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Erstellt von Redaktion am Donnerstag 11. Dezember 2014

130.000 – Flüchtlinge in Kamerun

.AUS GBITI, TIMANGOLO UND YAOUNDÉ CHRISTIAN JAKOB

„Wir bleiben hier“, sagt Hadjija Abdulaye. Vor neun Monaten floh sie mit ihrer Familie nach Kamerun. Bis heute werden sie von Hilfsorganisationen versorgt, doch deren Gelder werden knapp

Lieutenant Founda hat ihn gewarnt, er warnt alle, die an seinem Wachposten vorbeilaufen, die Uferböschung hinab, das kleine Holzboot besteigen und zurückfahren in den Krieg. Der Soldat steht an dem namenlosen braunen Grenzfluss, es riecht nach Schlamm und totem Fisch. Jetzt, am Mittag, brennt die Sonne auf Gbiti, einen Flecken im äußersten Osten Kameruns, und Founda schwitzt unter seinem grünen Barett. Über ihm weht die Fahne Kameruns, auf der anderen Seite wehen nur ein paar zum Trocknen aufgehängte Hosen. Mehr als ein Jahr ist es her, dass dort, in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), der Bürgerkrieg eskaliert und das Land im Chaos versunken ist. Es ist einer der wohl kompliziertesten Konflikte Afrikas, aber für Founda ist die Sache ganz einfach: „Da sind die Christen, und wenn die Moslems wieder dorthin gehen, dann bringen die sie um“, sagt er und deutet mit dem Kopf auf die Gestalten am anderen Ufer.

Etwa 130.000 Menschen haben sich in den letzten elf Monaten nach Kamerun gerettet. Es waren vor allem Fulbe, muslimische Hirten. Sie flohen vor der Anti-Balaka-Miliz, die gegen die muslimischen Séléka-Rebellen kämpfte, aber auch alle anderen Muslime ermordet hat, die ihr in die Hände fielen. Den Fulbe sind ihre langhornigen Zebu-Rinder Vermögen und Statussymbol. Doch auf der Flucht mussten sie fast alles aufgeben. Immer wieder gehen jetzt einzelne Fulbe zurück, in der Hoffnung, verbliebenes Vieh in den entvölkerten Dörfern zu finden. So wie der Mann, der kürzlich Foundas Warnung ignorierte. Am 16. November kam sein abgeschnittener Kopf mit dem Boot über den Grenzfluss zurück. Es war eine Botschaft der Anti-Balaka an die Flüchtlinge: Kommt ja nicht wieder.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Julien Harneis

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