, 50 verschollen.
14: 9. Mai 2011: Eritreisches Flüchtlingsboot kreuzt zwei Wochen vor Italien, Nato-Schiffe helfen nicht, 61 der 72 Passagiere sterben.
15: 22. Mai 2007: Boot mit 57 Menschen vor Malta verschollen.
16: 11. Juni 2008: Schiff von Ägypten nach Griechenland sinkt. 51 verschollen. Einer hatte SOS abgegeben.
17: 10. Mai 2008: Boot sinkt vor Teboulba (Tunesien). Drei Leichen geborgen, 47 vermisst.
18: 19. August 2006: Italienische Marine versenkt Flüchtlingsboot vor Lampedusa bei der Rettung. 10 Tote, 40 vermisst.
19: 9. Oktober 2008: Boot aus Keitra (Tunesien) kentert. Eine Leiche an Strand angeschwemmt, 48 verschollen.
20: 6. Mai 2011: Boot mit 600 Flüchtlingen kentert vor Tripolis, 48 Tote.
(Quelle: „Fortress Europe“, TAZ)
…
28: 13. Januar 2012: Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ havariert vor Italien. Bisher 11 Tote, 29 vermisst.
Es ist sicher richtig wenn sich Passagiere der „Costa Concordia“ über Pannen, Schlampereien und menschliche Dramen beklagen. Um die Toten und Überlebenden kümmert sich eilfertig das Außenministerium unter der Leitung eines im Fernsehen auftretenden Westerwelle. „Wir machen alles um unseren „Mitbürgern“, welche ja auch Wähler sind, zu helfen.
Aber auch die tausende von Hinterbliebenen und Opfer der Festung Europa verdienen es Beachtung zu finden. Aber diese sind weder Bürger noch Wähler sondern in den Augen unserer Herrenmenschen einfach nur Menschen zweiter oder dritter Klasse, wenn denn überhaupt. Ein jeder Toter ist ein Toter zu viel. Laut unseren Grundgesetz ist kein Mensch gleicher als der Andere, egal ob der von einen Luxuskreuzer oder von einen Fischkutter. So steht es auf Papier geschrieben. Vielleicht lernen aber Politiker irgendwann das Lesen. Zumindest die Hoffnung sollten wir nicht aufgeben.
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Grafikquelle : Collision of Costa Concordia
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Author | Rvongher |
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