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Gedanken über den Koran

Erstellt von Redaktion am Freitag 14. Juli 2017

Ist der Koran ein Buch  der Gewalt?

File:Meczet w Kruszynianach Koran modlitewnik i subha.jpg

Autor Houssam Hamade

(Heute Morgen am 13.7. ist mein Text „Ist der Koran ein Buch der Gewalt?“ in der Cicero erschienen. Darin versuche ich zu zeigen, dass der Koran in Fragen der Gewalt auf verschiedene Weisen ausgelegt werden kann. Ich war dabei recht gründlich, verständlicherweise hat die Cicero den Text aber gekürzt. Da ich aber vermeiden möchte Islamhassern Vorlagen zu geben, stelle ich mit der freundlichen Erlaubnis der Cicero hier auch noch die ungekürzte Version online. )

Islam und Fußball haben eines gemeinsam: Die vielen Experten. Den Fußball macht das gerade interessant. Islamkritik dagegen, die auf Halbwissen beruht, ist ein Problem, weil die darin enthaltenen Lücken und Ungenauigkeiten mit Projektionen gefüllt werden –düstere Bilder, die mehr mit uns selbst zu tun haben, als mit der Sache selbst. Beispielhaft zeigt sich das in einem Youtube-Video, in dem ein Passant sich vor einen Stand irgendwo in Deutschland stellt, an dem Koranausgaben verteilt wurden. Der Passant wiederholt  immer wieder ganz erregt, dass der Koran „das Buch des Bösen“ sei. „Das“ Buch des Bösen, heißt, es ist das Böse schlechthin. Es gibt nichts Schlimmeres. Ähnlich sieht es Integrationspreisträgerin Heidemarie Mund am Rande einer Pegida-Demonstration, wo sie wörtlich behauptet, der Koran sei „gleichzusetzen mit dem Hitler sein ‚Mein Kampf‘”. Wer Koran und Gewalt googlet, findet hunderte Artikel und Blogs, die mit viel Eifer behaupten, der Koran sei ein Buch der Gewalt. Die Vorstellung, der Islam fordere per se Gewalt ein, er sei gar faschistisch, ist weit verbreitet. 57 Prozent der Deutschen sehen ihn als Bedrohung an.

Marginalisierung von Muslimen

Prinzipiell ist kritisches Denken sehr zu begrüßen. Selbstverständlich gilt das auch in Bezug auf den Islam. Wie der Politikwissenschaftler Floris Biskamp ausführt, kann Kritik eine befreiende Wirkung haben, denn sie kann dazu beitragen, dass wir unsere Einstellungen hinterfragen, um diejenigen dieser Einstellungen loszuwerden, die letztendlich menschenfeindlich sind. Das gilt aber nur unter bestimmten Umständen. Manchmal bewirkt Kritik das Gegenteil: Eine Gruppe oder ein Mensch wird marginalisiert und bedrängt.

„Kritik“ an anderen kann dazu dienen, die eigene Gruppe zu vereinen und Selbstkritik abzuwehren. Als schlecht gelten dann immer die Anderen. Sie sind das Schwarz, das unser Weiß heller scheinen lässt. Und die Idee, der Islam sei eine Religion der Gewalt, ob sie wahr ist oder nicht, erzeugt eine tiefgreifende und messbare Stigmatisierung der Muslime oder derjenigen, die muslimisiert, die also überhaupt erst in die Rolle des muslimisch seins gedrängt werden. Männlichen Muslimen wird so unterstellt, dass sie rückständig und aggressiv seien, Musliminnen hätten angeblich kein Rückgrat und die würden die Logik ihrer Unterdrücker verinnerlichen. An dieser Marginalisierung ändert auch die Behauptung nichts, die Kritik des Islam könne getrennt von der Kritik an Muslimen gedacht werden, wie auch der Champion der deutschen Islamkritik (und der ungenauen Analyse) Hamad Abdel-Samad argumentiert. Analog ließe sich dann auch sagen, wer gegen Faschismus sei, müsse Faschisten nicht unbedingt ablehnen. Das kann nicht überzeugen.

Wenden Muslime öfter Gewalt an?

Weltweit leben 1,5 Milliarden Muslime. Ein Viertel der Menschheit. Würden diese alle einer gewaltverherrlichenden Ideologie folgen, wäre unsere Welt eine andere. Sie stünde vollständig in Flammen. Und das tut sie, trotz allem Bauchgefühl nicht. Das beantwortet allerdings nicht die Frage, ob Muslime öfter in gewalttätige Konflikte sind als Angehörige anderer Religionen.

Der Forscher Jonathan Fox untersuchte diese Frage an Hand von Daten aus dem Zeitraum von 1965 bis 2001. Fox stellt fest, dass Muslime gerade seit den 1990ern durchschnittlich öfter an Konflikten beteiligt sind. Allerdings sind diese Zahlen deutlich weniger eindeutig, wie gemeinhin angenommen wird. In absoluten Zahlen sind außerdem christliche Gruppen öfter in bewaffnete Konflikte verwickelt als Muslime. Auffällig seien außerdem starke Schwankungen der Gewalt. Das Problem ist, dass sehr viele Faktoren eine Rolle spielen: Geopolitik, Wirtschaft, Geschichte, soziale Faktoren. Auch Fox stellt fest, dass Religion alleine diese Unterschiede nicht annähernd erklären könnten.

Auch lässt sich feststellen, dass der Jihadismus Interpretationen der islamischen Schriften folgt, die im 20ten Jahrhundert unter anderem vom Theoretiker Sayyid Qutb entwickelt wurden  und einen massiven Bruch mit den bisherigen islamischen Traditionen bedeutet.  Totalitäre Gruppen wie Daesh oder Boko Haram finden hier auch ihre theoretischen Ursprünge.

Das Ganze ist also deutlich komplexer, als es vielen Islamkritikern scheint. In Deutschland leben über vier Millionen Muslime. Dennoch ist die Anzahl der Gewaltakte, die durch Rechtsextreme verübt wurden, um ein Vielfaches höher als die durch Islamisten. Das soll nichts relativieren. Die Verbrechen durch totalitäre islamistische Gruppen sind besonders blutrünstig. Diese müssen bekämpft werden, das steht nicht in Frage. In Frage steht auch nicht, dass manche Auslegungen des Islam sowohl sehr wirkmächtig wie autoritär und teils menschenfeindlich sind. Der Iran und Saudi-Arabien sind dafür leuchtende Beispiele. Fakt ist aber auch, dass sich derzeit eben nicht ein Großteil der Muslime auf einer Mission befindet, nach Faschistenart die Welt mit Gewalt und Gleichschaltung zu überziehen. So stark kann die brutalisierende Kraft des Islam also nicht sein. Der Vorwurf der übermäßigen Vereinfachung und Faktenblindheit kann sich aber auch auf die Gegenseite richten: Dazu gehören Autoren wie Jürgen Todenhöfer, die den Islam völlig unkritisch sehen und ihn idealisieren.

Was sagt der Koran dazu?

Das Gegenmittel für Halbwissen ist Präzision. Was zeigt ein genauer Blick in den Koran, der zentralen Schrift des Islam? Wenn der Koran ein Manifest der Gewalt ist, müssten sich doch darin eindeutige, nicht verhandelbare Worte finden lassen.

Beispielsweise heißt es in Sure 9 Vers 5: „Und bekämpft die Polytheisten, wo ihr sie findet!“. Sure 2 Vers 216 besagt: „Es ist euch vorgeschrieben, zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist.” Auch Sure 2 Vers 191 fordert: “Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten!”

Diese Sätze scheinen eindeutig.

Quelle :  Houssam Hamade   >>>>>  weiterlesen

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Source Own work
Author Polimerek

 

6 Kommentare zu “Gedanken über den Koran”

  1. O. Liebknecht sagt:

    Sure 2 Vers 191:
    „Und erschlagt die Ungläubigen wo immer Ihr sie findet und vertreibt sie von wo sie Euch vertrieben haben…“

    Ich, der ich überzeugter Ungläubiger bin, muß mich also darauf verlassen daß mein Gegenüber das Ganze locker sieht als der Prophet es verkündet hat.

    Sorry, daß ich als überzeugter Ungläubiger mich da nicht so ganz wohl fühle.

  2. O. Liebknecht sagt:

    LOCKERER – statt locker….

  3. Roso sagt:

    Woher weißt du denn so genau, wie locker oder unlocker es der Prophet gemeint hat? Außerdem: Siehst du es nicht so? Wenn du vertreiben wirst und bedrohst, würdest du keine Gewalt anwenden? Ich frag nur.

  4. Exespenhainer sagt:

    #3Derjenige Ungläubige, der erschlagen wird, wird es egal sein, ob der totschlagende Gläubige das Erschlagen locker oder unlocker angeht. Die Aufforderung im zitierten Vers ist jedenfalls eindeutig. Hat mit Vertriebensein nix zu tun. Im Gegenteil, schon wenige Jahre nach dem Tod des sog. Propheten war Jerusalem erobert und in der Mitte des folgenden Jahrhunderts bei Tours und Poitiers, sowie im nächsten Jahrtausend 2x vor Wien konnte die Islamisierung Europas jeweils knapp verhindert werden.

  5. [bremer] sagt:

    Keine Religion ist per se gewalttätiger als eine andere. Genauso falsch wäre es z.B. von radikalen Hindus oder militanten christlichen Abtreibungsgegnern (in den USA) auf deren Religion zu schließen.

    Es sind eher okkulte Praktiken von Religionen (z.B. Beten nach Mekka, wieso nicht Sankt-Peter-Ording?) von Religionen, die mich zum Ungläubigen machen.

  6. O. Liebknecht sagt:

    #3: – sag mal, möglich daß Du in den letzten 1500 Jahren irgendwie den Kopf im Sand hattest? Und Lesekompetenz mal als nicht mehr so wichtig erachtest?????
    Mein Kommentar mit dem „lockerer“ bezog sich nicht auf den „Propheten“ sondern auf die Spinner die heute noch meinen man müßte dieses Buch ernst nehmen. Leider gibt es viel zu viele die es eben NICHT locker sehen und schon mit geschärften Messern oder geklauten LkW drauf warten ihm gefallen zu können. Dumm nur, wenn es hinterher mit dem Paradies nicht so klappt und es keine 72 Jungfrauen sind (wobei bumsen mit Jungfrauen nun wirklich keinen Spaß macht), sondern nur EINE Jungfrau die dafür schon 72 Jahre alt ist:-))))

    Zum Thema Religion allgemein: wir sind im 21. Jahrhundert. Es gibt mittlerweile sehr ausführliche naturwissenschaftliche Forschungen die genau erklären können warum es Blitz und Donner gibt. Warum mitten im Sommer Hagel vom Himmel fällt. ES BESTEHT ALSO ABSOLUT KEIN BEDARF MEHR AN „HÖHEREN WESEN“!!!! Schon gar nicht an solchen die man mit Menschenopfern gewogen machen muß!!!!!

    #5: Mich macht einfach nur die Fähigkeit zu selbstständigem Denken zum „Ungläubigen“!
    PS: Meine geschiedene Frau ist Ex-Muslima und hatte mich gezwungen den Koran zu lesen. Und so bin ich mit Stolz ein „Ungläubiger“ in Sinne der Kuffar

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